| Interview der Woche

Konstanze Klosterhalfen: "Der Rekord war auf keinen Fall geplant"

Beim Diamond League-Meeting in Birmingham (Großbritannien) hat sich Konstanze Klosterhalfen am Wochenende ihren ersten deutschen Rekord bei den Frauen geholt. Über die 3.000 Meter lief die 20-Jährige in starken 8:29,89 Minuten als Zweite hinter Sifan Hassan (Niederlande) ins Ziel. Was den Reiz der Distanz für die Leverkusenerin ausmacht und wie sie das verpasste WM-Finale (1.500 m) verarbeitet hat, berichtet sie im Interview.
Pamela Ruprecht

Konstanze Klosterhalfen, woher nehmen Sie nach der langen und ereignisreichen Saison in Ihrem ersten Jahr bei den Erwachsenen noch die Power für einen deutschen Rekord?

Konstanze Klosterhalfen:

Nach der WM war ich erstmal ein bisschen enttäuscht und froh wieder zu Hause zu sein. Aber dann wollte ich unbedingt nochmal laufen und ein schnelles Rennen haben. Und ich hatte in Birmingham dann überhaupt keinen Druck. Ich wollte einfach laufen und schauen, was geht. Ich hatte total Spaß dabei und so ist der Rekord am Ende rausgekommen (lacht).

Wollten Sie nach dem Ausscheiden im 1.500-Meter-Halbfinale bei der WM in London auch nochmal beweisen, was in Ihnen steckt?

Konstanze Klosterhalfen:

Das Gefühl, dass ich etwas beweisen muss, hatte ich nicht. Ich habe in dieser Saison ja schon viele Rennen hinter mir. Aber ich wollte für mich selbst nochmal laufen und habe mir gesagt, wenn es nicht so gut läuft, weiß ich, dass die Saison schon lange geht und sonst kann ich einfach frei laufen. Ich wollte auch noch einmal eine andere Strecke laufen, die ich in der Saison noch nicht gelaufen bin.

War das überhaupt der Plan in Birmingham den deutschen Rekord von Irina Mikitenko (LG Eintracht Frankfurt; 8:30,39 min) aus dem Jahr 2000 anzugreifen?

Konstanze Klosterhalfen:

Nein, auf keinen Fall (lacht). Ich wusste auch meine Zeit im Ziel erstmal gar nicht. Ich war so überwältigt, dass ich Zweite geworden bin und [Hellen] Obiri geschlagen habe. Mir hat erst ein Journalist in der Mixed Zone meine Zeit gesagt und dass es deutscher Rekord ist. Dann habe ich das erst realisiert.

Sonst hatten Sie die Attacke auf Rekorde schon öfter im Vorfeld geplant, dann ist es diesmal einfach so passiert...

Konstanze Klosterhalfen:

Ich habe erst ein paar Tage vorher erfahren, dass ich in Birmingham starten kann. Wir hatten vorher schon besprochen, um die Zeit einzuordnen, wie schnell ich angehen könnte. Als wir gesehen haben, dass Obiri gemeldet ist, waren wir uns sicher, dass es auf jeden Fall schnell wird und ich sollte einfach mitlaufen und Spaß haben.

Hellen Obiri, die 5.000-Meter-Weltmeisterin aus Kenia, konnten Sie auf der Zielgeraden noch überspurten. Ein besonderes Gefühl, so eine Weltklasse-Läuferin zu überholen?

Konstanze Klosterhalfen:

Auf jeden Fall. Ich habe es zwei Runden vor Schluss schon immer mal wieder probiert, sie zu überholen, da hat sie immer klar gegengehalten. Da habe ich mir schon gedacht, 'okay das ist eine Weltmeisterin, die ist vielleicht noch ein bisschen zu stark' (lacht). Aber meine Beine haben sich am Ende noch gut angefühlt und deshalb habe ich es wieder probiert, obwohl ich gedacht habe, dass sie auf den letzten 200 Metern sowieso stärker ist. Aber dann ging es.

Die 3.000 Meter liegen zwischen Ihrer eigentlichen Spezialstrecke, den 1.500 Metern, und den 5.000 Metern, den Distanzen, auf denen sie wie auf den 800 Metern auch die WM-Norm hatten. Welche Strecke laufen Sie am liebsten?

Konstanze Klosterhalfen:

Grundsätzlich laufe ich alle Strecken gerne. Ich dachte bisher immer, dass die 1.500 Meter meine Lieblingsstrecke sind, aber die 3.000 Meter haben am Sonntag auch viel Spaß gemacht. Ich finde das eine ganz coole Mittel-Distanz zwischen 1.500 und 5.000 Metern.

Bei Ihren Fans kam die Frage auf, ob Sie auch die 3.000 Meter Hindernis mal laufen?

Konstanze Klosterhalfen:

Ich hätte schon Lust, das mal auszuprobieren. Ich glaube aber, das würde an meiner Beweglichkeit und Hürden-Technik scheitern. Mein Trainer [Sebastian Weiß] hätte da auch etwas dagegen wegen der Verletzungsgefahr.

Mit ihrem zweiten Platz haben Sie sich für das Diamond League-Finale in Brüssel (Belgien; 1. September) qualifiziert. Welche Rennen haben Sie in dieser Saison noch geplant?

Konstanze Klosterhalfen:

Ein Start beim ISTAF ist geplant. Ob ich in Brüssel starte, muss ich noch mit meinem Trainer besprechen. Ein Rennen laufe ich auf jeden Fall noch.

Wie fällt Ihr persönliches Fazit für diese Saison aus und blicken Sie schon auf das nächste Jahr voraus?

Konstanze Klosterhalfen:

Mein Fazit fällt gut aus. Ich bin froh, dass ich mich überall so verbessern konnte. Es hat Spaß gemacht. In London war es nicht perfekt, da war ich schon enttäuscht. Aber im Nachhinein denke ich, dass das Erfahrungen sind, die mich weiterbringen. Ich hoffe, dass ich daran dann nächste Saison anknüpfen kann. An den kommenden Sommer denke ich jetzt nocht nicht, vorher ist erst noch Cross und die Hallensaison. 2018 ist die EM in Berlin dann das nächste große Ereignis. Dafür wird ja auch schon viel Werbung gemacht.

Wie haben Sie das WM-Halbfinale analysiert und was lernen Sie daraus?

Konstanze Klosterhalfen:

Wir haben natürlich viel darüber gesprochen, auch mit vielen verschiedenen Leuten. Im Nachhinein ist es immer schwer zu sagen, was die richtige Taktik war. Auf jeden Fall denke ich, dass ich mir noch mehr selbst vertrauen kann und ich mit internationalen Rennen noch anders umgehen muss. Und wir wollen hinten raus noch mehr arbeiten.

Wie lange machen Sie nach Ihrem letzten Rennen Urlaub? Gibt es eine Phase in der Sie die Lauf-Schuhe in die Ecke legen?

Konstanze Klosterhalfen:

Nach dem Saisonende stehen noch ein paar Klausuren an. Danach fahre ich mit einer Freundin nach Rimini. Da hat die Saison zwar schon wieder begonnen, aber das Training geht ja langsam wieder los. Zum Abschalten ist das nochmal ganz gut. Ende September habe ich für zwei Wochen Lauf-Pause, da darf ich gar nicht laufen. Das ist schon hart, aber ich mache zum Ausgleich dann alle möglichen anderen Sportarten für die ich in der Saison nicht so viel Zeit habe. Meine Mama sagt, dass ich in dieser Zeit nicht so gut auszuhalten bin (lacht).

Mehr:

<link news:59635>8:29,89 min! Konstanze Klosterhalfen läuft deutschen Rekord

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