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Marie-Laurence Jungfleisch bereit für höhere Aufgaben

Hochspringerin Marie-Laurence Jungfleisch hat am Montag beim Rehlinger Pfingstsportfest mit 1,94 Meter die WM-Norm für Peking erfüllt. Nachdem sie die Hallensaison wegen einer Knieverletzung komplett auslassen musste, zeigt ihre Formkurve bereits früh in der Saison wieder steil nach oben.
Manuel Keil

Schon nach ihrem Saisonauftakt mit 1,88 Meter in Eppingen (16. Mai) und einem Kurzeinsatz tags darauf bei der Team-DM in Stuttgart berichtete sie, dass sie fit sei und viel Sprungkraft habe. Zwei Tage vor dem Pfingstsportfest reichte es in Sinn zwar „nur“ für 1,84 Meter, in Rehlingen zeigte Marie-Laurence Jungfleisch (LAV Stadtwerke Tübingen) dann aber ihr wahres Können.

Im zweiten Versuch überquerte die 24-Jährige exakt den Richtwert für die WM in Peking (China; 22. bis 30. August) und steigerte ihre Saisonbestleistung gleich um sechs Zentimeter. Auch bei ihren Versuchen über 1,96 Meter war sie nicht chancenlos. „Mit dem Wettkampf bin ich natürlich zufrieden, die WM-Norm war ja mein Ziel“, bilanzierte sie nach der Siegerehrung.

Wieder vollkommen beschwerdefrei

Gerne hätte Marie-Laurence Jungfleisch die Norm sogar noch früher abgehakt, musste sich aber bis zum Pfingstsportfest in Geduld üben. Viel wichtiger aber ist ihr, dass sie die Verletzung überhaupt nicht mehr merkt. „Ich habe gar keine Schmerzen und kann daher jetzt auch ohne Beschwerden springen“, sagt sie. Das Geduldigsein hat sich gelohnt.

Auf die Hallensaison hatte die EM-Fünfte letztlich komplett verzichten müssen, weil sie sich im Dezember im Krafttraining eine Knieverletzung zugezogen hatte. Beim Abfangen des Gewichts in der Beinpresse gab es einen Schlag aufs Knie. „Das waren 250 oder 260 Kilogramm“, berichtet die Tübingerin. „Anfangs habe ich das gar nicht so gemerkt. Erst deutlich später kamen im Training Schmerzen dazu und im MRT hat man schließlich ein Knochenödem gesehen.“

Seit dem Trainingslager im März geht es aufwärts

Ein Sprungverbot der Ärzte war die Folge. Marie-Laurence Jungfleisch konnte zwar locker weiter trainieren und auch ein paar Läufe machen, ein richtiges Training war aber nicht möglich. Das ging erst wieder im März, als die Hallensaison zu Ende war. „Da hatten wir unser erstes Trainingslager in Südafrika“, erinnert sich der Schützling von Dreisprung-Bundestrainer Tamas Kiss. „Seitdem kann ich wieder alles machen. Auch Krafttraining und alles, was vorher nicht ging.“

Aktuell trainiert sie fünf Mal in der Woche. Neben einer Technikeinheit stehen ein oder höchstens zwei Mal Krafttraining auf dem Programm und neben vielen Sprüngen natürlich auch einige Sprints. Wenn es im Training über die Latte geht, kommen zahlreiche Versuche zusammen. „Ich mache da ungefähr 20 Sprünge. Das ist schon viel und das innerhalb von einer Stunde.“

Verbesserte Schnelligkeit und hoffen auf zwei Meter

Seit dem EM-Finale in Zürich (Schweiz) steht die Bestleistung der Deutschen Meisteirn bei 1,97 Metern. Im Vergleich zum Vorjahr sei sie aber vor allem schneller geworden. „Zudem fühle ich mich sehr stark. Auch vom Kopf her, sodass ich keine Angst vor größeren Höhen habe.“ Das sei bei Hochspringerinnen ja oft so ein Hindernis getreu dem Motto: „Oh Gott, die zwei Meter kommen. Ich habe Angst davor!“

Das ist bei Marie-Laurence Jungfleisch nicht der Fall. Bereits seit zwei Jahren versuche sie die zwei Meter zu erreichen: „Ich bin bereit und weiß, dass ich das kann. Ich bin gut drauf und konnte das in Rehlingen ja beweisen. Die gültigen Sprünge waren zum Teil hoch drüber über der Latte.“ Sie weiß aber auch, dass für einen Zwei-Meter-Sprung alle Bedingungen perfekt sein müssen.

Die Reihe von vier Auftritten innerhalb weniger Tage war da ein Auftakt, der Sicherheit bringen sollte: „Es war schon geplant, dass ich diese Wettkämpfe alle mache“, sagt sie. „Natürlich wollte ich auch die Norm so schnell wie möglich abhaken, leider hat das nicht so schnell funktioniert. Speziell in Eppingen springe ich sonst ja immer sehr gut. Ich bin aber zufrieden, es jetzt geschafft zu haben. Von daher darf ich gar nicht meckern, ich bin wirklich glücklich“, lautet ihr Fazit.

Vorfreude auf Rom

Bereits in der kommenden Woche startet sie in Rom (Italien; 4. Juni) erstmals in dieser Saison in der Diamond League. „Rehlingen war meine erste größere Erfahrung dieses Jahr, international mit Top-Athletinnen springen zu können. Das war ein kleiner Schnupperkurs, und nächste Woche geht es dann richtig los. Ich freue mich schon darauf!“

In Rom trifft Marie-Laurence Jungfleisch erneut auf die in Rehlingen siegreiche Hallen-Weltmeisterin Kamila Licwinko (Polen) und kann sich gegen die versammelte Weltspitze beweisen. Angekündigt sind zahlreiche weitere Zwei-Meter-Springerinnen wie Meeting-Rekordlerin Blanka Vlasic (Kroatien), die beiden Russinnen Mariya Kuchina und Svetlana Shkolina, Ruth Beitia (Spanien) und natürlich Lokalmatadorin Alessia Trost.

Saisonhöhepunkte im Fokus

Darüber hinaus hat Marie-Laurence Jungfleisch schon die Saisonhöhepunkte im Blick. „Ziel ist natürlich bei den Deutschen Meisterschaften Erste zu werden und eine gute Höhe zu erreichen“, sagt sie. Auch bei den internationalen Höhepunkten geht es der Tübingerin längst nicht mehr nur ums Dabeisein.

Ein Ziel für die Team-EM in Cheboksary (Russland; 20./21. Juni) und auch die Weltmeisterschaften sei daher, möglichst wenig Fehlversuche zu haben. „Bei der WM will ich natürlich eine gute Platzierung schaffen und Bestleistung springen. Dann kann ich auch in einem ganz wichtigen Wettkampf etwas erreichen.“

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