| Jugend-DM 2016

Mönchengladbach am Samstag: Die Finals der weiblichen Jugend

U20- und U18-Athleten kämpfen im Grenzlandstadion von Mönchengladbach um die deutschen Meistertitel. Wer sich am Samstag in den Wettbewerben der weiblichen Jugend durchgesetzt hat, lesen Sie hier!
bg/sim/mbn/hk

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WEIBLICHE JUGEND U18 

100 Meter

Keshia Kwadwo standesgemäß

Mit der Staffel war U18-Europameisterin Keshia Kwadwo (TV Wattenscheid 01) am Tag zuvor nach einem missglückten letzten Wechsel bereits im Vorlauf ausgeschieden. Das weckte zusätzliche Motivation, einzeln auf Nummer sicher zu gehen und in 11,74 Sekunden kontrolliert agierend zum Titel zu sprinten. „Die Luft war raus, zumindest hatte ich nicht mehr so viel Kraft. Aber es hat immerhin gereicht“, meinte die Bochumerin.

„Ich wusste allerdings, dass lockerlassen nicht geht. Denn da waren auch andere Schnelle. Und ich wusste, dass ich höllisch aufpassen muss, obwohl ich Europameisterin bin. Ich habe die anderen also keinesfalls unterschätzt“, sagte der Schützling von Slawomir Filipowski. „Ich mache jetzt erst einmal Pause. Aus dieser Pause heraus trete ich allerdings Mitte September bei der Team-DM an“, erklärte die begeisterte Beachvolleyballerin.

Mit Nachdruck auf sich aufmerksam machte Sophia Junk (LG Rhein-Wied), die sich im Vorlauf auf 11,78 Sekunden verbessert hatte. Nun brachten 11,86 Sekunden den Vizemeister-Titel. U18-EM-Halbfinalistin Victoria Dönicke (LV 90 Erzgebirge), im Vorjahr Fünfte der Europäischen Olympischen Jugendspiele, holte in 11,97 Sekunden den dritten Platz. hk

400 Meter

Lucy Steinmeyer „haut einen raus“

Vor der Haupttribüne machte Lucy Steinmeyer (LBV Phönix Lübeck) ernst. Da mobilisierte die Vorjahres-Zweite noch einmal alle Reserven, um in 55,70 Sekunden deutlich als Erste ins Ziel zu stürmen. Die persönliche Bestzeit steigerte die Schleswig-Holsteinerin dabei um 14 Hundertstel. Schon im Vorlauf war sie mit 55,84 Sekunden Hausrekord gelaufen.

„Ich habe gedacht: Komm', es ist der letzte Lauf der Saison. Hau noch mal einen raus. Somit habe ich auf den letzten 100 Metern durchgezogen. Andererseits habe ich fest an den Sieg geglaubt und diesen erhofft und entsprechend alles gegeben,“ kommentierte Lucy Steinmeyer. Die Ziele für das nächste Jahr sind schon festgezurrt. „Ich hoffe auf einen internationalen Einsatz und möchte in die Staffel, die bei der U20-EM läuft“, beweist die 17-Jährige Ehrgeiz und Selbstbewusstsein.

Julia Tascharnik (SC Eintracht Hamm) erkämpfte in 56,38 Sekunden Silber. Einen couragierten Parforceritt vor heimischer Kulisse legte Jolina Schmitz (LAZ Mönchengladbach) hin. Wie in Siebenmeilen-Stiefeln fegte der Schützling von Johannes Gathen vorne weg – frenetisch angefeuert vom begeistert mitgehenden Publikum. Ihr Mut wurde mit DM-Bronze belohnt. In 56,64 Sekunden verpasste die Lokalmatadorin den als Vorlauf-Siegerin aufgestellten Hausrekord nur um acht Hundertstel. hk

800 Meter

Alina Schönherr dominiert das Finale

Erst im Oktober wird Alina Schönherr (LSV Schmölln) 16 Jahre alt. Doch im 800-Meter-Finale agierte die Thüringerin ganz abgezockt. Sie kontrollierte das Rennen und zog nach 500 Metern mit einem unwiderstehlichen Spurt auf und davon. In 2:10,96 Minuten lag die U18-EM-Finalistin knapp 20 Meter vor der Konkurrenz. Silber ging an Barbara Plötz (TV Bad Kötzting; 2:13,42 min), Bronze an Anna-Lena Koers (LAV Meppen; 2:13,74 min). „Das hat so geklappt, wie ich mir das vorgestellt habe“, sagte die Schülerin des Sportgymnasiums Erfurt. Nach den Ferien kommt sie in die zehnte Klasse. Vorher ist aber erst einmal Urlaub angesagt. Der U18-DM-Titel war der Abschluss ihrer erfolgreichen Saison.

Dass sie national vornweg läuft, ist nichts Neues für die 15-Jährige. Vergangenes Jahr entschied Alina Schönherr die U16-Meisterschaften in Köln zu ihren Gunsten. „Es kommt ja nicht aufs Alter an. Man muss sich in seiner Klasse durchsetzen“, sagte die endschnelle Mittelstrecklerin. Im kommenden Jahr zählt die Schülerin noch immer zur U18. Dann will der Schützling von Alexander Fromm und Enrico Aßmus seine Bestzeit von 2:07,17 Minuten angreifen. mbn

1.500 Meter

Pauline Meyer im Spurt nicht zu schlagen

Die Finalistinnen ließen es gemütlich angehen. Lediglich knapp unter 3:20 Minuten wurden die 1.000 Meter passiert. Doch als die Glocke für die letzte Runde ertönte, wurde das Tempo deutlich angezogen. Das spielte Pauline Meyer in die Karten. Die Jahresschnellste vom TV Westfalia Epe hatte auf ein Spurtrennen gesetzt: „Ich wollte auf der letzten Runde anziehen.“ Das tat sie: Ihrem energischen Schlussspurt konnte auf den finalen 300 Metern keine Konkurrentin folgen. Dahinter ging Silber an Berit Scheid (TSV Bayer 04 Leverkusen; 4:41,43 min), Bronze an Leonie Mierswa (SC Magdeburg; 4:42,83 min).

Einer der ersten Gratulanten war der Trainer der Deutschen U18-Meisterin, Reiner Wittland. Unter seiner Regie hat sich Pauline Meyer von der Fünften der U18-DM 2015 über 800 Meter zur Deutschen U18-Meisterin auf der langen Mittelstrecke gemausert. Mit einer Bestleistung von 4:32,32 Minuten war die Westfälin auch die klare Favoritin auf Gold. Damit konnte sie umgehen: „Das hat mir nichts ausgemacht.“ Nach dem Goldlauf ist die Saison noch lange nicht zu Ende. „Ich möchte noch Rennen über 400 und 800 Meter bestreiten“, sagte Pauline Meyer. Unterdistanz-Training für weitere schnelle 1.500-Meter-Zeiten im kommenden Jahr. mbn

400 Meter Hürden

Neele Schuten mit starkem Finish

Die U18-EM-Achte Neele Schuten (TV Gladbeck) demonstrierte den längsten Atem und durcheilte die mit zehn Hürden gespickte Stadionrunde in 60,32 Sekunden. Für den Sieg entscheidend war ihr Engagement nach der letzten Hürde. Da mobilisierte die 17-Jährige noch einmal alle Kräfte. „Normalerweise bin ich auf den letzten 100 Metern nicht so stark, aber jetzt habe ich es mir rausgequetscht, denn ich wollte unbedingt gewinnen“, sagte der Schützling von Heiner Preute.

„Sonst laufe ich am Anfang einen 14er-Rhythmus, aber heute habe ich es bei 15 Schritten belassen und ihn bis zur sechsten Hürde durchgehalten. Dadurch hatte ich hintenheraus wahrscheinlich Reserven. Es hat alles gepasst,“ so die hochaufgeschossene Westfälin, die für das nächste Jahr „eine 59 tief“ anstrebt.

U18-EM-Halbfinalistin Nele Weßel (SV Preußen Berlin) lag noch an der letzten Hürde gleichauf, musste dann aber minimal lockerlassen. In 60,44 Sekunden, also mit zwölf Hundertsteln Rückstand, erreichte sie als Zweite das Ziel. Die Vorjahres-Vierte Sylvia Schulz (TSV Bayer 04 Leverkusen), die die Zelte im rund 15 Flugstunden entfernten Windhoek (Namibia) abgebrochen hat, um in ihrer Wahlheimat sportlich voranzukommen, erkämpfte in 61,27 Sekunden DM-Bronze. hk

1.500 Meter Hindernis

Lisa Vogelgesang taktisch raffiniert

Sie sind nicht kleinzukriegen: Die beiden Ersten der Entscheidung über 3.000 Meter am Abend zuvor lagen auch jetzt wieder vorn, allerdings in umgekehrter Reihenfolge. Diesmal hatte Lisa Vogelgesang (Eintracht Hildesheim) die Nase vorn – in der persönlichen Bestzeit von 4:58,38 Minuten. „Die Taktik, die wir überlegt hatten, ist aufgegangen. Meine Vereinskameradin Carolin Peuke hat Tempo gemacht, ich habe mich rangehängt, um mich für die zweite Hälfte zu schonen. Das hat geklappt“, erzählte die U18-EM-Elfte und erfolgreiche Titelverteidigerin, die nach 900 Metern die Fahrt beschleunigte.

„Ich habe den 3.000-Meter-Lauf durchaus gespürt, locker waren meine Beine jedenfalls nicht. Aber ich habe mir gesagt: Jetzt willst du es aber doch noch mal wissen“, verriet die Athletin von Heiko Wilcke. „Ich hätte mir eine noch bessere Zeit gewünscht, aber die Zeit ist ja nachrangig.“ Lisa Oed (SSC Hanau-Rodenbach), 24 Stunden zuvor über 3.000 Meter vorn, verbesserte sich auf 4:59,77 Minuten und erkämpfte damit Silber. Für Leandra Lorenz (RSV Eintracht Stahnsdorf), in Tiflis Vorlauf-Elfte der U18-EM, wurden als Dritte 5:00,12 Minuten notiert. hk

Hochsprung

Lavinja Jürgens mit deutlichem Fortschritt

Bei einem Schul-Sportfest hatte sie vor zwei Wochen schon einmal 1,76 Meter überwunden, aber offiziell angereist war Lavinja Jürgens mit 1,70 Metern. Nach dem hochklassigen Wettkampf verließ die 16-Jährige vom TSV Kranzegg mit dem neuen Hausrekord von 1,84 Metern das Grenzlandstadion – ein deutlicher Fortschritt also. „Ich war am Anfang sehr nervös und habe mir bei 1,64 Metern sogar einen Fehlversuch geleistet. Aber dann keimte die Hoffnung auf, dass ich 1,80 Meter schaffen könnte. Es war einfach mein Tag“, sagte die vorjährige Deutsche U16-Vizemeisterin im Dreisprung, deren Bestleistung dort bei 11,92 Metern steht.

Schon als 12- und 13-Jährige hat die 1,87 Meter große Modellathletin auf regionaler Ebene gehörig abgeräumt – damals für den LAV Oberhausen startend. Weil die Geschwister unter Allergien leiden, erfolgte der Umzug vom Ruhrgebiet ins klimatisch günstigere Allgäu – eine Entfernung von 630 Kilometern. Unter der Regie von Mutter Cora Jürgens wird dort zurzeit noch breitgefächert trainiert.

Auch Vize-Meisterin Marie-Luise Wächter (SV Halle) wartete mit einer deutlichen Steigerung auf. Zuvor mit 1,71 Metern gelistet, meisterte sie nun 1,80 Meter. Hannah Budnik  (TSV Gomaringen), bei der U18-EM Achte und dort in der Qualifikation auf 1,78 Meter verbessert, bewältigte in Mönchengladbach 1,74 Meter und holte Bronze. hk

Weitsprung

Merle Homeier holt sich mit einzigem Sechs-Meter-Sprung den Titel

Es war mit der Bronzemedaille über 100 Meter Hürden und Gold mit der Sprintstaffel ein erfolgreiches Wochenende für Antonia Kohl. Nur in ihrer Spezialdisziplin, dem Weitsprung, wollte es nicht so recht klappen. Die Athletin vom SV Halle, die bei den U18-Europameisterschaften das Finale erreicht hatte und deutlich über sechs Meter weit springen kann, kam in Mönchengladbach nicht über 5,57 Meter hinaus und erreichte als Zehnte den Endkampf nicht.

Stattdessen sprang eine Athletin nach vorn, die zwar die Norm für die U18-Europameisterschaften erreicht hatte, aber nicht starten konnte, weil noch zwei Athletinnen besser waren: Merle Homeier (LG Weserbergland) flog bis auf zwei Zentimeter an ihre Bestleistung heran und sicherte sich mit 6,12 Metern im dritten Durchgang den deutschen Meistertitel. „Ich hatte gar nicht mit dem Titel gerechnet, wollte aber, weil ich in Tiflis nicht dabei sein konnte, unbedingt zeigen, was ich kann“, sagte die glückliche Athletin nach dem Wettkampf. Zuvor hatte sie lediglich auf eine Poduiumsplatzierung gehofft.

Silber ging an eine Athletin, die am Tag zuvor zur siegreichen 4x100-Meter-Staffel der StG Team Sachsen-Anhalt gehört hatte: Lea-Jasmin Riecke, die in Tiflis den Sprung ins Finale verpasst hatte, durfte sich mit 5,98 Metern über den Silberrang freuen. Die Athletin vom Mitteldeutschen Sportclub ist auch im nächsten Jahr noch in der U18 startberechtigt. Janika Baarck (SC Neubrandenburg), die in Tiflis Vierte im Siebenkampf wurde, belegte mit 5,88 Metern den dritten Rang. bg 

Diskuswurf

Amelie Döbler sicher vorn

U18-Vize-Europameisterin Amelie Döbler (LG Stadtwerke München) spielte einen Tag nach ihrem vierten Platz im Kugelstoßen nunmehr ihre ganze Klasse aus – vor allem als sie richtig gefordert und im vierten Durchgang vorübergehend von Position eins verdrängt wurde. Da schleuderte sie die Ein-Kilo-Scheibe auf 50,18 Meter – eine Weite, die für die Mitbewerberinnen unerreicht blieb.

„Das Kugelstoßen gestern war echt nicht gut, auch heute bin ich schwer in den Wettkampf reingekommen“, sagte 1,94 Meter große Münchnerin. „Aber dann war es echt gut, wohl auch weil ich richtig gefordert wurde. Die 50 Meter waren auch mein Ziel. Die Freude war groß, als ich die Weite geworfen habe“, erklärte der Schützling von Gerhard Neubauer und Andreas Bücheler.

Die EM-Zwölfte Leia Braunagel (SCL-Heel Baden-Baden), die am Anfang mit dem Ring haderte und zwei Ungültige produzierte, war mit 46,35 Metern die zweitbeste Akteurin. Die von Marek Janus betreute nationale Winterwurf-Meisterin ist auch im nächsten Jahr noch in der U18 startberechtigt. Ebenso Selina Dantzler, die der LG Stadtwerke München in diesem Wettbewerb einen zweiten Podestplatz sicherte. Als DM-Dritte steigerte sie ihre Bestweite um vier Zentimeter auf 45,54 Meter. hk

WEIBLICHE JUGEND U20 

200 Meter

Katrin Fehm beweist Stehvermögen

„Eigentlich wollte ich gestern meine Saison beenden“, schnaufte Katrin Fehm (SG Siemens Amberg) nach dem Finale über 200 Meter. Die halbe Stadionrunde: Nur die Notlösung nach verpatzten 100 Metern, die für die Favoritin nach einem Fehlstart im Vorlauf unverhofft früh beendet waren. Aber Plan B ging auf: Nach einer rasanten Kurve konnte U20-WM-Dritte mit der 4x100-Meter-Staffel die Führung in neuer Bestzeit von 23,67 Sekunden ins Ziel bringen.

Die Ausgangslage im Finale war dabei äußerst interessant: Mit Lisa Nippgen (LAZ Salamander-Kornwestheim/Ludwigsburg; 24,01 sec) war die DM-Dritte über 100 Meter und U20-WM-Staffel-Ersatzläuferin dabei, mit Hannah Mergenthaler (MTG Mannheim; 24,04 sec) und Hendrikje Richter (SCC Berlin; 24,60 sec) zwei Mitglieder der WM-Bronze-Staffel über 4x400 Meter und mit Eleni Frommann (LC Jena) die deutsche Jahresbeste und WM-Halbfinalistin – die schließlich in 24,10 Sekunden als Vierte ohne Medaille blieb.

„Das ist jetzt total komisch, ich hätte allen hier den Sieg gegönnt“, sagte Katrin Fehm. Sie hatte sich eher Silber ausgerechnet – zumal ihr auf den 200 Metern die Erfahrung fehlt. „Ich hatte noch nie so Angst wie vor dem Vorlauf“, sagte sie. „Der war erst mein dritter 200er. Beim ersten bin ich zu schnell angegangen. Beim zweiten zu langsam.“ Der dritte führte zum Vorlauf-Sieg der Jugend-DM, der vierte wurde mit Bestzeit und DM-Gold gekrönt. sim

100 Meter Hürden

Paulina Huber fängt Anne Weigold ab

Bayerische Meisterin – der größte Erfolg, den Paulina Huber bisher auf der Habenseite hatte. Im Vorjahr bei der Jugend-DM in Jena lag schon mal das DM-Finale in Reichweite, bis schon im Vorlauf nach einem Fehlstart Schluss war. In diesem Jahr sprintete die Athletin von der LG Stadtwerke München gleich ganz oben aufs Podest: In 13,89 Sekunden fing sie auf der zweiten Rennhälfte noch die später zweitplatzierte Anne Weigold (LG Mittweida; 13,96 sec) ab. Bronze holte Vanessa Hammerschmidt (HSG Universität Greifswald; 14,03 sec).

„Mindestens das Treppchen“ war die Zielvorgabe der Siegerin gewesen, nachdem sie in 13,82 Sekunden als Nummer zwei hinter Anne Weigold (13,78 sec) gemeldet war. Nach einem schlechten Start war dann aber erst einmal Aufholarbeit gefragt. „Druck machen, du bist hinten stark!“, habe sie sich da gesagt, erklärte der Schützling von Balthasar Bischlager. Ihre stärkste Konkurrentin, die ebenso wie die Münchnerin die Norm für die U20-WM (13,70 sec) knapp verpasste hatte, kennt sie gut: „Es ist total praktisch: Anne ist am Start stärker, ich am Ende, da können wir uns immer gut pushen.“ Im kommenden Jahr gibt’s dann vielleicht das Duell Anne Weigold gegen Vanessa Hammerschmidt – beide sind auch dann noch in der U20 startberechtigt. sim

2.000 Meter Hindernis

Liane Weidner läuft kontrolliert zu Gold 

Auf der ersten Rennhälfte sorgte Lea Meyer (VfL Löningen) für das Tempo und Liane Weidner heftete sich an ihre Fersen. Dann gab die Favoritin vom SCC Berlin Gas. Schnell hatte sie zehn Meter Vorsprung herausgelaufen, diesen konnte sie sicher bis ins Ziel bringen. In 6:46,95 Minuten gewann sie nach Silber im Vorjahr ihren ersten deutschen Titel – und schnappte sich in ihrem zweiten Rennen der Saison über diese Distanz auch den Platz an der Spitze der deutschen Jahresbestenliste, den bis Freitag U18-Athletin Lisa Vogelgesang (Eintracht Hildesheim; 6:47,44 min) inne gehabt hatte.

„Letztes Jahr bin ich als No Name Zweite geworden. Es war schon was anderes, hier als Favoritin zu starten. Ich war vorher schon ziemlich aufgeregt“, gestand die Zwölfte der U20-Weltmeisterschaften, die in Bydgoszcz zwei Rennen über die internationale Distanz von 3.000 Meter Hindernis absolvieren musste. „Das habe ich echt gemerkt, die letzte Woche ging’s mir nicht so gut“, sagte sie.

Das Rennen von Mönchengladbach lief dann aber ganz nach dem Geschmack von Liane Weidner, die sich vorgenommen hatte, sich auf den ersten 1.000 Metern reinzuhängen um Kraft zu sparen – auch für den Saison-Abschluss am Sonntag, wo noch einmal ein Auftritt über 3.000 Meter ansteht. Auch Lea Meyer (6:50,32 min) steht hier wieder auf der Meldeliste. Silber in der Tasche könnte noch einmal Motivationsschub geben. Bronze ging an Kira Reinhardt (LG Ohra Energie; 6:56,65 min). sim

Hochsprung

Mareike Max holt den nächsten Titel

Mareike Max (SV Werder Bremen) war 2015 als Siegerin in der U18 eine der Überraschungen der Jugend-DM in Jena. Mit neuer Bestleistung von 1,85 Metern und Platz fünf bei der U20-WM reiste sie diesmal als Favoritin an. Und wieder einmal blieb die Norddeutsche cool – obwohl die Konkurrenz sie mit guten Leistungen herausforderte. „Ich war ziemlich entspannt, ich wusste, was ich kann – wofür es dann reichen würde aber natürlich nicht, es ist relativ eng bei uns“, sagte sie. U20-WM-Finalistin Mona Gottschämmer (LG Eintracht Frankfurt) überwand 1,80 Meter im zweiten Versuch („Ein schöner Saison-Abschluss“), Laura Gröll (LG Eckental) sogar auf Anhieb.

Aber Mareike Max hatte das letzte Wort: Mit einem Satz über 1,82 Meter im Ersten holte sie sich den zweiten nationalen Titel in Folge. Ab diesem Zeitpunkt allein im Wettbewerb, konnte sie die nächste Höhe selbst bestimmen. 1,86 Meter, neue Bestleistung, sollten es sein. Drei knappe Versuche zeigten: Diese Marke wird im nächsten Jahr fallen, wenn die 1,90 Meter große Athletin ebenfalls noch in der U20 startberechtigt ist.

Zuvor stehen noch zwei kleinere Wettkämpfe an und dann Urlaub – bevor ab dem 1. September eine neue Herausforderung wartet. Die 18-Jährige beginnt ein Freiwilliges Soziales Jahr, bleibt dem Leistungssport und der Leichtathletik aber treu: beim Bremer Leichtathletik-Verband. sim

Weitsprung

Anna Bühler siegt mit glänzender Serie

6,40 Meter – die magische Marke im Weitsprung der deutschen U20. Mit dieser Weite hatte Sophie Weißenberg (SC Neubrandenburg) in der Vorwoche Silber bei den U20-Weltmeisterschaften geholt. Und mit eben dieser Weite ging in Mönchengladbach Gold weg. Allerdings war es diesmal Anna Bühler (Unterländer LG), die hier ihre Marke in den Sand setzte.

Die Sechste der U20-WM, die mit ihren 6,21 Metern in Bydgoszcz nicht ganz zufrieden war, legte am Samstag eine herausragende Serie hin, mit vier Sprüngen von 6,21 Metern und mehr. „Ich bin richtig froh“, sagte die Vize-Europameisterin der U20 von 2015 über ihren ersten DM-Titel. Wie schon die WM-Teilnahme war dieser nach einer schwierigen Saison mit vielen Verletzungsproblemen für den Schützling von Dreisprung-Bundestrainer Tamas Kiss andere als selbstverständlich.

Sophie Weißenberg hatte nach Silber über 100 Meter am Vortag (11,65 sec) noch etwas müde Beine und kam daher schwer ans Brett. Mit 6,18 Metern holte sie dennoch souverän die Silbermedaille. Ausruhen kann die ehemalige Mehrkämpferin aber noch nicht: Am Sonntag steht der Dreisprung auf dem Programm. Bronze holte sich die U18-WM-Teilnehmerin von 2015 Tabea Christ (SuS Stadtlohn; 5,94 m). sim

Kugelstoß

Alina Kenzel eine Klasse für sich

„VfL Waiblingen grüßt seine Weltmeisterin Alina Kenzel“ – mit einem riesigen Plakat, angebracht in der Kurve hinter dem Kugelstoß-Ring, hatte der Heimatverein die große Favoritin überrascht. „Das hat mich so gefreut, davon wusste ich vorher nichts“, sagte Alina Kenzel. Gebraucht hätte sie die Motivation für ihren Wettkampf freilich nicht. Bei der U20-WM hatte sie mehr als einen Meter zwischen sich und die Konkurrenz gelegt. Auch in Mönchengladbach dominierte sie nach Belieben und holte schließlich mit 88 Zentimetern Vorsprung Gold. Ihre Siegesweite: 16,68 Meter.

Nach dem großen Erfolg in Bydgoszcz war die 19-Jährige die Titelkämpfe entspannt angegangen, hatte sich vor allem auf ein Wiedersehen mit ihren Nationalmannschafts-Kollegen gefreut. Ein weiteres Wiedersehen steht am Sonntag in Gotha an: „Da habe ich für die Olympia-Verabschiedung der Kugelstoßer noch eine Einladung erhalten. Und da sehe ich endlich auch Tobi und Lena wieder!“ – die Olympia-Starter Tobias Dahm (VfL Sindelfingen) und Lena Urbaniak (LG Filstal), mit denen die U20-Weltmeisterin in Stuttgart gemeinsam bei Peter Salzer trainiert. Zur erfolgreichen Gruppe zählt außerdem U18-Siegerin Lea Riedel (LG Filder).

Auf dem Silber-Rang bestätigte die U20-WM-Vierte Sarah Schmidt (LV 90 Erzgebirge; 15,80 m) ihre Nominierung für die internationale Meisterschaft, denn sie ließ starke nationale Gegnerinnen hinter sich. Eine weitere Enttäuschung musste dabei die ehemalige Mehrkämpferin Katharina Maisch (TuS Metzingen; 15,18 m) einstecken, die in diesem Jahr eine eindrucksvolle Steigerung auf 16,65 Meter hingelegt hat. Nach knapp verpasstem WM-Ticket schrammte sie am Samstag auch am DM-Podest vorbei: Erst in Runde sechs gelang U18-Weltmeisterin Julia Ritter (TV Wattenscheid 01; 15,34 m) der Bronze-Stoß. sim

Diskuswurf

Julia Ritter mit einzigem 50-Meter-Wurf nicht zu schlagen

Die Bestenliste hatte auch in der Ergebnisliste Bestand: Julia Ritter (TV Wattenscheid 01) war als Jahresbeste vor Lara Kempka (SC Neubrandenburg) und Annina Brandenburg (ART Düsseldorf) angereist. In dieser Reihenfolge betraten die U20-Diskuswerferinnen nach dem Wettkampf auch das Podest. Julia Ritter – schon wenige Stunden zuvor Kugel-Dritte – hatte die Konkurrenz im Griff. Die U18-Weltmeisterin mit der Kugel lag von Beginn an in Führung und erfüllte dem Stadionsprecher im sechsten Versuch noch einen Wunsch, der zum Finale einen 50-Meter-Wurf gefordert hatte. Julia Ritter ließ als Krönung 50,18 Meter im letzten Versuch der Konkurrenz folgen.

Ganz zufrieden mit der Weite war sie trotzdem nicht: „Aber das ist eine Meisterschaft, da geht’s um die Platzierungen, nicht um die Weite.“ Die Konkurrenz hatte sie höher eingeschätzt. „Das Niveau, mich eingeschlossen, war nicht besonders hoch. Ich hätte nicht gedacht, dass diese Weite zum Titel reicht“, sagte die Westfälin. Silber sicherte sich Lara Kempka mit 48,53 Metern, Bronze Annina Brandenburg (48,06 m).

Rang fünf ging mit Bestleistung von 45,87 Metern an Tina Rother (LG Lippe-Süd), die nur einen Zentimeter hinter der Leverkusenerin Ronja Sowalder lag. Einen ähnlichen Platz könnte Tina Rother am Sonntag auch bei ihrem zweiten Start belegen. Sie ist im Stabhochsprung (PB: 4,10 m) dabei – eine in Deutschland wohl einmalige Disziplin-Kombination. mbn

Hammerwurf

Michelle Döpke hatte den Dreh raus

Michelle Döpke (Leichlinger TV), in diesem Sommer schon auf 60,22 Meter verbessert, bei der U20-WM aber knapp am Finale vorbeigeschrammt, hatte bis zuletzt über einen Startverzicht nachgedacht. Denn sie kehrte krank aus Bydgoszcz heim, wurde sogar arbeitsunfähig geschrieben. Obwohl noch heftig hustend, fand die angehende Bürokauffrau pünktlich zu Wettkampfbeginn zu alter Stärke zurück. Und sah sich in Durchgang vier gefordert, als die hartnäckigste Verfolgerin Kirsten Vogt (SV Preußen Berlin; 58,04 m) bis auf 27 Zentimeter heranrückte.

Michelle Döpkes Antwort: 59,66 Meter. Damit war ihr der Titel sicher. „Ich hätte nicht gedacht, dass ich diese Weite werfen kann. Das Fieber hat viel Kraft gekostet, ich lag zeitweise im Bett und konnte kaum trainieren. Aber jetzt bin ich froh, dass ich es doch so gut überstanden habe“, sagte die Athletin von Kurt „Eia“ Benner. „Aber ich habe von Anfang gewusst, dass es mit 58 Metern sehr eng werden würde. Jetzt heißt es erst einmal vollkommen gesund zu werden. Dazu fahre ich jetzt erst einmal zwei Wochen nach Barcelona in den Urlaub."

Anschließend möchte die 19-Jährige im Rasenkraftsport Meriten erwerben. „Da versuche ich ein paar deutsche Rekorde zu brechen“, erklärte die nimmermüde Erkelenzerin. Vize-Meisterin Kirsten Vogt (SV Preußen Berlin) steigerte ihre Bestleistung mehrfach. Unter dem Strich standen am Ende 58,04 Meter – ein Plus von 1,87 Meter. Die vorjährige U18-Meisterin Jessyka Schneider (TV Hindelang) kam auf 54,48 Meter und den Bronzerang.

Schmankerl am Rande: Bevor die Athletinnen mit dem Einwerfen beginnen konnten, wurde per Stadiondurchsage nach einem Fahrzeughalter gefahndet. Er hatte den Wurfplatz wohl für einen Parkplatz gehalten und sein Auto dort abgestellt. hk

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