| Steigerwaldstadion Erfurt

Neue Bahn soll Julian Reus zu WM-Normen beflügeln

Das Erfurter Steigerwaldstadion hat eine neue, rote Laufbahn bekommen. Eine erste Trainingseinheit auf dem neuen Belag absolvierte die Erfurter Sprint-Gruppe um den Deutschen Rekordhalter über 100 Meter Julian Reus am Freitagnachmittag. Zu Höchstleistungen beitragen soll die neue Bahn, wenn am 8. und 9. Juli Deutschlands beste Leichtathleten um die nationalen Titel und WM-Tickets für London kämpfen.
Sandra Arm

Eingang Nord: Die graue Stahltür wird geöffnet, der Blick ist freigegeben auf einen Teil der ziegel-roten Rundbahn. Durch den Tunnel hinein ins Steigerwaldstadion: Mit forschem Schritt betritt Julian Reus (TV Wattenscheid 01) sein "Wohnzimmer". Normalerweise kennen die Athleten ihre Laufbahn. Nicht so in Erfurt, dort wurde die Bahn in den vergangenen Wochen erneuert. Vor seinem DM-Heimspiel am 8./9. Juli holte sich das deutsche Sprint-Ass, das in Erfurt lebt und trainiert, am Freitag ein erstes Gefühl für den neuen Belag.

"Sie fühlt sich so an wie die alte", sagt der 29-Jährige mit einem Schmunzeln. Für ihn sei es "eine ganze normale Bahn", auf der man bei den Deutschen Meisterschaften sicherlich schnell laufen könne. Schnell sollte der Titelverteidiger auf jeden Fall sein, denn noch hat er die beiden Richtwerte über 100 (10,12 sec) und 200 Meter (20,40 sec) für die Weltmeisterschaften in London (Großbritannien; 4. bis 13. August) nicht erfüllen können. Dafür müssen die äußeren Bedingungen stimmen.

Mit Rückenwind zum DM-Heimspiel

Bisher war das noch nicht der Fall. "Ich hatte in diesem Jahr noch nicht den Wettkampf, wo ich die Norm laufen konnte", meint der Sprinter. In Dessau war es die Kälte, bei der Team-Europameisterschaft im französischen Lille ein starker Wind, der eine Topzeit nicht zuließ. "So ist es halt manchmal. Wir sind eine Outdoor-Sportart. Da muss man durch", sagt Reus, der nun hoffnungsfroh auf sein DM-Heimspiel blickt. "Ich bin optimistisch, dass ich dort den Haken an die Norm setzen kann."

Und das mit gehörig Rückenwind. Das Positiv-Erlebnis holte er sich im 100-Meter-Finale des Diamond-League-Meetings in Stockholm (Schweden). Obwohl er dort mit unzulässiger Windunterstützung (4,8 m/sec) in 9,99 Sekunden ins Ziel sprintete, ist es nicht nur die überraschende Zeit, die ihm den nötigen Auftrieb für die kommenden Ziele verleiht.

"In diesem Feld Fünfter zu werden, den Europameister zu schlagen sowie einen Schweizer, der in dieser Saison schon 10,11 Sekunden gelaufen ist, deutlich hinter sich zu lassen, das sind dann die Erlebnisse, die man mitnimmt. Natürlich ist es auch schön, die Neun vor dem Komma zu sehen. Gerade weil es nicht zu erwarten war. Man rechnet einfach nicht damit, dass man in solch eine Böe reinläuft und so ein Monsterrennen abliefert."

Reduzierte Umfänge vor den Meisterschaften

Böiger Wind weht auch an diesem Freitag immer wieder durch das Steigerwaldstadion. Julian Reus zieht sein Programm durch. Er beginnt mit lockeren Läufen, es folgen einige Dehnübungen und drei Tempoläufe. Weniger ist mehr, lautet das Motto der letzten Trainingswoche vor den Meisterschaften.

Es ist eine Art kleines Feintuning, wie es der Schützling von Trainer Gerhard Jäger nennt. "Man macht einfach nicht mehr so viele und intensive Läufe. Es gibt teilweise Zeiten, da absolviere ich 15,16 Läufe in einer Einheit, heute waren es drei. Eine Woche vor den Meisterschaften sind die Umfänge deutlich reduzierter", betont der viermalige Deutsche Meister über 100 Meter, der am kommenden Mittwoch zu einem "kleinen Abschlusstraining" nochmals die Spikes anzieht.

Ansonsten sehen die Tage vor der DM bei ihm sehr entspannt aus: Beine hochlegen, sich pflegen lassen und Kräfte sammeln, für ein hartes und anstrengendes Wochenende. Und das bei hoffentlich fairen Bedingungen. "Es wäre gut, wenn der Wind hier keine große Rolle spielt. Das ist immer am ärgerlichsten, weil dann die Chancengleichheit manchmal nicht so gegeben ist." Für alle gleich ist die neue Bahn, die unter Zeitdruck in den vergangenen Wochen entstand. "Die Arbeit, die gemacht worden ist, ist definitiv gut. Darauf können wir nächstes Wochenende schöne Meisterschaften erleben", lobt Julian Reus.

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