| Countdown bis Peking

Raphael Holzdeppe kann die WM "kaum erwarten"

Drei Weltmeister von 2013 gehören noch zum deutschen Aufgebot für die Leichtathletik-WM in Peking (China; 22. bis 30. August). Einer von ihnen ist Stabhochspringer Raphael Holzdeppe. Sein Weg von Moskau (Russland) nach Peking war steinig und hart, doch der 25-Jährige ist rechtzeitig wieder in starker Form.
dpa/pr

Es sind nur noch wenige Tage bis zur WM in Peking, also schwitzen die deutschen Leichtathleten gerade in einem Trainingslager auf der südkoreanischen Insel Jeju. Dort ist es genauso heiß und drückend wie am WM-Ort, es gibt dazu noch einen schönen Blick auf das Ostchinesische Meer, aber Raphael Holzdeppe ist trotzdem nicht da.

Der Stabhochsprung-Weltmeister aus Zweibrücken ist genau eine Woche vor der Eröffnungsfeier am Samstag direkt in die chinesische Hauptstadt geflogen. "Ich kann es kaum erwarten, dass es endlich losgeht in Peking. Meine Form stimmt, ich fühle mich gut, aber meine Vorfreude übertrifft alles", sagte er der Deutschen Presse-Agentur.

Spezielle Ausgangsposition

Die Ausgangsposition von Raphael Holzdeppe ist bei dieser WM sehr speziell. Neben Speerwerferin Christina Obergföll (LG Offenburg) und David Storl (SC DHfK) gehört er zu den drei Moskau-Weltmeistern im deutschen Team. Er tritt im "Vogelnest" also als Titelverteidiger an, was immer mit einer gewissen Erwartungshaltung verbunden ist. Auf der anderen Seite steckte der 25-Jährige noch vor einem Jahr in einer Spirale aus schwachen Leistungen und ständigen Verletzungen fest, so dass er sich selbst keinen großen Druck macht.

"Ich bin im Moment weiter, als ich das vor dieser Saison erwartet hatte. Mein Ziel war zunächst nur, wieder in die Weltspitze vorzudringen", erklärte der Deutsche Meister. Konkret heißt das: "Ich komme mit dem Ziel nach Peking: Ich darf meinen Titel verteidigen, ich muss es aber nicht um jeden Preis. Ich möchte nicht ohne eine Medaille wieder nach Hause kommen. Aber wenn es Silber oder Bronze werden sollte, hätte ich Silber oder Bronze gewonnen und nicht Gold verloren."

Zweimal Bestleistung gesteigert

Gleich zweimal verbesserte Raphael Holzdeppe im Vorfeld dieser WM seine persönliche Bestleistung. Ende Juni übersprang er in Baku (Aserbaidschan) 5,92 Meter. Einen Monat später steigerte er sich bei den Deutschen Meisterschaften in Nürnberg noch einmal um zwei Zentimeter auf 5,94 Meter.

Ein Abstand von gut zehn Zentimetern zur Weltjahresbestleistung seines Rivalen Renaud Lavillenie. Der Franzose flog in dieser Saison schon über 6,05 Meter und gilt in Peking als großer Favorit. Doch der Stabhochsprung ist eine hochkomplexe Disziplin. Wenn bei nur einer der vielen Komponenten etwas nicht stimmt, ist ein Wettkampf schnell verloren. Deshalb hat Lavillenie in seiner Karriere zwar schon einen Olympiasieg, drei EM-Titel und einen spektakulären Hallen-Weltrekord (6,16 m) erreicht. Freiluft-Weltmeister wurde er aber noch nie.

Ausgeruht zu neuen Zielen

Raphael Holzdeppe fiel genau in der Zeit in ein Leistungsloch, als man das am wenigsten erwarten durfte: nach seinem WM-Sieg vor zwei Jahren in Moskau. "Ich bin 2014 in eine Phase gekommen, in der mein Körper eine Pause brauchte. Und die hat er sich genommen", sagte der 25-Jährige.

Mittlerweile trauert er dieser Zwangspause "nicht mehr hinterher". Die habe ihn zwar "eine komplette Saison gekostet. Doch im Hinblick auf die nächsten Jahre hatte das auch Vorteile. Mein Körper war noch nie so ausgeruht", erklärte der Athlet des LAZ Zweibrücken. Mitten in der härtesten Zeit seiner Karriere wurde ihm klar: "Ich habe selbst bei meinem WM-Sieg noch nicht meine Höchstform erreicht. Ich habe noch Ziele, da ist noch viel möglich. Das ist meine Motivation."

Risiken sind ausgeblendet

Vor gut zwei Wochen verunglückte die Stabhochspringerin Kira Grünberg im Training, die erst 22 Jahre junge Österreicherin ist seitdem querschnittsgelähmt. Raphael Holzdeppe ist "in Gedanken oft bei Kira und ihrer Familie", dieser Unfall habe "die ganze Szene erschüttert", verriet er in einem Interview der FAZ.

Doch mit Blick auf die WM lässt er im Moment nicht einmal die offensichtlichen Risiken seiner Disziplin an sich heran. "Man braucht einen gebührenden Respekt vor diesem Sport, aber Angst springt bei mir nicht mit", sagte der Olympia-Dritte. "Denn wer richtig Angst hat, kann gar nicht erst abspringen."

Quelle: Deutsche Presse-Agentur (dpa)

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