| Neue Meister

Torben Junker – Spätberufen und schon voll im Job

Bei der Hallen-DM haben fünf Athleten erstmals in ihrer Karriere einen nationalen Titel bei den Aktiven gewonnen. Für einen war es gleichzeitig das erste Rennen im Trikot eines deutschen Vereins überhaupt, die anderen haben schon Umwege hinter sich. Wir erzählen die Geschichten der neuen Meister, heute die von 400-Meter-Läufer Torben Junker.
Jan-Henner Reitze

<link https: www.leichtathletik.de nationalmannschaft athletenportraet athlet detail torben-junker>Torben Junker
LG Olympia Dortmund

Bestleistung:

400 Meter: 46,17 Sekunden (2018)

Erfolge:

Achter EM 2018 (Staffel)
Bronze U23-EM 2015 (Staffel)
Deutscher Hallenmeister 2019

Der sechste Platz bei der Jugend-DM in Jena 2011 in einer Zeit von 49,26 Sekunden war lange Zeit der größte Erfolg von Torben Junker, im Vorlauf hatte er mit 49,18 Sekunden seine damalige Bestzeit aufgestellt. Der 400-Meter-Läufer war damit der Vorzeigeathlet der LG Ems Warendorf. Die Stadt liegt 30 Kilometer östlich von Münster.

In den Jahren danach blieb er weiter unter 50 Sekunden über die Stadionrunde, steigerte sich aber nicht weiter. Der Sport war und blieb ein Hobby. Stattdessen absolvierte Torben Junker eine Ausbildung zum Fachinformatiker. Seit 2012 arbeitet er bei einer Modefirma in Oelde und kümmert sich dort um die IT-Technik. Für den Sport war zunächst weniger Zeit, wegen seiner Arbeitszeiten trainierte der Athlet häufig allein, zuletzt noch etwa zweimal die Woche. Bis er 2014 vom Dortmunder Trainer Sebastian Fiene angesprochen wurde, der bis 2012 selbst 400-Meter-Läufer war.

„Sebastian hat mich gefragt, ob es für mich interessant wäre, in Dortmund eine Staffel mitzulaufen. Ich bin einmal zum Training gekommen. Es hat mir gefallen. Da Oelde als mein Arbeitsstandort genau zwischen Dortmund und meiner Heimat Warendorf liegt, habe ich mich entschlossen, genauso gut in Dortmund leben zu können und bin umgezogen“, erinnert sich der heutige Deutsche Hallenmeister an eine folgenreiche Entscheidung.

Saison im Aufzug endet mit Bronze bei der U23-EM

Statt zweimal pro Woche trainierte Torben Junker in Dortmund sechsmal. Und schon in der folgenden Hallensaison 2015 zeigte sich, dass weit mehr Talent in ihm schlummert, als er es für möglich gehalten hatte. Dank der ersten 48er-Zeiten der Laufbahn gelang der Einzug ins Finale der Hallen-DM und dort Rang fünf. „Damals habe ich gar nicht gewusst, dass es Deutsche Hallenmeisterschaften überhaupt gibt“, räumt der 26-Jährige mit einem Grinsen ein.

Im Sommer folgten weitere Steigerungen. Mit Rang vier bei der U23-DM in 47,50 Sekunden gelang völlig überraschend die Qualifikation für die DLV-Staffel bei der U23-EM in Tallinn (Estland). „Das waren Ziele, von denen ich gar nicht wusste, dass ich sie einmal erreichen möchte“, blickt der Athlet auf diese Saison wie im Traum zurück. Mit Bronze gelang beim Debüt im Nationaltrikot in Tallinn auch noch gleich die erste internationale Medaille. Bestzeit im Vorlauf (46,57 sec) und Rang fünf im Finale der DM in Nürnberg machten das erste Jahr auf dem Weg in den Leistungssport perfekt. Die alte Bestzeit von der Jugend-DM 2011 war innerhalb eines Jahres um mehr als zweieinhalb Sekunden unterboten.

Fehlende Erfahrung nachholen

Dass sich für ihn im Sport plötzlich eine ganz andere Dimension auftat, musste Torben Junker erst einmal verarbeiten. Mit Thomas Kremer übernahm in Dortmund ein Trainer die Betreuung, der mit Ingo Schulz oder Bastian Swillims schon DLV-Spitzenathleten auf der 400 Meter-Distanz trainiert hat. Seinen Job hat Junker bis heute, seine Arbeitszeit allerdings seit 2017 von Vollzeit auf 32 Stunden pro Woche reduziert. „Mein Arbeitgeber unterstützt mich. Ich kann zum Beispiel Urlaub so legen, dass es mit Trainingslagern passt. Wenn meine Urlaubstage verbraucht sind, habe ich die Möglichkeit, unbezahlten Urlaub zu bekommen.“

Sportlich gelang es allerdings nicht sofort, die Trainingsleistungen und die dazugewonnene Schnelligkeit (200-Meter-Bestzeit: 21,03 sec) auf die Bahn zu bringen. Zum Beispiel bei der Hallen-DM 2018 in Dortmund verpasste Torben Junker den erhofften Titel knapp. „Durch meinen späten Start in den Leistungssport, hat mir Erfahrung gefehlt. Ich habe taktische Fehler gemacht und war vor meinen Rennen oft sehr, sehr aufgeregt.“ Auch bei den Deutschen Freiluft-Meisterschaften in Nürnberg im vergangenen Sommer schöpfte der Fünftplatzierte trotz Bestzeit (46,17 sec) sein Potenzial nicht voll aus.

Was in ihm steckt, deutete Torben Junker dann bei der Heim-EM in Berlin an. Im Staffelvorlauf war er fliegend in 44,7 Sekunden der Schnellste im DLV-Quartett und bestätigte diese Position in fliegenden 45,4 Sekunden im Finale. Die Staffel belegte in 3:04,69 Sekunden Rang acht. Mit seinem ersten Meistertitel bei der Hallen-DM in Leipzig (47,18 sec) glückte es, sich diesem Potenzial auch in einem Einzelrennen anzunähern. Die vorher zurechtgelegte Renneinteilung klappte endlich wie geplant.

Potential weiter ausschöpfen

Der Sieg bei der Hallen-DM und die starken fliegenden Staffelzeiten stärken das Selbstvertrauen in die eigenen sportlichen Fähigkeiten. Neben der Erfahrung ein weiterer Faktor, bei dem Torben Junker wegen seines späten Einstiegs in den Leistungssport Nachholbedarf hatte. Er möchte sich im Sommer seinen fliegenden Zeiten annähern.

„Das ist natürlich noch ein riesen Schritt, die fliegenden Zeiten sind aber gleichzeitig eine riesen Motivation. Ideal wäre es, stabil Zeiten im 45er-Bereich laufen zu können.“ Solche Zeiten waren lange jenseits seiner Vorstellungskraft. Denn einst als Grundschüler hatte sich Torben Junker eigentlich nur einen Sport suchen wollen, den er gerne macht. Ein glücklicher Zufall, dass er mit der Leichtathletik ein Hobby fand, dass ihn viel später in den Leistungssport führte.

Video-Interview: <link video:19778>Torben Junker: "Fehler aus dem Vorjahr abgestellt" <link video:19426> <link video:19426>
Video: <link video:19754>Torben Junker steigert seinen Hausrekord

Das sagt Bundestrainer Edgar Eisenkolb:

Torben ist spät zum Leistungssport gekommen. In Dortmund hat er dann auf sein Talent aufmerksam gemacht und wurde gefördert. In diesem Winter konnte er im Wettkampf das umsetzen, was er in den vergangenen Jahren schon im Training angedeutet hat. Das, was wir jetzt erleben, ist eine folgerichtige Erscheinung seiner sportlichen Entwicklung. Sein Training bei Thomas Kremer ist ausgewogen auf ihn abgestimmt. Torben nimmt unser Konzept, die 400 Meter als Sprintdisziplin einhergehend mit den 100 und 200 Metern zu betrachten, absolut an.

Was ihm gefehlt hat, sind Wettkampferfahrungen, die andere in der Jugend gemacht haben. Wir hoffen, dass er mit seinen Erfolgen wächst, die er in der EM-Staffel und bei der Hallen-DM gezeigt hat. Er braucht Wettkampfhärte und mentale Stärke. Er hat angedeutet, dass er dazugelernt hat. Wir hoffen, dass er an Stabilität gewinnt und es im Sommer Richtung 45er -Zeiten geht.

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