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Torsten Sanders: Das Feuer brennt wieder

Hochspringer Torsten Sanders musste lange auf seinen Durchbruch warten. Fast wäre es gar nicht mehr dazu gekommen, denn der 24-Jährige wollte Ende dieses Jahres eigentlich die Spikes an den Nagel hängen. Nach dem Gewinn der Bronzemedaille bei den Deutschen Hallenmeisterschaften in Leipzig hat der Leverkusener nun aber wieder richtig Lust bekommen.
Philip Häfner

Es ist noch gar nicht allzu lange her, da sah es so aus, als würde Torsten Sanders (TSV Bayer 04 Leverkusen) seine Karriere am Ende dieser Saison beenden. Nach den Deutschen Meisterschaften 2018 hatte sich der Leverkusener noch ein Jahr gegeben – im Anschluss an die diesjährigen <link>Titelkämpfe im Berliner Olympiastadion (3./4. August) wollte er seine Spikes eigentlich an den Nagel hängen.

Dann aber erlebte der Hochspringer im vergangenen Jahr an gleicher Stelle die Europameisterschaften, war live dabei, als sein Vereinskollege Mateusz Przybylko zur Goldmedaille sprang. „Ich war für vier Tage in Berlin und habe das alles in mich aufgesogen“, sagt Torsten Sanders. „Das hat mir einfach noch einmal einen zusätzlichen Motivationsschub gegeben.“

Höhenflüge in der Halle

Das Ergebnis war in der abgelaufenen Hallensaison zu sehen. Bei den Deutschen Hallenmeisterschaften in Leipzig gewann der 24-Jährige als Dritter seine erste DM-Medaille bei den Aktiven. Mit übersprungenen 2,23 Metern konnte er nach vier Jahren auch endlich wieder seinen Hausrekord um einen Zentimeter verbessern.

Torsten Sanders präsentierte sich im Winter 2019 zudem äußerst konstant. In jedem seiner sechs Wettkämpfe sprang er zwischen 2,18 Meter und 2,23 Meter, womit er bei allen Auftritten über seiner alten Hallenbestleistung (2,17) blieb. Dass es am Ende nicht auch noch zur Hallen-EM-Norm (2,26) reichte, konnte er verschmerzen. „Insgesamt bin ich mit der Hallensaison mehr als zufrieden“, sagt er.

Früher Aufstieg, jäher Absturz

Vor allem, weil die Leistungen nicht unbedingt zu erwarten waren. Torsten Sanders musste lange auf seinen Durchbruch im Erwachsenenbereich warten. In der Jugend war er stets vorn mit dabei gewesen: 2012 wurde er Jugend-Vizemeister, zwei Jahre später holte er den Titel den Junioren – beides noch im Trikot des Weseler TV –, zudem vertrat er bei den U20-Europameisterschaften 2012 in Rieti (Italien) sowie bei der U23-EM 2015 in Tallinn (Estland) die deutschen Farben. Alles schien darauf hinzudeuten, dass er nahtlos den Übergang zu den Aktiven schaffen kann.

Dann aber brach er sich binnen drei Monaten gleich zwei Mal den Mittelfuß. Die Saison 2016 war gelaufen, auch 2017 sprang er noch immer mit Schmerzen. Anfang 2018 musste er sich außerdem einer Operation an der Leiste unterziehen.

Einmal Berufsleben und zurück

„Ich war weg vom Fenster, ich hatte den Anschluss verloren“, sagt er selbst über diese schwierige Zeit. Auf einmal war er sich nicht mehr sicher, ob er voll auf den Sport setzen kann. Parallel trieb Torsten Sanders deshalb seine berufliche Ausbildung voran. Seit Mai 2018 arbeitet er Vollzeit im Kundenservice des Bayer-Konzerns in Leverkusen.

Nach der erfolgreichen Hallensaison erfolgt nun die Kehrtwende. „Ich habe wieder Blut geleckt, das Feuer ist wieder richtig entfacht“, sagt Torsten Sanders. Er habe „richtig Bock, noch einmal mehr in den Sport zu investieren.“ Voraussichtlich ab Juni wird der Schützling von Hans-Jörg Thomaskamp daher wieder in Teilzeit gehen, um so mehr Zeit für das Training zu haben. „Meine berufliche Situation ist dann wieder ganz auf den Sport ausgerichtet“, erklärt er.

Kein klassischer Hochspringer

Anders als Mateusz Przybylko, der seine Höhen vor allem dank der hohen Geschwindigkeit im Anlauf erreicht, ist Torsten Sanders ein Kraftspringer. Er weiß selbst, dass er mit seinem Körpergewicht von 90 Kilogramm nicht gerade wie der klassische Hochspringer aussieht, sondern eher wie ein Mehrkämpfer. Doch er macht das Beste aus seinen körperlichen Voraussetzungen.

„Ich habe gezeigt, dass ich das Potenzial habe für Höhen über 2,26 Meter“, sagt er. Mit dieser Erkenntnis will er im Sommer zunächst einmal die Norm für die Universiade in Neapel (Italien; 3. bis 14. Juli) angreifen. 2,28 Meter werden für die Teilnahme an den Weltspielen der Studierenden gefordert.
Noch zwei Zentimeter mehr sind es für die Weltmeisterschaften in Doha (Katar; 28. September bis 6. Oktober), doch diese 2,30 Meter sind für Torsten Sanders in dieser Saison nicht das primäre Ziel. „Das kommt in diesem Jahr wahrscheinlich noch ein bisschen zu früh“, meint er.

Mit Blick auf die Olympischen Spiele 2020 in Tokio (Japan) hält er aber auch solche Höhen für realistisch. „Für mich würde ein Traum in Erfüllung gehen, wenn ich in Tokio dabei sein könnte“, sagt er. Die Pläne, die Karriere alsbald zu beenden, sind jedenfalls längst ad acta gelegt.

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