| DM Ulm

Weitsprung-Showdown um EM-Tickets

Die DLV-Weitspringerinnen haben in diesem Sommer schon viel Spaß gemacht. Vier haben die EM-Norm übertroffen und liegen unter den Top Zwölf Europas. Bei den Deutschen Meisterschaften am Wochenende in Ulm (25. bis 27. Juli) kämpfen sie um drei Tickets für Zürich - und Bundestrainer Uli Knapp hat noch zwei Geheimfavoritinnen auf der Rechnung.
Jan-Henner Reitze

Die Voraussetzungen für einen spannenden Wettkampf könnten nicht besser sein. Die DLV-Weitspringerinnen haben am laufenden Band starke Leistungen abgeliefert, vier von ihnen haben sich durch die erfüllte A-Norm (6,70 m) schon für die EM in Zürich (Schweiz; 12. bis 17. August) empfohlen. Aber es gibt nur drei Fahrkarten. "Von den vier Athletinnen muss eine zu Hause bleiben", erklärt Bundestrainer Uli Knapp, der allen Matadorinnen den Sprung nach Zürich zutraut.

Ganz oben auf der Kandidatenliste steht im Moment Malaika Mihambo (LG Kurpfalz), die einen kometenhaften Aufstieg hingelegt hat und von der Weltspitze der U20 gleich im Jahr danach in die Weltspitze der Frauen durchgestartet ist. Die vorläufige Krönung war der Sieg mit Bestleistung (6,90 m) bei der Team-EM in Braunschweig. Druck macht der 20-Jährigen anscheinend nichts aus. Dazu kamen zwei weitere Wettkämpfe mit Weiten jenseits der 6,80 Meter.

Hundertprozentig fit geht die U20-Europameisterin allerdings nicht in den Kampf um die EM-Tickets. Ein paar Prozent fehlen noch, da eine Fersenprellung vom Wettkampf in Rhede noch nicht vollständig behoben ist. "Das muss man bei der Bewertung der Leistung im Hinterkopf haben, aber auch nicht überbewerten", blickt der Bundestrainer auf die DM voraus.

Bis zum Schluss ist Konter möglich

Genauso wie Malaika Mihambo hat sich auch Lena Malkus (SC Preußen Münster) in allen Zubringerwerten gesteigert und gehört zu den schnellsten Athletinnen am Absprungbrett. 6,88 Meter waren das bisher beste Resultat. Und dann hat die U23-Europameisterin noch eine gefürchtete Waffe in der Hinterhand: Ihren abschließenden Versuch, in dem sie regelmäßig richtig einen raushaut. "Im Fußball sagt man: Ein Spiel hat 90 Minuten. Im Weitsprung gilt: Der Wettkampf ist erst vorbei, wenn Lena Malkus ihren letzten Versuch gemacht hat", sagt Uli Knapp zur Spannungsgarantie bis zum Schluss.

Für Sosthene Moguenara spricht, dass sie sich in diesem Sommer mehrmals erfolgreich in der Diamond League platzieren konnte und dabei zweimal die heikle Situation überstand, nach zwei ungültigen Versuchen noch in den Endkampf springen zu müssen. Wenn ein Sprung passt, fliegt die Wattenscheiderin auch weit. Das ist nicht neu. In diesem Sommer ging es schon auf 6,82 Meter. Gewonnene Sicherheit im Anlauf und zusätzliche internationale Erfahrung könnte im Kampf um einen EM-Startplatz einen Vorteil bringen.

Melanie Bauschke (LAC Olympia 88 Berlin) ist schon die erste Springerin, der nur die Flucht nach vorne bleibt. Mit 6,72 Metern hat sie die EM-Norm zwar in der Tasche, ihr ist aber klar, dass es nur einen sicheren Weg nach Zürich gibt: Deutsche Meisterin werden. Sonst ist die 26-Jährige als Vierte der Bestenliste die erste Streichkandidatin. Uli Knapp weiß um die Kämpferqualitäten der Berlinerin: "Sie ist bekannt, dass sie bei Meisterschaften ein gutes Ergebnis bringt."

Anlage lässt Norm zu

Neben den vier bisherigen Spitzenspringerinnen hat Uli Knapp noch zwei Athletinnen auf der Rechnung für Zürich: Michelle Weitzel (SWC Regensburg), die schon 6,66 Meter stehen hat und Nadja Käther (Hamburger SV), die in diesem Sommer bisher 6,59 Meter gesprungen ist. Beiden traut er eine Überraschung zu.  

Weitere Normerfüllerinnen sind erwünscht. Die Anlage in Ulm lässt große Weiten zu. "Das hat zum Beispiel Sebastian Bayer gezeigt, der dort seine Freiluft-Bestleistung von 8,49 Metern aufgestellt hat", erinnert sich Uli Knapp an das Jahr 2009. "Entscheidend wird aber auch der Wind sein." Kommt der von vorn, könnte das manche Hoffnung auf die Norm davon wehen.

Der Showdown um die EM-Fahrkarten in Ulm ist auf alle Fälle ein guter Vorgeschmack auf Zürich - und gutes Training für den Saisonhöhepunkt. "Die Athletinnen werden viel Druck verspüren. Diese Hürde ist fast schwerer, als in Zürich die Quali zu überstehen", blickt Uli Knapp voraus, der mit jeder der möglichen EM-Starterinnen mitfiebern wird und Zürich schon im Hinterkopf hat. "Dort zwei Athletinnen im Finale, das wünsche ich mir." Wer sich gegen die starke nationale Konkurrenz durchsetzt, der hat das Zeug dazu.

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