| U20-WM

Oleg Zernikel: „Total der Adrenalinschub!“

Um satte 17 Zentimeter hat Stabhochspringer Oleg Zernikel (ASV Landau) in diesem Jahr seinen Hausrekord nach oben gesteigert. Bei der U20-WM in Eugene (USA) brachte dem gebürtigen Kasachen ein Satz über 5,50 Meter Bronze. Wie er den engen Wettbewerb erlebt hat und wie ihm ein neuer Stab zu neuen Höhenflügen verhielf, verriet der 19-Jährige anschließend im Interview.
Silke Morrissey

Oleg Zernikel, du hast im Finale einen so souveränen Eindruck gemacht. Die ersten vier Versuche waren blitzsauber. Wie sah es in dir drinnen aus?

Oleg Zernikel:

Direkt vor dem Wettkampf war ich sehr aufgeregt. Als ich noch auf meinem Zimmer saß, war es extrem! Da habe ich mir viele Gedanken gemacht. Nach dem Einspringen war ich dann schon sicherer. Bei den ersten Höhen habe ich mir gesagt: Da kann nichts passieren, da musst du drüber. 5,40 Meter – waren die im ersten oder zweiten Versuch?

Im ersten…

Oleg Zernikel:

Das war auch Hammer! Und dann dachte ich, jetzt bin ich dabei. Mit dem ersten Auge wollte ich auf 5,40 Meter schauen, mit dem zweiten anschließend auf eine Medaille. Tja, und dann musste ich die 4,90er Stäbe nehmen…

Das war in deinem Wettbewerb der entscheidende Moment, oder?

Oleg Zernikel:

Das war für mich total der Adrenalinschub! Diese Härte habe ich noch nie gesprungen. Im ersten Versuch war das zu viel Adrenalin, da musste ich durchlaufen und mich noch mal konzentrieren, die Gedanken sortieren. Ich weiß selbst nicht, wie ich das geschafft habe. Und dann – ja, dann bin ich 5,50 Meter im zweiten Versuch gesprungen. Hauptsache drüber!

Da durften die Zuschauer dich dann auch anfeuern. Bei den ersten Höhen wolltest du das gar nicht. Warum nicht?

Oleg Zernikel:

Da wollte ich nicht zu viel Spannung aufbauen. Wenn die Leute klatschen, dann pusht das sehr, das brauche ich bei 5,00 oder 5,20 Metern noch nicht. Ab 5,40 Metern habe ich mich dann schon ein bisschen mehr anstrengen müssen, da war das dann okay.

Der Wettkampf war extrem eng. Sechs Athleten waren bei 5,50 Metern noch im Wettkampf – hast du das wahrgenommen?

Oleg Zernikel:

Ich hatte mir schon vorher gedacht, dass bei 5,40 Metern noch sechs, sieben Springer dabei sein werden. Dann sind die nach und nach rausgeflogen. Aber die Russen haben sich gut gehalten! Mit denen habe ich mich während des Wettbewerbs zusammengetan in einer kleinen Gruppe. Wir haben uns gegenseitig unterstützt.

Nachdem du über 5,50 Meter gesprungen warst, hast du einige Dinge zu dir selbst gesagt – war das auf Russisch oder Deutsch?

Oleg Zernikel:

Ich habe mehrere Dinge gesagt, die man eigentlich nicht laut sagen darf. Auf Russisch, auf Deutsch… Mehr sage ich nicht dazu (lacht).

Anschließend konntest du dich feiern lassen…

Oleg Zernikel:

Das war mega! Zuerst habe ich gar nicht realisiert, auf welchem Platz ich bin. Dann habe ich zu Jochen geschaut und der zeigte mir drei Finger. Drei? Was? Vielen Dank an die Leute, die mich angefeuert und mir gratuliert haben. Dann kam ja gleich noch die Sprintstaffel hinterher – auch dritter Platz. Da dachte ich mir nur: Was ist denn hier los?!

Du hast deinen Heimtrainer Jochen Wetter angesprochen, der dich hier in Eugene zusammen mit Disziplintrainerin Christine Adams gecoacht hat. Wie war seine Reaktion auf deine Leistung?

Oleg Zernikel:

Jochen hat sich im Wettkampf gut gehalten (lacht). Ich habe seine Nervosität gar nicht gespürt, aber nachdem ich über 5,50 Meter gesprungen bin, war er auch erleichtert und hat sich riesig gefreut. Er hat mich fest in den Arm genommen, da habe ich gemerkt, dass er zufrieden mit mir ist und stolz.

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