| Mentale Stärke

Mentaltraining per App: Leichtathleten profitieren von Kooperation

Mentaltraining ist für viele Profisportler fester Bestandteil des Trainings. Ein Team um den renommierten Sportpsychologen Prof. Dr. Jan Mayer hat nun eine App entwickelt, die sportpsychologische Trainingstechniken kostenfrei zugängig macht. Die Leichtathleten können durch eine Kooperation als erste davon profitieren. Es ist der Auftakt in eine Reihe von weiteren Online-Angeboten, die das Wissenschaftsteam des DLV entwickelt hat und ab Juli zur Verfügung stellen wird.
Nicolas Walter

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Im Training funktioniert alles perfekt. Die Konzentration ist da, die Bewegungsabläufe gelingen automatisiert wie im Schlaf. Doch im Wettkampf sind dieser Fokus und die damit einhergehende Sicherheit auf einmal verschwunden. Zu viele Gedanken kreisen im Kopf, zu viele neue Eindrücke lenken von der eigentlichen Aufgabe ab. Viele Sportler, die an Wettkämpfen teilnehmen, kennen diese Situation.

Viele Top-Leichtathleten wenden daher gezielt Mentaltraining an, um auch in Druck-Situationen die Kontrolle über Körper und Geist zu behalten. Und auch im Breitensport erfreut sich das kognitive Training einer immer größer werdenden Beliebtheit. Seit wenigen Tagen gibt es nun mit der kostenfreien App „Sportpsychologisches-Training“ eine Online-Anwendung auf dem Markt, die einen kompakten Überblick über sportpsychologische Trainingstechniken bietet.

Unterstützung bei der Bewältigung der Corona-Krise

Entwickelt wurde die App von der gemeinnützigen Forschungseinrichtung TSG ResearchLab, die sich auf dem Gelände des Fußball-Bundesligisten TSG 1899 Hoffenheim befindet und sich zum Ziel gesetzt hat, wissenschaftliche Projekte aus dem Profi-Fußball in andere Bereiche der Gesellschaft – auch in andere Sportarten – zu transferieren.

„Entstanden ist die Idee zu Beginn der Corona-Krise, als viele Sportler mit geschlossenen Trainingsstätten konfrontiert waren. In dieser Phase erschien uns psychologisches Training als besonders sinnvoll, und daher haben wir all unser Wissen über mentales Training in dieser App verpackt“, sagt Prof. Dr. Jan Mayer, der die App zusammen mit dem Sportwissenschaftler Jan Spielmann entwickelt hat. Neben den Fußballern sollen so auch Sportler anderer Sportarten vom Know-How der Wissenschaftler profitieren, welches sie sonst in Workshops und Eins-zu-eins-Coachings vermitteln.

Prof. Dr. Jan Mayer ist Team-Psychologe der TSG Hoffenheim, Geschäftsführer des TSG ResearchLabs und im DOSB Koordinator der sportpsychologischen Betreuung. Auf dem Gebiet des mentalen Trainings gilt er als Experte und Vorreiter. Als er 2008 bei der TSG Hoffenheim seine Arbeit aufnahm, waren innovative Formen der Sportpsychologie wenig in den Trainingsalltag der deutschen Profivereine integriert. Mittlerweile sind selbst in den Nachwuchsleistungszentren sportpsychologische Aspekte fest verankert. Das ist auch ein Verdienst des 48-Jährigen, dessen innovative Konzepte nach und nach von den anderen Bundesligisten übernommen wurden.

Interdisziplinäre Zusammenarbeit

Der Kontakt zur Leichtathletik entstand im vergangenen Jahr bei der Auftaktveranstaltung zur Olympiavorbereitung in Kienbaum, als Prof. Dr. Jan Mayer und Prof. Dr. Rainer Knöller, Head Of Science des DLV, nach ihren Vorträgen miteinander ins Gespräch kamen. Seitdem entwickelten die beiden eine Reihe von Projekten, sodass das ResearchLab und die Wissenschaft im DLV in einer Kooperation zur Weiterentwicklung verbunden sind.

„Die Kooperation der Wissenschaftler-Teams entspricht hervorragend unserem Ansatz des ‚Think Outside the Box‘“, sagt DLV-Generaldirektor Idriss Gonschinska, der an vielen der Abstimmungsgespräche beteiligt war. „Ich freue mich, dass wir der Leichtathletik in diesen schwierigen Zeiten ein Angebot machen können, das eine mentale Stütze sein und zugleich die Wettkampf-Kompetenz fördern kann.“

Weitere Angebote sind in Arbeit

„Sehr schnell hat sich eine inhaltliche und strukturelle Achse herausgebildet, die eine sehr interessante Forschung ermöglicht. Der DLV kann für seine Fragestellungen von der umfangreichen Vorarbeit im Fußball profitieren und gleichzeitig dem TSG ResearchLab ein weiteres Arbeitsfeld, das der Leichtathletik, zugänglich machen", sagt Prof. Dr. Rainer Knöller.

„Die App wird den Leichtathleten dabei helfen, sich eigenmotiviert dem Trainieren mentaler Prozesse zuzuwenden. Das ist ein sehr gutes Konzept und ein guter Auftakt für das Arbeiten auf diesem Gebiet. Eine App ersetzt dennoch nicht den Trainer, der bei individuellen Fragen helfen kann. Wir werden daher zusammen mit unserem Team der DLV- Sportpsychologen und Prof. Dr. Mayer weitere Angebote schaffen. Sowohl online als auch in Seminarform, sobald dies wieder möglich sein wird“, erklärt der Head Of Science des DLV.

Umfangreiche Wissensvermittlung

Neben theoretischen Erklärungen erwarten die Nutzern der App auch praktische Lektionen. So sollen sich die Athleten beispielsweise mithilfe von Schritt-für-Schritt-Anleitungen in ihre Wettkampfsituationen hineindenken und die Bewegungsabläufe in der eigenen Vorstellung so detailliert wie möglich durchspielen, damit sie später auch in der Praxis möglichst optimal umgesetzt werden können. Auch Entspannungsmethoden, Tipps für gezieltes Motivationstraining und Aufgaben des sogenannten Kognitions-Gamings sind in der App enthalten.

Leichtathleten für Forschungsprojekt gesucht
Prof. Dr. Jan Mayer und Jan Spielmann möchten auch in Zukunft interdisziplinär arbeiten und in ihre Forschung andere Sportarten miteinbeziehen. Als nächstes Projekt haben sich die beiden Wissenschaftler vorgenommen, die Persönlichkeitsmerkmale von Leichtathleten und Fußballern miteinander zu vergleichen. Interessierte Leichtathleten können sich mit der Beantwortung eines Fragebogens hier an dem Projekt beteiligen.

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