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Maximilian Thorwirth und die neue Lockerheit

Vom „Hasen“ zum Normerfüller: In Karlsruhe hatte Maximilian Thorwirth sein Potenzial – in der Rolle des Tempomachers – angedeutet, in Erfurt hat er es dann endgültig über 1.500 Meter abgerufen. In 3:38,72 Minuten erfüllte der Düsseldorfer den Richtwert für die Hallen-WM in Belgrad (Serbien; 18. bis 20. März). Über die doppelte Distanz startet er am Sonntag beim New Balance Indoor Grand Prix in New York und will dort den nächsten Richtwert angreifen.
Sandra Arm

Aus dem Schatten ins Licht: Sie geben die Geschwindigkeit vor und stehen doch im Schatten der Lauf-Elite. Die Rolle des Tempomachers übernahmen Maximilian Thorwirth (SFD 75 Düsseldorf) und Lukas Abele (SSC Hanau-Rodenbach) Ende Januar beim Indoor Meeting in Karlsruhe. Als „Hasen“ unterstützten sie den Olympia-Vierten über 10.000 Meter Berihu Aregawi auf der Jagd nach dem mehr als 20 Jahre alten Weltrekord (7:24,90 min) des Kenianers Daniel Komen über 3.000 Meter. Diesen sollte der Äthiopier zwar nicht verbessern, dafür schlug Maximilian Thorwirth auf den ersten 1.500 Metern eine Zeit von 3:41 Minuten an. „Das war ein super cooler Opener. Danach haben mir auch viele Leute zur Zeit gratuliert. Am Ende des Tages war ich aber nur Tempomacher“, relativiert der 27-Jährige seine Leistung.

Nur wenige Tage später erfolgte sein „offizieller“ Saisoneinstieg beim Erfurt Indoor. Zugleich sein Debüt in der Hartwig-Gauder-Halle. „Im Vorjahr war ich in den USA und habe kein Hallenrennen in Deutschland bestritten. Bisher hat Erfurt für mich keine Rolle gespielt.“ Bis jetzt. Nach dem Job als Tempomacher in Karlsruhe war sein Plan, dass mit einigen Tagen Abstand ein 1.500 Meter-Lauf gut als Einstieg passen würde. Als „Hase“ gab Lukas Abele die richtige Geschwindigkeit vor, ausgeschrieben war eine Zeit von 2:27,5 Minuten auf 1.000 Meter. „Die Zeit fühlte sich für mich zu langsam an. In Karlsruhe bin ich mit 2:27,2 Minuten durch. Ich habe dann mit dem Veranstalter und Lukas gesprochen, weil ich eher eine 2:26 hätte. Und so ist Lukas das Rennen angegangen“, erklärt Maximilian Thorwirth.

Allerdings zu schnell für ihn, er musste eine kleine Lücke reißen lassen. „Die 400 Meter haben sich für mich wie ein Vollsprint angefühlt“, sagt er lächelnd. Davon ließ er sich im weiteren Rennverlauf nicht beirren, er machte sein Ding und die Durchgangszeit über 1.000 Meter (2:26 min) stimmte hoffnungsvoll. Auf den letzten beiden Runden machte er gehörig Druck, um vorn zu bleiben. Im Ziel stand eine Zeit von unter 3:40 Minuten auf der Uhr. Maximilian Thorwirth lief sich aus dem Schatten ins Licht, ein befreiendes Gefühl. „Ich war überrascht und habe mich enorm über die Zeit gefreut. Am Ende des Tages war mir wichtiger, ein gutes Rennen abgeliefert zu haben und zu gewinnen.“ Doch auch er weiß: „Es war nur ein gutes Rennen, es macht noch keine Saison.“

Rückenwind für Mission New York

Gleichwohl bleibt das positive Gefühl nach dem schnellen Saisoneinstieg. Und er gibt Rückenwind, wenn er am Sonntag beim New Balance Indoor Grand Prix in New York (USA) an diese Leistung anknüpfen will. „Ich freue mich auf den Trip. Natürlich ist mit den Reisestrapazen ein gewisses Risiko verbunden, aber ich gehe ganz locker an die Sache heran“, gibt er einen Ausblick. Starten wird er über die doppelte Distanz, wo das Ziel die Norm für die Hallen-WM in Belgrad (7:50,00 min) ist. Diese wäre ihm sogar noch lieber. Kommt er doch von den längeren Strecken wie 3.000 und 5.000 Meter. „Ich glaube einfach, dass mir die längeren Sachen etwas besser liegen und ich da international auch konkurrenzfähiger bin“, erklärt er seine Präferenz.

Mit der Reise über den großen Teich endet für ihn der erste Dreier-Wettkampfblock. Danach wird weiter entschieden, ob er beim PSD Indoor Meeting in Dortmund (12. Februar) über zwei Meilen an den Start gehen wird. „Es ist abhängig, wie ich aus New York zurückkomme. Für das Meeting in Hauts-de-France Pas-de-Calais im französischen Liévin stehe ich auf der Warteliste.“ Anschließend folgt die Hallen-DM in Leipzig (26./27. Februar) als nationaler Abschluss. International die Hallen-WM in Belgrad, für die der erste Richtwert bereits abgehakt ist. Dem schließt sich eine einwöchige Pause an, bevor es dann ins Trainingslager nach Flagstaff (USA) geht.

Tübingen als neuer Wohlfühlort

Das Programm ist recht straff. Umso wichtiger sind ihm dann gewisse Rückzugsorte. „Ich versuche alles noch mehr zu genießen. Ich bin froh, dass ich seit Oktober in Tübingen bin und dort meinen zweites Wohnsitz habe. In meine Heimat Düsseldorf komme ich ebenfalls gern zurück. Das sind definitiv zwei Orte, wo ich mich wohlfühle und runterkommen kann.“

In Tübingen lebt und trainiert er seit vier Monaten. An seiner Seite nun Trainerin Isabelle Baumann. Für den Standort- und Trainerwechsel hat er sich bewusst entschieden. Nach einem sehr emotionalen letzten Jahr mit Saisonabbruch nach vier Rennen wegen Formschwäche und verpasster Olympia-Norm brauchte er eine Luftveränderung. „Mir ist der Spaß am Laufen verloren gegangen. Ich habe zu viel von den Olympischen Spielen abhängig gemacht“, gesteht er sich ein. Er haute in die Berge ab, wo er die Ruhe fand, um das Jahr sacken zu lassen, nachzudenken und neue Energie zu tanken. Die Hüttentour war Balsam für die Seele und sorgte für einen neuen Impuls: Tübingen.

„Ich habe im Vorfeld viel Gutes vom Training gehört. Hier sind viele Leute, die Spaß am Laufen haben. Trotzdem ist es eine starke Trainingsgruppe unter anderem mit Tim Assmann und Hanna Klein. Menschlich ist Isabelle Baumann eine Toptrainerin. Sie hat beim Pensum ein sehr gutes Gespür zwischen mentaler Lockerheit und neue Reize zu finden“, schwärmt Maximilian Thorwirth vom neuen Umfeld. Dazu die südliche Lage, die Berge, die Strecken – das alles sorgt bei ihm für eine neue Lockerheit. Viel wichtiger, die Freude am Laufen ist zurück. Und mit ihr ein erstes gutes Rennen – weitere sollen folgen. 

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