| Oregon 2022

WM-Tag 3 | Tom Gröschel beendet Marathon als 43. – Tamirat Tola siegt mit Meisterschaftsrekord

Beim schnellsten Marathon der WM-Geschichte ist Tom Gröschel auf Platz 43 gelaufen. Der einzige deutsche Starter wählte eine defensive Taktik und überholte zum Ende noch einige Läufer, während an der Spitze Tamirat Tola eine Weltklasseleistung zeigte und mit 2:05:37 Stunden triumphierte.
Martin Neumann

Bei optimalen Bedingungen und Temperaturen von rund 13 Grad wurden die Marathonläufer um 6:15 Uhr Ortszeit von Lauf-Legende Frank Shorter – dem Olympiasieger von München – auf den WM-Kurs zwischen den Städten Eugene und Springfield geschickt. Drei Runden mussten die 62 Starter bewältigen, größtenteils durch den Alton Baker Park, einem beliebten Ausflugsziel mit zahlreichen Laufstrecken.

Die guten äußeren Bedingungen nutzten die von den Vorleistungen schnellsten Läufer und schlugen ein flottes Tempo an. Bei Rennhälfte (64:08 min) zählten trotzdem noch mehr als 30 Läufer zur Spitzengruppe. Tom Gröschel (TC Fiko Rostock) wählte hingegen ein defensivere Variante. Der EM-Elfte aus Berlin durchlief die Halbmarathonmarke als 54. nach 66:13 Minuten und war damit auf den angepeilten Kurs Richtung 2:12 Stunden.

Tom Gröschel macht auf der zweiten Hälfte elf Plätze gut

Auf der zweiten Streckenhälfte konnte der in Bochum lebende Langstreckler das Tempo nicht mehr ganz halten, trotzdem hatte sich Tom Gröschel das Rennen gut eingeteilt und konnte auf der dritten und letzten Runde einige Läufer überholen und beendete seinen siebten Marathon nach 2:14:57 Stunden auf Platz 43. Damit war er bei der WM der sechstbeste europäische Läufer.

„Das war heute ein hartes Stück Arbeit, wahrscheinlich das härteste Rennen, was ich je mitgemacht habe. Ich bin froh und stolz, es geschafft zu haben und freue mich nun auf ein paar ruhige Tage ohne Laufen“, sagte Tom Gröschel, der auf den letzten zehn Kilometern mit muskulären Problemen zu kämpfen hatte. „Das war eine solide Leistung von Tom. Leider hatte er keine Gruppe und musste viel allein laufen. In der letzten Runde fehlt ihm die Kraft. Aber sein Auftritt ist aller Ehren wert“, so Trainer Wolfgang Heinig, der Tom Gröschel an der Strecke betreute.

An der Spitze verlor als erster Favorit Titelverteidiger Lelisa Desisa kurz nach der Halbmarathonmarke den Anschluss. Der Äthiopier hatte den Hitze-Marathon 2019 in Doha gewonnen, er kam danach aber nicht mehr an diese Form heran. Kurz nach der 30-Kilometer-Marke konnte auch US-Star Galen Rupp das von Shumi Dechasa (Bahrain) hoch gehaltene Tempo nicht mehr halten.

Weltmeister Tamirat Tola läuft zwei Hälfte in 61:29 Minuten

Einen entscheidenden Vorstoß wagte kurz nach der 33-Kilometer-Marke Tamirat Tola. Der Äthiopier zählte mit einer Bestzeit von 2:03:39 Stunden natürlich zu den Favoriten. Doch dass der 30-Jährige binnen weniger Kilometer mit einem Tempo von knapp unter drei Minuten pro Kilometer einen großen Vorsprung herauslaufen konnte, war schon überraschend.

Die Lücke konnten die Konkurrenten nicht mehr schließen. So lief Tamirat Tola vor dem Autzen Stadion nach 2:05:37 Stunden als souveräner Sieger ins Ziel und sicherte sich das Preisgeld von 70.000 US-Dollar. Auf der Zielgeraden auf dem Martin Luther King Boulevard winkte der Sieger ausgiebig den vielen Tausend Zuschauern zu, die in Viererreihen den Läufern zujubelten. Den Meisterschaftsrekord von Abel Kirui (Kenia), aufgestellt bei der WM 2009 in Berlin, steigerte der Weltmeister bei seinem Triumphlauf um 77 Sekunden. Die zweite Streckenhälfte legte Tamirat Tola in 61:29 Minuten zurück.

Mosinet Geremew macht Doppelsieg für Äthiopien perfekt, Bashir Abdi erneut Dritter

Das Rennen um die verbleibenden zwei Medaillen entschied sich knapp zwei Kilometer vor dem Ziel. Zuerst waren aus der Vierergruppe Geoffrey Kamworor (Kenia) und der überraschend starke Kanadier Cameron Levins zurückgefallen. Kurze Zeit später setzte Mosinet Geremew die entscheidende Beschleunigung und machte nach 2:06:45 Stunden wie 2019 in Doha den Doppelsieg für Äthiopien perfekt.

Bronze sicherte sich wie bei den Olympischen Spielen 2021 in Sapporo der Belgier Bashir Abdi (2:06:49 h). Cameron Levins fing als Vierter in 2:07:10 Stunden Geoffrey Kamworor noch um fünf Sekunden ab. In seiner Heimat lief Galen Rupp als 19. nach 2:09:37 Stunden ins Ziel.

Stimme zum Wettbewerb:

Tom Gröschel:
Die Strecke war sehr selektiv mit einigen Anstiegen und Kurven. Ich brauchte die erste Runde um reinzukommen. Da ging es bei der Verpflegung etwas drunter und drüber, weil wir noch in einer so großen Gruppe waren. Anders als bei City-Marathons hat man keine Tempomacher und muss sich zusammentun. Das hat mit dem Dänen Thijs Nijhuis, mit dem ich schon oft gelaufen bin, auch gut geklappt. Wir hatten uns schon vorher abgesprochen und haben gesagt, dass dann jeder auf der letzten Runde sein eigenes Rennen läuft. Bei einer Weltmeisterschaft läuft man nicht auf eine bestimmte Zeit, sondern auf eine Platzierung. Ich habe gehofft, dass mir, je länger das Rennen dauert, die Leute entgegenkommen und ich Plätze gutmachen kann. So kam es dann ja auch. Das zeigt für mich, dass ich ein gutes und cleveres Rennen gemacht habe. Vor der WM wollte ich unter die Top 50 kommen, das hat geklappt. Auch wenn es hinten raus sehr schwer war. Ich hatte ab etwa Kilometer 32 Probleme mit dem Beuger. Da kann man dann nur noch eine Schrittlänge ziehen, sonst gibt’s einen Krampf. Bei der EM in München werde ich vor Ort sein und die deutschen Läufer unterstützen.

WM 2022 Eugene

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