| Langstrecken-Legende

Harald Norpoth feiert 80. Geburtstag

Er ist eine Legende unter den Langstrecklern. Harald Norpoth feiert am Montag (22. August) seinen 80. Geburtstag. Er zählt zu den Athleten, die das Kunststück vollbrachten, Leichtathletik-Geschichte zu schreiben, ohne bei einer Meisterschaft Gold gewonnen zu haben.
Peter Middel

Harald Norpoth, der hagere Westfale, bei dem sich früher 62 Kilogramm auf eine Körperlänge von 184 Zentimeter verteilten, wurde bei den Olympischen Spielen 1964 in Tokio (Japan) populär, als er im 5.000-Meter-Lauf auf einer vom Regen aufgeweichten Bahn in 13:44,0 Minuten überraschend Silber gewann. Darüber hinaus erkämpfte sich „der laufende Bleistift“, wie er von einigen Journalisten früher genannt wurde, bei der EM 1966 in Budapest (Ungarn) den zweiten Platz über 5.000 Meter und dritten Rang über 1.500 Meter. Bei der EM 1971 in Helsinki (Finnland) gewann er zudem über 5.000 Meter Bronze.

Der einstige Weltklasseläufer stellte in seiner erfolgreichen Karriere zwei Welt- und Europarekorde auf, gewann 36 Deutsche Meisterschaften und nahm an 50 Länderkämpfen teil – eine eindrucksvolle Serie. Sein letztes Rennen absolvierte er am 12. Juli 1973 in München, als er beim Länderkampf gegen die USA über 5.000 Meter im Kampf mit dem US-Amerikaner Steve Prefontaine mit 13:20,49 Minuten einen neuen deutschen Rekord aufstellte. Der Olympiazweite von Tokio kann sich an diesen Lauf noch genau erinnern: „Als ich im Ziel war, schoss es mir durch den Kopf: Das ist es gewesen. Viele Läufer hören meiner Meinung viel zu spät auf und wundern sich dann, dass sie nicht mehr so schnell sind wie früher.“

Leidenschaft auch für den Fußball

Seine große Leidenschaft für den Fußball hätte ihm beinahe seine erfolgreiche Leichtathletik-Karriere verbaut. Der Schalke- Fan spielte mehrere Jahre im Mittelfeld der DJK und des SC Telgte. Zuletzt war er Trainer des Verbandsligisten SU Warendorf.

Als Schüler stellte er eines Tages beim Blick in eine DLV-Bestenliste fest, dass er ohne ein aufwendiges Training zu den Jahrgangsbesten in der Bundesrepublik zählte, und wand sich mehr der Leichtathletik zu. 1960 wurde er auf Anhieb dreifacher deutscher Jugendmeister. Die Erfolge des Münsterländers, der früher als Sportausbilder bei der Bundeswehr in Warendorf arbeitet, beruhten vor allem auf seinem optimalen Umfeld in Telgte, seiner Bewegungsökonomie, seinem geringen Körpergewicht, seinem taktischen Gespür und seiner Härte gegen sich selbst.

Brief von Sepp Herberger

Harald Norpoth ist kein Mann, der in der Vergangenheit lebt. Sorgfältig sammelte sein Vater die zahlreichen Zeitungsartikel über die Erfolge seines Sohnes, doch Harald Norpoth wirft kaum noch einen Blick in die Ordner, die im Keller lagern. Zu den wenigen alten Dingen, die der Vater zweier erwachsener Kinder noch persönlich aufhebt, zählt ein Brief von Ex-Bundestrainer Sepp Herberger („Du wärst auch ein guter Fußballer geworden“), in dem er ihm riet, den Trainerschein zu machen. Vor 25 Jahren erwarb der einstige Leichtathletik-Star die auch für die Bundesliga taugliche Lizenz, doch eine Trainerkarriere schlug er nicht ein.

Laufen kann Harald Norporth schon lange nicht mehr. Trotzdem ist er noch rank und schlank wie früher, denn er hält sich mit Radfahren fit. Am Montag (22. August) wird er 80 Jahre alt.

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