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Hallen-DM Dortmund 2023 | Die große Vorschau auf die Wettbewerbe der Frauen

Wer holt sich am Wochenende (18./19. Februar) in der Helmut-Körnig-Halle Dortmund die deutschen Meistertitel in der Halle? Wer geht als große Favoritin an den Start und wer könnte für eine Überraschung sorgen? Und welche Athletinnen haben noch die Norm für die Hallen-EM Anfang März in Istanbul (Türkei) im Visier? Wir blicken in unserer großen Vorschau voraus auf die Entscheidungen in den Wettbewerben der Frauen!
Martin Neumann / Jan-Henner Reitze

Hallen-DM 2023 Dortmund

60 METER

Dreikampf um die Sprint-Krone

Das Rennen um die Sprint-Krone dürfte am Samstagabend in der Helmut-Körnig-Halle zum Dreikampf werden. Denn Doppel-Europameisterin Gina Lückenkemper (SCC Berlin; SB: 7,16 sec) und die Staffel-Europameisterinnen Lisa Mayer (Sprintteam Wetzlar; 7,20 sec) und Alexandra Burghardt (SV Gendorf Wacker Burghausen; 7,22 sec) sind der Konkurrenz einen Schritt voraus. Speziell Gina Lückenkemper zeigte in den vergangenen Wochen mit drei Zeiten unter 7,20 Sekunden konstant schnelle Rennen. Und wird in Dortmund, unweit ihres Heimatortes Soest, besonders motiviert sein.

Mit ihrem brachialen Top-Speed zum Ende des Laufs kann sie aktuell auch schwächere Starts wettmachen und Rennen gewinnen. „Es ist krass, was ich in diesem Winter laufen kann und mit welcher Leichtigkeit“, sagte Gina Lückenkemper nach 7,16 Sekunden und Rang drei beim ISTAF Indoor vergangenen Freitag. Dort wurde sie am Start sogar noch von Rückenproblemen ausgebremst.

Während Lisa Mayer und Alexandra Burghardt auf ihre ersten Zeiten des Winters unter 7,20 Sekunden hoffen, geht‘s für einige andere Sprinterinnen um erste Zeiten unter 7,30 Sekunden. Angeführt wird das Verfolgerfeld von Jennifer Montag (TSV Bayer 04 Leverkusen; 7,31 sec), Weitsprung-Olympiasiegerin Malaika Mihambo (LG Kurpfalz; 7,34 sec) und Antonia Dellert (Sprintteam Wetzlar; 7,35 sec). Gerade bei Malaika Mihambo zeigte zuletzt die Form- und Tempokurve nach oben. Die Bestzeit der zweifachen Weltmeisterin steht sogar bei 7,22 Sekunden.

Nicht gemeldet ist Titelverteidigerin Tatjana Pinto. Die Wattenscheiderin bereitet sich aktuell auf Jamaika in der Gruppe von Weltmeisterin Shelly-Ann Fraser-Pryce auf die Sommersaison vor. Auch Rebekka Haase (Sprintteam Wetzlar) bestreitet keine Hallensaison.

Jahresbeste: Gina Lückenkemper (SCC Berlin; 7,16 sec)
Titelverteidigerin: Tatjana Pinto (TV Wattenscheid 01; 7,16 sec)
 

200 METER

Titelverteidigerin Jessica-Bianca Wessolly in der Poleposition

Die Hallenrunde gleicht bei Deutschen Hallenmeisterschaften oft einer Wundertüte. Denn die 200 Meter werden seit 2005 nicht mehr bei internationalen Meisterschaften ausgetragen. Dementsprechend weniger hochkarätige Rennen finden im DM-Vorfeld statt. Die Titelverteidigerin Jessica-Bianca Wessolly (VfL Sindelfingen) testete hingegen bereits ihre Form und führt mit 23,62 Sekunden die deutsche Bestenliste an. Eine erfolgreiche Titelverteidigung in Dortmund ist also durchaus möglich.

Ihr auf den Fersen ist die (Lang-)Sprint-Aufsteigerin des Winters: Skadi Schier. Die 22-Jährige startet seit dieser Saison für den SCC Berlin und hat sich über 200 Meter (23,69 sec) und 400 Meter (53,21 sec) deutlich verbessert. „Die Entwicklung war so nicht abzusehen“, sagt ihr Trainer Sven Buggel. Skadi Schier trainiert übrigens in Berlin zusammen mit Alica Schmidt (SCC Berlin) und 800-Meter-Spezialistin Christina Hering (LG Stadtwerke München).

Nach einem verspäteten Saisoneinstieg ist auch Corinna Schwab eine Titelanwärterin. Die Chemnitzerin lief vergangene Wochen in Leipzig 23,82 Sekunden. Im Vorjahr blieb sie mit 22,97 Sekunden sogar unter der 23-Sekunden-Marke. Deutlich verbessert hat sich in diesem Winter Louise Wieland (HSV; 23,70 sec). Damit zählt auch die 23-Jährige am Sonntag zu den Medaillenanwärterinnen.

Jahresbeste: Jessica-Bianca Wessolly (VfL Sindelfingen; 23,62 sec)
Titelverteidigerin: Jessica-Bianca Wessolly (MTG Mannheim; 23,23 sec)
 

400 METER

Krönt Aufsteigerin Skadi Schier die Hallensaison mit DM-Gold?

Zwei Trainingspartnerinnen führen die deutsche Hallenbestenliste an: Skadi Schier (53,21 sec) und Alica Schmidt (beide SCC Berlin; 53,28 sec). Damit war Skadi Schier in diesem Winter sogar fast eine Sekunde schneller als ihre Freiluft-Bestzeit aus dem Vorjahr. „Nach ihren letzten Aufritten und mit ihrem Unterdistanzniveau will sie natürlich um die Medaillen und sogar um Gold mitlaufen“, blickt ihr Trainer Sven Buggel auf das Finale am Sonntag voraus.

Gleiches gilt für Alica Schmidt. „In Erfurt hat sie gezeigt, dass sie denselben Anspruch hat wie Skadi. Sie ist gut drauf, beide wollen in Dortmund unter 53 Sekunden bleiben“, so Sven Buggel. Für die 22-jährige Skadi Schier wäre es übrigens die erste DM-Medaille bei den Frauen überhaupt. Deutlich mehr Erfahrung bringt Alica Schmidt mit. „Und sie kennt die Halle in Dortmund“, ergänzt Sven Buggel.

Ist Skadi Schier die 400-Meter-Aufsteigerin des Winters, startete im Sommer 2022 Luna Thiel mit 51,28 Sekunden beim ISTAF so richtig durch. In der Hallensaison kam die Neu-Wolfsburgerin mit 54,39 Sekunden allerdings noch nicht richtig in Tritt und wird in Dortmund verletzungsbedingt fehlen. Besser lief es bisher für Mona Mayer (LG Telis Finanz Regensburg; 53,51 sec) und Elisa Lechleitner (LAZ Ludwigsburg; 53,69 sec), die einen Podestplatz anpeilen. Nicht dabei ist Titelverteidigerin Corinna Schwab. Die Chemnitzerin ist verspätet in die Saison eingestiegen. Mit einer Sonderstartgenehmigung ist Laura Müller (SV GO! Saar 05) gemeldet.

Jahresbeste: Skadi Schier (SCC Berlin; 53,21 sec)
Titelverteidigerin: Corinna Schwab (LAC Erdgas Chemnitz; 51,74 sec)
 

800 METER

Youngster Jolanda Kallabis fordert Majtie Kolberg und Tanja Spill

Christina Hering verzichtet auf die Hallensaison, ihre Münchner Vereinskameradin Katharina Trost ist über 1.500 Meter gemeldet. Damit scheint der Weg zum ersten DM-Titel frei für Majtie Kolberg (LG Kreis Ahrweiler). Die 23-Jährige ist bei ihren beiden Rennen der Hallensaison jeweils Zeiten von 2:02 Minuten gelaufen. So ist sie der Konkurrenz ein gutes Stück voraus und klare Gold-Favoritin.

Erste Verfolgerin von Majtie Kolberg ist das „Nesthäkchen“ im Feld: Jolanda Kallabis. Die Freiburgerin entschied sich erst kurzfristig für einen Start in Dortmund. Denn der Fuß machte zuletzt leichte Probleme. Deutschlands „Jugend-Leichtathletin 2022“ wird am Samstag nicht nur ihr DM-Debüt bei den Frauen geben, sondern auch 18 Jahre jung.

Der Einzug ins 800-Meter-Finale am Sonntag wäre ein passendes Geburtstagsgeschenk und bei einer Vorleistung von 2:04,37 Minuten keine Überraschung. Ist Jolanda Kallabis fit, zählt sie jedenfalls zu den Medaillenkandidatinnen in der Helmut-Körnig-Halle. Das hätte auch für Deutschlands zweites Top-Talent auf den 800 Metern gegolten. Doch Jana Becker (Königsteiner LV; 2:04,72 min) ist als U18-Athletin (geboren 2006) noch nicht startberechtigt.

Hinter Majtie Kolberg und der nachgemeldeten Jolanda Kallabis machen sich bestimmt ein halbes Dutzend Läuferinnen Hoffnungen auf Edelmetall. Gute Chancen darauf dürfte Tanja Spill haben. Zwar hat die Dormagenerin in diesem Winter noch kein Rennen bestritten, ist aber per Sonderstartrecht dabei und wurde vor zwei Jahren an selber Stelle schon einmal Deutsche Hallenmeisterin.

Jahresbeste: Majtie Kolberg (LG Kreis Ahrweiler; 2:02,09 min)
Titelverteidigerin: Christina Hering (LG Stadtwerke München; 2:02,88 min)
 

1.500 METER

Ein offenes Rennen um den DM-Titel

Eine klare Titel-Favoritin fehlt über 1.500 Meter. Zwar ist Titelverteidigerin Katharina Trost per Sonderstartgenehmigung dabei, aber 2023 hat die Münchnerin noch kein Rennen absolviert. Auch die aktuell Führenden in der DLV-Bestenliste sind nicht am Start: Hanna Klein (LAV Stadtwerke Tübingen; 4:06,23 min) ist über 3.000 Meter gemeldet. Vera Hoffmann (LC Rehlingen) lief am Sonntag in Dortmund mit 4:11,03 Minuten Landesrekord für Luxemburg. Für das Land ist sie international startberechtigt. Nur drei Zehntel langsamer war im selben Rennen Lea Meyer. Die Leverkusenerin startet aber in Dortmund wie Hanna Klein über 3.000 Meter.

So liegen die Top Drei der Meldeliste mit 4:14er-Zeiten fast gleichauf. Angeführt wird das Ranking von Vera Coutellier (ASV Köln; 4;14,07 min) vor Nele Weßel (Eintracht Frankfurt; 4:14,84 min) und Caterina Granz (LG Nord Berlin; 4:14,83 min). Eine optimale Ausgangsposition für ein spannendes Rennen.

Wird das Finale nicht zu schnell, könnte auch Verena Meisl eine gute Chance haben. Zwar ist die Wattenscheiderin mit 4:19,22 Minuten aktuell fünf Sekunden entfernt von der deutschen Spitze. Doch mit einer 800-Meter-Bestzeit von 2:04,39 Minuten verfügt die 21-Jährige über den nötigen Speed in einer möglichen Spurtentscheidung. „Ich werde auf jeden Fall den Blick die ganze Zeit nach vorn richten, um so lange wie möglich in Richtung Podest gehen zu können“, so Verena Meisl.

Jahresbeste: Hanna Klein (LAV Stadtwerke Tübingen; 4:06,23 min)
Titelverteidigerin: Katharina Trost (LG Stadtwerke München; 4:10,06 min)
 

3.000 METER

Grand mit vier schnellen Damen

Die 3.000-Meter-Entscheidung der Frauen am Samstagnachmittag (17:35 Uhr) könnte zu einem der Höhepunkte der Hallen-DM werden. Schließlich sind die drei schnellsten DLV-Läuferinnen der Geschichte über diese Distanz gemeldet. Angeführt wird die Startliste von der Deutschen Rekordhalterin Konstanze Klosterhalfen (TSV Bayer 04 Leverkusen; 8:32,47 min). Es folgen Hanna Klein (LAV Stadtwerke Tübingen; 8:36:42 min) und Alina Reh (SCC Berlin; 8:39,45 min).

Allerdings sind Konstanze Klosterhalfen und Alina Reh in dieser Hallensaison noch nicht gestartet. Das letzte Rennen der 5.000-Meter-Europameisterin datiert aus Mitte Dezember (Silber bei der Cross-EM). Die Leverkusenerin feiert am Samstag, also am Tag des DM-Rennens, übrigens ihren 26. Geburtstag. Da wäre der Titel natürlich ein passendes Geschenk. Alina Reh lief im Januar zwei Straßenrennen und eine neue Halbmarathon-Bestzeit (68:42 min). „Allerdings habe ich die für mich kurze Strecke bei der Hallen-DM nicht speziell vorbereitet. Der Fokus liegt im Sommer auf den längeren Distanzen“, so Alina Reh.

Anders ihre Trainingspartnerin: Hanna Klein lief Anfang Februar in Val-de-Reuil (Frankreich) mit 8:36,42 Minuten auf Rang zwei der ewigen deutschen Bestenliste. Ihre Bestzeit steigerte die Hallen-EM-Dritte in einem starken Feld gleich um mehr als acht Sekunden. Eine eindrucksvolle Bewerbung für den Titel in der Helmut-Körnig-Halle.

Oder gibt‘s am Ende sogar eine „lachende Vierte“? Denn Lea Meyer reist mit gleich zwei „frischen“ Bestzeiten im Gepäck nach Dortmund. Nach 8:52,48 Minuten über 3.000 Meter Anfang Februar in Boston ließ die Leverkusenerin am Sonntag beim Sparkassen Indoor-Meeting in Dortmund 4:11,32 Minuten über 1.500 Meter folgen. Eine gelungene Generalprobe für den DM-Showdown am Samstagnachmittag an selber Stelle.

Jahresbeste: Hanna Klein (LAV Stadtwerke Tübingen; 8:36,42 min)
Titelverteidigerin: Hanna Klein (LAV Stadtwerke Tübingen; 8:51,18 min)
 

60 METER HÜRDEN

Viele Favoritinnen und ein Abschied

Ganz eng geht es in diesem Winter zu in der deutschen Hürdensprint-Spitze. Das Top-Quartett (Anne Weigold; 8,18 sec), Monika Zapalska (8,18 sec), Isabel Mayer (alle TV Wattenscheid 01; 8,22 sec) und Marlene Meier (TSV Bayer 04 Leverkusen; 8,22 sec) trennen nur vier Hundertstelsekunden. „Das wird ein spannender Wettkampf. Aber ich hoffe doch sehr, dass wir für unseren Verein ein paar Medaillen mit nach Hause bringen können“, blickt Isabel Mayer voraus auf ihren ersten DM-Auftritt im TVW-Trikot.

Ihre Vereinskollegin Monika Zapalska zeigte zuletzt beim ISTAF Indoor ansteigende Form und dank eines besseren Starts schnellere Zeiten. Mit 8,18 Sekunden führt sie zusammen mit Anne Weigold die deutsche Bestenliste an. Der zweite Wattenscheider Hürden-Neuzugang hat bisher nur einen Start in diesem Winter absolviert. Anfang Februar in Erfurt. Beim selben Meeting erzielte Marlene Meier mit 8,22 Sekunden eine neue Bestzeit. Findet die Deutsche Meisterin über 100 Meter Hürden gut ins Rennen, sind weitere Steigerungen in Dortmund nicht ausgeschlossen.

An ihre Bestzeit von 7,84 Sekunden wird die Titelverteidigerin in der Helmut-Körnig-Halle nicht herankommen. Doch vielleicht kann Cindy Roleder (SV Halle) am Samstagnachmittag die Jüngeren noch einmal ärgern. Denn das Finale der Hallen-DM wird das letzte Rennen in der erfolgreichen Karriere der Vize-Weltmeisterin von 2015 und Europameisterin von 2016: „Nach Dortmund ist definitiv Schluss, dann kommt ein anderes Leben. Ich möchte die Rennen dort noch einmal genießen, ins Finale kommen und dann gewinnen. Ich würde lügen, wenn ich das nicht wollte.“ Man sieht: Auch auf dem Zielstrich ihrer Karriere ist die 33-Jährige noch top-motiviert.

Jahresbeste: Anne Weigold, Monika Zapalska (beide TV Wattenscheid 01; 8,18 sec)
Titelverteidigerin: Cindy Roleder (SV Halle; 8,13 sec)
 

HOCHSPRUNG

Höhenflug bestätigen

Verletzungsbedingt musste Christina Honsel (TV Wattenscheid 01) schon viele Rückschläge verkraften. Im vergangenen Jahr waren 1,83 Meter die größte Höhe, die sie überspringen konnte. In diesem Winter erfährt die 25-Jährige wieder einmal, dass auf ein sportliches Tal auch ein Hoch folgen kann. Und das schnell, wenn gesundheitlich endlich alles zusammenpasst! Mit 1,94 Meter, 1,96 Meter und 1,98 Meter meisterte die Deutsche Freiluft-Meisterin des Jahres 2020 in Weinheim gleich dreimal so große Höhen wie noch nie zuvor in ihrer Karriere. Und auch vorher hatte sich die gute Form schon angedeutet. Der erste nationale Hallentitel wäre die nächste Belohnung dafür, auch in schwierigen Jahren an die eigene Leistungsfähigkeit zu glauben.

Mit der erst 17-jährigen Johanna Göring (SV Salamander Kornwestheim) schickt sich das größte DLV-Talent im Hochsprung an, ihre erste DM-Medaille in der Frauenklasse zu gewinnen. Konstant hat die Zweite der U18-EM in diesem Winter Höhen zwischen 1,86 Meter und 1,89 Meter übersprungen. In diesen Bereich sind die Titelträgerinnen der vergangenen Jahre Bianca Stichling (TSV Bayer 04 Leverkusen), Marie-Laurence Jungfleisch (VfB Stuttgart) und Imke Onnen (Hannover 96) in der laufenden Hallensaison noch nicht vorgedrungen. Sie wollen eine Schippe drauflegen.

Jahresbeste: Christina Honsel (TV Wattenscheid 01; 1,98 m)
Titelverteidigerin: Bianca Stichling (TSV Bayer 04 Leverkusen; 1,86 m)
 

STABHOCHSPRUNG

Nach Comeback-Sieg jetzt klare Favoritenrolle

Im vergangenen Jahr meldete sich Anjuli Knäsche (LG Leinfelden-Echterdingen) nach knapp drei Jahren Pause auf der Wettkampf-Bühne zurück, und das erfolgreich wie nie. Im Sommer stellte sie mit 4,55 Metern bei der Freiluft-DM ihre Bestleistung ein und holte sich ihren ersten nationalen Titel. In Dortmund stehen die Chancen gut, dass die 29-Jährige auch ihren ersten Hallentitel gewinnen kann. Mit 4,50 Metern hat die inzwischen hauptamtlich als Trainerin tätige Athletin ihre Hallen-Bestleistung in diesem Winter schon eingestellt. Bei vier weiteren Wettkämpfen übersprang sie mindestens 4,30 Meter. Das ist in diesem Jahr noch keiner anderen deutschen Stabhochspringerin gelungen.

Ändern könnten das in Dortmund die frühere U18-Europameisterin Leni Freyja Wildgrube (SC Potsdam) oder die Silbermedaillen-Gewinnerin der U20-WM Chiara Sistermann (TSV Gräfelfing). Beide haben als Zweite beziehungsweise Dritte schon einmal bei Deutschen Meisterschaften in der Frauenklasse auf dem Podest gestanden. Sogar schon einen DM-Titel hat Ria Möllers (TSV Bayer 04 Leverkusen), die in diesem Winter bisher 4,10 Meter überwunden hat. Nach ihrer Steigerung bis auf 4,27 Meter hat Clara Rentz (LT DSHS Köln) ebenfalls Chancen auf eine Medaille.

WM-Finalistin Jacqueline Otchere (MTG Mannheim) konzentriert sich in diesem Winter auf ihre Bachelorarbeit und möchte im Sommer wieder auf Höhenjagd gehen.

Jahresbeste: Anjuli Knäsche (LG Leinfelden-Echterdingen; 4,50 m)
Titelverteidigerin: Jacqueline Otchere (MTG Mannheim; 4,30 m)
 

WEITSPRUNG

Wer kommt der Seriensiegerin am nächsten?

Seit 2018 heißt die Deutsche Meisterin im Weitsprung drinnen wie draußen Malaika Mihambo (LG Kurpfalz). Die Olympiasiegerin und zweimalige Weltmeisterin ist die Leistungsträgerin im DLV, die Konstanz ihres Top-Niveaus ist beeindruckend. Und alles spricht dafür, dass die 29-Jährige auch zum sechsten Mal nacheinander den nationalen Hallentitel abräumt. Bei ihren beiden ISTAF-Auftritten in diesem Winter hat sie jeweils 6,80 Meter übertroffen.

Spannung verspricht der Kampf um den Silberrang. Mit ihrer Steigerung auf 6,70 Meter vom Meeting am vergangenen Wochenende in Dortmund reist Mikaelle Assani (SCL Heel Baden-Baden) mit besten Erfahrungen wieder in die Helmut-Körnig-Halle. Maryse Luzolo (Königsteiner LV) hat ihre Hallenbestleistung in diesem Winter ebenfalls schon steigern können, bis auf 6,62 Meter. EM-Teilnehmerin Merle Homeier (LG Göttingen) hat dagegen noch keinen Sprung optimal erwischt und wird in Dortmund nach nicht störungsfrei verlaufener Saisonvorbereitung fehlen. Für eine Überraschung in Sachen Podest könnte die erst 19-jährige Libby Buder (SC Potsdam) sorgen.

Jahresbeste: Malaika Mihambo (LG Kurpfalz; 6,83 m)
Titelverteidigerin: Malaika Mihambo (6,81 m)
 

DREISPRUNG

Aufstrebender Nachwuchs fordert Titelträgerinnen

Mit den besten Vorleistungen im Gepäck reisen zwei Athletinnen an, die sich schon im vergangenen Jahr als U23-Athletinnen immer näher an die nationale Spitze herangearbeitet haben. Die 21-jährige Caroline Joyeux (LG Nord Berlin) steigerte sich zuletzt auch unterm Hallendach bis auf 13,77 Meter. Die 22-jährige Kira Wittmann (LG Göttingen) überzeugte mit konstanten Wettkämpfen und neuer Hallenbestleistung von 13,69 Metern. Im Freien hatte sie schon mit 13,90 Metern ihr 14-Meter-Potenzial angedeutet. Beide haben noch nie einen nationalen Titel in der Frauenklasse gewonnen und fordern ein Trio heraus, dem das schon gelungen ist.

Titelverteidigerin Jessie Maduka (TV Wattenscheid 01) ist nach dem Wechsel ihres Absprungbeins schon wieder bei 13,58 Metern angekommen. Und auch die Deutsche Freiluftmeisterin von 2020 Maria Purtsa (LAC Erdgas Chemnitz) möchte beweisen, dass mehr als die bisher in diesem Winter von ihr gezeigten 13,55 Meter in ihr stecken. Die viermalige Deutsche Hallenmeisterin Kristin Gierisch (TSV Bayer 04 Leverkusen) hat sich im September einer Knie-OP unterzogen. Heilungsprozess und Wiedereinstieg ins Training gingen schneller voran als erwartet, so dass die Deutsche Rekordlerin ihr Wettkampf-Comeback und ihren fünften Hallentitel ins Visier genommen hat.  

Die EM-Vierte Neele Eckhardt-Noack (LG Göttingen) fehlt dagegen. Sie hat im Januar ihre Examens-Prüfungen im Rahmen ihres Jurastudiums absolviert und bestreitet deshalb keine Hallensaison. Ihr sportlicher Fokus liegt auf dem Sommer.

Jahresbeste: Caroline Joyeux (LG Nord Berlin; 13,77 m)
Titelverteidigerin: Jessie Maduka (TV Wattenscheid 01; 14,00 m)
 

KUGELSTOSSEN

Ausreißer nach oben erwünscht

Um 18,50 Meter ist die Kugel von Sara Gambetta (SV Halle) in diesem Winter schon regelmäßig gelandet. Nicht schlecht, aber die 29-Jährige möchte mehr. Mit 19,05 Metern gelang der Olympia-Achten bei ihrem Hallentitel im vergangenen Jahr in Leipzig ihr bisher einziger 19-Meter-Stoß. Das ist die Marke, die sie übertreffen möchte und für die sie alle Voraussetzungen erfüllt sieht.

Ansporn für eine Steigerung könnte Katharina Maisch (LV 90 Erzgebirge) geben. Für die EM-Achte wird die Hallen-DM nach einer Bauchmuskelverletzung allerdings der erste Wettkampf des Winters sein. Ihr fehlen dadurch Stöße im Training und Konstanz in der Drehstoßtechnik, so dass es vor allem darum geht, einen Versuch ordentlich zu treffen. Dann kann die Kugel auch weit fliegen.

Julia Ritter (TV Wattenscheid 01) möchte ihre ersten 18-Meter-Stöße des Jahres in Dortmund zeigen und aufs Podest. Mit 18,04 Metern hat Yemisi Ogunleye (MTG Mannheim) diese Marke schon im Vorfeld der Titelkämpfe überboten. Lea Riedel (VfL Sindelfingen) ist unterm Hallendach bei mittlerweile 17,68 Metern angekommen und könnte sich auch in den Medaillenkampf einschalten.

Jahresbeste: Sara Gambetta (SV Halle; 18,57 m)
Titelverteidigerin: Sara Gambetta (SV Halle; 19,05 m)
 

4x200 METER

Kein Top-Favorit im Rennen um den letzten DM-Titel

Die letzten Titel der Deutschen Hallenmeisterschaften werden traditionell über 4x200 Meter vergeben. Und traditionell sind die Vorleistungen noch nicht besonders aussagekräftig. Denn in Bestbesetzung treten die Staffeln in der Regel erst bei den Deutschen Meisterschaften an.

Die Titelverteidigerinnen der LG Stadtwerke München sind in diesem Winter bereits 1:37,44 Minuten gelaufen. Nur das Quartett vom SCC Berlin war etwas schneller, genau genommen 17 Hundertstel. Für die Sprinterinnen aus der Hauptstadt sind unter anderem Skadi Schier und Alica Schmidt gemeldet, die um oder unter 24 Sekunden laufen können.

Ebenfalls zu beachten sind die Staffeln der heimischen LG Olympia Dortmund (1:38,08 min) und vom VfL Sindelfingen (1:38,27 min). Bei der Zeit der Sindelfingerinnen zählte Jessica-Bianca Wessolly nicht einmal zur Staffel. Ist die Deutsche Hallenmeisterin von 2022 am Sonntagnachmittag dabei, ist also eine deutlich schnellere Zeit zu erwarten.

Jahresbeste: SCC Berlin (1:37,27 min)
Titelverteidigerinnen: LG Stadtwerke München (1:35,60 min)
 

Hallen-DM 2023 Dortmund

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