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WM 2023 | Die große Vorschau auf die Entscheidungen der Frauen I

Die besten Leichtathletinnen und Leichtathleten der Welt treffen sich in Budapest! Was uns in den WM-Entscheidungen der Frauen erwartet? Wir haben eine Blick in die Teilnehmerlisten und in die Glaskugel geworfen. Heute: Die große Vorschau auf die Sprints, Lauf- und Geh-Wettbewerbe der Frauen.
Silke Bernhart

WM 2023 Budapest


100 METER


Shelly-Ann die Sechste?

Fünf WM-Goldmedaillen hat Shelly-Ann Fraser-Pryce (Jamaika) über 100 Meter bereits. Um sich ganz auf Mission Nummer sechs zu konzentrieren, verzichtet die 36-Jährige Medienberichten zufolge auf die 200 Meter. Sie wird für den nächsten Sieg ihre ganze Erfahrung ausspielen müssen, denn in 10,65 Sekunden ist ihr die Vize-Weltmeisterin des Vorjahres Shericka Jackson (Jamaika) in dieser Saison 17 Hundertstel voraus. Und zwei weitere Sprinterinnen haben sich in der Jahresrangliste vor der Titelverteidigerin platziert: US-Meisterin Sha’Carri Richardson (10,71 sec) und die Olympia-Vierte Marie Josée Ta Lou (Elfenbeinküste; 10,75 sec).

Insgesamt sind 13 WM-Starterinnen im Jahr 2023 schon unter elf Sekunden geblieben. Eine Marke, die Gina Lückenkemper (SCC Berlin) für ihren Saison-Höhenpunkt fest im Blick hat – schließlich ist es ihr zuletzt immer gelungen, zum Tag X noch eine Schippe draufzupacken. Bei 11,00 Sekunden ist sie bisher in dieser Saison angekommen und hat stets betont, dass das optimale Rennen noch nicht dabei war. Ihr erklärtes Ziel: das WM-Finale, für das sicher die Zehn vor dem Komma her muss. Für die zweite DLV-Starterin Rebekka Haase (Sprintteam Wetzlar) war bereits die Qualifikation für den Einzelstart ein emotionaler Erfolg, nachdem sie in 11,13 Sekunden so vielversprechend in die Saison gestartet war, dann aber sechs Wochen mit Schmerzen und Rückschlägen zu kämpfen hatte.

Titelverteidigerin: Shelly-Ann Fraser-Pryce (Jamaika; 10,67 sec)
Jahresbeste: Shericka Jackson (Jamaika; 10,65 sec)
DLV-Teilnehmerinnen: Rebekka Haase (Sprintteam Wetzlar; 11,13 sec), Gina Lückenkemper (SCC Berlin; 11,00 sec)
 


200 METER


Gabby Thomas fordert Shericka Jackson heraus

Eine ihrer größten Konkurrentinnen hat Gabby Thomas in dieser Saison schon in einem Finale in Schach gehalten: In 21,60 Sekunden holte sie sich vor Sha’Carri Richardson (21,94 sec) den US-Titel und setzte sich an die Spitze der Welt. Eine internationale Goldmedaille hat die 26-Jährige noch nicht, bei den Olympischen Spielen in Tokio gab’s zuletzt Bronze. Für den Titel von Budapest muss Gabby Thomas Titelverteidigerin Shericka Jackson (Jamaika) schlagen, die im vergangenen Jahr in Eugene den Meisterschaftsrekord auf 21,45 Sekunden geschraubt hatte. Und die US-College-Meisterin Julien Alfred (St. Lucia), die in diesem Jahr in 21,91 Sekunden erstmals die 22-Sekunden-Marke unterbieten konnte.

DLV-Athletinnen sind nicht am Start, die besten Aussichten einer europäischen Sprinterin dürfte die Weltmeisterin von 2019 haben: Dina Asher-Smith (Großbritannien). Im Vorjahr gab’s für sie WM-Bronze, in 22,23 Sekunden hat sie zuletzt in Monaco wieder aufsteigende Form bewiesen. Im Kampf um Europas Krone und vordere WM-Platzierungen kommt mittlerweile aber auch starke Konkurrenz aus dem eigenen Lager: Daryll Neita (Großbritannien) konnte sich in dieser Saison auf 22,23 Sekunden steigern. Gespannt sein darf man auf den Auftritt der Irin Rhasidat Adeleke (22,34 sec), die über 400 Meter sogar Medaillenchancen hat.

Titelverteidigerin: Shericka Jackson (Jamaika; 21,45 sec)
Jahresbeste: Gabby Thomas (USA; 21,60 sec)
DLV-Teilnehmerinnen: keine
 


400 METER


Prominente Absage, starke Europäerinnen

Die größten Schlagzeilen schrieb im Vorfeld der WM eine Athletin, die nicht dabei ist: Die Weltrekordlerin über 400 Meter Hürden Sydney McLaughlin-Levrone (USA), die in diesem Jahr auf die Flachstrecke setzt, entschied sich mit kleineren Knieproblemen kurzfristig gegen einen Auftritt in Budapest. So rückt Marileidy Paulino (Dominikanische Republik) weiter ins Rampenlicht. Zwei Jahre nach Olympia-Silber und mit einer Steigerung auf 48,98 Sekunden dürfte der Titel nur über sie gehen. Die große Unbekannte: Titelverteidigerin Shaunae Miller-Uibo. Ohne 400-Meter-Rennen in diesem Jahr und nach nur einem ungewöhnlichen Siebenkampf-Test zuhause in Nassau erschien sie keine vier Monate nach der Geburt ihres Sohnes Maicel kurzfristig im WM-Aufgebot der Bahamas.*

Elf Jahre ist es her, dass eine Europäerin über 400 Meter auf ein WM-Podium sprinten konnte: 2013 errang die Britin Christine Ohuruogu sogar Gold. In Budapest können sich gleich mehrere Athletinnen des "alten Kontinents" Medaillenchancen ausrechnen, allen voran die auf 49,20 Sekunden verbesserte Irin Rhasidat Adeleke. In Monaco kam sie zuletzt in 49,99 Sekunden zeitgleich mit Lieke Klaver (Niederlande) ins Ziel. Und auch die Polin Natalia Kaczmarek (49,48 sec) zählt zu den insgesamt sieben WM-Starterinnen, die 2023 schon unter 50 Sekunden geblieben sind. Einen Beigeschmack hat das Comeback von Salwa Eid Naser (Bahrain): Für die Weltmeisterin von 2019 endete im Februar eine zweijährige Dopingsperre.

Titelverteidigerin: Shaunae Miller-Uibo (Bahamas; 49,11 sec)
Jahresbeste: Sydney McLaughlin-Levrone (USA; 48,74 sec)
DLV-Teilnehmerinnen: keine
 


800 METER


Duell oder Solo?

Sydney McLaughlin-Levrone hat die WM schon abgesagt. Ein weiterer Schützling von Trainer Bobby Kersee lässt die Fans noch auf ihre Entscheidung warten: Titelverteidigerin Athing Mu (USA) ließ im August über ihren Coach verlauten, dass noch nicht feststehe, ob sie in Budapest an der Startlinie steht, oder ob sie sich schon jetzt auf die Olympia-Vorbereitung konzentriert. Keely Hodgkinson wird das mit Interesse zur Kenntnis genommen haben. Denn Athing Mu war die Einzige, die die 21-jährige Britin bei den Olympischen Spielen 2021 und der WM 2022 ziehen lassen musste. In 1:55,77 Minuten ist Hogdkinson in diesem Jahr weltweit klar die Nummer eins und in Budapest somit auch die Favoritin.

Die beste deutsche Zeit geht in diesem Jahr auf das Konto von Majtie Kolberg (LG Kreis Ahrweiler; 1:59,69 min). In Eugene hatte sie es im Vorjahr ins WM-Halbfinale geschafft, ebenso wie Christina Hering (LG Stadtwerke München; 2:01,32 min). Die Wiederholung dieses Erfolgs dürfte für das DLV-Duo auch in diesem Jahr wieder das erste große Ziel sein. 2022 musste dafür eine 2:01-Minuten-Zeit her, bei etwa 30 Athletinnen im Feld, die in dieser Saison schon unter 2:00 Minuten geblieben sind, könnte es in Budapest allerdings schon in der Vorrunde deutlich schneller werden.

Titelverteidigerin: Athing Mu (USA; 1:56,30 min)
Jahresbeste: Keely Hodgkinson (Großbritannien; 1:55,77 min)
DLV-Teilnehmerinnen: Christina Hering (LG Stadtwerke München; 2:01,32 min), Majtie Kolberg (LG Kreis Ahrweiler; 1:59,69 min)
 


1.500 METER


Faith Kipyegon – wer sonst?

1.500 Meter in 3:49,11 Minuten: Faith Kipyegon (Kenia) hat den Weltrekord in neue Dimensionen geschraubt und damit ihre Favoritenrolle zementiert, die sie auf dieser Strecke ohnehin seit Jahren innehat. In Budapest wird sie wohl nur dann zu schlagen sein, wenn sie sich verpokert – und über 1.500 Meter bereits der Gedanke an die zweite Mission im Hinterkopf mitläuft. Denn die Kenianerin ist in diesem Jahr auf das 1.500-/5.000-Meter-Double aus. Mit satten fünf Sekunden Abstand folgen in der Weltjahresbestenliste ihre ersten Herausforderinnen, die allesamt aus Äthiopien kommen. Die Olympia-Zweite von 2021 Laura Muir (Großbritannien) ist in dieser Saison bisher bei 3:57,09 Minuten angekommen , die Weltmeisterin von 2019 Sifan Hassan (Niederlande) hat in 3:58,12 Minuten erst ein 1.500-Meter-Rennen bestritten.

Erstmals werden bei der WM von Budapest die Halbfinal- und Finalplätze über 1.500 Meter nur über die Platzierungen in den Vorrunden vergeben. Eine neue Ausgangslage, die der spurtstarken Deutschen Meisterin Katharina Trost (LG Stadtwerke München) möglicherweise in die Karten gespielt hätte. Erst im Juli gelang ihr eine neue Bestleistung von 4:02,32 Minuten. Olympia-Norm, die für den WM-Start Rückenwind verlieh –bis die Münchnerin ihre Teilnahme am Dienstag mit dem Verdacht auf Windpocken absagen musste. Kraft für die kommende Saison gibt ihr hoffentlich das Wissen um die neue Stärke, zu der sie in diesem Sommer gefunden hat. In Budapest jedoch finden die 1.500 Meter leider ohne deutsche Beteiligung statt. 

Titelverteidigerin: Faith Kipyegon (Kenia; 3:52,96 min)
Jahresbeste: Faith Kipyegon (Kenia; 3:49,11 min WR)
DLV-Teilnehmerinnen: Katharina Trost (LG Stadtwerke München; 4:02,32 min)
 


5.000 METER


Ausnahmeläuferinnen unter sich

Olympiasiegerin Sifan Hassan (Niederlande). Titelverteidigerin Gudaf Tsegay (Äthiopien). Weltrekordlerin Faith Kipyegon (Kenia). Und ihre Vorgängerin Letesenbet Gidey (Äthiopien). Über 5.000 Meter treffen in Budapest die Laufgrößen der jüngeren Vergangenheit aufeinander. Wer im Kampf um Gold die besten Karten hat? Schwer zu sagen, auch weil die Protagonistinnen gleich mehrere WM-Starts planen. Während Faith Kipyegon die 1.500 Meter in den Beinen haben wird, könnten es bei Sifan Hassan sogar die 1.500 und die 10.000 Meter sein. Die Äthiopierinnen Gudaf Tsegay und Letesenbet Gidey haben sich das Langstrecken-Double vorgenommen.

So wird am Donnerstag im 5.000-Meter-Finale auch die Frage beantwortet, wer sich in Budapest die Kräfte am besten eingeteilt hat. Und möglicherweise kann eine Läuferin triumphieren, die sich ganz auf die zwölfeinhalb Stadionrunden konzentriert: die Cross-Weltmeisterin und Vize-Weltmeisterin von 2022 Beatrice Chebet (Kenia).

Zu den Europäerinnen, die die afrikanischen oder in Afrika geborennen Läuferinnen herausfordern können, zählte zuletzt auch immer wieder Konstanze Klosterhalfen (TSV Bayer 04 Leverkusen) – in diesem Jahr fehlten dafür zuletzt jedoch die nötigen Körner, auch weil Fußprobleme ein zielgerichtetes Training unmöglich machten. So musste sie schließlich auch ihre WM-Teilnahme absagen. Nach Platz sieben bei den Olympischen Spielen und einer neuen Bestzeit von 14:41,30 Minuten liegen die größten europäischen Hoffnungen daher auf der 23 Jahre jungen Italienerin Nadia Battocletti.

Titelverteidigerin: Gudaf Tsegay (Äthiopien; 14:46,29 min)
Jahresbeste: Faith Kipyegon (Kenia; 14:05,20 min)
DLV-Teilnehmerinnen: keine
 


10.000 METER


Taktik oder Vollgas?

25 Runden à 400 Meter. Und das in einer Zeit unter 30 Minuten. Eine herausragende Leistung, die in diesem Jahr schon sechs der gemeldeten Athletinnen gelungen ist – und die Titelverteidigerin und Weltrekordlerin Letesenbet Gidey ist noch nicht einmal darunter, denn sie hat 2023 noch kein 10.000-Meter-Rennen bestritten. Sie wird in Budapest in Top-Form antreten müssen, um die nächste Goldmedaille zu feiern: Unter anderen ihre Landsfrau Gudaf Tsegay ist ihr mit neuer Bestzeit von 29:29,73 Minuten auf den Fersen. Und die Spurtstärke von Olympiasiegerin Sifan Hassan (Niederlande) muss nach wie vor jedes Feld fürchten, zumal sie auf Wiedergutmachung aus sein dürfte: 2022 schrammte sie als Vierte um fünf Zehntel an einer WM-Medaille vorbei.

Machen an der Spitze die Favoritinnen Tempo, dann wird das Finale sicher schnell zum Ausscheidungsrennen, in dem nur die Besten mithalten können. Geht es in den Abendstunden von Budapest bei zu erwartenden Temperaturen um die 30 Grad etwas gemächlicher zur Sache, könnten auch Athletinnen wie Eilish McColgan (Großbritannien) und Alicia Monson (USA) auf ihre Medaillenchance lauern. Sie haben sich in diesem Jahr schon bis auf wenige Zehntel beziehungsweise Sekunden der 30-Minuten-Schallmauer genähert. Deutsche Läuferinnen sind nicht am Start.

Titelverteidigerin: Letesenbet Gidey (Äthiopien; 30:09,94 min)
Jahresbeste: Gudaf Tsegay (Äthiopien; 29:29,73 min)
DLV-Teilnehmerinnen: keine
 


MARATHON


Äthiopien in Front, Melat Kejeta in Lauerstellung

Lediglich vier der 18 WM-Medaillen, die seit 2011 im Marathon der Frauen vergeben wurden, gingen nicht an Läuferinnen, die in Kenia oder Äthiopien geboren sind. Die Chancen stehen gut, dass sich die Dominanz der Läuferinnen aus Ostafrika auch in Budapest fortsetzen wird. Mit zwei Athletinnen, die 2023 schon die 2:20-Stunden-Marke unterboten haben, ist dieses Mal Äthiopien mit Tsehay Gemechu (2:16:56 h) und Yalemzerf Yehualaw (2:18:53 h) sowie Titelverteidigerin Gotytom Gebreslase in der Poleposition, auch weil Kenias beste Läuferinnen auf den WM-Marathon verzichten.

Diese Entscheidung fällten auch zahlreiche DLV-Athletinnen, deren Blick längst auf die Olympia-Qualifikation für Paris (Frankreich) gerichtet ist. Nicht so jedoch Melat Kejeta (Laufteam Kassel): Die ebenfalls in Äthiopien geborene Vize-Weltmeisterin im Halbmarathon von 2020 hat sich mit einer Last-Minute-Qualifikation Ende Mai in Ottawa (Kanada) das WM-Ticket gesichert und als Olympia-Sechste von 2021 schon bewiesen, dass sie auch im Marathon mit der Weltspitze mithalten kann. Die Top Ten sind ihr erklärtes Ziel, ebenso ein Angriff auf ihre vier Jahre alte Bestmarke von 2:23:57 Stunden.

Titelverteidigerin: Gotytom Gebreslase (Äthiopien; 2:18:11 h)
Jahresbeste: Rosemary Wanjiru (Kenia; 2:16:28 h)
DLV-Teilnehmerin: Melat Kejeta (Laufteam Kassel; 2:27:51 h)
 


100 METER HÜRDEN


Hundertstel-Krimi mit einer Unbekannten

Startet sie, oder startet sie nicht? Die Antwort auf diese Frage muss die Athletics Integrity Unit (AIU) des Weltverbands World Athletics geben: Titelverteidigerin Tobi Amusan (Nigeria), die im Vorjahr mit Weltrekord im WM-Halbfinale (12,12 sec) für Furore gesorgt hatte, ist aufgrund von drei verpassten Dopingkontrollen zurzeit vorläufig suspendiert. Die finale Entscheidung über ihren WM-Start wird kurzfristig vor Budapest erwartet. Fest steht: Auch ohne die Weltrekordlerin darf man sich auf schnelle und spannende Hürdensprints freuen. Denn die Weltspitze ist gut in Form und eng beisammen.

Lediglich eine Hundertstel trennt in diesem Jahr die Saison-Bestleistungen der Top Drei der Meldeliste. An der Spitze thront mit 12,30 Sekunden die dreifache Mutter und Weltmeisterin von 2019 Nia Ali. Im Alter von 34 Jahren hat sie zuletzt als Siegerin der US-Trials sowie des Diamond League Meetings in Monaco unter Beweis gestellt, dass noch immer mit ihr zu rechnen ist.

Auch ihre 30-jährige Landsfrau Kendra Harrison (12,31 sec) absolviert eine Saison auf hohem Niveau, Hallen-Weltmeisterin war sie schon, im Freien fehlt ihr noch die Goldmedaille. Bisher ungeschlagen ist 2023 Olympiasiegerin Jasmine Camacho-Quinn (Puerto Rico), die ebenfalls nach Gold greift. Zu den jungen Herausforderinnen und Kandidatinnen fürs Finale zählt spätestens seit ihrem U23-Europarekord von 12,47 Sekunden auch die 21-jährige Schweizerin Ditaji Kambundji.

Titelverteidigerin: Tobi Amusan (Nigeria; 12,06w sec)
Jahresbeste: Nia Ali (USA; 12,30 sec)
DLV-Teilnehmerinnen: keine
 


400 METER HÜRDEN


Femke Bol deutlich in Front

Schon ihre Auftritte der bisherigen Saison haben vergessen lassen, dass Weltrekordlerin Sydney McLaughlin-Levrone (USA) in diesem Jahr nur auf der Flachstrecke unterwegs ist. Bei den Weltmeisterschaften von Budapest könnte der Stern von Femke Bol (Niederlande) endgültig aufgehen. Europameisterin ist sie schon, Vize-Weltmeisterin ebenfalls, nun winkt die WM-Goldmedaille. Mit ihrer Bestleistung von 51,45 Sekunden hat sie in diesem Jahr fast zwei Sekunden zwischen sich und ihre erste Verfolgerin Adrenette Knight (Jamaika; 53,26 sec) sowie die US-Amerikanerin Shamier Little (53,34 sec) gelegt. Allein die Olympiasiegerin von 2016 und Ex-Weltrekordlerin Dalilah Muhammad (USA) hat ebenfalls eine 51er Bestzeit aufzuweisen, sie ist in diesem Jahr bisher bei 53,53 Sekunden angekommen.

Aus deutscher Sicht sind die Blicke vor allem auf Carolina Krafzik gerichtet: Die Deutsche Meisterin vom VfL Sindelfingen hat zuletzt mit Bestzeiten über 200 und 400 Meter ihre starke Form unterstrichen. Über die Hürden fehlten bisher zwölf Hundertstel zum Hausrekord. Gelingt die Steigerung zur rechten Zeit, dann ist für die 28-Jährige sogar das WM-Finale in Reichweite. Wer sie kennt, weiß: Sie wird dafür vom ersten Schritt an alles geben. Die zweite DLV-Athletin im Feld Eileen Demes (TV Neu-Isenburg 1861) feiert in Budapest ihre WM-Premiere. Er ist der Lohn für eine Saison, in der schon dreimal die Bestzeit purzelte. Drei Zeiten unter 56 Sekunden unterstreichen, dass die Konstanz für den Einzug ins WM-Halbfinale da ist.

Titelverteidigerin: Sydney McLaughlin (USA; 50,68 sec WR)
Jahresbeste: Femke Bol (Niederlande; 51,45 sec)
DLV-Teilnehmerinnen: Eileen Demes (TV Neu-Isenburg 1861; 55,72 sec), Carolina Krafzik (VfL Sindelfingen; 54,47 sec)
 


3.000 METER HINDERNIS


Chepkoech vs. Chepkoech

Die eine ist Weltrekordlerin. Die andere Weltjahresbeste. Sie teilen sich den Nachnamen. Und zählen bei der WM zu den Favoritinnen: Die Rede ist von der Weltmeisterin von 2019 Beatrice Chepkoech und ihrer jungen Herausforderin Jackline Chepkoech (beide Kenia). Während jedoch die 32-jährige Beatrice in den zurückliegenden Jahren nicht mehr an ihre Weltrekord-Form herankam, ist die 19-jährige Jackline in diesem Sommer in 8:57,35 Minuten erstmals unter 9:00 Minuten geblieben. Nur neun weiteren Athletinnen war dies vor ihr gelungen.

Eine wird ihnen im Kampf um Gold nicht in die Quere kommen: Titelverteidigerin Norah Jeruto (Kasachstan) ist mit Verdacht auf Doping suspendiert. Die stärkste Konkurrenz kommt aus Äthiopien sowie in Person von Winfred Mutile Yavi aus dem eigenen Land, die WM-Vierte von 2022 startet jedoch mittlerweile für Bahrain.

Ohne Druck kann die deutsche Teilnehmerin Olivia Gürth (Diezer TK Oranien) auflaufen, denn sie hat ihr Meisterstück in diesem Jahr schon abgeliefert: Gold bei der U23-EM mit neuer Bestleistung. Die Steigerung auf 9:26,98 Minuten und zugleich ihre zuletzt beeindruckend souveräne Renngestaltung lassen darauf hoffen, dass für die 21-Jährige in Budapest nicht schon im Vorlauf Endstation sein muss.

Titelverteidigerin: Norah Jeruto (Kasachstan; 8:53,02 min)
Jahresbeste: Jackline Chepkoech (Kenia; 8:57,35 min)
DLV-Teilnehmerin: Olivia Gürth (Diezer TK Oranien; 9:26,98 min)
 


20 KILOMETER GEHEN


María Pérez fordert Kimberly García Léon

Europameisterin war sie schon einmal, 2018 in Berlin. Einen Titel oder gar eine Medaille auf Weltniveau hat María Pérez (Spanien) noch nicht. In Budapest könnte sich das ändern, denn in 1:25:30 Stunden hat sie in diesem Jahr die stärkste Zeit vorgelegt und sich mit einem Weltrekord über 35 Kilometer auch darüber hinaus in starker Verfassung präsentiert. So hat sie gleich zwei Medaillenchancen – ebenso wie ihre größten Konkurrentinnen, unter ihnen die Titelverteidigerin auf beiden Strecken Kimberly García León (Peru). Beide dürften im Gleichschritt mit den stets stark einzuschätzenden Chinesinnen um die viermalige Weltmeisterin Liu Hong das Tempo vorgeben. Das oberste Ziel dabei: sauber durchkommen! Denn sowohl in Eugene als auch in München musste sich María Peréz 2022 nach einer Disqualifikation vorzeitig verabschieden.

Nicht zu verstecken braucht sich in diesem Feld die deutsche Teilnehmerin Saskia Feige (SC DHfK Leipzig). Die 26-Jährige hat sich Jahr um Jahr weiter in die Weltspitze nach vorne gearbeitet, ihre Bestleistung kontinuierlich gesteigert und nunmehr mit zwei EM-, zwei WM- und einer Olympia-Teilnahme auch ausreichend internationale Erfahrung, um in Budapest für ein starkes Resultat zu sorgen. Dass sie sich gegen Top-Konkurrenz behaupten kann, hat sie in Eugene mit Platz 15 und in München mit der EM-Bronzemedaille schon gezeigt. Bei der diesjährigen WM ist Saskia Feige mit ihrer neuen Bestmarke von 1:28:28 Stunden die Nummer elf der Meldeliste, ein Platz in den Top Ten in Reichweite.

Titelverteidigerin: Kimberly García León (Peru; 1:26:58 h)
Jahresbeste: Maria Pérez (Spanien; 1:25:30 h)
DLV-Teilnehmerin: Saskia Feige (SC DHfK Leipzig; 1:28:27 h)
 


35 KILOMETER GEHEN


Die zweite Chance

Zum zweiten Mal in der Geschichte von Weltmeisterschaften wird in Budapest am Donnerstag der Startschuss für das 35 Kilometer Gehen der Frauen fallen. Zum vierten Mal ist neben den 20 Kilometern eine noch längere Strecke im WM-Programm, 2017 und 2019 wurden noch die 50 Kilometer ausgetragen. Im Vorjahr war es Kimberly García León, die in Eugene die Chance auf gleich zwei Goldmedaillen nutzte. In diesem Jahr ist sie mit neuem Weltrekord (2:37:44 h) in die Saison eingestiegen – bevor Maria Pérez (Spanien; 2:37:15 h) zwei Monate später noch eine halbe Minute schneller war.

Auf der für alle neuen Strecke ist viel Dynamik und noch viel Entwicklungspotenzial. Bei entsprechenden Bedingungen wackelt so sicher auch in Budapest wieder die Rekordmarke. Neben den beiden Genannten ist wie schon über 20 Kilometer die Konkurrenz aus China zu beachten, allen voran die Olympiasiegerin von 2012 und WM-Dritte von 2022 über 20 Kilometer Shiejie Qieyang. In diesen Dimensionen kann Bianca Maria Dittrich (Droste Running-Team) nicht mithalten, für sie ist schon die WM-Premiere ein riesiger Erfolg. Die 30-Jährige wird weiter hinten ihr eigenes Rennen machen und ihr eigenes Ziel verfolgen: erstmals die 3:00-Stunden-Marke zu unterbieten.

Titelverteidigerin: Kimberly García León (Peru; 2:39:16 h)
Jahresbeste: Maria Pérez (Spanien; 2:37:15 h)
DLV-Teilnehmerinnen: Bianca Maria Dittrich (Droste Running-Team; 3:00:55 h)
 

WM 2023 Budapest

*Wir hatten zuvor vermeldet, dass Shaunae Miller-Uibo nicht starten wird. Dies war eine Fehlinformation, für die wir uns entschuldigen.

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