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Alexandra Wester – Willkommen im Rampenlicht

Bei der Hallen-DM in Leipzig haben sieben DLV-Athleten ihren ersten nationalen Einzeltitel geholt. leichtathletik.de stellt sie in einer Serie vor, heute: Weitspringerin Alexandra Wester (ASV Köln).
Jan-Henner Reitze

<link https: www.leichtathletik.de nationalmannschaft athletenportraet athlet detail alexandra-wester _blank>Alexandra Wester
ASV Köln

*21. März 1994
Größe: 1,80 Meter
Gewicht: 64 Kilo

Weitsprung
Bestleistung: 6,95 m (2016)
Sechste Hallen-WM 2016
Deutsche Hallenmeisterin 2016

Ein Tänzchen nach dem Weltklasse-Sprung von 6,95 Metern beim ISTAF-Indoor, ein cooler Auftritt im aktuellen Sportstudio des ZDF oder der fröhlich entschlossene Gesichtsausdruck an der Ablaufmarke beim ersten Versuch bei der Hallen-WM: Alexandra Wester ist in diesem Winter mit Karacho genau dort eingeschlagen, wo sie immer hinwollte und sich wohlfühlt, mitten in der Weltspitze der Weitspringerinnen.

Ob das Publikum in einer prall gefüllten Arena oder ihre Gesprächspartner, Alexandra Wester reißt ihre Mitmenschen mit und lässt sich auch umgekehrt gern zu großen Weiten tragen. Das hat sie sowohl beim ISTAF-Indoor mit dem weitesten Satz (6,95 m) einer DLV-Athletin in der Halle seit 1996 gezeigt als auch bei der Hallen-DM in Leipzig, bei der die 22-Jährige mit 6,75 Metern ihren ersten nationalen Titel gewann.

Auch die erste große internationale Bewährungsprobe ist erfolgreich gemeistert: Bei der Hallen-WM in Portland (USA) erreichte die Kölnerin in einem international hochkarätigen Feld mit 6,67 Metern den sechsten Platz.

Wechsel zu Charles Friedek bringt Schub in die Weltspitze

Die Tochter eines Deutschen und einer Ghanaerin hatte im Alter von sechs Jahren beim TuS Saulheim mit Leichtathletik begonnen, inklusive erster Sprünge in die Sandgrube im Garten ihres Opas. Später fuhr das große Talent im Trikot des USC Mainz erste Erfolge ein. 2009 erzielte sie eine Deutsche U16-Bestleistung im Siebenkampf (4.094 Pkt), im Alter von 15 Jahren übertraf das Talent schon die Sechs-Meter-Marke im Weitsprung und wurde gegen zum Teil deutlich ältere Konkurrenz Deutsche Vize-Meisterin in der U18.

Der Weg in die internationale Spitze im Siebenkampf schien vorgezeichnet. Doch dann zog sich Alexandra Wester 2011 mit gerade mal 17 Jahren beim Hürdensprint eine schwere Knieverletzung zu, die nur langsam ausheilte. Die Deutsche Hallenmeisterin wechselte das Sprungbein setzte ganz auf den Weitsprung.

Nach der Schule versuchte die 22-Jährige ihre sportlichen und beruflichen Träume in den USA zu erfüllen. Sie schätzt ihre Erfahrungen aus den zwei Semestern an der University of Miami, merkte jedoch, dass sie im Training eher eine individuellere Betreuung braucht. Das Schicksal brachte die Weitspringerin mit Charles Friedek zusammen, beide waren sofort begeistert voneinander, denn die Chemie stimmte. Schon nach kurzer Zeit trug die Zusammenarbeit im vergangenen Sommer erste Früchte. Mit 6,59 Metern gelang trotz Fußproblemen eine neue Freiluft-Bestleistung. Kein Wunder, dass es nach einer ersten gemeinsamen und beschwerdefreien Wintervorbereitung zu einer weiteren Steigerung kam.

DLV-Weitspringerinnen vor harter Olympia-Ausscheidung

Mit Blick auf den Sommer sorgt der Aufstieg von Alexandra Wester für zusätzliche Brisanz und Spannung in der ohnehin schon dichten Spitze der DLV-Weitspringerinnen. Mit der Sieben-Meter-Springerin und Zweiten der Hallen-EM Sosthene Moguenara (LAZ Saar 05), der WM-Sechsten und U23-Europameisterin Malaika Mihambo (LG Kurpfalz) und der Deutschen Meisterin Lena Malkus (SC Preußen Münster) haben drei weitere Athletinnen schon 6,90 Meter oder mehr erzielt. Dahinter lauern mit Xenia Stolz (Wiesbadener LV), Melanie Bauschke (LAC Olympia 88 Berlin) oder Nadja Käther (Hamburger SV) weitere Springerinnen mit Norm-Potential (6,70 m). Alles könnte auf einen Showdown um die Olympia-Tickets bei der DM in Kassel (18./19. Juni) hinauslaufen.

Alexandra Wester weiß um die starke nationale Konkurrenz und hat schon angekündigt: "Ich werde mich nicht auf meinen Lorbeeren ausruhen und weiter ackern." Den Traum von den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro (Brasilien; 12. bis 21. August) hat sie schon länger im Hinterkopf und mit den Ergebnissen ihrer Hallensaison ist er ein großes Stück näher gerückt. Die schon angelaufene Model-Karriere ist erst einmal zurückgestellt, die olympische Bühne geht vor.
 
Video: <link video:13816>Alexandra Wester bestätigt ihre hervorragende Form
Video: <link video:13572>Alexandra Wester segelt auf 6,95 Meter

Das sagt Bundestrainer Uli Knapp:

Alexandra hat großen Spaß, sich im Wettkampf mit der Konkurrenz zu messen. Je stärker die Konkurrenz, desto größer ist ihre Motivation. Bei der Hallen-WM in Portland hatte sie am Anlauf zum ersten Versuch einen Ausdruck im Gesicht, der sagte: Hier gehöre ich her und hier möchte ich springen. Das ist die ideale Grundeinstellung. Sie hat eine tolle Hallensaison hingelegt, mit einem Wettkampf wie auf einer Wolke in Berlin und auch bei der Hallen-WM hat sie bei ihrer ersten großen Meisterschaft den Endkampf erreicht und ihr Niveau bestätigt. Alexandra ist schneller geworden, am Brett erreicht sie 9,4 bis 9,5 m/sec. Das ist der absolute Top-Bereich. Dazu hat sie ihre Technik insgesamt stabilisiert. Sie bereitet den Absprung besser vor, hat eine bessere Sprung-Position und koordiniert Arme und Beine besser. Auch Kraft- und Mehrfachsprungwerte sind verbessert. In der Summe führt das zu einer Weltklasseleistung. Wenn sie gesund bleibt, wird sie auch draußen stabil in einem Bereich zwischen 6,70 Meter und sieben Metern springen können. Wenn alles passt, kann es auch darüber hinaus gehen.

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