| Interview der Woche

Cindy Roleder: "Bis zur WM müssen wir am Start arbeiten"

Im August hatte sie Zeiten um 12,90 Sekunden in Serie abgeliefert. Doch die WM-Generalprobe beim Diamond League-Finale in Brüssel verlief am Freitag alles andere als rund. Wie Hürdensprinterin Cindy Roleder (SV Halle) in den verbleibenden Tagen bis Doha noch den Weg in Richtung WM-Finale ebnen will und warum sie für den Schritt nach vorn auch einen Schritt zurück gemacht hat, verriet sie uns im Interview.
Martin Neumann

Cindy Roleder, herzlichen Glückwunsch zu Platz sechs in Ihrem ersten Diamond League-Finale.

Cindy Roleder:

Dankeschön. Die Platzierung ist in Ordnung, die Zeit von 13,12 Sekunden ist es nicht. Leider hat sich die Diskussion nach dem Fehlstart lange hingezogen. So mussten wir fünf Minuten bei gefühlt 13 Grad warten. Das war ziemlich schwierig.

Obwohl das Ergebnis nicht wie erhofft war: War es trotzdem eine wichtige Erfahrung, beim Diamond League-Finale dabei gewesen zu sein?

Cindy Roleder:

Auf jeden Fall. Für mich stand immer fest: Wenn ich mich qualifiziere, dann laufe ich auch. Aber ich hätte mich einfach gern besser präsentiert, beispielsweise mit einer Zeit im Bereich der Saisonbestleistung. Damit hätte ich gut leben können.

Was lief in Brüssel nicht rund?

Cindy Roleder:

Der Start war katastrophal. Das ist momentan ein Problem von mir. Das stört mich ungemein, daran müssen wir bis zu den Weltmeisterschaften arbeiten.

Wenn Sie von „wir“ sprechen: Sie trainieren wieder in ihrer alten Gruppe bei Wolfgang Kühne in Halle/Saale. Warum haben Sie sich zur Rückkehr von Leipzig nach Halle entschieden?

Cindy Roleder:

Die Entscheidung ist schon vor einigen Wochen gefallen. Ich trainiere seit Ende Juli wieder in Halle. Aber Wolfgang Kühne war auch in Leipzig mein Trainer. Ich habe in den knapp fünf Monaten in Leipzig gemerkt, dass ich ihn regelmäßig an meiner Seite brauche. Durch das Karriere-Ende von Maximilian Bayer hatte ich in Leipzig keinen Trainingspartner mehr. In Halle trainiere ich überwiegend mit Bobfahrern, unter anderem mit Thorsten Magis. Die können mich bei Starteinheiten ordentlich fordern.

Was zeichnet Ihren Trainer aus?

Cindy Roleder:

Wolfgang Kühne ist ein ungemein ruhiger und gelassener Mensch. Genau diesen Umgang, diese Zusammenarbeit benötige ich. Wenn er da ist, beruhigt mich das extrem. Denn allein bin ich oft ziemlich hibbelig vor den Wettkämpfen. Außerdem hat er einen super Blick für meine Läufe. Er sieht genau, was bei mir nicht stimmt, was nicht rund läuft. Halle und Leipzig sind nicht weit voneinander entfernt. Aber es ist was anderes, nur nach einem Plan zu trainieren oder dasselbe Programm unter den Augen des Trainers zu absolvieren. Da hat man als Athlet oft eine andere Wahrnehmung als der Trainer von außen.

Hat sich die direkte Zusammenarbeit in den vergangenen sechs Wochen denn schon ausgezahlt?

Cindy Roleder:

Ich denke schon. Abgesehen von Brüssel bin ich konstant 12,90er-Zeiten gelaufen. Das Training hat sogar gezeigt, dass trotz der Probleme bis zur ersten Hürde momentan Zeiten um 12,80 Sekunden realistisch sind.

Die WM beginnt in zweieinhalb Wochen. Wie sieht Ihr Fahrplan nach Doha aus?

Cindy Roleder:

Die nächsten zwei Wochen trainiere ich noch einmal intensiv zu Hause. Am 24. September geht es dann für eine knappe Woche nach Belek zur klimatischen Anpassung. Drei Tage vor den WM-Vorläufen am 5. Oktober geht es dann nach Doha.

Wie lauten Ihre Ziele für Doha?

Cindy Roleder:

Vor Brüssel war mein Ziel das Finale. Aber mit 13,12 Sekunden bin ich davon natürlich ein gutes Stück entfernt. Ich wäre in Doha zufrieden, wenn ich an der ersten Hürde nicht ganz hinten bin. Genau daran werden wir in den kommenden Wochen arbeiten. Hinten kann ich laufen und mit der Konkurrenz mithalten, das zeigen alle Rennanalysen. Vielleicht ist die verpatzte Generalprobe ja ein gutes Omen für die WM. Denn 2018 bin ich nach Berlin mit einem Fehlstart im letzten Rennen vor der EM gereist. Und am Ende ist es in Berlin Bronze geworden.

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