| Rückblick

Der große Disziplin-Check 2015 - Dreisprung Männer

Das Leichtathletik-Jahr 2015 neigt sich dem Ende entgegen. Hinter Athleten, Trainern und Fans liegen Monate voller Höhepunkte, mit internationalen Meisterschaften der U18, U20 und U23 sowie mit Hallen-EM und WM der Aktiven. Die abschließenden leichtathletik.de-Analysen zeigen, wie sich die einzelnen Disziplingruppen 2015 präsentiert haben. Heute: Dreisprung der Männer.
Silke Morrissey

2015 im Rückblick

Das Jahr 2015 hielt im Dreisprung der Männer so einige Überraschungen bereit - leider waren diese nicht mit dem erhofften Ausrutscher nach oben verbunden. In der Halle gab es eine Wachablösung mit zwei Athleten des ASV Erfurt in den Hauptrollen. Der 22 Jahre junge Marcel Kornhardt holte sich mit 16,21 Metern seinen ersten deutschen Meistertitel und ließ dabei unter anderem seinen zwölf Jahre älteren Vereinskollegen Andreas Pohle hinter sich, der den Titel zuvor sechs Mal gewinnen konnte. Dazwischen schob sich mit Max Heß (LAC Erdgas Chemnitz; 16,18 m) der U20-Vize-Weltmeister.

Auch im Freien war es zunächst Marcel Kornhardt, der den Ton angab und für gute Leistungen mit der Nominierung für die Team-EM in Cheboksary (Russland) belohnt wurde. Hier überzeugte er bei schwierigen Windbedingungen mit einem guten sechsten Platz. Nicht nach Wunsch verlief dagegen die U23-EM in Tallinn (Estland), bei der er durchaus vorne hätte mitspringen können. Heraus kam schließlich nur ein zwölfter Platz.

Die nächste Überraschung folgte bei den Deutschen Meisterschaften in Nürnberg. Denn dort setzte sich mit Raúl Spank (LG Nord Berlin; 16,29 m) ein Hochspringer gegen die Spezialisten durch. Prompt verkündete der Dritte der WM von 2009 seinen Disziplinwechsel - denn im Hochsprung waren ähnliche Erfolge aufgrund von Verletzungen zuletzt ausgeblieben.

Verletzungen waren es auch, die in Nürnberg seine Konkurrenz schwächten. Titelverteidiger Manuel Ziegler (LG Telis Finanz Regensburg) hatte mit den Folgen eines Muskelbündelrisses zu kämpfen. Max Heß trat nach einer Oberschenkel-Verletzung nicht in Aktion, sondern konzentrierte sich auf die Jugend-DM in Jena, wo er die Saison mit 15,84 Metern und Gold versöhnlich abschloss. Auf Rang zwei flog dort der ein Jahr jüngere Münsteraner Christoph Garritsen (15,66 m), der seinen großen Auftritt bei der U20-EM in Eskilstuna (Schweden) hatte. Mit einem nervenstarken Auftritt und Rang sechs schaffte er es 2015 als einziger deutscher Dreispringer bei internationalen Meisterschaften in die Top Acht.

Unsere Top Drei

<link https: www.leichtathletik.de nationalmannschaft athletenportraet athlet detail marcel-kornhardt _blank link zum athletenporträt von marcel>Marcel Kornhardt
ASV Erfurt, 22 Jahre
SB: 16,20 m | PB: 16,20 m (2015)
DM: 2. Platz | WM: - | U23-EM: 12. Platz
DLV-Jahresbestenliste: 2.
Europäische Bestenliste: 59.
Welt-Jahresbestenlisten: 138.

<link https: www.leichtathletik.de nationalmannschaft athletenportraet athlet detail manuel-ziegler zum athletenporträt von raúl>Raúl Spank
LG Nord Berlin, 27 Jahre
SB: 16,29 m | PB: 16,44 m (2012)
DM: 1. Platz | WM: -
DLV-Jahresbestenliste: 1.
Europäische Bestenliste: 52.
Welt-Jahresbestenlisten: 117.

<link https: www.leichtathletik.de nationalmannschaft athletenportraet athlet detail max-hess _blank link zum athletenporträt von max>Max Heß
LAC Erdgas Chemnitz, 19 Jahre
SB: 16,08 m | PB: 16,55 m (2014)
DM: - | WM: - | U20-DM: 1. Platz
DLV-Jahresbestenliste: 3.
Europäische Bestenliste: 71.
Welt-Jahresbestenlisten: 170.

Unser Hoffnungsträger

<link https: www.leichtathletik.de nationalmannschaft athletenportraet athlet detail max-hess _blank link zum athletenporträt von max>Max Heß
LAC Erdgas Chemnitz, 19 Jahre
SB: 16,08 m | PB: 16,55 m (2014)

An die herausragende Saison 2014 konnte U20-Vize-Weltmeister Max Heß im Dreisprung zwar nicht anknüpfen - dafür sorgte auch eine Verletzung zu Beginn der Freiluft-Wettkämpfe. Mit 8,03 Metern im Weitsprung hatte er aber in der Halle sein herausragendes Sprungtalent wieder einmal unter Beweis gestellt: deutscher U20-Hallenrekord und die Qualifikation für die Hallen-EM der Aktiven in Prag (Tschechische Republik). Diese Leistung ist Basis und Anzeichen dafür, dass es in der nächsten Saison auch mit Hop, Step und Jump wieder richtig weit hinaus gehen kann.

Der Pechvogel

<link https: www.leichtathletik.de nationalmannschaft athletenportraet athlet detail manuel-ziegler zum athletenporträt von manuel>Manuel Ziegler
LG Telis Finanz Regensburg, 25 Jahre
SB: 16,02 m | PB: 16,54 m (2015)

Neue Hallen-Bestleistung im Dreisprung (16,61 m), neue Hallen-Bestleistung im Weitsprung (7,41 m) und im Freien ein weiterer Hausrekord im Weitsprung (7,63 m) - das Jahr begann für Manuel Ziegler vielversprechend. Dann aber bremste ihn eine Beugerverletzung aus, die weitere Leistungssteigerungen jäh zunichte machte. Für den Deutschen Meister von 2014 sprang daher bei der DM in Nürnberg nur Rang sieben heraus. Der nächste Schritt in Richtung 17 Meter muss aufs kommende Jahr vertagt werden.

2016 im Ausblick

Die Weltspitze ist für die deutschen Dreispringer aktuell weit entfernt, die Teilnahme an den Olympischen Spiele daher ein Traum, der für die DLV-Asse vermutlich außer Reichweite bleiben wird - aber wir lassen uns gerne überraschen! Realistischer ist es da, zunächst bei den Europameisterschaften in Amsterdam (Niederlande) international eine Visitenkarte abzugeben.

Die EM-Qualifikation wird für die deutschen Athleten kein Selbstläufer, zuzutrauen ist sie aber einer Reihe von Springern. Liegt die Norm wieder im Bereich von 2014, dann sind Weiten um 16,85 Meter gefordert. Noch haben die deutschen EM-Anwärter diese Marke nicht geknackt, aber Max Heß (PB: 16,55 m), Manuel Ziegler (PB: 16,54 m), Raúl Spank (PB: 16,44 m) oder Marcel Kornhardt (PB: 16,20 m) fehlt nicht mehr allzu viel.

Anwärter Nummer eins auf ein Ticket für die U20-Weltmeisterschaften, für die gerade ein neuer Ausrichter gesucht wird, ist Christoph Garritsen. Mit seiner neuen Bestleistung von 15,74 Metern ist er schon in diesem Jahr in Regionen gesprungen, die für eine Teilnahme gefordert sein werden.

Das sagt der Bundestrainer

Herr Kiss, wie fällt Ihre Bilanz für das WM-Jahr 2015 aus?

Tamás Kiss:

Mit dieser Saison können wir nicht zufrieden sein. Ich hatte zwar mit Raúl Spank bei den Deutschen Meisterschaften gerechnet - dass er aber mit 16,29 Metern gewinnen kann, ist eine Kritik gegenüber den anderen Athleten. Allerdings muss man sagen, dass viele von ihnen auch Verletzungspech hatten. Max Heß ist in der Halle 8,03 Meter weit gesprungen, das hat ihn ein wenig durcheinander gebracht. Zwar hat er danach eine sehr gute Vorbereitung auf die Freiluft-Saison absolviert, aber dann hat er sich verletzt. Seine Leistung war trotzdem ordentlich, aber der Ausreißer nach oben ist nicht gelungen. Marcel Kornhardt hat eine schöne Entwicklung gezeigt, bei der Team-EM in Cheboksary hat er sich gut durchgesetzt. Bei der U23-EM war er dann leider nicht so souverän. Manuel Ziegler hat im Winter gute Leistungen gezeigt, sich dann aber einen Muskelbündelriss zugezogen, das war eine schwierige Verletzung.

Was oder wer war für Sie das ganz persönliche Highlight der vergangenen Monate?

Tamás Kiss:

Der Auftritt von Marcel Kornhardt in Cheboksary. Mit seinen windunterstützten 16,57 Metern hat er einen sehr guten Eindruck hinterlassen, er war bei den schwierigen Bedinungen sehr sicher und tapfer. Seine kämpferischen Qualitäten sind Garantie für weitere gute Leistungen und zeigen sein Potenzial. Aber auch den sechsten Platz von Christoph Garritsen bei der U20-EM würde ich als herausragende Leistung bezeichnen.

Mit welchen Aufgaben und Zielen gehen Sie in die kommende Saison?

Tamás Kiss:

Die Hallen-WM ist für die deutschen Dreispringer keine Option. Das große Ziel für das kommende Jahr werden die Europameisterschaften in Amsterdam sein. Ich rechne damit, dass Marcel Kornhardt die Norm schafft, auch Max Heß, Raúl Spank oder Manuel Ziegler traue ich das zu. Vielleicht rutscht dann sogar mal eine Weite in Richtung Olympia-Norm [17,00 m] raus. Der lange verletzte Dimitri Antonov [Dritter der U18-WM 2013] ist wieder gesund, ich hoffe, dass auch er 2016 wieder eine angemessene Leistung zeigen kann.

Zahlen und Fakten

Die Jahresbesten

16,29 m - Raúl Spank (LG Nord Berlin)
16,20 m - Marcel Kornhardt (ASV Erfurt)
16,08 m - Max Heß (LAC Erdgas Chemnitz)
16,03 m - Martin Jasper (VfB Stuttgart)
16,02 m - Manuel Ziegler (LG Telis Finanz Regensburg)
15,86 m - Felix Wenzel (SC Potsdam)
15,85 m - Martin Seiler (ABC Ludwigshafen)
15,74 m - Christoph Garritsen (SC Preußen Münster)
15,73 m - Max Pietza (SC Potsdam)
15,67 m - Martin Groschopp (LV 90 Erzgebirge)

Internationale Endkampf-Platzierungen 2015

Hallen-EM: keiner
WM: keiner
U23-EM: keiner
U20-EM: Christoph Garritsen (6. Platz; 15,93 m/+2,2)
U18-WM: keiner

Entwicklung des Spitzenniveaus

JahrAthleten > 16,90 mSchnitt Top Ten
2005 Charles Friedek (17,39) 16,24
2006 Andreas Pohle (16,97) 16,14
2007 keine 15,8
2008 Charles Friedek (17,04) 15,82
2009 Charles Friedek (16,97) 15,88
2010 keine 15,77
2011 keine 15,86
2012 keine 15,99
2013 keine 15,9
2014 keine 16,21
2015 keine 15,95

Entwicklung Jahresbestleistungen

JahrDeutschlandEuropaDiffWeltDiff
2005 17,39 (C. Friedek) 17,81 (Oprea/ROM) 0,42 17,81 (Oprea/ROM) 0,42
2006 16,97 (A. Pohle) 17,67 (Olsson/SWE) 0,7 17,71 (Davis/USA) 0,74
2007 16,72 (A. Pohle) 17,74 (Evora/POR) 1,02 17,90 (Gregorio/BRA) 1,18
2008 17,04 (C. Friedek) 17,67 (Evora/POR) 0,63 17,67 (Evora/POR) 0,63
2009 16,97 (C. Friedek) 17,73 (Idowu/GBR) 0,76 17,73 (Idowu/GBR) 0,76
2010 16,29 (A. Pohle) 17,98 (Tamgho/FRA) 1,69 17,98 (Tamgho/FRA) 1,69
2011 16,53 (A. Pohle) 17,91 (Tamgho/FRA) 1,38 17,96 (Taylor/USA) 1,43
2012 16,64 (A. Pohle) 17,53 (Aykman/USA) 0,89 17,81 (Taylor/USA) 1,17
2013 16,35 (M. Ziegler) 18,04 (Tamgho/FRA) 1,69 18,04 (Tamgho/FRA) 1,69
2014 16,62 (A. Pohle) 17,48 (Compaoré/FRA) 0,86 17,76 (Pichardo/CUB) 1,14
2015 16,29 (R. Spank) 17,52 (Evora/POR) 1,23 18,21 (Taylor/USA) 1,92

Das fällt auf

    • Die Siegesweite von Raúl Spank bei der DM in Nürnberg (16,29 m) hätte in den vergangenen 20 Jahren nur ein einziges Mal zu Gold gereicht.
    • Die deutsche Jahresbestweite lag 2010 mit ebenfalls 16,29 Metern zuletzt ähnlich niedrig.
    • Der erfreuliche Zehner-Schnitt des Vorjahres, der erstmals seit 2006 wieder über 16 Meter lag, konnte 2015 nicht bestätigt werden und rutschte wieder zurück auf 15,95 Meter.
    • Hoffnung macht, dass mit sechs U23-Athleten in den Top Ten - davon zwei sogar noch U20 - viele junge Springer nachrücken.
    • International dominierten Weltmeister Christian Taylor (USA) und Pedro Pablo Pichardo (Kuba) das Geschehen: Die 13 besten Ergebnisse gingen allesamt auf das Konto der beiden 18-Meter-Springer.
    • Christian Taylor hat sich mit seinen 18,21 Metern auf Rang zwei der ewigen Weltbestenliste nach vorne geschoben - zum Weltrekord von Jonathan Edwards (Großbritannien) fehlten nur acht Zentimeter.
    • Pedro Pablo Pichardo zog in der ewigen Weltbestenliste mit Sätzen auf 18,06 und 18,08 Meter am Weltmeister von 2013 Teddy Tamgho (Frankreich; 18,04 m) vorbei und ist jetzt hinter dem US-Amerikaner Kenny Harrison (18,09 m) der viertbeste Dreispringer aller Zeiten.

      Video-Clips

      Hallen-DM: <link video:11808>Marcel Kornhardt mit Bestleistung zum Titel
      U20: <link video:13083>Max Heß wieder fit und vorn
      U18: <link video:12885>Xu Hong dominiert den Dreisprung
      U16: <link video:13162>Maximilian March springt zu Titel Nr. 2

      Die weiteren Disziplin-Checks 2015 im Überblick

      <link news:44487>Weitsprung - Frauen
      <link news:44484>Weitsprung - Männer
      <link news:44530>Stabhochsprung - Frauen
      <link news detail noch-nicht-fertig-der-grosse-disziplin-check-2015-weitsprung-maenner>Stabhochsprung - Männer
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      <link http: www.leichtathletik.de news detail der-grosse-disziplin-check-2015-400-meter-maenner _blank>400 Meter - Männer
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