| Trainingslager I

DLV-Mehrkämpfer rüsten sich in Monte Gordo für WM-Sommer

Schönes Wetter, Strand und Schweiß: Nach der Hallensaison heißt es für die Top-Athleten Grundlagen, Athletik und Kraft für eine erfolgreiche Sommersaison aufbauen – das geht am besten in klimatisch günstig gelegenen Trainingslagern. Wir haben die verschiedenen Disziplingruppen aufgespürt und nachgefragt, wie die Vorbereitung läuft. Heute: die Mehrkämpfer in Monte Gordo (Portugal).
Pamela Ruprecht

Das Wetter hatten sich die Mehrkämpfer zum Start ihres Trainingslagers in Monte Gordo zwar anders vorgestellt, doch auf die Regentage in der vergangenen Woche folgten bald Sonnenschein und Temperaturen um 20 Grad. Bis zum Wochenende sind unter der Leitung von Bundestrainer Rainer Pottel die aktuell stärksten deutschen Zehnkämpfer Kai Kazmirek (LG Rhein-Wied), Rico Freimuth (SV Halle) und Arthur Abele mit seinen Ulmer Trainingskollegen noch in Portugal. Auch Michael Schrader (SV Halle) will nach seiner schweren Knieverletzung im wärmeren Klima weiter Fortschritte auf seinem Weg zurück machen.

Aus dem Siebenkampf-Lager sind Jenny Oeser (TSV Bayer 04 Leverkusen), die frisch gebackene Bronzemedaillengewinnerin im Weitsprung der Hallen-EM in Belgrad (Serbien) Claudia Salman-Rath (LG Eintracht Frankfurt) mit Trainingspartnerin und Weitsprung-Spezialistin Maryse Luzolo (Königsteiner LV) und Anna Maiwald mit ihrem Verein, dem TSV Bayer 04 Leverkusen, vor Ort. Auch die Hallen-Europameisterin im Hürdensprint Cindy Roleder (SV Halle) bereitet sich wieder auf einen Mehrkampf vor.

Luftlinie 200 Meter zum Meer

„Wir waren früher schon oft in Monte Gordo“, berichtet ihr Coach und Siebenkampf-Bundestrainer Wolfgang Kühne. „In diesem Jahr haben wir uns für Portugal entschieden, weil in Südafrika angeblich gebaut wird. Und hier sind wir schön am Strand, Luftlinie 200 Meter zum Meer, und können viel im Sand machen.“ Für das allgemeine Training nach der Hallen- und vor der Sommersaison bietet das Trainingsgelände an der Algarve viele Möglichkeiten. Auch eine Halle, in die man bei Regen ausweichen konnte.

Im Kraft-, Sprung- und Wurf-Bereich legen die Allrounder jetzt – jeder auf seine individuelle Art – die Grundlagen. In den nächsten Trainingslagern folgt die spezielle Phase. Die Gruppe von Wolfgang Kühne fährt dazu beispielsweise von Mitte bis Ende April nach Südfrankreich (Montpellier). „Alle sind fit, so wie es zu diesem Zeitpunkt sein soll“, erzählt ein zufriedener Bundestrainer. Die Stimmung im Team sei gut wie immer. Der WM-Dritte Rico Freimuth und der Vize-Weltmeister von 2013 Michael Schrader sind mit ihrer lockeren Art „die Spaßvögel in der Gruppe“, meint Kai Kazmirek (LG Rhein-Wied), dessen Training aktuell optimal verläuft.

Kai Kazmirek mit starken Trainingswerten

„Ich konnte bisher ohne große Verletzungen und somit ohne Pause den Winter und das Frühjahr durchtrainieren. Genau das ist im Mehrkampf der Schlüssel zum Erfolg“, weiß der Olympia-Vierte. „Aufgrund der Vielzahl an Disziplinen spielt der Faktor Zeit eine erhebliche Rolle.“ Sein Wintertraining hatte der 26-Jährige zum Setzen neuer Reize komplett umgestellt: Kein Krafttraining, kein Hochsprung, Weitsprung oder Speerwerfen, sondern stattdessen Aufbau eines breiten Fundaments für das Erreichen einer höheren Spitze. Dazu zählte unter anderem auch drei Mal die Woche Turnen.

Nach dem gelungenen Verlauf der letzten Monate sind seine Trainingswerte in fast allen Disziplinen entsprechend gut. Besonders im Diskuswurf und Stabhochsprung, seinen diesjährigen Schwerpunkten, konnte Kai Kazmirek große Fortschritte erzielen. Dort will das Gesicht des Mehrkampf-Meetings Ratingen 2017 (24./25. Juni) im Sommer zwei Bestleistungen innerhalb des Zehnkampfes aufstellen. Welche Punktzahlen und internationale Platzierungen der 8.580-Punkte-Athlet ins Visier nehmen will, werden die ersten Wettkämpfe zeigen.

Tim Nowak schuftet mit den Ulmern für ersten 8.000er

Die beiden Neulinge in der Aktiven-Klasse, der U20-WM-Sechste Jan Ruhrmann (LAV Bayer Uerdingen/Dormagen) und der U20-WM-Dritte mit der Sprintstaffel Manuel Eitel (SSV Ulm 1846) haben sich gleich gut ins A/B-Kader-Team integriert. Zu den jüngeren Mehrkämpfern gehört auch Eitels Trainingspartner Tim Nowak, der bei den U23-Europameisterschaften in Bydgoszcz (Polen) eine Top-Platzierung erreichen will und auf seinen ersten 8.000-Punkte-Zehnkampf hofft. „Wir konnten in der Sonne tolle Einheiten absolvieren“, berichtet er aus der Ulmer Gruppe von Christopher Hallmann mit Arthur Abele und Mathias Brugger.

Ein typischer Trainingstag startet für sie um 7:00 Uhr mit einem kleinen Auftakt und Erwärmung am Strand. Nach dem Frühstück geht es um 9:30 Uhr ins Training. In die Mittagspause kann sich auch aufgrund des hohen Pensums schon ein kleiner Mittagsschlaf schieben. Denn alle zwei Tage kommt um 15:30 Uhr noch eine zweite Einheit dazu.

Cindy Roleder bereitet Siebenkampf-Start in Götzis vor

Entspannt wird bei gemeinsamen Fernseh- oder Spieleabenden, an freien Nachmittagen gerne auch am Pool, Strand oder im Café. Dabei findet zwischen den Athleten ein reger Austausch über sportliche und nicht-sportliche Themen statt. Man kennt sich nach unzähligen Trainingslagern und Trainingsstunden einfach gut.

Unter den Allroundern ist auch Hürden-Spezialistin Cindy Roleder, die am 27./28. Mai in Österreich ihren nächsten Siebenkampf bestreiten will. "Ich möchte wieder in Götzis an den Start gehen und meine Bestleistung von 6.055 Punkten angreifen. Das Training läuft super", kann die Vize-Weltmeisterin über 100 Meter Hürden aus Monte Gordo vermelden. Nach dem Mehrkampf-Meeting steht für die Hallen-Europameisterin von Belgrad – anders als bei ihren momentanen Trainingskollegen – dann wieder ihre Spezial-Disziplin im Fokus. Gemeinsames Ziel sind aber die Weltmeisterschaften in London (Großbritannien; 5. bis 13. August).

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