| EM 2016

EM Amsterdam Tag 4 – Die DLV-Männer in den Vorrunden

Fünf Tage Leichtathletik-Fest in Amsterdam! Hier lesen Sie, wie sich die deutschen Männer am vierten Tag der Europameisterschaften in den Vorrunden geschlagen haben.
Jan-Henner Reitze / Christian Fuchs

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110 Meter Hürden Halbfinale

DLV-Hürdensprinter können ihre Ziele nicht erreichen

Eine Zeit von 13,60 Sekunden brachte Alexander John (SC DHfK Leipzig) auf die Uhr von Amsterdam. Das bedeutete Rang sieben in dem Rennen, er nicht reichte fürs Finale. Ganz vorne waren der Franzose Wilhelm Belocian (13,28 sec) und der seinen Landesrekord einstellende Ungar Balazs Baji (13,29 sec) nicht zu stoppen. Der Pole Damian Czykier (13,32 sec) buchte über die Zeit das Finale.

Seine bekannte Stärke hinten raus konnte Matthias Bühler (TSG 1862 Weinheim) nicht mehr nutzen, um in den Kampf ums Finale einzugreifen. Zu weit war die Spitze des Feldes in seinem Lauf schon entrückt. In 13,65 Sekunden lief der Deutsche Meister auf Rang fünf. Andy Pozii (Großbritanien; 13,31 sec) und Aurel Manga (Frankreich; 13,36 sec) lösten die direkten Finaltickets. Über die Zeit kam auch noch Milan Trajkovic (Zypern; 13,40 sec) weiter.

Für Gregor Traber (VfB Stuttgart) war die Chance aufs Finale an Hürde Nummer fünf vergeben, die er mitnahm und Tempo verlor. Mehr als 13,66 Sekunden und Rang sechs in seinem Halbfinale waren damit nicht mehr rauszuholen. Dimitri Bascou (Frankreich; 13,20 sec) legte als Sieger die schnellste Zeit bisher an diesem Abend vor. In einer Foto-Finish-Entscheidung zog außerdem der Spanier Yidiel Contreras (13,47 sec) in den Endlauf ein, das Nachsehen hatte der zeitgleiche Lawrence Clark (Großbritannien).

STIMMEN ZUM WETTKAMPF

Alexander John (SC DHfK Leipzig):
Es hat reingestochen bei Hürde vier [in den Oberschenkel-Beuger]. Das ist jetzt nicht so schön. Ich habe mich schon letzte Wochen muskulär nicht ganz so stabil gefühlt. Das sollte man am Start ausblenden. Aber ich hatte den Coaches schon letzte Woche signalisiert, dass ich das nicht ganz so stabil stehe. Es ist natürlich ärgerlich, wenn man auf so hohem europäischem Niveau mitlaufen möchte und dadurch ausgebremst wird.

Matthias Bühler (TSG Weinheim):
Der Rücken hat ein bisschen zugemacht. So kann man natürlich nicht auf diesem hohen Niveau laufen. Wir sollten eine 30er Zeit bringen für das Finale. Ich denke, das können wir alle drei laufen. Das haben wir nicht gezeigt. Das ist enttäuschend. Allerdings darf man jetzt nicht in ein Loch fallen. Die Olympischen Spiele sind in vier, fünf Wochen. Dafür müssen wir jetzt aufbauen. Für mich heißt es, die Rückenprobleme in den Griff zu bekommen und die nächsten zwei Wochen ruhiger zu trainieren, damit sich die ganze Muskulatur beruhigt.

Gregor Traber (VfB Stuttgart):
Ich dachte eigentlich, ich bin enttäuschter von mir. Aber das kann mal passieren. Es ist natürlich sehr schade und ungewöhnlich, dass mir das hier passiert. Normalerweise liefere ich, wenn es darauf ankommt. Meine letzten zehn Rennen waren alle zwischen 13,37 und 13,47. So eine Konstanz hatte ich noch nie. Der Probestart hier war gut. Es hat quasi alles gepasst. Ich kann es mir gerade relativ schwer erklären. Was ich gemerkt habe war, dass ich überhaupt nicht in den Lauf reinkam. Es hat sich angefühlt, als ob ich das erste Mal Hürden gelaufen wäre. Es ist jetzt ganz schade, dass ich keinen zweiten Lauf mehr bekomme.

4x100 Meter Vorläufe

Im Quartett sind DLV-Sprinter mittendrin im Geschäft

In den Einzelrennen ist der Finaleinzug nicht gelungen, im Quartett sind die DLV-Sprinter schnell unterwegs. In 38,25 Sekunden liefen Julian Reus (TV Wattenscheid 01), Sven Knipphals (Vfl Wolfsburg), Robert Hering (SC DHfK Leipzig) und Lucas Jakubczyk (SCC Berlin) so schnell wie noch nie in diesem Jahr. Auf der Außenbahn zogen sie damit als Zweite ihres Vorlaufs sicher in den Endlauf ein. Stark die Vorstellung der Briten, die auf Bahn eins 38,12 Sekunden auf die Bahn trommelten.

Den zweiten Vorlauf entschieden die Polen (38,64 sec) vor den Niederlanden (38,78 sec) für sich.

STIMMEN ZUM WETTKAMPF

Julian Reus (TV Wattenscheid 01):
Wir haben als Mannschaft einen guten Job gemacht. Wir sind sicher als Zweiter weiter und eine gute Zeit gelaufen. Darauf können wir für morgen aufbauen. Eine Medaille ist natürlich auf jeden Fall das Ziel. Wir wollen noch läuferisch die ein oder andere Hundertstel rausholen und auch bei den Wechseln. Dann denke ich, dass wir morgen in jedem Fall im Bereich der Medaillen mitlaufen können.

Lucas Jakubczyk (SCC Berlin):
Es war relativ entspannt, wir haben gut gewechselt unter den Umständen mit viel Wind im Stadion. Als ich dastand im Stadion hatte ich fett Wind von hinten gespürt. Dann hat sich dann schnell wieder geändert. Deshalb war es auch ein bisschen auf Gefühl. Mit Robert habe ich das erste Mal im Wettkampf gewechselt. Deshalb ist das noch keine Routine. Dafür haben wir alle unseren Job sehr gut gelöst und das ist sehr positiv hinsichtlich morgen. Da wird es dann um die Wurst gehen – im wahrsten Sinne des Wortes.

Robert Hering (SC DHfK Leipzig):
Es war ein sicherer Wechsel. Das war erst einmal wichtig. Das war auch die Devise heute: Im Vorlauf erst einmal auf Nummer sicher gehen. Die Zeit spricht auch für sich. Damit braucht man sich nicht zu verstecken. Da ist auf jeden Fall noch Luft nach unten. Es wird im Finale auch hoffentlich noch ein bisschen schneller gehen. Ich musste [nach Zeulenroda] ein klein bisschen pausieren durch eine kleine Verletzung. Das war aber vielleicht auch ganz gut. Dann ist man ein bisschen frischer.

Sven Knipphals (VfL Wolfsburg):
Es war für mich heute nicht ganz so einfach. Ich glaube, es war solide. Ich hätte vielleicht nicht ganz so defensiv ablaufen müssen. Ich bin nicht so der ganz große Beschleuniger und wenn Julian ankommt, kann man sich sicher sein, dass das klappt. Aber Sicherheit war heute die oberste Devise. Ich bin froh, dass ich in der Staffel laufen kann. Das ist für mich eine ganz wichtige Sache. Das war gerade sehr schön. Wir müssen morgen auf jeden Fall schneller laufen und mit ein bisschen mehr Risiko. Bei den Windbedingungen ist die Zeit relativ egal. Wir wollen um die Medaillen mitlaufen.

4x400 Meter Vorläufe

DLV-Quartett steigert sich und kommt weiter

Um die Finalplätze wurde es eng. Im zweiten Vorlauf kämpfte DLV-Schlussläufer Johannes Trefz (LG Stadtwerke München) auf der Zielgeraden mit den Staffeln aus der Ukraine, dem Gastgeberland Niederlande, Spanien, Schweden und Frankreich um den zweiten Rang. Belgien (3:03,15 min) war schon davonzogen. Und der deutsche Halbfinalist im Einzel konnte noch Kräfte mobilisieren: Er lief als Dritter (3:03,97 min) hinter der Ukraine (3:03,97 min) durchs Ziel. Das bedeutete ein großes "Q" und unterm Strich die sechstschnellste Zeit aus beiden Vorläufen.

Für den DLV hatten zuvor Constantin Schmidt (TG Obertshausen) und Patrick Schneider (LAC Quelle Fürth) ihren Einstand bei einer internationalen Meisterschaft der Aktiven gefeiert und das Staffelholz dann an den erfahrenen Kamghe Gaba (LG Eintracht Frankfurt) weitergegeben.

Im anderen Vorlauf waren die Briten (3:01,63 min), Polen (3:02,09 min) und Tschechen (3:02,66 min) schnell unterwegs.

STIMMEN ZUM WETTKAMPF:

Constantin Schmidt (TG Obertshausen):
Ich habe alles versucht, alles gegeben. Auf der Gegengerade war Gegenwind, das war ein bisschen schwierig. Es war insgesamt gut, es hat Spaß gemacht. Es war nicht mein erster Nationalstart, ich bin ja schon in der Jugend mitgelaufen. Aber das ist hier noch einmal eine komplett andere Liga. Die ganze Stimmung, die ganzen Leute, die da sind, die Atmosphäre, das ist noch einmal etwas ganz anderes als bei Jugend-Meisterschaften. Das war auf jeden Fall geil. Wenn ich es mit 20 Jahren schon zu den Olympischen Spielen schaffen würde, dann wäre das ultrageil. Dafür müssen wir morgen aber noch was draufpacken. Das ist natürlich noch ein Ziel.

Patrick Schneider (LAC Quelle Fürth):
Es war auf jeden Fall eine super Erfahrung, vor so einer großen Kulisse zu rennen und mein Nationaldebüt zu geben. Es ist eine Ehre, sein Land zu vertreten. Das kann man nicht beschreiben, das war einfach geil. Ich habe versucht, uns eine gute Position zu verschaffen. Ich bin aggressiv angelaufen und habe alles gegeben. Normal ist meine Stärke schon hinten raus. Es war heute aber schon sehr hart. Es waren auch viele Eindrücke. Aber ich denke, ich habe es ganz gut gemeistert. Im Finale wollen wir noch einmal alles geben und vielleicht noch einmal eine Sekunde schneller laufen. Unser zweites Ziel ist auf jeden Fall, vielleicht über die Staffel auch noch nach Rio zu kommen. Dafür müssen wir noch einmal ordentlich Gas geben.

Kamghe Gaba (LG Eintracht Frankfurt):
Im Vorfeld war es schwer einzuschätzen, was wir können und was die Konkurrenz kann. Jeder von uns hat sich konzentriert und versucht, das Maximum abzurufen. Wir wollten über die Platzierung ins Finale. Das hat geklappt. Bei der Zeit haben wir uns ein klein wenig mehr vorgenommen. Morgen haben wir die Chance, es besser zu machen. Wir können mit dem ersten Rennen zufrieden sein. Den Fokus mit Rio sollten wir beiseite schieben. Für die Qualifikation müssen wir Stand jetzt fast noch zwei Sekunden draufpacken. Wir sollten uns voll auf die EM konzentrieren, das Beste rausholen und dann schauen. Ich habe auch die 400-Meter-Einzelrennen verfolgt. Der Pole Rafal Omelko stand im Finale. Eine Woche bevor ich mich verletzt habe, habe ich ihn über 300 Meter geschlagen. Deshalb habe ich mir Gedanken gemacht, in welche Richtung es für mich persönlich hätte gehen können dieses Jahr. Allerdings nützt das nichts, ich versuche, nach vorne zu schauen.

Johannes Trefz (LG Stadtwerke München):
Ich hatte im Rennen das Gefühl, vorne ranzukommen, wusste aber nicht, wer von hinten noch hinterkommt. Durch den Lärm der Zuschauer habe ich es gehört und auch in den Augenwinkeln gesehen. Ich konnte noch ein paar Körner aktivieren, war aber in keinem Moment unsicher, dass es nicht für Platz zwei oder drei reicht. Ich habe nicht gezittert und bin ein Experte im Geradeso-Weiterkommen. Für morgen steckt noch ein bisschen mehr in den Beinen. Da gibt es kein Zögern mehr sondern "All-in". Dann schauen wir, worfür es reicht. Wir gehen alle mit einem besseren Gefühl aus dem Vorlauf, als wir reingegangen sind. Deshalb haben wir alle etwas gewonnen.

 

Hochsprung-Qualifikation

Eike Onnen hinterlässt einen starken Eindruck

Der Deutsche Meister Eike Onnen hat in der Hochsprung-Qualifikation einen glänzenden Eindruck hinterlassen. Alle Höhen einschließlich 2,25 Meter nahm der Hannoveraner im ersten Versuch. Das Finalticket war damit gebucht, die Freude darüber angesichts des ausgelassenen Jubels unübersehbar.

Die beiden Hochsprung-Gruppen mussten am Nachmittag die für die direkte Qualifikation geforderten 2,25 Meter angehen, um die Spreu vom Weizen zu trennen. Mit weißer Weste verließen danach neben Eike Onnen auch der Spanier Miguel Angel Sanchez, die Briten Robbie Grabarz und Chris Baker sowie der italienische Favorit Gianmarco Tamberi das Olympiastadion. Damit formierte sich der Kreis der heißesten Medaillenanwärter rund um den besten deutschen Hochspringer.

STIMME ZUM WETTKAMPF

Eike Onnen (Hannover 96):
Ich bin erleichtert. Mein erstes Ziel, ins Finale zu kommen, habe ich erreicht. Ich bin immer aufgeregt vor sowas. Das ist ja schon ein internationales Highlight. Deshalb bin ich happy, dass es so gelaufen ist. Es wurde bei mir im Laufe des Wettkampfs immer ein bisschen besser. Ich habe mich reingekämpft. Der letzte Sprung war auch wirklich der beste. Ich habe vielleicht noch nicht alles gezeigt. Das Publikum war gut, die Anlage war gut. Es gab ein paar Windböen und Wind, der von vorne kam. Aber mit meiner Gewichtsklasse habe ich unter den Hochspringern wahrscheinlich die wenigsten Probleme damit. Ich fand es deshalb okay. Morgen ist es von der Tagesform abhängig. Eine Medaille wäre super. Ab 2,30 Metern wäre ich zufrieden. Das nehme ich mir vor. Es wird morgen noch ein bisschen schwieriger, dann zeigt sich, wer ohne Tag Pause am besten zurecht kommt. Es geht auch mit 2,19 los, da muss man gleich voll da sein. Es wird eine spannende Geschichte.

Kugelstoß-Qualifikation

David Storl und Tobias Dahm brauchen nur einen Versuch

Im Vergleich zu den vergangenen beiden Jahren hat David Storl (SC DHfK Leipzig) zum Start in die laufende Saison noch nicht die großen Weiten erzielt. Die Qualifikation bei der EM war aber dennoch kein Problem. Schon im Einstoßen übertraf der Titelverteidiger die mit einer gelben Linie markierte Qualiweite von 20,30 Metern. Das wiederholte er im ersten Durchgang, 20,84 Meter wurden gemessen. Gelingt im Finale am Sonntag (10. Juli) eine Steigerung der Saisonbestleistung (21,01 m)? Insgesamt ist die Planung wieder mehr auf den Jahreshöhepunkt - die Olympischen Spiele in Rio (Brasilien; 12. bis 21. August) ausgerichtet. Olympia-Gold fehlt dem 25-Jährigen noch in seiner schon jetzt großen Medaillen-Sammlung.

Fast parallel lieferte Tobias Dahm (VfL Sindelfingen) eine genauso überzeugende Vorstellung ab. Ein Stoß, ein Schrei und eine Bestleistung: 20,42 Meter. So weit hat der 29-Jährige im Freien noch nie gestoßen. Im Finale soll jetzt die Olympia-Norm (20,50 m) fallen.

Der erwartete Hauptkonkurrent für David Storl um Gold, Konrad Bukowiecki (Polen), hakte die Qualifikation mit 20,65 Metern im zweiten Durchgang ab. Er hat in diesem Sommer schon in drei Wettkämpfen die 21 Meter übertroffen. Dem Deutschen Meister ist das in der laufenden Saison bisher nur einmal gelungen.

STIMMEN ZUM WETTKAMPF:

David Storl (SC DHfK Leipzig):
Nach der holprigen Saison war es nicht zu erwarten, dass es direkt im ersten Versuch klappt. Trotzdem war es mein Anspruch und ich bin froh, es geschafft zu haben. Das Training zuletzt in Kienbaum war ganz gut. Ich konnte den Rhythmus wieder etwas aufnehmen. Das im Wettkampf umzusetzen, ist noch einmal etwas anderes. Es muss auch wieder Spaß machen. Morgen wird es im Stadion voll sein, das kann dabei helfen. Wenn es gut läuft und die Technik kommt, wird es weit werden. Eigentlich sind wir schon in der Vorbereitung auf Olympia. Von daher ist das hier ein Schritt zu den Olympischen Spielen.

Tobias Dahm (VfL Sindelfingen):
Ich habe gut trainiert. Die Werte sind besser als in der Halle. Ich habe darauf gehofft, dass es so gut klappt. Ich bin froh, dass sich die Arbeit auszahlt. Ich werde versuchen, im Finale voll anzugreifen. Mein Ziel ist es, noch die Olympia-Norm zu stoßen. Dazu fehlen acht Zentimeter. Ich möchte gelassen und locker rangehen - wie heute. Dann kann am meisten passieren. Dass es mit der Norm noch nicht geklappt hat, ist ein bisschen ärgerlich. Morgen ist ein neuer Tag und vielleicht bin ich durch die fehlenden acht Zentimeter noch etwas motivierter.

 

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