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Lena Malkus bereit für neue Herausforderungen

Mit neuer Bestleistung von 6,88 Metern ist sie in diesem Jahr die Nummer acht der Welt. Die Europameisterschaften in Zürich (Schweiz) verpasste Weitspringerin Lena Malkus aufgrund der starken nationalen Konkurrenz dennoch. Die Enttäuschung hat die 21-Jährige mittlerweile verdaut und arbeitet auf neue Ziele hin - auf dem Sportplatz und am Schreibtisch.
pm / sim

Am 13. August, ein Mittwochabend, blieb bei Lena Malkus der Fernseher aus. Die Weitspringerin vom SC Preußen Münster wollte nicht hinschauen, wie im Züricher Letzigrund die Konkurrenz die Europameisterin ermittelte. Zu knapp war sie am EM-Start vorbeigeschrammt. Erst beim finalen Wettkampf, der DM in Ulm Ende Juli, hatte die 21-Jährige die EM-Fahrkarte aus der Hand gegeben. Mit 6,40 Metern belegte die Psychologiestudentin bei Dauerregen nur Platz sechs. Dabei war sie Ende Mai in Weinheim mit 6,88 Metern sogar zwischenzeitlich an die Spitze der Weltjahresbestenliste gesprungen.

Den dritten EM-Startplatz nach Malaika Mihambo (LG Kurpfalz) und Sosthene Moguenara (TV Wattenscheid 01) sicherte sich die Berlinerin Melanie Bauschke (6,66 m) als Deutsche Meisterin im letzten Versuch. Mit Tränen in den Augen verließ Lena Malkus den Innenraum des Donaustadions. Sie ärgerte sich über sich selbst, war enttäuscht, dass die Technik nicht mitspielte. „Der Fehler war eigentlich abgestellt. Ich hatte vor Ulm das Problem, dass ich das Tempo vor dem Brett rausgenommen habe. Das hat Weite gekostet“, erklärt die Münsteranerin. Sie wusste um den Fehler, korrigieren konnte sie ihn in Ulm nicht mehr.

DM-Auftritt verdaut

Gut drei Monate später hat Lena Malkus den DM-Auftritt längst verdaut. Denn zu Saisonbeginn schien ein EM-Start in weiter Ferne. Ein Hüftschiefstand hatte ein Ödem verursacht, eine Operation drohte. Die Weitspringerin entschied sich für die konservative Variante und ließ die Verletzung ausheilen.

Trotz Trainingsrückstands katapultierte sie sich Ende Mai in Weinheim im ersten Saisonwettkampf auf 6,88 Meter. „Das Training lief zuvor überraschend gut, aber mit einer solchen Weite hätte ich nie und nimmer gerechnet“, sagt Lena Malkus. Bei den nächsten drei Wettkämpfen im Juni sprang sie zwischen 6,64 und 6,67 Meter weit. Unter anderem wurde sie zum vierten Mal in Folge Deutsche U23-Meisterin: „Solche konstante Weiten strebe ich an, ein Ausreißer nach oben ist dann immer möglich.“

Rückkehr an Erfolgsstätte in Tallinn

Den will sie kommendes Jahr am liebsten zwischen dem 9. und 12. Juli in Tallinn zeigen. In der Hauptstadt von Estland kann sie dann ihren U23-Europameistertitel verteidigen. 2013 in Tampere (Finnland) hatte sie sich im sechsten Versuch mit 6,76 Metern die Goldmedaille geschnappt. „Das Datum habe ich mir schon im Kalender markiert“, sagt Lena Malkus. Ans Stadion Kadriorg hat sie ohnehin gute Erinnerungen. 2011 wurde sie dort U20-Europameisterin. Klar sei auch die WM in Peking (China) ein großes Ziel, doch die Chance auf eine Titelverteidigung sei immer etwas Besonderes.

Ausgerechnet ihre Nachfolgerin als U20-Europameisterin könnte in Tallinn die größte Konkurrentin werden: Malaika Mihambo (LG Kurpfalz) siegte Mitte Juni in Braunschweig mit 6,90 Metern sensationell bei der Team-EM. Dass die Konkurrenz im eigenen Land so groß ist, stört Lena Malkus nicht. Im Gegenteil: „Das wertet unsere Disziplin weiter auf“, so die Studentin.

Hallensaison geplant

Den Weg Richtung Tallinn und Peking hat Lena Malkus schon eingeschlagen. Seit rund zwei Wochen ist sie wieder im Training. Die Hüfte schmerzt nicht mehr, spezielle Übungen stabilisieren die Problemzone. Dieses Extra-Training hat auch Auswirkungen auf die Technik. Positive, wie Lena Malkus betont: „Ich bin beweglicher in der Hüfte geworden, so kann ich die Laufsprungtechnik besser anwenden.“ Wie gut sie ihre Form umsetzten kann, wird man schon in der Hallensaison sehen. Die will sie bestreiten und wenn möglich ihre „Winter-Bestleistung“ von 6,44 Metern um den einen oder anderen Zentimeter steigern.

Für den Feinschliff geht es Ende November ins Trainingslager nach Südafrika. Mit dem Top-Team des DLV bereitet sie sich im Sommer der Südhalbkugel vor. Dass sie zu den besten Leichtathleten der Republik zählt, bekam Lena Malkus Ende September schwarz auf weiß. Neben der Berufung ins Top-Team zählt die achtbeste Weitspringerin der Welt in diesem Jahr auch erstmals zum DLV-A-Kader. In der Praxis bedeutet das eine weiterreichendere Unterstützung als im B-Kader.

Arbeit am Studienabschluss

Neben sieben bis acht Trainingseinheiten in der Woche steht für Lena Malkus momentan das Studium im Fokus: „Ich lege mir ins Wintersemester mehr Stunden als in den Sommer, damit ich dann mehr Freiräume für den Sport habe.“ Kommendes Jahr steht die Bachelorarbeit auf dem Programm, Anfang 2016 will sie nach sieben Semestern das Studium pünktlich vor den Olympischen Spielen in Rio abgeschlossen haben. Die will sie nicht wie die EM in Zürich knapp verpassen, sondern wie ihre Mutter „Olympionikin“ werden. Ruth Holzhausen-Malkus belegte mit der Volleyball-Nationalmannschaft der Bundesrepublik 1984 in Los Angeles (USA) Rang sechs.

Übrigens: Am 13. August konnte Lena Malkus ihre Neugier doch nicht zügeln. Beim Abendessen mit ihren Trainern Elke und Frank Bartschat behielt sie einen EM-Live-Ticker auf dem Smartphone im Auge. Die Vollblut-Weitspringerin wollte wissen, wie sich das DLV-Trio schlägt und welche Konkurrentinnen überraschen. Die Konzentration auf neue Aufgaben hatte schon da begonnen.

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