| Porträt

Paula Schneiders – Hindernistalent mit Olympia im Blick

Drei Goldmedaillen haben DLV-Athleten bei den diesjährigen U20-Europameisterschaften im schwedischen Boras gewonnen. Eine davon ging an 3.000-Meter-Hindernisläuferin Paula Schneiders. Damit trat sie in die Fußstapfen ihres Vorbilds Gesa Felicitas Krause, die denselben Titel im Jahr 2011 gewonnen hatte.
Svenja Sapper

Wenn sie an den 20. Juli dieses Jahres zurückdenkt, gerät Paula Schneiders (LAZ Mönchengladbach) ins Schwärmen. „Das war ein ganz besonderer Moment für mich“, erzählt sie über ihren Finallauf bei den U20-Europameisterschaften. „Ich habe mir das Rennen danach noch mal angeschaut und sofort wieder Gänsehaut bekommen. Eigentlich fühlt es sich noch immer nicht real an.“

Mit einer starken Renneinteilung hatte sie 600 Meter vor dem Ziel ihre Teamkollegin Josina Papenfuß (TSG Westerstede) überholt und keine Läuferin mehr vorbeigelassen. Seit diesem Tag darf sich die 18-Jährige U20-Europameisterin über 3.000 Meter Hindernis nennen.

Nur zwei Wochen später stand für die Abiturientin gleich das nächste Highlight an: Ihre erste Teilnahme bei den Deutschen Meisterschaften der Aktiven. Eine gelungene Premiere. Als jüngste Teilnehmerin im Feld belegte sie den achten Platz – und verbesserte ihre in Boras aufgestellte persönliche Bestleistung gleich noch mal um vier Sekunden auf 10:04,70 Minuten. „Natürlich war das eine ganz neue Erfahrung“, resümiert die Athletin. „Ich bin noch nie vor so vielen Zuschauern gelaufen, und dann noch in einem so starken Feld.“

Vorbild Gesa Krause

Erstmals traf Paula Schneiders in diesem Lauf auch auf ihr großes Vorbild, die zweifache Europameisterin Gesa Felicitas Krause (Silvesterlauf Trier). „Ich habe alle ihre Rennen verfolgt und finde es toll, dass Gesa Krause vorne in der Weltspitze mitlaufen kann“, sagt die U20-Europameisterin. Auch die US-amerikanische Weltmeisterin Emma Coburn ist für sie ein Vorbild.

Hauptsächlich konzentriert sich die 18-Jährige aber auf ihr eigenes Training. Seit 2016 trainiert sie in der fünfköpfigen Läufergruppe von Johannes Gathen in Mönchengladbach. Derzeit stehen sieben bis neun Trainingseinheiten wöchentlich auf dem Trainingsplan.

Vom Kinderturnen zur Leichtathletik

Schon seit mehr als zehn Jahren geht Paula Schneiders zum Leichtathletiktraining. Begonnen hatte sie mit dem Kinderturnen, irgendwann landete sie bei der Kinderleichtathletik – seitdem hat sie der Sport nicht mehr losgelassen. Dass sie einmal bei einer internationalen Meisterschaft ganz oben stehen würde, hätte sie sich aber wohl nicht träumen lassen. Jahrelang betrieb sie Leichtathletik vor allem als Hobby. Die Wende kam bei den Deutschen U16-Meisterschaften 2016 – ihren ersten Deutschen Meisterschaften überhaupt. Ab diesem Zeitpunkt begann die junge Athletin, sich in Richtung Leistungssport zu orientieren.

Die ersten Erfolge stellten sich schon bald ein: Bereits bei der U18-EM 2018 im ungarischen Györ konnte Paula Schneiders (damals noch über 2.000 Meter Hindernis) die Bronzemedaille gewinnen. Bei den Olympischen Jugendspielen in Buenos Aires (Argentinien) im selben Jahr lief sie auf den siebten Platz. Nun folgte, in der ersten Saison nach der Umstellung von den 2.000 Metern Hindernis auf die längere Distanz, gleich der erste internationale Titel.

Dabei kommt Paula Schneiders zugute, dass sie bereits Erfahrungen in anderen Disziplinen gesammelt hat. „Ich habe früher Drei- und Vierkämpfe gemacht, bin Mittelstrecken von 800 bis 3.000 Meter gelaufen und habe Straßenrennen bestritten, bis zu fünf Kilometer“, erzählt die Mönchengladbacherin. Auch Crossrennen läuft sie im Winter regelmäßig.

Spagat zwischen Leistungssport und Studium

Bereits an den Cross-Europameisterschaften 2018 in Tilburg (Niederlande) hat sie teilgenommen – auch diesen Dezember in Lissabon (Portugal) ist eine Teilnahme geplant, „aber das ist ja noch eine Weile bis dahin“, sagt sie. Vorher stellt sie sich privat einer neuen Herausforderung: Im Oktober beginnt Paula Schneiders ihr Studium der Ernährungswissenschaften. Den Spagat zwischen Schule und Leistungssport hat sie gut gemeistert, nun muss sie ihr Studium mit dem Leistungssport kombinieren.

Denn da hat die Hindernisläuferin noch große Ziele: „Ich möchte auf jeden Fall in den nächsten Jahren weiterlaufen, auch international, und mehr Erfolge feiern. Und irgendwann ist mein größtes Ziel natürlich eine Teilnahme bei Olympischen Spielen – vielleicht dann auch mit einer Medaille.“
Die Siegerehrung in Boras, als erstmals für sie die deutsche Nationalhymne gespielt wurde, hat Paula Schneiders als besonders bewegend in Erinnerung. Und wer weiß, vielleicht steht sie ja bald wieder ganz oben – genau wie ihr Idol Gesa Krause.

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