„Ich habe in meiner Zeit als Leichtathlet trainiert bis zum Umfallen, bin immer an die Grenzen des Möglichen gegangen und darüber hinaus. Genauso werde ich im Kampf gegen den Krebs verfahren. Er wird mich nicht straucheln sehen“, schreibt Tim Lobinger am 3. Juli 2017 in seinem Buch „Verlieren ist keine Option – Mein Kampf gegen den Krebs“.
Vier Monate zuvor erhält der frühere Weltklasse-Stabhochspringer am 3. März 2017 die schockierende Nachricht, dass er eine aggressive Form von Leukämie, Blutkrebs, hat. Für ihn und seine Familie ist nichts mehr so wie es einmal war. Was folgt sind über 100 Tage Aufenthalt im Krankenhaus, mehrere Chemotherapien sowie am Ende eine geglückte Stammzellentherapie.
Beeindruckender Brief von Lobingers Tochter Fee
Lobingers Buch besticht durch seine Präzision, seinen flüssigen Schreibstil und seine Nähe zum Detail, die einem beim Lesen oft den Atem stocken lässt. In einem beeindruckenden Brief an den Krebs schreibt seine Tochter Fee: „Der Moment, an dem ich von Papas Diagnose erfahren habe, ist einer dieser Momente, die gern beschrieben werden mit: In diesem Augenblick ist die Welt stehen geblieben.
In meinem Fall trifft die Formulierung nicht zu. Nicht die Welt bleibt stehen. Im Grunde genommen ist es verflucht egal, was in einem solchen Moment mit dem Rest der Welt passiert. Es ist irgendetwas in einem drin, das stehen bleibt. Da ist das Herz, das aussetzt. Da ist das Gehirn, das an nichts mehr anderes denken kann und auf einmal vergisst, was es zu tun hat. Da sind die Tränen, die laufen, ohne dass man es kontrollieren kann...“
Die Welt ist in Ordnung, zumindest für den Moment
Tim hat als Autor für sein Buch ganz bewusst die Tagebuchform gewählt, die seinen Kampf gegen den Krebs so authentisch wie möglich beschreibt. Es gibt viele Stellen in diesem Buch, in denen nicht nur bei Tim Lobinger die Tränen laufen, sondern auch der Leser mit einem dicken Klos im Hals bewegt weiterliest. Einmal mehr beschreibt er, wie wichtig in Momenten einer Schockdiagnose der Zusammenhalt seiner Familie ist. Kraft geben ihm dabei sein kleiner Sohn Okkert (2), seine Tochter Fee (22), sein Sohn Tyger (18), seine Ehefrau Alina, die ihn trotz Trennung täglich unterstützt, sowie seine Eltern. Ganz nach dem Motto: „Zuhause wohnt das Glück.“
Und wie im Sportler-Leben gibt es auch in seinem Wettkampf des Lebens keinen Moment an dem Tim ans Aufgeben denkt, auch wenn ihn jetzt der Körper beherrscht im Unterschied zu früher, als er seinen Körper beherrscht hat. Über einen Ausflug im Mai 2017 nach Kössen sagt er: „Wir sind gerade 100 Kilometer von München entfernt. Doch mir ist, als wäre ich auf einem fremden Planeten, auf dem sich kein Krebs verirrt. Die Welt ist in Ordnung, zumindest für den Moment.“
Eine gute Nachricht: „Ich könnte ausflippen vor Glück“
Einer der glücklichsten Momente ist für ihn der 1. August 2017. An diesem Tag erfährt er, dass sein Spender die optimale Menge an Stammzellen abgegeben hat. Und auch die folgende Stammzellentransplantation gelingt. So schreibt Tim Lobinger am 14. August 2017: „Ich könnte ausflippen vor Glück.“ Der Arzt hatte ihm die gute Nachricht überbracht, dass das neue Immunsystem mit zunächst 60 Leukozyten angesprungen ist. Es ist allerdings kein Buch mit Happy End, denn im Januar 2018 erhält Lobinger die Diagnose, dass erneut mutierte Krebszellen festgestellt wurden.
Lobingers Tagebuch „Verlieren ist keine Option“ ist gut geschrieben und zeichnet sich durch emotional packende Passagen aus. Es ist ein Buch, das auf jede Bestseller-Liste gehört und es macht vor allem anderen Menschen Mut, im Kampf gegen den Krebs. Bei aller Tragik und Tristesse der Krankheit ist jede Zeile eine Zeile für das Leben. Unsere Empfehlung: Unbedingt lesen.
„Meine Lieben und mein Leben sind das Kostbarste auf der Welt. Dafür werde ich mit allen Mitteln kämpfen, die mir zur Verfügung stehen.“
Tim Lobinger
Verlieren ist keine Option – Mein Kampf gegen den Krebs
Erschienen im Riva-Verlag – München
www.rivaverlag.de
ISBN-Nummer: 978 -3-7423-0566-4
240 Seiten
19,99 Euro
