Johannes Vetter hat am Dienstag in Chorzów (Polen) die nächste Weltklasse-Leistung abgeliefert: Mit 90,86 Metern dominierte er das Speerwerfen mit acht Metern Vorsprung auf den einstigen Weltmeister aus Tschechien Vítězslav Veselý.
Johannes Vetter ist ein Phänomen. Wo viele andere zögern, kürzertreten, verzichten, da haut der Athlet der LG Offenburg sich mit Haut und Haaren rein. Zum Beispiel im Jahr 2020 der Corona-Pandemie. Am Dienstag feuerte der Speerwurf-Weltmeister von 2017 die nächsten beiden 90-Meter-Würfe der Saison ab. Bei 90,86 und 90,00 Metern landete sein Speer beim Memoriał Janusza Kusocińskiego im polnischen Chorzów. Absolute Weltklasse. Und in diesem Jahr, in dem so vieles anders ist, umso bemerkenswerter.
Schon zwei Wochen zuvor war sein 800 Gramm schweres Wurfgerät in Turku (Finnland) erst bei 91,49 Metern gelandet, es war das fünftbeste Resultat seiner Karriere. Seit Dienstag hat er nun neun 90-Meter-Wettkämpfe auf dem Konto und 14 Würfe über die 90-Meter-Marke. Gut möglich, dass schon bald der nächste folgt, denn am Samstag steht in Offenburg das Heimspiel an, zu sehen im Livestream auf leichtathletik.de.
„Wenn’s läuft, dann läuft’s“
Schon im März, April habe Johannes Vetter die physische Verfassung für diese Leistungen gehabt, berichtet sein Heimtrainer, der Leitende Bundestrainer Speerwurf Boris Obergföll. Zu diesem Zeitpunkt habe aber die Technik noch nicht gepasst. „Back to the roots“ hieß es da – zurück zu dem Bewegungsablauf, mit dem der Deutsche Rekordhalter schon 2017 90-Meter-Würfe in Serie gezeigt und beim Saison-Höhepunkt WM-Gold geholt hatte.
„Wenn’s läuft, dann läuft’s“, stellte Boris Obergföll fest. „Und dann lässt man das einfach laufen.“ Und dann kommt dabei auch mal eine Serie heraus, in der wie am Dienstag noch ein 89er und zwei 86-Meter-Würfe ins Protokoll eingehen. Mit einer intensiven Late Season, die in den kommenden Wochen neben dem Heimspiel in Offenburg auch noch einen weiteren Auftritt in Chorzów (6. September) sowie in Dessau (8. September) und beim ISTAF in Berlin (13. September) bereithält, kann Johannes Vetter weiter Selbstbewusstsein für die Vorbereitung auf die Olympia-Saison 2021 tanken.
Christina Hering überzeugende Dritte
Über 800 Meter der Frauen mischte eine weitere DLV-Athletin mit einer Top-Leistung ganz vorne mit: Die fünfmalige Deutsche Freiluft-Meisterin Christina Hering (LG Stadtwerke München) erkämpfte sich in einem starken Feld, in dem die Britin Jemma Reekie in 1:58,63 Minuten zu einer neuen Bestzeit stürmte, Platz drei. Ihre Zeit: 2:00,47 Minuten. Nur einmal war sie in den vergangenen rund vier Jahren schneller gewesen, 2019 bei ihrer Bestmarke von 1:59,41 Minuten.
David Storl (SC DHfK Leipzig) machte mit der Kugel Zielstoßen: Alle sechs Versuche wurden mit Weiten zwischen 20,36 und 20,57 Meter vermessen. Dafür gab’s Platz drei hinter den dominierenden Michał Haratyk (Polen; 21,88 m) und Filip Mihaljevic (Kroatien; 21,59 m). Über die Hürden rannte die erst 19-jährige Französin Cyren Samba-Mayela in 12,87 Sekunden vorneweg, Ricarda Lobe (MTG Mannheim) wurde in 13,29 Sekunden Vierte.
Zwei DLV-Stabis über 5,62 Meter
Ebenfalls die Plätze drei und vier gab’s für deutsche Athleten im Stabhochsprung: Raphael Holzdeppe (LAZ Zweibrücken) und Torben Blech (TSV Bayer 04 Leverkusen) schwangen sich jeweils über 5,62 Meter, der Sieg ging für 5,82 Meter an Weltmeister Sam Kendricks (USA). Ein Europameister setzte sich im Hammerwurf durch: Wojciech Nowicki (Polen) schleuderte sein Wurfgerät in Runde drei auf 80,09 Meter.
Die schnellsten Sprinter der Veranstaltung über 100 Meter heißen Sean Safo-Antwi (Ghana, 10,23 sec) und Imani Lansiquot (Großbritannien; 11,19 sec). In 11,38 Sekunden Dritte wurde in diesem Rennen Tatjana Pinto (LC Paderborn). Den Schlusspunkt unter die Veranstaltung setzten die 400-Meter-Sprinterinnen, unter ihnen die Deutsche Vizemeisterin Karolina Pahlitzsch (LG Nord Berlin). In 52,81 Sekunden kam sie dieses Mal nicht an ihre neue Bestzeit der DM in Braunschweig (51,88 sec) heran, es siegte Wadeline Jonathas (USA; 51,23 sec).
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