| Interview der Woche

Jörg Peter: „U16-DM muss unbedingt weitergeführt werden“

Am Wochenende fanden die dritten Deutschen U16-Meisterschaften in Bremen statt. Eine stimmungsvolle Veranstaltung mit vielen guten Leistungen verfolgte auch U18-Bundesnachwuchstrainer Jörg Peter. Der Mannschaftsleiter des deutschen Teams der U18-EM in Tiflis (Georgien) spricht im Interview darüber, welche besonderen Möglichkeiten die Titelkämpfe der Jüngsten bieten und warum es die U16-DM auch in Zukunft geben soll.
Pamela Ruprecht

Jörg Peter, die U16-DM in den Einzeldisziplinen wurde in Bremen nun zum dritten Mal ausgetragen. Damit endet das Projekt auf Probe vorerst. Warum sollen die Deutschen U16-Meisterschaften aus Ihrer Sicht auch in Zukunft bestehen?

Jörg Peter:

Wenn man sich anschaut, wie viele Leute hier vor Ort sind und mit welcher Begeisterung die Athleten, Trainer und Zuschauer daran teilnehmen, dann frage ich mich eher, warum wir die Veranstaltung nicht schon viel länger im Wettkampf-Kalender haben. Eine Fortführung steht für mich außer Frage. Die jungen Athleten, deren Heimtrainer und Eltern haben mit ihrer Teilnahme eigentlich selbst dafür abgestimmt, dass die U16-DM unbedingt weitergeführt werden muss.

Die Tribüne war an beiden Tagen voll im Stadion Obervieland. Zeigt das das generelle große Interesse an der Veranstaltung?

Jörg Peter:

Das war bei den Austragungen in Köln in den letzten zwei Jahren auch schon so, dass der Zuschauerandrang riesig war. Ich würde schätzen, dass hier 2.000 bis 3.000 Menschen im Stadion sind. Das ist für diese Altersklasse herausragend gut. Das zeigt auch, dass Vereine und Athleten lange so eine Veranstaltung gesucht haben.

Was bieten solche nationalen Titelkämpfe in den Einzeldisziplinen, was die Blockwettkampf-DM mit den drei Kategorien Lauf, Wurf und Sprint/Sprung nicht abdeckt?

Jörg Peter:

Der Blockwettkampf wurde ja ursprünglich eingeführt, um in einer bestimmten Trainingsphase im Mai die Vielseitigkeit zu testen. Er war eigentlich nur Mittel zum Zweck, um Disziplinen vorzubereiten. Dementsprechend ist natürlich nicht jeder ein Blockwettkämpfer. Es gibt viele, die für den Sprint oder den Sprungbereich geeignet sind und in diese Richtung soll es dann auch gehen. Dieser Weg ist in jedem Fall durch eine Einzelmeisterschaft zu unterstützen.

Einige Athleten haben sich dahingehend geäußert, dass die U16-DM im Einzel eine neue positive Herausforderung für sie darstellt. Kann so ein früher DM-Titel einen Motivationsschub geben?

Jörg Peter:

Der Titel, die Platzierung oder auch das verpasste Finale kann Motivation geben. Auch Athleten, die hier Dritter, Vierter oder Fünfter werden, sind motiviert für das nächste Jahr, es noch besser zu machen. Und auch diejenigen, die Neunter oder Zehnter geworden sind, weil sie vielleicht nervös waren oder gepatzt haben. Für den einzelnen, der den Titel erringt, ist das natürlich toll.

Viele der sehr jungen Athleten treiben noch mehrere Sportarten parallel. Inwiefern kann so eine U16-Meisterschaft dazu beitragen, dass man die Talente für die Leichtathletik begeistert?

Jörg Peter:

Durch die Veranstaltung selbst. Wie wir sie präsentieren, was wir drum herum anbieten. Die Wettkämpfe an sich spielen die entscheidende Rolle. Das Messen der Athleten miteinander. Ich glaube, wenn sie dann entscheiden müssen zwischen Handball und Leichtathletik, dann kommt es auch darauf an, wie so eine Veranstaltung angekommen ist. Also müssen wir schauen, dass die Veranstaltung sehr gut organisiert ist. Das war in den letzten drei Jahren immer der Fall. Das waren immer herausragende Meisterschaften.

Sie und U20-Bundesnachwuchstrainer Dietmar Chounard haben innerhalb des Rahmenprogramms auch das Förder- und Kadersystem des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV) vorgestellt. Was waren typische Fragen, die Interessierte gestellt haben?

Jörg Peter:

Das Angebot wurde hier in Bremen gut angenommen. Nachfragen gab es vorallem zur Struktur des Fördersystems, zu den Förderwettkämpfen in der U18 und U20 und Eliteschulen. So haben wir uns das auch vorgestellt.

Was haben Sie beobachtet, wie die U16-Meisterschaften bei den Trainern ankamen?

Jörg Peter:

Es ist für die Trainer eine motivierende Sache, es sich zum Ziel zu machen, mit der eigenen Trainingsgruppe zu den Deutschen Meisterschaften zu fahren. Sei es mit der Staffel oder einem guten Sprinter oder Werfer. Da habe ich hier vor Ort erst mal nur positive Resonanz gehört.

Wie wichtig ist die U16-DM zur Formierung der U18-Nationalmannschaft?

Jörg Peter:

Bei den diesjährigen U18-Europameisterschaften haben 75 Prozent der Teilnehmer von Tiflis vorher 2014 oder 2015 bei den Deutschen Meisterschaften in Köln teilgenommen. Es ist der erste Schritt in eine Wettkampfserie, die etwas höher klassiger ist, auf nationaler Ebene. Die Athleten, die sich in Bremen vorstellen, sind im nächsten oder übernächsten Jahr in der U18 und später in der U20 aktiv. Keshia Kwadwo (TV Wattenscheid 01) ist das klassische Beispiel aktuell. Sie wurde vor zwei Jahren in Köln Deutsche U16-Meisterin über 100 Meter, war dann bei der U18-WM in Cali im Finale und ist in Tiflis U18-Europameisterin geworden.

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