| Hamburg Marathon

2:27:50 Stunden: Anja Scherl macht „das Rennen ihres Lebens“

Die Regensburgerin Anja Scherl hat am Sonntag beim Hamburg Marathon in fantastischen 2:27:50 Stunden die „Road to Rio“ eingeschlagen.
Silke Morrissey

„Sie ist viel zu schnell unterwegs“, stellte Trainer und Mann Marco Scherl nach rund 20 Kilometern fest. Als Anja Scherl bei Kilometer 35 noch immer nicht nachgelassen hatte, orakelte er: "Wenn sie das zwei Kilometer weiter durchhält, klappt es - das sieht aus wie das Rennen ihres Lebens." Und die Regensburgerin hielt durch: In 2:27:50 Stunden wurde sie in einem Weltklasse-Feld Dritte und blieb deutlich unter der anvisierten Norm für die Olympischen Spiele in Rio (Brasilien; 2:30:30 h).

Schon im Vorjahr hatte sich Hamburg für Anja Scherl, die damals noch unter ihrem Mädchennamen Schneider unterwegs war, als gutes Pflaster herausgestellt. Damals hatte sie in 2:36:31 Stunden eine neue Bestzeit aufgestellt. In diesem Jahr war sie mehr als acht Minuten schneller unterwegs.

Umso bemerkenswerter ist diese Leistungssteigerung, weil Anja Scherl keineswegs Profiläuferin ist, sondern in einem 40-Stunden-Job als Software-Entwicklerin arbeitet. Erst nachdem sie im Februar in Barcelona (Spanien) ihre Halbmarathon-Bestzeit auf 71:17 Minuten verbessert und sich damit für die Europameisterschaften in Amsterdam (Niederlande) – eigentlich ihr großes Saisonziel – empfohlen hatte, reifte der Olympia-Traum.

"Bei der Halbmarathon-Zeit etwas erschrocken"

Nicht nur ihr Mann, sondern auch Anja Scherl selbst bekam während des Rennens in Hamburg kurz Angst vor ihrer eigenen Courage. "Die ersten fünf Kilometer waren wie geplant. Dann wurde es immer schneller. Als ich den Halbmarathon in unter 1:14 Stunden durchgegangen bin, bin ich selbst etwas erschrocken", sagte die 30-Jährige gegenüber dem NDR-Fernsehen.

Ihre Endzeit war die beste Marathon-Zeit einer Deutschen seit 2014, als Anna Hahner (run2sky.com) 2:26:44 Stunden erzielte. Neben Hahner waren in den vergangenen zehn Jahren nur die Deutsche Rekordlerin Irina Mikitenko und Sabrina Mockenhaupt (LG Sieg) schneller. Der letzte ähnlich große Erfolg einer Deutschen in Hamburg datiert von 2009, als die ehemalige Marathon-Europameisterin Ulrike Maisch ebenfalls Dritte wurde.

Urlaubsantrag für Olympia

Mit ihrer neuen Bestzeit scheint Anja Scherl ein Platz im Kreise der drei Olympia-Starterinnen sicher zu sein. Lisa Hahner (run2sky.com; 2:28:39 h) als Deutsche Meisterin ist Kandidatin Nummer eins. Die Braunschweigerin Fate Tola (2:28:24 h), die auf ihre Einbürgerung wartet, und Anna Hahner (run2sky.com; 2:30:19 h) hat Scherl hinter sich gelassen. Katharina Heinig (LG Eintracht Frankfurt) ist die letzte DLV-Läuferin, die am kommenden Wochenende in Zürich (Schweiz; 24. April) noch einen Norm-Angriff starten will.

"Schon die Qualifikation für Amsterdam war unglaublich", sagte Anja Scherl. "Rio war bisher ein Traum." Der für sie gedanklich wohl in so weiter Ferne lag, dass sie sich den Termin noch nicht einmal in ihrem Terminkalender freigehalten hat. "Ich habe dafür noch nichts geplant", gestand die Regensburgerin kurz nach dem Rennen. "Wegen Urlaub muss ich jetzt erstmal fragen und mit meinem Chef reden." Der wird ihr auf dem Weg zu dem nächsten "Rennen ihres Lebens" sicher keine Steine in den Weg legen.

Die kompletten Resultate finden Sie in unserer <link>Ergebnisrubrik...

Mehr:

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