| Interview der Woche

Neele Eckhardt-Noack: „Ich dachte erst, ich sehe nicht richtig“

Sie war wohl eine der großen Überraschungen im deutschen Team bei den Hallen-Europameisterschaften in Torun (Polen). Dreispringerin Neele Eckhardt-Noack (LG Göttingen) sprang am Sonntag mit Bronze zu ihrer ersten internationalen Medaille und blieb mit 14,52 Metern nur sieben Zentimeter unter dem deutschen Hallenrekord. Im Interview erzählt die 28-Jährige von ihren Gefühlen nach diesem denkwürdigen Wettkampf, ihren Gedanken im Hinblick auf die Olympischen Spiele und warum sie als Asthmatikerin besonders an der Corona-Pandemie zu knacken hat.
Silke Bernhart / alex

Neele Eckhardt-Noack, herzlichen Glückwunsch zu dieser enormen Leistung. Als die 14,52 Meter aufleuchteten, mussten wir doch zweimal hinschauen…

Neele Eckhardt-Noack:

Ich auch. Tatsächlich. Ich dachte erst, ich sehe nicht richtig. Ich bin auch etwas verblüfft aus der Grube herausgekommen, eben weil ich fast fassungslos war. Der Sprung fühlte sich sehr gut an. Mit einer 14,52 hätte ich dennoch nicht gerechnet.

Um satte 35 Zentimeter haben Sie Ihre Bestleistung gesteigert. Wo haben Sie diesen Sprung hergeholt?

Neele Eckhardt-Noack:

Ich glaube, diese Weite hat schon lange in mir geschlummert. Es war nur eine Frage der Zeit. Ich bin mit 14,08 Metern direkt sehr gut eingestiegen und konnte mich dann weiter steigern. Kurzum: Es hätte nicht besser für mich laufen können.

Zwischenzeitlich lagen Sie sogar auf Silberkurs, bis die Spanierin Ana Peleteiro sich mit eben der gleichen Weite vorgeschoben hat. Der Kampf um die Medaillen war super eng, ein Zentimeter trennte Gold von Bronze. Ist das ärgerlich?

Neele Eckhardt-Noack:

Oh nein, überhaupt nicht. Ich bin überglücklich. Vielleicht hätte ich mich geärgert, wenn ich Vierte geworden wäre. Aber so es ist vollkommen okay für mich.

Ein Mensch, der entscheidend Anteil an Ihrer Medaille hat, ist Ihr Trainer, Frank Reinhardt…

Neele Eckhardt-Noack:

Ganz genau, und er hatte am Sonntag, sprich am Finaltag auch noch Geburtstag. Ein schöneres Geschenk als die Medaille hätte ich ihm gar nicht machen können. Ich denke, er wird sehr zufrieden sein.

Als schönen Bonus gab es zur Medaille die Olympianorm. Was wiegt mehr? Bestleistung, Olympianorm oder die Bronzemedaille?

Neele Eckhardt-Noack:

Das ist schwer zu sagen. Ich glaube tatsächlich die Olympianorm. Diese Norm nun zu haben, nimmt mir enorm viel Druck. Ich habe so lange davon geträumt, aber dass es jetzt endlich geklappt hat, das ist schon enorm überwältigend. Für mich war daher der Wettkampf nach dem dritten Versuch so ein bisschen erledigt. Ich hätte zwar gerne noch einen weiten guten Sprung gezeigt und nicht drei Ungültige, aber gut.

Was meinen Sie: Wie lange werden Sie brauchen, bis Sie so wirklich verstanden haben, dass Sie jetzt mit Tokio planen können?

Neele Eckhardt-Noack:

Ich glaube, das wird schon etwas brauchen. Ich werde es jetzt erstmal ein paar Tage etwas ruhiger angehen lassen. Es war ja auch nicht nur knapp die Norm, sondern ein ganzer Sprung nach vorne. Ich werde etwas brauchen, um das zu verdauen.

All das passiert nun ein halbes Jahr nachdem Sie sich kurz vor der DM in Braunschweig schwer verletzt hatten und zum Finale nicht an den Start gehen konnten. Mit welchen Gefühlen blicken Sie nun zurück?

Neele Eckhardt-Noack:

Ich habe mir nach der Verletzung lange Zeit gegeben und alles komplett auskuriert. Das war gut so, denn ich muss auch sagen, dass ich im vergangenen Jahr coronabedingt auch mental sehr mit der ganzen Situation zu kämpfen hatte. Da war es wichtig für mich, dass ich komplett verletzungsfrei und auch gesund, sprich ohne irgendwelche Krankheiten durch den Winter gekommen bin.

Corona stellt für Sie als Asthmatikerin auch noch ein größeres Risiko da als für manche andere Leistungssportler. Wie gehen Sie daher aktuell mit der Situation um?

Neele Eckhardt-Noack:

Ich schütze mich bestmöglich, sprich alles was geht, das mache ich. Aber ich weiß, dass ich es darüber hinaus nicht beeinflussen kann. Das habe ich auch im Vorfeld immer wieder mit meinem Mentaltrainer so besprochen. Ich mache mir daher auch nicht täglich Gedanken darüber und bin nicht übermäßig besorgt.

Mehr: 14,52 Meter und Bronze: Neele Eckhardt-Noack fliegt in neuen Dimensionen

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