| Ausblick

Berlin, London, Chicago, New York: Vorschau auf die großen Herbst-Marathonrennen

Mit Berlin, London, Chicago und New York werden zwischen Ende September und Anfang November vier der bedeutendsten Marathonrennen der Welt gestartet. leichtathletik.de wirft einen Blick voraus auf die größten Rennen in diesem Herbst.
Jörg Wenig

Was die Eliterennen der Männer angeht, spricht vieles dafür, dass es in Berlin am kommenden Sonntag (25. September) gleich zum Auftakt den Höhepunkt geben wird: Denn der Weltrekordler und Olympiasieger Eliud Kipchoge kehrt zu dem Rennen zurück, bei dem er 2018 den aktuellen Weltrekord von 2:01:39 Stunden aufstellte.  

Eine Woche später könnte es beim London-Marathon ein außerordentlich starkes Frauenrennen geben. Hier führt die Weltrekordlerin Brigid Kosgei (2:14:04 h) das Elitefeld an. Doch möglicherweise folgt am Ende des Jahres noch ein besonderes Highlight: Denn am 4. Dezember wird die äthiopische Halbmarathon-Weltrekordlerin Letesenbet Gidey in Valencia (Spanien) ihr Debüt über die Marathondistanz laufen.

Nach dem Rennen in Berlin wird es in Deutschland noch zwei weitere Marathonläufe mit guten internationalen Starterfeldern geben. Zum ersten Mal seit langer Zeit findet am 9. Oktober das Rennen in München wieder mit einem spitzensportlichen Feld statt. Drei Wochen später kehrt am 30. Oktober mit dem Mainova Frankfurt-Marathon zudem eine Veranstaltung zurück, die über viele Jahre hinweg immer wieder Weltklasse-Ergebnisse produziert hatte. Aufgrund der Corona-Pandemie konnte dieses Rennen zwei Jahre lang nicht stattfinden. Die genauen Elite-Starterfelder dieser beiden Marathonläufe werden in den nächsten Wochen bekannt gegeben.

Berlin am 25. September

Vier Jahre nach seinem spektakulären Weltrekordrennen wird Kenias Superstar Eliud Kipchoge (Kenia) wieder in Berlin starten. Der beste Marathonläufer aller Zeiten war 2018 eine Zeit von 2:01:39 Stunden gelaufen und hält damit nach wie vor die offizielle globale Bestzeit. Der Olympiasieger durchbrach zudem 2019 in Wien die Zwei-Stunden-Barriere mit einer Zeit von 1:59:40,2 - allerdings war das Rennen nicht rekord-konform. Guye Adola ist der voraussichtlich stärkste Konkurrent von Eliud Kipchoge. Der Äthiopier gewann im vergangenen Jahr bei ungewöhnlich warmem Wetter in 2:05:45 Stunden und ließ dabei seinen prominenten Landsmann Kenenisa Bekele deutlich hinter sich. In der Breite der etwas weiteren Männer-Spitze ist der BMW Berlin-Marathon so gut besetzt wie nie zuvor. Gleich 19 Athleten auf der Startliste weisen Bestzeiten von unter 2:08:00 Stunden auf. Darunter ist mit Ghirmay Ghebreslassie (Eritrea) auch der Überraschungs-Weltmeister von 2015. Mit Johannes Motschmann (SCC Berlin/Marathon-Team Berlin) ist ein deutscher Topläufer dabei, der nur sechs Wochen nach dem EM-Marathon versuchen will, seine Bestzeit von 2:12:18 Stunden auf ein Ergebnis im Bereich von 2:10 Stunden zu steigern.  

Bei den Frauen führt die US-Rekordlerin Keira D’Amato das Feld an. Überraschend hatte die bereits 37-Jährige in Houston (USA) im Januar den US-Rekord auf 2:19:12 Stunden verbessert. Damit ist sie die schnellste Läuferin auf der Berliner Startliste. Auch bei den Frauen ist das Berliner Feld bezogen auf die Breite der erweiterten Spitze so stark besetzt wie nie zuvor in der Geschichte des Rennens. Acht Läuferinnen gehen mit Bestzeiten von unter 2:23:00 Stunden an den Start. Eine Reihe von Athletinnen könnten die schnelle Berliner Strecke nutzen wollen, um erstmals unter 2:20 Stunden zu laufen. Nachdem im vergangenen Jahr überraschend die äthiopische Debütantin Gotytom Gebreslase in Berlin gewann, könnten wiederum zwei Athletinnen eine gute Rolle spielen, die erstmals die 42,195 Kilometer laufen werden: Die Kenianerin Rosemary Wanjiru und die Äthiopierin Nigsti Haftu weisen starke Halbmarathon-Bestzeiten von 65:34 beziehungsweise 66:17 Minuten auf.

London am 2. Oktober

Der London-Marathon ist wiederum hochklassig besetzt. Bei den Männern stehen sieben Läufer mit Bestzeiten von unter 2:04 Stunden auf der Startliste, und sieben Frauen haben bereits absolute Weltklassezeiten von unter 2:19 erreicht. Trotzdem sind die Felder nicht ganz so spektakulär wie in früheren Jahren, was auch am Termin liegen mag. Nochmals findet das Rennen Corona-bedingt im Herbst statt, so dass unter anderem Berlin, Chicago und New York zu den Konkurrenten zählen. 2023 kehrt der London-Marathon wieder in den April zurück. Bei den Männern stellen die Äthiopier eine Reihe von Favoriten, darunter ist der Titelverteidiger Sisay Lemma. Kenenisa Bekele dürfte eher nicht dazu gehören. Er war schon länger nicht mehr in Bestform und wird diese im Alter von nunmehr 40 Jahren wohl nicht mehr erreichen können. Ähnlich sieht es bei Mo Farah (Großbritannien) aus, der in seiner Heimatstadt vielleicht seine Karriere beendet.  

Die Frauen könnten einmal mehr das hochklassigere Rennen produzieren. Die Weltrekordlerin Brigid Kosgei (Kenia/2:14:04 h) trifft unter anderen auf Äthiopiens Shooting-Star Yalemzerf Yehualaw, die im April in Hamburg ein sensationelles Debüt in 2:17:23 Stunden lief. Joyciline Jepkosgei geht als Titelverteidigerin an den Start und ihre frühere Landsfrau Joan Melly (Rumänien) steigerte sich im Frühjahr in Seoul auf 2:18:04.

Chicago am 9. Oktober

Beide Titelverteidiger gehen beim Chicago-Marathon an den Start: Während Ruth Chepngetich dabei erneut als große Favoritin gelten muss, gehört Seif Tura zu einer Gruppe von Athleten die Siegchancen haben. Kenias Marathon-Weltmeisterin von 2019, Ruth Chepngetich, hatte das Rennen vor einem Jahr überlegen mit fast zwei Minuten Vorsprung gewonnen. Mit ihrer Bestzeit von 2:17:08 Stunden ist sie die einzige Läuferin im Feld, die bereits unter 2:20 gelaufen ist. Bei den Weltmeisterschaften in Oregon (USA) im Juli war sie aufgrund von Magenproblemen noch vor der Hälfte des Marathons aus dem Rennen gegangen.  

Bei den Männern ist Seifu Tura (Äthiopien) mit seiner Bestzeit von 2:04:29 Stunden einer von fünf Athleten auf der Startliste, die schon unter 2:05 gelaufen sind. Schneller als der Titelverteidiger waren dabei bisher seine Landsleute Herpasa Negasa (2:03:40) und Dawit Wolde (2:04:27). Zu beachten sein werden sicherlich Stephen Kissa (Uganda), der bei seinem Debüt in Hamburg im April auf Anhieb einen Landesrekord von 2:04:48 erreichte, und Amos Kipruto (Kenia), der sich im März in Tokio auf 2:03:13 gesteigert hatte und dabei als Zweiter hinter Eliud Kipchoge ins Ziel gelaufen war.

New York am 6. November

Wie die anderen großen Marathonrennen wird auch das Spektakel in New York (USA) wieder zu den Größenordnungen zurückkehren, die es vor der Corona-Pandemie gab. Die Veranstalter rechnen am ersten November-Sonntag mit rund 50.000 Startern. New York würde damit wieder der größte Marathon weltweit sein. Im Spitzenfeld der Männer fehlen die ganz großen Namen, da sie im Herbst anderswo an den Start gehen. Der Kenianer Evans Chebet ist mit einer persönlichen Bestzeit von 2:03:00 Stunden der schnellste Läufer im Feld. Doch auf der welligen Strecke sind persönliche Rekorde nicht unbedingt der Maßstab. So geht der Titelverteidiger Albert Korir (Kenia) lediglich mit einer Bestzeit von 2:08:03 Stunden ins Rennen.  

Das Frauenrennen ist prominenter besetzt: Dort trifft die Olympiasiegerin und Vorjahressiegerin Peres Jepchirchir (Kenia), die in diesem Frühjahr auch in Boston triumphierte, auf die neue Weltmeisterin Gotytom Gebreslase (Äthiopien). Auch die WM-Dritte Lonah Salpeter (Israel) gehört zu den Favoritinnen. Ihr Debüt wird zudem die zweifache 5.000-Meter-Weltmeisterin Hellen Obiri (Kenia) laufen, die im Halbmarathon schon vielversprechende Leistungen zeigte.

Weitere Herbst-Marathon-Termine:

2. Oktober        Köln
9. Oktober        München
16. Oktober        Amsterdam
30. Oktober         Frankfurt
6. November        Istanbul
13. November    Athen
4. Dezember        Valencia

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