| Weitsprung-Talent

Björn-Ole Klehn und das Gefühl zu schweben

Den kurzen Moment der Schwerelosigkeit bei seinem Sprung auf 7,62 Meter wird Björn-Ole Klehn so schnell nicht vergessen. Mit dieser Leistung holte sich der 18-Jährige bei der Jugend-Hallen-DM in Dortmund seinen ersten Meistertitel im Weitsprung und rechnet sich einen Start bei der U20-WM in Bydgoszcz (Polen) aus. Doch bevor der Wettkampf-Sommer losgeht, freut sich der Gymnasiast auf das Ende April startende Trainingslager in Belek (Türkei) – mit den besten deutschen Springern, von denen er viele bisher nur aus dem Fernsehen kennt.
Pamela Ruprecht

„Das werde ich so schnell nicht vergessen“, sagt Björn-Ole Klehn auch zwei Monate später noch über seinen Flug auf 7,62 Meter und den Titelgewinn bei der Jugend-Hallen-DM in Dortmund. Gute Laune, Lust auf den Wettkampf und der Wille, einen Podestplatz zu erreichen – mit dieser Einstellung stand er in der Helmut-Körnig-Halle am Anlauf. „Nur positive Erinnerungen“ und ein gehöriger Leistungsschub blieben.

Der junge Athlet vom SC Preußen Münster hat sich in der Hallensaison im Vergleich zu seiner Freiluft-Bestmarke (7,09 m; Hallen-PB 7,20 m) aus 2015 um mehr als einen halben Meter weiter in die Sandgrube hinaus katapultiert. Im Vorfeld der nationalen Titelkämpfe waren es bei den Westdeutschen Hallenmeisterschaften schon 7,42 Meter und dann in Dortmund nochmals 20 Zentimeter mehr. Weiten, die zu Beginn des Jahres nicht abzusehen waren.

Von Rostock nach Münster

Hinter der Entwicklung steht ein mutiger Umzug von Rostock nach Münster. In Rostock hätte das Talent nach dem Weggang des Nachwuchs-Bundestrainers Hürdensprint männlich Peter Schörling ohne Sprungtrainer dagestanden. So kam der erste Kontakt zu Elke Bartschat, Nachwuchs-Bundestrainerin im Weitsprung, beim Kader-Lehrgang im Winter 2014 gelegen. Nach einem Probetraining und -besuch im Sportinternat in Münster war die Entscheidung schnell getroffen, seit Februar des vergangenen Jahres ist Björn-Ole Klehn "Münsteraner".

Seine neuen Trainingspartner: Dreispringer Christoph Garritsen und die Deutsche Weitsprung-Meisterin Lena Malkus. Von der 6,94-Meter-Springerin konnte sich der Nachwuchsathlet schon zahlreiche Tipps holen. Zum Beispiel, wie man vor Wettkämpfen seine Nervosität in den Griff bekommt. „Da habe ich mir schon echt viel abgeschaut.“

Vor allem technisch brachte ihn der Wechsel nach vorne. Das Erlernen der Laufsprung-Technik stand fortan auf seinem Trainingsplan. Anfang diesen Jahres machte es bei Björn-Ole Klehn dann endlich „Klick“ und er „konnte das zum ersten Mal richtig umsetzen“. 

Vorfreude auf Belek

Seine Spezialisierung auf den Weitsprung liegt noch nicht besonders lang zurück und erfolgte nach der Jugend-DM 2014 in Wattenscheid. Nach dem fünften Platz in der U18 rückte Björn-Ole Klehn in den C-Kader. Bis dahin hatte neben den üblichen Blockwettkämpfen noch eine zweite Disziplin im Fokus gestanden: der Hürdensprint. Die Erfolgsaussichten in seiner neuen Paradedisziplin sind aber größer.

Mit fünf Jahren schon führte der Weg Björn-Ole Klehn vom Kinderturnen zur Leichtathletik, in der fünften Klasse entschied er sich für den Leistungssport. In der Grundschule spielte er noch parallel Basketball. Kein Wunder: Seine Mutter und seine Oma (später Trainerin) waren DDR-Meisterinnen, seine Oma trug diesen Titel auch im Hürdensprint. Den nächsten nationalen Titel in der Familiengeschichte gewann mit mittlerweile acht Mal Training pro Woche Björn-Ole Klehn.

Ziel U20-WM-Teilnahme

Die Saisonvorbereitung verläuft vielversprechend. „Das fühlt sich alles sehr gut an, ich denke, dass ich fit bin.“ Im März war er drei Wochen im Trainingslager auf Teneriffa (Spanien). Ende April reist er mit dem großen DLV-Sprung-Team nach Belek (Türkei). Darunter viele Top-Athleten, die Björn-Ole Klehn früher nur im Fernsehen gesehen hat. „Da freue ich mich schon ziemlich drauf.“

An seiner Disziplin schätzt der Deutsche U20-Hallenmeister, dass man direkt nach der Landung weiß, dass der Sprung gut war. Erwischt man einen starken Absprung, ist man lange in der Luft. „Man fühlt sich ein bisschen so, als wenn man schwebt. Das ist ziemlich cool.“ Technikeinheiten und Krafttraining machen ihm am meisten Spaß. Zum Ausgleich „chillt“ er in seiner Freizeit gerne mit Freunden.

Die Leistung aus der Halle will Björn-Ole Klehn auch unter freiem Himmel bestätigen. „Noch weiter springen wäre natürlich auch schön.“ Hauptziel ist die U20-WM im Juli in Bydgoszcz (Polen). Die Norm dafür liegt bei 7,55 Metern, also machbar, auch im ersten U20-Jahr. Es wäre seine erste internationale Meisterschaftsteilnahme, der bei den Aktiven noch weitere folgen sollen. „Ich hoffe, dass ich mich stetig verbessere und verletzungsfrei bleibe.“ Dann steht weiteren Flugerlebnissen nichts im Wege.

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