| Ausblick Hallen-WM

Die Hallen-DM in Leipzig als Sprungbrett nach Portland

Die Top-Athleten aus zwei Hallensaisons, Einladungen für Mehrkämpfer und in technischen Wettbewerben gegebenenfalls zusätzliche Startplätze für Athleten ohne Norm: Die Qualifikationskritieren des Weltverbands IAAF für die Hallen-WM in Portland sind komplex. Wir erklären Ihnen, welche DLV-Athleten schon mit Portland planen und wer am Wochenende bei der Hallen-DM in Leipzig noch das Flugticket lösen könnte.
Silke Morrissey

Hallen-Weltmeisterschaften, Europameisterschaften und Olympische Spiele innerhalb von fünf Monaten: Die deutschen Asse beschreiten bei ihrer Planung des Leichtathletik-Superjahrs 2016 ganz unterschiedliche Wege. Und auf diesen haben die Hallen-Weltmeisterschaften in Portland (USA; 17. bis 20. März) für jeden Athleten einen anderen Stellenwert.

Die Mitglieder der deutschen Sprintstaffeln, zum Beispiel Julian Reus (TV Wattenscheid 01) und Rebekka Haase (LV 90 Erzgebirge), sowie viele Läufer, unter ihnen Gesa Felicitas Krause (LG Eintracht Frankfurt), weilen zum Zeitpunkt der Hallen-WM längst im Trainingslager. Auch bei den Hürdensprintern Cindy Roleder und Erik Balnuweit (SC DHfK Leipzig) oder den Mehrkämpfern Kai Kazmirek (LG Rhein-Wied) und Claudia Rath (LG Eintracht Frankfurt) hat die Vorbereitung auf den Olympia-Sommer Vorrang.

Die Stabhochspringer dagegen, ohnehin als Vielstarter bekannt, wollen gegen starke Konkurrenz ihre Technik weiter festigen. Und aufstrebenden Talenten bieten die Hallen-Weltmeisterschaften die Möglichkeit, wichtige Erfahrungen zu sammeln und auf der internationalen Bühne ihre Visitenkarte abzugeben.

Drei Wege führen nach Portland

DLV-Athleten haben mehrere Möglichkeiten, sich einen Startplatz für Portland zu sichern. Da ist zunächst die Erfüllung der DLV-Hallen-WM-Norm, die in den meisten Fällen der IAAF-Norm entspricht. Anerkannt werden Leistungen, die seit dem 1. Januar 2015 – also auch in der vorherigen Hallensaison – erbracht wurden. Der DLV berücksichtig vorrangig die Leistungen aus 2016 sowie besonders die Deutschen Hallenmeister. Erfüllen zwei 400-Meter-Läufer die Einzelnorm, behält sich der DLV außerdem die Möglichkeit vor, eine 4x400 Meter Staffel zu nominieren.

Für Mehrkämpfer gilt ein anderer Modus: Eine Einladung der IAAF erhalten die Top Fünf der Freiluft-Saison, die Top Fünf der laufenden Hallensaison sowie der Sieger der World Combined Events Challenge 2015 und ein weiterer IAAF-Kandidat nach Wahl. Verzichten Athleten, werden die Einladungen entsprechend an Nachrücker verteilt.

Darüber hinaus kommt in den technischen Wettbewerben eine weitere Komponente ins Spiel: Hier hat der Weltverband die Anzahl der Startplätze auf zwölf (Hoch-/Stabhochsprung) beziehungsweise 16 (Weit-/Dreisprung und Kugelstoßen) Athleten begrenzt. Dementsprechend hoch sind die Normen, zum Beispiel 4,71 Meter im Stabhochsprung der Frauen. Kommen keine zwölf Athleten mit Norm zusammen, rücken auf die freien Startplätze auch Athleten ohne Norm nach.

Alexandra Wester mit Rückenwind nach Portland

Eine von insgesamt zwölf DLV-Athleten, die in dieser Hallensaison einen Haken hinter die Hallen-WM-Norm setzen konnten, ist Weitspringerin Alexandra Wester (ASV Köln). Und sie hat die Titelkämpfe fest im Blick: „Die Hallen-WM wäre mein erster internationaler Wettkampf im Deutschland-Trikot. Das spielt für mich mental eine so große Rolle, dass ich darauf nicht verzichten werde“, betont die 21-Jährige, die sich beim ISTAF Indoor mit einem Satz auf 6,95 Meter ins Rampenlicht und zunächst auf Platz eins der Weltbestenliste katapultierte.

Ähnliches gilt für Christina Hering (LG Stadtwerke München), die über 800 Meter mittlerweile in der erweiterten Weltspitze mitläuft. Bei 2:00,93 Minuten ist die ebenfalls erst 21 Jahre junge Athletin am Wochenende in Glasgow (Großbritannien) angekommen – Platz zehn der Welt. Die WM-Halbfinalistin von Peking (China) will in Portland weiter internationale Wettkampf-Kompetenz sammeln.

Kugelstoßer Tobias Dahm (VfL Sindelfingen) hatte die Titelkämpfe zunächst nicht auf dem Plan, liebäugelt aber nach erfüllter Norm (20,56 m) nun doch mit einer Reise nach Übersee. Die Reise antreten werden auch die Stabhochspringer Raphael Holzdeppe (LAZ Zweibrücken) und Carlo Paech (TSV Bayer 04 Leverkusen). Mehrkämpfer Mathias Brugger (SSV Ulm 1846) dürfte sich mit seinem Siebenkampf von Tallinn (Estland) und 6.060 Punkten als einer der besten Mehrkämpfer der Hallen-Saison seine IAAF-Einladung verdient haben.

Kristin Gierisch aussichtsreich

Damit wären die sechs Athleten genannt, die schon fest mit Portland planen. Für weitere Athleten steht am kommenden Wochenende bei den Deutschen Hallenmeisterschaften in Leipzig eine letzte Bewährungsprobe auf dem Programm. Aussichtsreich geht dabei Dreispringerin Kristin Gierisch (LAC Erdgas Chemnitz) an den Start.

Der WM-Achten fehlt in diesem Jahr ein winziger Zentimeter zur Hallen-WM-Norm von 14,30 Metern. Da sie aber 2015 den Richtwert erfüllt hat, steht die Chance gut, dass auch sie im deutschen Aufgebot für Portland stehen wird. Dasselbe hätte für Stabhochspringerin Lisa Ryzih (ABC Ludwigshafen) gegolten, die sich mit 4,72 Metern aus dem Vorjahr für die Nominierung empfohlen und bereits mit Portland geplant hatte. Nach ihrer Fußverletzung ist ihr Blick nun aber bereits in Richtung Sommer gerichtet.

Auch die Siegerin der World Indoor Tour im Hochsprung Marie-Laurence Jungfleisch (VfB Stuttgart), die für Portland sogar eine Wildcard gehabt hätte, sowie mehrere Sprinter und Läufer bringen den Richtwert für die Hallen-WM aus dem Vorjahr mit – werden sich aber voraussichtlich nach den Titelkämpfen in Leipzig schon ganz auf den Olympia-Sommer konzentrieren.

Viertelmeiler in Lauerstellung

Spannung versprechen nicht nur hinsichtlich der Normerfüllung die Wettbewerbe über 400 Meter. Alexander Gladitz (Hannover 96) ist in diesem Jahr nur um eine Hundertstel an der Hallen-WM-Norm (46,70 sec) vorbeigeschrammt. Seiner Trainingspartnerin Ruth Sophia Spelmeyer (VfL Oldenburg) fehlten im Vorjahr zwei Hundertstel zum Richtwert (52,85 sec). Auch Laura Müller (LC Rehlingen; 53,12 sec) hat sich in diesem Jahr über die zwei Hallenrunden schon in starker Form präsentiert.

Im Kugelstoßen liegt die Latte für Lena Urbaniak (LG Filstal) bei 18,10 Metern. Kein hoffnungsloses Unterfangen, ließ sie ihre Kugel in diesem Winter doch bereits auf 18,06 Meter fliegen. Über 3.000 Meter könnten in Leipzig in einem hochklassigen Feld gleich mehrere Athletinnen die Neun-Minuten-Marke angreifen, die das Ticket für Portland bedeuten würden.

Weiteren Athleten wie Hochspringer Eike Onnen (Hannover 96), Mittelstreckler Florian Orth (LG Telis Finanz Regensburg) oder Hürdensprinterin Pamela Dutkiewicz (TV Wattenscheid 01) ist der Richtwert für die Hallen-WM zuzutrauen - oder mit etwas Glück eine Einladung über das IAAF-Ranking. Wer setzt in letzter Minute einen Haken hinter die Norm? Und wer nimmt das Ticket nach Portland an? Die Deutschen Hallenmeisterschaften in Leipzig werden am Wochenende viele offene Fragen klären!

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