| Road to Rio

Trainingslager I: DLV-Läufer in pulstreibender Höhe Kenias

Im Frühjahr starten die DLV-Athleten in verschiedenste Trainingslager, um sich für den großen Sport-Sommer mit dem Höhepunkt Olympische Spiele in Rio (Brasilien; 12. bis 21. August) vorzubereiten. Wir haben die größten Camps aufgespürt und nachgefragt, wie der letzte Formschliff vor dem Saisonstart verlief. Heute: Iten – das Lauf-Mekka Kenias.
Pamela Ruprecht

„Bisher konnte ich alle Einheiten wie geplant absolvieren“, berichtete Gesa Felicitas Krause wenige Tage vor dem Rückflug aus Iten. Das sogenannte „Home of Champions“, das Lauf-Mekka Kenias,  befindet sich auf 2.400 Metern Höhe am ostafrikanischen Graben, wo derzeit Hochsommer herrscht.

Ihre schönste Trainingseinheit, ein sehr langer Dauerlauf mit Marathonläuferin Katharina Heinig (beide LG Eintracht Frankfurt), führte sie bergab in die nächstgelegene Großstadt und endete dort mit einer herrlichen Abkühlung. „Nachdem wir das Ziel nach 20 beziehungsweise 35 Kilometern passiert hatten, ging es in Eldoret in ein Hotel, wo wir die Pool-Landschaft nutzen konnten!“

Das schwerste Training sei das 500-Meter-Programm bei stürmischen Winden gewesen. „Da wurde ich oft auf Bahn zwei gefegt und habe sicherlich ein paar Meter mehr zurück legen müssen“, erzählte die WM-Dritte im Hindernislauf. Doch in der Ausdauer-Schmiede wird gekämpft: „Das Schöne hier ist, dass alle Athleten für das Laufen brennen und bereit sind, alles für ihren Traum zu tun. Das ist sehr inspirierend.“

Anpassung an extreme Bedingungen

Gleich angesteckt von der Magie dieses besonderen Ortes wurde bei seinem ersten Iten-Aufenthalt ihr jüngerer Disziplinkollege Karl Bebendorf (Dresdener SC 1898). Der Deutsche U20-Vizemeister hatte anfangs Probleme mit der Anpassung an die Höhe, aber nach etwa sechs Tagen fühlte sich der 19-Jährige gut und der Körper kam mit den ungewohnten Bedingungen zurecht.

Das Training ist mit dem zu Hause nicht zu vergleichen. In der Höhenlage besteht aufgrund des sinkenden Luftdrucks Sauerstoff-Mangel. „Auch durch die Laufstrecken, die sehr bergig sind, muss man die Läufe deutlich langsamer und bewusster machen“, stellte Karl Bebendorf fest. Seine erste intensive Einheit in Kenia, ein 20-Kilometer-Tempodauerlauf nach Eldoret, „war schon ganz schön hart bei der Hitze und Geschwindigkeit“. Dank seiner Mitläufer Gesa Krause und Martin Grau (LSC Höchstadt/Aisch) konnte er aber bis zum Schluss durchhalten.

Alle Camps ausgebucht

Das muss man auch. Denn es tummelten sich rundherum die besten Läufer der Welt, die in der Pampa oder auf der Aschenbahn, dem Herz der Stadt, ihre Programme abspulen. Manchmal sind es mehr als hundert auf einmal, die ihre Runden drehen. „Die Camps sind alle belegt“, sagte der Leitende Bundestrainer Lauf Wolfgang Heinig, der die Hindernisgruppe betreute. Belgier, Italiener, Schweizer, Briten, Norweger, Türken – sie alle wollen die Vorteile des Hypoxie-Trainings nutzen und ihre Ausdauerleistung steigern.

Es herrschen beste hochsommerliche Bedingungen und dennoch ist es nachts kühl, so dass man schlafen kann. „Das Training läuft sehr, sehr gut“, meinte der Leitende Bundestrainer, der zum fünften und nicht zum letzten Mal vor Olympia in Kenia war. „Nur so kann man in einer Ausdauer-Disziplin ein sehr, sehr hohes Leistungsniveau erreichen, um auf internationalem Parkett konkurrenzfähig zu sein.“ Auch eine Gruppe DLV-Mittelstreckler um WM-Teilnehmer Robin Schembera (TSV Bayer 04 Leverkusen) ist in Äquatornähe.

Von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang

Wenn morgens gegen halb sieben die Sonne langsam rauskam, starteten die Athleten mit einem halbstündigen lockeren Dauerlauf in den Tag. Nach dem Frühstück und Zeit zur freien Verfügung stand von 10 bis 13 Uhr Trainingsblock eins an. Nach dem Mittagessen wurde relaxt. Anschließend folgte die Nachmittagseinheit. Ein hartes Programm. Nach dem Abendessen waren die Läufer erschöpft. In den Bungalows ging oftmals schon um 21 Uhr das Licht aus. Trotz begrenzter Freizeitmöglichkeiten vergingen die Tage wie im Flug.

Am Dienstag ging es für die Hindernisgruppe zurück nach Deutschland – mit einem erhofften Leistungsschub im Gepäck. Schon eine Woche früher abgereist war Arne Gabius (LT Haspa Marathon Hamburg), der in den ersten beiden Wochen 240 und 230 Kilometer zurücklegte. Auf dem Rückweg hatte der Deutsche Marathon-Rekordhalter im Flieger von Eldoret nach Nairobi den Kenianer Eliud Kipchoge getroffen, den Sieger des letzten Berlin Marathons (2:04:00 h). Auf den staubigen Spuren solcher Weltklasse-Läufer waren im "Home of Champions" auch die DLV-Athleten unterwegs.

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