Die neue Wettbewerbsform der Bundesjugendspiele ermöglicht es, die durchgeführten Disziplinen an die örtlichen Begebenheiten und Rahmenbedingungen anzupassen. Beispielhaft berichtet der Badische Leichtathletik-Verband von der Durchführung eines Sporttags mit Bundesjugendspielen im April, der trotz schlechten Wetters ein voller Erfolg war.
Ein ohrenbetäubendes „Jaaaa“ ertönte am Freitag von 240 Grundschülern der Tulla-Schule in Karlsruhe am Ende der Bundesjugendspiele auf die Frage, ob ihnen der Sporttag gefallen habe. Dabei erlebten die Kinder und das Lehrpersonal wahrlich keinen klassischen Sportaktionstag. Denn erstmals führte die Tulla-Schule, eine zweizügige Grundschule im Karlsruher Osten, in Partnerschaft mit dem Badischen Leichtathletik-Verband (BLV) die Bundesjugendspiele in der kindgerechten Wettbewerbsform durch – und das bei Aprilwetter wie aus dem Buche. Regen und stürmische Böen machten eine Durchführung auf dem nahegelegenen Sportgelände unmöglich.
Hier zeigt sich aber genau die Stärke der Durchführung in Wettbewerbsform: Die Kinderleichtathletik, die der „neuen“ Form der Bundesjugendspiele zu Grunde liegt, ermöglicht es den Vereinen aber nun auch den Schulen, die Disziplinen an die örtlichen Begebenheiten und Rahmenbedingungen wie etwa die schlechten Wetterprognosen anzupassen.
„Wir haben uns kurzfristig innerhalb des Planungsteams zusammengesetzt und gemeinsam mit dem Badischen Leichtathletik-Verband, der uns mit seinem Fachwissen und dem Infomaterial fantastisch unterstützt hat, beraten, was wir tun können. Wir haben das Glück, zwei kleine Sporthallen und eine überdachte Pausenhalle nutzen zu können. Also passten wir die Disziplinen und unsere Planungen entsprechend an. Der Landung des Zonenweitsprungs erfolgte nicht in der Sandgrube, sondern auf der Weichbodenmatte in der Halle. Auch der Wendesprint konnte problemlos in die Halle verlegt werden“, so Ellen Schütz und Susanne Becker, Sportverantwortliche der Tulla-Schule Karlsruhe.
Anpassungsfähigkeit der Disziplinen als Stärke
Beim Zonenweitwurf blieb die Entscheidung bis zur letzten Minute offen. Bei Regenpausen hätten die Kinder die Wurfgeräte diagonal über den Schulhof werfen dürfen, aber auch für diese Disziplin hatten die Experten des BLV eine wettersichere Variante in petto. Zielwurf nennt sich diese Disziplin, die problemlos auch auf kleiner Fläche in einer Schulturnhalle – oder wie an der Tulla-Schule im Flur des Schulgebäudes – durchführbar ist.
Erschöpft, aber glücklich waren die Kinder vor allem nach der Ausdauerdisziplin, dem 7-Minuten-Sammellauf, bei dem die Kinder im Dauerlauf pro Runde eine Wäscheklammer an ihrem Oberteil befestigen mussten, anhand derer nach Ablauf der Zeit die geschaffte Strecke ermittelt wurde.
„Heute haben wir die Stärke und die Vorteile der Bundesjugendspiele in Wettbewerbsform par excellence erlebt. Die Anpassungsfähigkeit der Disziplinen, die den Kindern bei allen räumlichen, aber auch saisonalen Bedingungen einen tollen Sportaktionstag mit kindgerechten Disziplinen ermöglicht. Und dennoch können durch die Wertung der Ergebnisse über den Rangplatz am Ende der Veranstaltung Sieger gekürt“, hebt Michael Schlicksupp, Präsident des BLV, die Vorteile der Bundesjugendspiele in Wettbewerbsform hervor.
Auswertung erfolgt per App
Die Dateneingabe und Auswertung der Bundesjugendspiele erledigten die Helfer und das Lehrpersonal per Bundesjugendspiel-App. Die Dateneingabe erfolgte direkt an der jeweiligen Disziplin über die schuleigenen Tablets. „Der BLV hat uns auch hier super unterstützt. Dank der Schritt-für-Schritt Anleitung konnten wir die App problemlos bedienen und haben so mit wenig Aufwand die Wettkampflisten erzeugt und die Ergebnisse berechnet“, so Ellen Schütz.
Die Wettbewerbsform der Bundesjugendspiele Leichtathletik hatte vergangenes Jahr eine überraschend emotionale Diskussion ausgelöst. Sowohl der Deutsche Leichtathletik-Verband als auch der Badische und Württembergische Leichtathletik-Verband sehen die Wettbewerbsform, angelehnt an die Kinderleichtathletik durchweg positiv. Die Kinderleichtathletik hat der Deutsche Leichtathletik-Verband (DLV) 2013 zusammen mit seinen Landesverbänden eingeführt. Damit wurde der frühere Dreikampf aus 50 Meter Sprint, Weitsprung und Ballwurf abgelöst durch eine Vielzahl von Disziplinen in den Bereichen Sprinten und Hürdenlaufen, Springen, Werfen und Ausdauer.
Diese Disziplinen sind altersgerecht und bauen methodisch und didaktisch aufeinander auf. Der große Vorteil: Das Ganze macht auch noch Spaß! Werfen mit Heulbällen oder Werfen aus der Drehung mit Fahrradreifen, Weitspringen mit einem Stab, Hochweitsprung in die Sandgrube oder eine Hindernisstaffel haben enormen Aufforderungscharakter! Gleichzeitig führt alles zielgerichtet zu den „richtigen“ Disziplinen der Wettkampfleichtathletik.