| ISTAF 2020 Berlin

Max Heß fordert Christian Taylor heraus, perfekter Abschluss für Johannes Vetter

Mit dem neunten Sieg in Serie hat sich Speerwerfer Johannes Vetter am Sonntag beim Berliner ISTAF in die Saisonpause verabschiedet. Auch Weitspringerin Malaika Mihambo zeigte sich trotz knapper Niederlage sehr zufrieden. Im Dreisprung forderte Max Heß mit Saison-Bestleistung den Olympiasieger heraus. Karsten Warholm und Armand Duplantis waren über 400 Meter Hürden und im Stabhochsprung wieder einmal eine Klasse für sich.
Silke Bernhart

Fünf 83-Meter-Würfe und das i-Tüpfelchen mit 87,26 Metern: Johannes Vetter (LG Offenburg) hat am Sonntag beim ISTAF in Berlin mit dem neunten Sieg in Serie seine Saison 2020 beendet. „Einen besseren Schlusspunkt hätte ich mir nicht wünschen können“, sagte der Speerwerfer anschließend. Zum Ende der späten, aber intensiven Corona-Saison, in der er unter anderem mit 97,76 Metern weltweit für Furore gesorgt hatte, war er doch müder als erwartet und daher sehr zufrieden mit seinem Resultat von Berlin.

Geschlagen geben musste sich dagegen im Weitsprung der Frauen Weltmeisterin Malaika Mihambo (LG Kurpfalz). Die Ukrainerin Maryna Romanchuk-Bekh, die Mihambo in Dessau am Dienstag noch mit 7,03 Metern überflügelt hatte, setzte dieses Mal mit 6,87 Metern den weitesten Satz in die Grube. Mihambo konnte dennoch mit dem nächsten guten Wettkampf aus kurzem Anlauf und 6,77 Metern zufrieden sein.

Max Heß fordert Christian Taylor heraus

Im Dreisprung blieb es bis zum letzten Versuch spannend und hochklassig. Mit 17,02 Metern hatte Olympiasieger Christian Taylor vorgelegt. Mit 17,17 Metern schob sich der Deutsche Meister Max Heß (LAC Erdgas Chemnitz) in Runde fünf vorbei. Dann nahm Taylor im sechsten Versuch ein letztes Mal Anlauf und flog bis auf 17,57 Meter – Weltjahresbestleistung und ein emotionaler Sieg für den USA-Amerikaner: "Beim ISTAF zu starten war ein Traum auf meiner 'Bucket List'. Schon seit 2009 habe ich gesagt: Wenn ich jemals die Chance erhalte hier zu starten, wird ein Traum wahr."

Der Deutsche Hallenrekordler Heß, dessen Hallen-Bestleistung bei 17,52 Metern liegt, war im Freien erst einmal weiter gesprungen als am Sonntag im Olympiastadion. Zum Ende einer Wettkampf-Serie setzte er damit noch einmal ein Ausrufungszeichen. „Von den 18 Sprüngen, die ich in den vergangenen sechs Tagen gemacht habe, war derjenige auf 17,17 Meter der Beste“, bilanzierte der 24-Jährige, „er hat sich am Rundesten angefühlt, er war flüssig." Seine vier Jahre alte Bestmarke soll im kommenden Jahr fallen, wenn er in Tokio vorne mitmischen will. 

Karsten Warholm einmal mehr uneinholbar

„Ich liebe diese Bahn, sie ist sehr schnell. Ich hatte heute ein gutes Rennen“, stellte Karsten Warholm fest, nachdem er in 47,08 Sekunden der Konkurrenz über 400 Meter Hürden auf und davon gestürmt war. Dem zweimaligen Weltmeister aus Norwegen gelang dabei die drittschnellste Zeit seiner Karriere und die zweitbeste des Jahres. Nicht so gut lief es dagegen für Constantin Preis (VfL Sindelfingen), der in der zweiten Kurve an einer Hürde hängenblieb und nur noch ins Ziel joggte.

Ein weiterer Überflieger des Jahres präsentierte sich im Stabhochsprung: Armand Duplantis (Schweden), der in Berlin 2018 mit seinem ersten Sechs-Meter-Sprung und 6,05 Metern EM-Gold geholt hatte, setzte sich mit 5,91 Metern durch. Erst der Angriff auf den Freiluft-Weltrekord von 6,15 Metern war vergeblich. Unerwartet früh hatte sich Weltmeister Sam Kendricks (USA; 5,57 m) verabschiedet, der Deutsche Meister Bo Kanda Lita Baehre aus Leverkusen verzichtete mit Kniebeschwerden nach 5,57 Metern und einem Versuch über 5,72 Meter auf weitere Versuche.

Schnelle 1.500 Meter von Klein und Hering

Das Hindernisrennen der Frauen war mit einem Sieg von Hyvin Kiyeng (9:06,14 min) vor Weltrekordlerin Beatrice Chepkoech (9:10,07 min) fest in kenianischer Hand. Doch auch Elena Burkard (LG farbtex Nordschwarzwald) ging das hohe Tempo mit und steigerte als Siebte die deutsche Jahresbestzeit auf 9:35,67 Minuten. "Es war richtig hart", bilanzierte sie. "Ich hatte mir vorgenommen, schnell anzugehen und es einfach zu probieren. Dann wurde es ein Kampf hintenraus.“

Beste deutsche Läuferin in einem ebenfalls pfeilschnellen Rennen über 1.500 Meter war die Deutsche Meisterin Hanna Klein (LAV Stadtwerke Tübingen). Sie ließ auf ihre 4:04,90 Minuten vom Dienstag in Ostrava (Tschechien) noch einmal 4:05,74 Minuten folgen und wurde Siebte. Vorneweg stürmte die Britin Laura Muir, die die Weltjahresbestleistung auf 3:57,40 Minuten schraubte. Als Dritte hinter der weiteren Britin Laura Weightman (4:00,09 min) verbesserte Jessica Hull den Landesrekord Australiens auf 4:00,42 Minuten.

Bemerkenswert auch das Ergebnis von Christina Hering (LG Stadtwerke München): Die Deutsche Meisterin über 800 Meter bestritt ihr erstes 1.500 Meter-Rennen seit zehn Jahren und wurde in 4:08,30 Minuten Zehnte. Nur Hanna Klein und Elena Burkard waren in Deutschland in diesem Jahr besser. "An der Startlinie hatte ich kurz Bammel und dachte mir: wo bin ich hier eigentlich?" gestand sie anschließend. "Unter 4:15 Minuten habe ich mir zugetraut, so deutlich unter 4:10 Minuten ist natürlich cool.“

Lilly Kaden schnellste deutsche Sprinterin

Der Sieg über 100 Meter der Frauen ging an Dafne Schippers: Die Niederländerin zog mit ihrem langen Schritt auf der zweiten Rennhälfte der Konkurrenz davon und setzte sich in 11,26 Sekunden durch. In einem Feld mit der Deutschen Meisterin Lisa Marie Kwayie (Neuköllner SF; 11,63 sec) und der deutschen Jahresbesten Rebekka Haase (Sprintteam Wetzlar; 11,54 sec) war es die Deutsche U20-Meisterin, die für das beste deutsche Resultat sorgte: Lilly Kaden (FC Schalke 04) wurde in 11,45 Sekunden Vierte.

Der Deutsche Meister der Männer Deniz Almas (VfL Wolfsburg) dagegen hatte sich für das ISTAF am Ende der Late Season noch ein paar Körner aufgespart. Das reichte zwar nicht für den Sieg, den sich mit Arthur Cissé (10,10 sec) ein Mann von der Elfenbeinküste schnappte. Wohl aber für Platz zwei in 10,25 Sekunden knapp vor Lamont Marcell Jacobs (Italien; 10,26 sec). Es war bereits das siebte Rennen der Saison, in dem Almas unter seiner Bestzeit aus dem Vorjahr (10,28 sec) blieb.

Andrius Gudzius bezwingt Daniel Stahl

Für Andrius Gudzius (Litauen) gab’s das nächste Erfolgserlebnis im Diskusring des Berliner Olympiastadions: Hier hatte er 2018 EM-Gold gewonnen, hier bezwang er am Sonntag den großen Favoriten Daniel Stahl (Schweden). Der Litauer hatte mit 66,09 Metern schon den Sieg in der Tasche, bevor er im sechsten Versuch noch 66,72 Meter drauflegte. Der Weltmeister und 70-Meter-Werfer Daniel Stahl musste sich mit 65,89 Metern und Platz zwei begnügen.

Ebenfalls nicht in die erhofften Weitenregionen vordringen konnte Paralympics-Kugelstoßer Niko Kappel. Der Sindelfinger, der im Sommer den Weltrekord in der Klasse der Kleinwüchsigen auf 14,30 Meter verbessert hatte, verfehlte die angepeilte 14-Meter-Marke und kam auf 13,91 Meter.

Im 100-Meter-Wettbewerb „Rollstuhl Mixed“, der das ISTAF 2020 um 15:10 Uhr eingeläutet hatte, setzte sich in 17,09 Sekunden der junge Berliner Maximilian Jagodzinski durch.

Die kompletten Resultate finden Sie in unserer Ergebnisrubrik...

ISTAF 2020 Berlin

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