Im polnischen Torun finden vom 4. bis zum 7. März die Hallen-Europameisterschaften statt. 50 DLV-Athletinnen und -Athleten gehen in insgesamt 20 Wettbewerben an den Start. Wir blicken voraus auf die Entscheidungen der Männer und präsentieren Ihnen die Favoriten, die Geheimtipps – und die Chancen der DLV-Teilnehmer.
60 Meter |
---|
Kevin Kranz in ungewohnter Rolle
Europas Nummer 1 des Jahres heißt... Kevin Kranz! Der Deutsche Hallenmeister und Hallenrekordler vom Sprintteam Wetzlar führt nach seinen 6,52 Sekunden von Dortmund die kontinentalen Ranglisten an und rückt damit naturgemäß in die Rolle des Medaillenkandidaten. Hinzu kommt, dass er mit vier Zeiten von 6,60 Sekunden und besser in dieser Hallensaison konstant auf hohem Niveau gerannt ist. Das kann außer ihm nur einer seiner Konkurrenten behaupten: Lamont Marcell Jacobs. Der Italiener mit einer Bestzeit von 6,53 Sekunden ist in diesem Jahr sogar schon sechsmal unter 6,60 Sekunden geblieben und dürfte ebenfalls auf den Titel hoffen.
Mit Bestzeiten von 6,58 und 6,59 Sekunden sind ihnen der Niederländer Joris van Gool, der Pole Remigius Olszewski, der Schweizer Silvan Wicki und der Deutsche Vizemeister Julian Wagner (LC Top Team Thüringen) auf den Fersen. Dass man auch mit 6,60 Sekunden den Titel holen kann, hat vor zwei Jahren in Glasgow (Großbritannien) der Tscheche Ján Volko unter Beweis gestellt – dort liegt die Bestzeit von Michael Pohl (Sprintteam Wetzlar). Der DLV schickt also ein aussichtsreiches Trio ins Rennen, das zunächst die ersten zwei Runden überstehen muss und dann im Finale ganz vorne mitsprinten kann.
Titelverteidiger: Ján Volko (Tschechien; 6,60 sec)
Jahresbester: Kevin Kranz (Sprintteam Wetzlar; 6,52 sec)
Deutsche Teilnehmer: Kevin Kranz (Sprintteam Wetzlar; 6,52 sec) | Julian Wagner (LC Top Team Thüringen; 6,59 sec) | Michael Pohl (Sprintteam Wetzlar; 6,60 sec)
Vorlauf: 6.3.; 10:18 Uhr | Halbfinale: 6.3.; 13:50 Uhr | Finale: 6.3.; 20:58 Uhr
400 Meter |
---|
Pavel Maslák in Lauerstellung
Im Wettbewerb der Frauen ist die 21-jährige Femke Bol (Niederlande) Europas Konkurrenz weit enteilt. Im Wettbewerb der Männer reist ihr zehn Jahre älterer Landsmann Liemarvin Bonevacia als Favorit an. Er konnte den Hallen-Landesrekord Mitte Februar auf 45,99 Sekunden steigern und ist damit der einzige Teilnehmer, der in diesem Jahr schon unter 46 Sekunden geblieben ist. Ein beruhigendes Polster ist das jedoch nicht, denn mit Pavel Maslák (Tschechien; 46,12 sec) ist ihm der dreimalige Hallen-Weltmeister auf den Fersen, der sich zuletzt von Rennen zu Rennen steigern konnte. Mit sage und schreibe 36 Europäern, die in diesem Jahr Zeiten zwischen 45,99 und 46,99 Sekunden erzielt haben, wird die Entscheidung in Torun ein ganz enges Ding – und bei der Zuteilung der Bahnen gehört in den Vorrunden auch ein wenig Glück dazu.
Ihr Leistungsvermögen kann die DLV-Teilnehmer zunächst vom Vorlauf bis ins Halbfinale befördern. Und dann brauchen sie das angesprochene Glück, um in das EM-Finale einzuziehen. Am ehesten ist das Marvin Schlegel (LAC Erdgas Chemnitz) zuzutrauen, der zum Auftakt der World Indoor Tour in Karlsruhe als Überraschungssieger die internationale Konkurrenz – darunter auch Pavel Máslak – hinter sich ließ. Der überraschende Deutsche Hallenmeister Henrik Krause hat in Torun nichts zu verlieren und kann befreit auflaufen. Kurzfristig auf seinen Start verzichten musste Hürden-Spezialist Constantin Preis (VfL Sindelfingen): Er zog sich im Abschlusstraining eine leichte Verletzung zu und will mit Blick auf die Freiluft-Saison und die Olympischen Spiele nichts riskieren.
Titelverteidiger: Karsten Warholm (Norwegen; 45,05 sec)
Jahresbester: Liemarvin Bonevacia (Niederlande; 45,99 sec)
Deutsche Teilnehmer: Marvin Schlegel (LAC Erdgas Chemnitz; 46,58 sec) | Constantin Preis (VfL Sindelfingen; 46,81 sec) DNS | Henrik Krause (LG Olympia Dortmund; 47,03 sec)
Vorlauf: 5.3.; 10:13 Uhr | Halbfinale: 5.3.; 19:10 Uhr | Finale: 6.3.; 20:20 Uhr
800 Meter |
---|
Wiedersehen der schnellsten Läufer Europas
In der Arena von Torun purzelten am 17. Februar reihenweise 800-Meter-Bestzeiten, darunter auch der Hallen-Europarekord des jetzigen World Athletics Präsidenten Sebastian Coe: Eliott Giles schraubte die Marke auf 1:43,63 Minuten, verzichtet aber zugunsten der Olympia-Vorbereitung auf die Hallen-EM. So rückt sein Landsmann Jamie Webb (1:44,54 min) in die Favoritenrolle nach, der wie seine ärgsten Kontrahenten Andreas Kramer (Schweden; 1:45,09 min) und Adam Kszczot (Polen; 1:45,22 min) in Torun sein bestes Rennen der Saison absolvierte. Wer hat bei der Hallen-EM die Nase vorn? Auf den Heimvorteil kann Kszczot dieses Mal vor leeren Rängen nicht unbedingt setzen, dafür aber auf seine große Erfahrung als amtierender Hallen-Weltmeister und dreimaliger Hallen-Europameister.
Marc Reuther (Eintracht Frankfurt) dürften gleich zwei Dinge antreiben: Der Wunsch, Europas Spitze wie zuletzt in der Hallensaison 2020 vor seiner Verletzung aufzumischen. Und der Wille, nach der unglücklich verlaufenen Hallen-DM zu beweisen, dass er weiterhin Deutschlands Nummer eins ist. In Dortmund hatten ihn der 21 Jahre junge Oskar Schwarzer (TV Groß-Gerau) und Christoph Kessler (LG Region Karlsruhe) noch überspurtet. Anders als Reuther sind sie in der Halle allerdings noch nicht unter 1:47 Minuten geblieben, sodass zunächst der Einzug ins Halbfinale das große Ziel sein wird.
Titelverteidiger: Álvaro de Arriba (Spanien; 1:46,83 min)
Jahresbester: Elliot Giles (Großbritannien; 1:43,63 min) – verzichtet auf die Hallen-EM
Deutsche Teilnehmer: Marc Reuther (Eintracht Frankfurt; 1:46,21 min) | Christoph Kessler (LG Region Karlsruhe; 1:47,14 min) | Oskar Schwarzer (TV Groß-Gera; 1:47,63 min)
Vorlauf: 5.3.; 19:56 Uhr | Halbfinale: 6.3.; 19:25 Uhr | Finale: 7.3.; 18:25 Uhr
1.500 Meter |
---|
Alle Augen ruhen auf Jakob Ingebrigtsen
1.500 Meter in 3:31,80 Minuten. Bei dieser Marke steht seit dem 17. Februar der Hallen-Europarekord. Er geht auf das Konto von "Laufwunder" Jakob Ingebrigtsen, der ebenfalls in Torun die 22 Jahre alte Marke des Spaniers Andrés Manuel Díaz auslöschte. Der immer noch erst 20 Jahre junge Norweger kann sich bei der Hallen-EM wohl nur selbst schlagen, er ist der Konkurrenz um fast drei Sekunden voraus. Vor zwei Jahren hatte ihn in Glasgow noch der Pole Marcin Lewandowski übertrumpft. Dieses Mal ist der Titelverteidiger Kandidat Nummer eins für Silber, denn Europas Nummer zwei des Jahres Jake Wightman (Großbritannien) ist nicht am Start.
Für die DLV-Athleten gilt es, im Vorlauf taktisch klug zu agieren und alles zu geben – um dann einen Platz im Finale zu ergattern. Taktisches Geplänkel ist nicht die Stärke von Homiyu Tesfaye (TSV Pfungstadt), der bei der Hallen-DM weit in Führung liegend noch von Marius Probst (TV Wattenscheid 01) abgefangen wurde, dafür hat er das wohl größte läuferische Vermögen. Marius Probst kann mit der Gewissheit an den Start gehen, dass er sich auf seinen starken Schlussspurt verlassen kann. Und für Karl Bebendorf (Dresdner SC 1898) ist die Hallen-EM ein Bonus auf dem Weg zur Hindernisstrecke in der Freiluft-Saison, bei der er nur gewinnen und überraschen kann.
Titelverteidiger: Marcin Lewandowski (Polen; 3:42,85 min)
Jahresbester: Jakob Ingebrigtsen (Norwegen; 3:31,80 min)
Deutsche Teilnehmer: Homiyu Tesfaye (TSV Pfungstadt; 3:39,41 min) | Marius Probst (TV Wattenscheid 01; 3:40,80 min) | Karl Bebendorf (Dresdner SC 1898; 3:40,88 min)
Vorlauf: 4.3.; 20:20 Uhr | Finale: 5.3.; 21:35 Uhr
3.000 Meter |
---|
Jakob Ingebrigtsen auf der Jagd nach dem Double
2019 hatte er von der Hallen-EM Silber und Gold mitgenommen. In Torun soll für Jakob Ingebrigtsen das Double folgen, erneut hat der 20-Jährige sowohl über 1.500 als auch über 3.000 Meter gemeldet. Dass er in Top-Form ist, zeigt seine 1.500 Meter-Zeit, über 3.000 Meter ist er in diesem Jahr noch nicht in Aktion getreten. So reist der Spanier Mohamed Katir mit seiner Zeit von 7:35,29 Minuten als Europas schnellster Läufer des Jahres an. Auch sein Landsmann Adel Mechaal, Titelträger von 2017, will nach den Medaillen greifen – hatte damals allerdings ein Bummelrennen für die entscheidende Attacke genutzt. Ob schnell oder langsam: Auch Andrew Butchart (Großbritannien) und Jimmy Gressier (Frankreich) dürften zur Stelle sein, wenn es um den Sturm aufs Podium geht. Ob jedoch einer von ihnen Jakob Ingebrigtsen in Schach halten kann, bleibt fraglich.
Für Marcel Fehr (LG Filstal) ist bereits der Vorlauf das Finale. Er hat in diesem Jahr erst ein 3.000 Meter-Rennen zu Ende gebracht, in einem taktischen Wettbewerb bei der Hallen-DM, und daher noch nicht alle Karten aufgedeckt. So könnte er in der ersten Runde den Überraschungseffekt für sich nutzen, schneller als die 8:10,59 Minuten von Dortmund kann er allemal rennen. Nicht dabei ist dagegen der Deutsche Hallenmeister Mohamed Mohumed (LG Olymipa Dortmund). Nach dem DM-Rennen musste er feststellen, dass ihm aufgrund von Trainingsausfall in der Saison-Vorbereitung noch die Substanz für bis zu zwei Hallen-EM-Rennen fehlt, sodass der Blick schon auf den Sommer gerichtet ist.
Titelverteidiger: Jakob Ingebrigtsen (Norwegen; 7:56,15 min)
Jahresbester: Mohamed Katir (Spanien; 7:35,29 min)
Deutsche Teilnehmer: Mohamed Mohumed (LG Olympia Dortmund; 8:10,05 min) DNS | Marcel Fehr (LG Filstal; 8:10,59 min)
Vorlauf: 6.3.; 11:00 Uhr | Finale: 7.3.; 17:52 Uhr
60 Meter Hürden |
---|
Andrew Pozzi fordert Wilhem Belocian
Europas dominierender Hürdensprinter der bisherigen Hallensaison heißt Wilhem Belocian. Der Franzose hat schon elf Rennen bestritten, davon zehn unter 7,60 und vier unter 7,50 Sekunden. Wer könnte ihm gefährlich werden? Vielleicht der Hallen-Weltmeister und Hallen-Europameister von 2017 Andrew Pozzi. Der Brite hatte bisher weniger Startgelegenheiten, aber seine Generalprobe von 7,51 Sekunden in der Vorwoche in Madrid (Spanien) dürfte ihm Selbstvertrauen verliehen haben. Titelverteidiger Milan Trajkovic (Zypern) ist längst noch nicht in der Form von vor zwei Jahren, Europas Nummer drei des Jahres Pascal Martinot-Lagarde (Frankreich) fehlt verletzt. So könnte auch Altmeister Paolo dal Molin (Italien) seine Chance wittern.
Ähnlich erfahren ist auch Erik Balnuweit (TV Wattenscheid 01), der vor seinem fünften Start bei Hallen-Europameisterschaften steht. Seine bisher beste Platzierung: Rang vier 2015 in 7,59 Sekunden. In diesem Jahr ist er allerdings bisher erst bei 7,70 Sekunden angekommen. In Torun werden die Karten neu gemischt und auf der kurzen Hürdenstrecke ist vieles möglich – es wäre der perfekte Zeitpunkt für eine Steigerung, die für den Finaleinzug auch nötig sein wird.
Titelverteidiger: Milan Trajkovic (Zypern; 7,60 sec)
Jahresbester: Wihem Belocian (Frankreich; 7,45 sec)
Deutscher Teilnehmer: Erik Balnuweit (TV Wattenscheid 01; 7,70 sec)
Vorlauf: 6.3.; 12:10 Uhr | Halbfinale: 7.3.; 13:00 Uhr | Finale: 17:00 Uhr
Hochsprung |
---|
Tamberi-Show und hoffnungsvolles DLV-Trio
"Halfbeard" ist zurück! Der extrovertierte Italiener Gianmarco Tamberi, der durch eine nur halbseitige Rasur gerne im Wettkampf für einen Hingucker sorgt, hat zuletzt auch sportlich wieder auf ganzer Linie überzeugt. Fast fünf Jahre nach einer schweren Fußverletzung hat er sich in diesem Winter erstmals wieder über 2,35 Meter geschwungen und unterstrichen, dass der Sieg in Torun nur über ihn geht. Doch Europas beste Hochspringer sind insgesamt gut drauf, mit dem Vize-Europameister Maksim Nedasekau (Belarus) und Andriy Protsenko (Ukraine) reisen zwei Springer an, die in diesem Winter schon über 2,34 Meter geflogen sind.
Da 2,31-Meter-Springer Mikhail Akimenko aus Russland nicht startberechtigt ist, folgt mit ein wenig Abstand der Rest der Konkurrenz, angeführt gleich von zwei DLV-Athleten: Mateusz Przybylko (TSV Bayer 04 Leverkusen) und Jonas Wagner (Dresdner SC 1898) haben sich mit 2,28 Metern in eine aussichtsreiche Position gebracht, müssen jedoch wohl für die Plätze ganz vorne auf einen Patzer der Favoriten hoffen. Auch für Tobias Potye (LG Stadtwerke München) ist es an der Zeit, sich weiter in diese Regionen vorzuarbeiten. Der einstige U20-Europameister hat sich in der Halle auf 2,26 Meter gesteigert, im Freien ist er schon 2018 über 2,27 Meter gefloppt.
Titelverteidiger: Gianmarco Tamberi (Italien; 2,32 m)
Jahresbester: Gianmarco Tamberi (Italien; 2,35 m)
Deutscher Teilnehmer: Mateusz Przybylko (TSV Bayer 04 Leverkusen; 2,28 m) | Jonas Wagner (Dresdner SC 1898; 2,28 m) | Tobias Potye (LG Stadtwerke München; 2,26 m)
Qualifikation: 4.3.; 19:00 Uhr | Finale: 7.3.; 11:19 Uhr
Stabhochsprung |
---|
Vorhang auf für die Artisten am Stab
Der Stabhochsprung der Männer dürfte zu einem absoluten Highlight der Hallen-EM werden. Denn die Medaillenkandidaten sind in bestechender Form: Weltrekordler Armand Duplantis hat sich zuletzt über fantastische 6,10 Meter geschwungen. Und der ehemalige Weltrekordler Renaud Lavillenie (Frankreich) hat mit 6,06 Metern verdeutlicht, dass der 13 Jahre jüngere Schwede sich seiner Sache dennoch nicht zu sicher sein kann. In seinem Sog steigerte sich der Niederländer Menno Vloon am Samstag in Aubière (Frankreich) auf 5,96 Meter und meldete Medaillen-Ambitionen an. In Lauerstellung mit bisher 5,80 Meter, aber nicht zu unterschätzen: der Hallen-Europameister von 2017 Piotr Lisek (Polen).
Da freut es besonders, dass drei DLV-Athleten nicht nur als Statisten, sondern durchaus mit Ambitionen an den Start gehen können. Allen voran Torben Blech (TSV Bayer 04 Leverkusen), der sich in dieser Hallensaison auf 5,86 Meter gesteigert hat. Diese Höhen sind auch seinem Trainingspartner Bo Kanda Lita Baehre zuzutrauen, wenn er technisch gute Sprünge über die Latte bringt. Schließlich hatte er schon bei der WM als Vierter vorne mitgemischt. Oleg Zernikel (ASV Landau) belohnte sich im Februar selbst mit einem Sprung über 5,72 Meter für das Durchhalten in einer langen Durststrecke. Er kann bei seinem ersten internationalen Start in der Männerklasse sein neues Niveau stabilisieren und als Nummer neun Europas auf jeden Fall ins Finale springen.
Titelverteidiger: Pawel Wojciechowski (Polen; 5,90 m)
Jahresbester: Armand Duplantis (Schweden; 6,10 m)
Deutscher Teilnehmer: Torben Blech (TSV Bayer 04 Leverkusen; 5,86 m) | Bo Kanda Lita Baehre (TSV Bayer 04 Leverkusen; 5,72 m) | Oleg Zernikel (ASV Landau; 5,72 m)
Qualifikation: 6.3.; 10:04 Uhr | Finale: 7.3.; 17:05 Uhr
Weitsprung |
---|
Klare Sache für den Titelverteidiger?
Er ist der Titelverteidiger. Und er hat Europas weitesten Satz des Jahres in die Grube gebracht. Sieht es daher nach einer klaren Angelegenheit für Miltiádis Tentóglou aus? Ganz sicher nicht! Denn er trifft in Torun gleich auf vier Athleten, die ebenfalls in dieser Hallensaison schon die 8-Meter-Marke überboten haben. Dennoch ist der Grieche mit seinen 8,21 Metern und vier 8-Meter-Wettkämpfen der stabilste Springer unter den Medaillenkandidaten und damit auch der Favorit.
Auf einen Patzer der 8-Meter-Springer lauert gleich eine ganze Reihe von Athleten, darunter auch der Deutsche Hallen- und Freiluftmeister Maximilian Entholzner (LAC Passau). In Barcelona (Spanien) hat er mit 7,97 Metern gezeigt, was in ihm steckt – wenn denn mal der Anlauf passt und er seinen Speed auch in Höhe umwandeln kann. Da ist in der Qualifikation höchste Konzentration angesagt, dann ist für den 26-Jährigen vieles möglich, auch der erste Satz über die 8-Meter-Marke.
Titelverteidiger: Miltiádis Tentóglou (Griechenland; 8,38 m)
Jahresbester: Miltiádis Tentóglou (Griechenland; 8,21 m)
Deutscher Teilnehmer: Maximilian Entholzner (LAC Passau; 7,97 m)
Qualifikation: 4.3.; 19:08 Uhr | Finale: 5.3.; 20:20 Uhr
Dreisprung |
---|
Max Heß aussichtsreich
Im Dreisprung liegt die magische Marke bei 17 Metern. Und unter den drei Teilnehmern von Torun, die in diesem Jahr schon eine 17 vor dem Komma stehen haben, ist auch ein DLV-Athlet: der Deutsche Hallenrekordler Max Heß (LAC Erdgas Chemnitz). Mit seiner 17,00-Meter-Punktlandung hat er angedeutet, dass er pünktlich zum Höhepunkt der Hallensaion in Topform kommt.
Melvin Raffin (Frankreich; 17,09 m) ist in Reichweite – eine Klasse für sich ist allerdings bisher der Favorit Pedro Pablo Pichardo aus Portugal. Er hat zwar erst einen Wettkampf absolviert, aber bei dem landete er gleich fünfmal jenseits der 17-Meter-Marke. Für den WM-Vierten von Doha (Katar), der bis 2017 für Kuba an den Start gegangen ist, wird es der erste Auftritt bei Hallen-Europameisterschaften sein. Titelverteidiger Nazim Babayev ist nicht am Start, dafür könnte sein neuer Landsmann Alexis Copello, ebenfalls gebürtig in Kuba, für Aserbaidschan in die Medaillenränge springen.
Titelverteidiger: Nazim Babayev (Aserbaidschan; 17,29 m)
Jahresbester: Pedro Pablo Pichardo (Portugal; 17,36 m)
Deutscher Teilnehmer: Max Heß (LAC Erdgas Chemnitz; 17,00 m
Qualifikation: 5.3.; 10:11 Uhr | Finale: 7.3.; 10:53 Uhr
Kugelstoßen |
---|
Michal Haratyk greift nach dem nächsten Titel
Er wurde 2018 in Berlin Europameister. Und ließ 2019 in Glasgow den Hallen-EM-Titel folgen. Zwei Jahre später ist der Pole Michal Haratyk bei seinem Heimspiel – leider ohne Heimpublikum – erneut der Mann, den es zu schlagen gilt. Denn mit seinen 21,83 Metern hat er Mitte Februar in Lodž die erste Kampfansage geliefert und nur fünf Tage später in Torun 21,47 Metern gleich die nächste Topleistung folgen lassen. Dass auch er die 21 Meter nicht im Schlaf stößt, wurde allerdings zuletzt bei den nationalen Meisterschaften ebenfalls in Torun deutlich, wo er sich mit 20,77 Metern zufriedengeben musste.
Wackelt Haratyk, dürfte als erster der Tscheche Tomáš Staněk zur Stelle sein. Der 22-Meter-Stoßer, der in dieser Hallensaison bisher bei 21,48 Meter angekommen ist, hat schon acht nationale, aber noch keinen internationalen Titel. Zuletzt gab's 2019 bei der Hallen-EM Bronze, hinter Haratyk und David Storl (SC DHfK Leipzig). Der Deutsche Meister hat seine Hallensaison jedoch schon beendet und konzentriert sich darauf, bis zum Sommer technische Fehler auszumerzen. So findet das Kugelstoßen von Torun ohne deutsche Beteiligung statt.
Titelverteidiger: Michal Haratyk (Polen; 21,65 m)
Jahresbester: Michal Haratyk (Polen; 21,83 m)
Deutsche Teilnehmer: keine
Qualifikation: 5.3.; 11:18 Uhr | Finale: 5.3.; 20:35 Uhr
Siebenkampf |
---|
Wer kann Kevin Mayer herausfordern?
Der letzte Hallen-Siebenkampf von Kevin Mayer liegt drei Jahre zurück Mit 6.348 Punkten wurde er 2018 in Birmingham (Großbritannien) Hallen-Weltmeister. Seitdem hat der Franzose den Weltrekord im Zehnkampf auf 9.126 Punkte geschraubt, mit dem Verletzungs-Aus bei der WM 2019 in Doha aber auch einen herben Rückschlag einstecken müssen. Jetzt ist er wieder zurück. Und nach starken Einzelleistungen wie einer Hürden-Bestzeit von 7,68 Sekunden oder 5,30 Metern im Stabhochsprung auch in Torun wieder der Favorit.
Bei dem Versuch, den 29-Jährigen auf seinem Weg zu seinem zweiten Hallen-EM-Gold nach 2017 herauszufordern, könnte sich in Torun ein hochklassiger Mehrkampf entwickeln, denn auch die Konkurrenz ist gut drauf. Zum Beispiel der junge Schweizer Simon Ehammer (6.092 pt), der auf dem Weg zu einer Weltjahresbestleistung nur durch einen Salto Nullo im Stabhochsprung ausgebremst wurde und dann eine Woche später in Frankfurt das Ticket nach Torun klarmachte. Der 23-jährige Este Risto Lillemets (6.089 pt). Oder Lokalmatador Pawel Wiesiolek (6.103 pt).
Gut möglich ist jedoch auch, dass am Ende sogar ein DLV-Duo auf dem Treppchen steht. Denn der Vierte der Hallen-WM von 2018 Kai Kazmirek (LG Rhein-Wied) hat hinter Kevin Mayer und Titelverteidiger Jorge Urena (Spanien) die drittbeste Bestmarke aller Teilnehmer auf seinem Konto und ebenfalls schon erfolgreiche Einzeltests absolviert. Und Andreas Bechmann (Eintracht Frankfurt) hat bei seinen 6.057 Punkten in Frankfurt noch längst nicht sein volles Potenzial ausgeschöpft. Es wird also spannend!
Titelverteidiger: Jorge Urena (Spanien; 6.218 pt)
Jahresbester: Ilya Shkurenyov (ANA; 6.269 pt) – nicht teilnahmeberechtigt
Deutsche Teilnehmer: Andreas Bechmann (Eintracht Frankfurt; 6.057 pt) | Kai Kazmirek (LG Rhein-Wied; SB: keine; PB 6.238 pt)
Wettkampf-Tage: Samstag & Sonntag, 6./7.3. jeweils ab 10:00 Uhr
4x400 Meter |
---|
Die Borlées gegen den Rest Europas
Alexander Doom und Christian Iguacel sollen nicht vergessen werden. Doch das Gesicht der belgischen Staffel, die als Titelverteidiger ins Rennen geht, prägen die Borlée-Brüder Dylan, Jonathan und Kevin. Ob sie der Konkurrenz wieder enteilen können, ist allerdings schwer zu sagen, denn bisher hat in diesem Winter nur Dylan Rennen bestritten, und das noch nicht in Topform. Seine älteren Zwillingsbrüder Kevin und Jonathan werden ihre Karten erst im Staffel-Finale aufdecken, sie gehen im Einzel nicht an den Start.
Die Herausforderer kommen aus Tschechien, Großbritannien, Italien, den Niederlanden und Polen. Am Ende könnte auch entscheidend sein, wer nach bis zu drei Runden im Einzel noch die Athleten mit den fittesten Beine hat. 2019 waren das hinter Belgien die Franzosen und Spanier, die keine Einladung erhalten haben. So ist das Staffel-Finale in diesem Jahr vollkommen offen.
Titelverteidiger: Belgien (3:06,27 min)
Deutsche Teilnehmer: keine
Finale: 7.3.; 18:57 Uhr
Hallen-EM 2021 Torun