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Richard Ringer will Hamburg-Marathon als Sprungbrett für Olympia in Paris nutzen

Erstmals seit seinem sensationellen Triumph 2022 in München startet Europameister Richard Ringer am Sonntag auf der Marathondistanz. Der Rehlinger peilt in Hamburg mit einer schnelleren zweiten Hälfte eine neue Bestzeit an. Sein Ziel: die Olympia-Norm von 2:08:10 Stunden unterbieten. Doch die nationale Konkurrenz für die drei Paris-Startplätze ist groß. Auch in Hamburg.
Jörg Wenig

Zum ersten Mal nach seinem sensationellen Europameisterschafts-Triumph bei den Titelkämpfen in München im vergangenen Sommer wird Richard Ringer am Sonntag wieder bei einem Marathon an den Start gehen. Der Läufer des LC Rehlingen will den Haspa Marathon Hamburg nutzen, um sich möglichst gleich für den nächsten großen Titelkampf zu qualifizieren: Für die Olympischen Spiele 2024 in Paris steht die internationale Norm bei 2:08:10 Stunden. Maximal drei deutsche Läufer können beim Olympia-Marathon starten. Rund ein halbes Dutzend Athleten rechnen sich Olympia-Chancen aus, und mit Haftom Welday (Hamburger Laufladen) ist ein zweiter deutscher Topläufer am Sonntag am Start. Es ist aber fast nicht vorstellbar, dass Richard Ringer als Europameister nicht nominiert werden könnte.

Während die Spitzengruppe in Hamburg am Sonntag mit einer geplanten Halbmarathonzeit von rund 62:45 Minuten voraussichtlich ein Tempo einschlagen wird, das auf eine 2:05er-Zielzeit führt, wählt Richard Ringer eine etwas defensivere Herangehensweise. „Ich möchte meine Bestzeit von 2:08:49 Stunden deutlich unterbieten“, kündigte der 34-Jährige an, der schon beim Olympia-Marathon in Sapporo 2021 auf Rang 26 als bester deutscher Läufer überzeugt hatte und seine enormen Qualitäten in einem hochsommerlichen Meisterschaftsrennen bereits in Japan bewiesen hatte.

„In Hamburg plane ich mit einer Halbmarathon-Durchgangszeit von 64:00 Minuten. Ich hoffe, dass ich dann noch zulegen kann und eine Zeit zwischen 2:07:30 und 2:08:00 erreichen kann. Ich denke, dass das reichen könnte für einen Olympia-Startplatz. Aber wenn es aufgrund der deutschen Konkurrenz eng wird, muss ich noch mal reagieren“, sagte Richard Ringer.

Haftom Welday will deutlich schneller anlaufen

Dass Haftom Welday ankündigte, am Sonntag in der ersten Gruppe mitlaufen zu wollen und damit Kurs nehmen würde auf den deutschen Rekord von Amanal Petros (2:06:27 h), nimmt Richard Ringer zur Kenntnis. Es ändert aber nichts an seiner eigenen Rennstrategie. „Es kann passieren, dass irgendwann ein deutscher Läufer auch 2:05 Stunden läuft. Ich kann das nicht beeinflussen, der Sport wird globaler, und diese Entwicklung wird weiter gehen. Es werden zukünftig noch mehr aus Afrika stammende Läufer für europäische Nationen starten. Ich denke, das wird sich auch auf andere Disziplinen übertragen“, sagt Richard Ringer, der in Hamburg erst seinen fünften Marathon laufen wird und seinen ersten City-Marathon in Deutschland.

Aufgrund seiner außerordentlich starken Meisterschafts-Rennen bei Olympia und der EM könnte man zumindest mittelfristig auch Richard Ringer zutrauen, Zeiten von unter 2:06 Stunden zu laufen. Hätte er nicht ein solches Potenzial, wäre er kaum Europameister geworden. Es ist durchaus möglich, dass es in Hamburg in der zweiten Rennhälfte noch zu einem spannenden Kampf um die Position des besten deutschen Läufers kommen wird. Denn Haftom Welday, der sich in Berlin im vergangenen September überraschend auf 2:09:06 Stunden gesteigert hatte, muss ein derart hohes Tempo auch erst einmal über die 30-Kilometer-Marke hinaus halten können.

Richard Ringer nach zwei starken Halbmarathons bereit für Hamburg

„Ich habe mich seit November Schritt für Schritt auf den Marathon in Hamburg vorbereitet und es lief insgesamt sehr gut - sogar besser als erwartet, denn ich hatte keinerlei Probleme oder gesundheitliche Ausfälle“, erzählte Richard Ringer, der sich im Halbmarathon in Barcelona im Februar auf 61:09 Minuten steigerte und dann über diese Distanz vor kurzem auch den deutschen Meistertitel gewann.

Im Training machte er dabei zu Jahresbeginn anstelle des klassischen Höhentrainingslagers etwas Neues. Mit der Trainingsgruppe seines belgischen Coaches Tim Moriau zog er in ein „Höhenhaus“ in Belgien. In der dünnen Luft des Hauses haben die Athleten gelebt und dann draußen auf normaler Höhe trainiert. „Am Anfang war das nicht leicht, aber dann lief es gut“, erzählte Richard Ringer.

Der Europameister ist weiterhin auch teilweise berufstätig. Egal, was am Sonntag in Hamburg passiert: „Am Dienstag fange ich wieder an zu arbeiten“, sagte Richard Ringer, der bei Rolls-Royce Power Systems in Friedrichshafen im Controlling eine Teilzeitstelle hat. In den letzten drei Monaten konnte er ausschließlich trainieren, nun folgt wieder eine Arbeitsphase. Ende September könnte sich Richard Ringer vorstellen, bei der Straßenlauf-WM über die Halbmarathon-Distanz an den Start zu gehen. Ob danach ein Herbst-Marathon folgt, entscheidet sich zu einem späteren Zeitpunkt.

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