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Corinna Schwab und ein Sprint-Jahr in der Achterbahn

Als Anfang der Woche das deutsche WM-Team bekannt gegeben wurde, fehlte bei den 4x400-Meter-Staffeln ein prominenter Name: Corinna Schwab. Die schnellste deutsche 400-Meter-Läuferin seit zwei Jahrzehnten lief bei der DM in Kassel zwar auf Platz zwei, wurde danach aber wie bereits im Winter von ihrem Körper ausgebremst. Aktuell trainiert die 24-Jährige für gute Zeiten in der „Late Season“ und steht für den Fall der Fälle als Ersatzläuferin für Budapest bereit.
Martin Neumann

Der Körper eines Hochleistungssportlers ist vergleichbar mit dem Motor eines Formel-1-Rennwagens. Viele Komponenten müssen zusammenpassen, um die maximalen PS auf die Straße zu bringen. Oder wie in der Leichtathletik auf die Laufbahn. Der Motor von 400-Meter-Spezialistin Corinna Schwab kam im vergangenen Winter ziemlich ins Stottern. „Ich hatte mit gesundheitlichen Problemen und Verletzungen zu kämpfen“, sagt die gebürtige Ambergerin, die in Chemnitz lebt und für den LAC Erdgas Chemnitz startet, rückblickend. Nur einen Wettkampf bestritt die 24-Jährige in der Hallensaison. „Da wollten wir sehen, wo ich stehe und wie belastbar ich bin“, so Corinna Schwab.

In den ersten 400-Meter-Rennen des Sommers war die Deutsche Meisterin der zurückliegenden drei Jahre mit 54er-Zeiten weit weg von ihrer Bestleistung. Trotz der Rückschläge blieb Corinna Schwab ihrer Renntaktik treu. Sie ging extrem mutig in die Rennen, absolvierte die ersten 200 Meter sehr schnell. Verlor auf der Zielgeraden aber deutlich an Boden. Pünktlich zu den Deutschen Meisterschaften in Kassel Anfang Juli folgte die klare Steigerung als Zweite hinter Saisonaufsteigerin Skadi Schier (SCC Berlin; 51,82 sec) auf 52,27 Sekunden. Doch von ihrem Hausrekord von 50,91 Sekunden trennte sie noch ein gutes Stück.

Nach der DM erneut ausgebremst

Nach der DM zeigte die Formkurve wieder in die falsche Richtung. Bei den Starts Ende Juli in Leverkusen und Berlin kam Corinna Schwab nicht an die DM-Leistung heran. In Berlin wurden lediglich 54,63 Sekunden für die Sprinterin gestoppt. „Ich hatte leider wieder muskuläre Probleme“, so Corinna Schwab. Es ist ein weiterer Rückschlag in einem Jahr voller gesundheitlicher Probleme für die schnellste deutsche 400-Meter-Läuferin der vergangenen 20 Jahren.

Unterkriegen lässt sich Corinna Schwab davon nicht. Aktuell trainiert sie weiter und versucht, die muskulären Probleme in den Griff zu bekommen. Schließlich ist die 24-Jährige als Ersatzläuferin für die 4x400-Meter-Staffeln der Frauen und im Mixed-Wettbewerb bei der WM in Budapest vorgesehen. Falls eine Läuferin ausfallen sollte, stünde Corinna Schwab für einen Start bereit. „Ich habe von mir aus wegen der neuerlichen Probleme verzichtet. Als Ersatz reise ich aber nicht mit nach Budapest, sondern trainiere zu Hause“, so die Langsprinterin.

Der Blick geht schon nach Paris

Nach der WM ist für die Leichtathleten die Sommersaison noch lange nicht vorbei. Einige Top-Meetings stehen noch auf dem Programm, beispielsweise das traditionelle ISTAF am 3. September im Berliner Olympiastadion. Genau dort lief Corinna Schwab bei den Deutschen Meisterschaften 2022 ihre Bestzeit von 50,91 Sekunden. „Auf jeden Fall möchte ich nach Budapest noch starten“, blickt Corinna Schwab voraus.

Ihr Ziel: Nach einem schwierigen Jahr und einer Weltmeisterschaft als Backup mit ordentlichen Zeiten in die Saisonpause gehen. Denn 2024 stehen in Paris bereits die nächsten Olympischen Spiele an. Dann will Corinna Schwab nicht nur als Ersatz dabei sein. Sondern wie 2021 bei den „Geister-Spielen“ in Tokio am liebsten mit der Staffel und im Einzel. „Olympia ist natürlich das Ziel jedes Sportlers. Für mich wären es die ersten Spiele mit Zuschauern, das motiviert zusätzlich“, so die 24-Jährige. Spätestens dann soll der 400-Meter-Motor wieder auf vollen Touren laufen.

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