| Überraschendes Karriereende

Sara Gambetta legt die Kugel beiseite

© Gladys Chai von der Laage
Eine der besten deutschen Kugelstoßerinnen der vergangenen Jahre macht Schluss: Die Hallen-EM-Zweite Sara Gambetta hat am Dienstag ihren Rückzug vom Leistungssport verkündet.
Svenja Sapper

Es ist eine Entscheidung, die überraschend kommt, aber gut durchdacht ist: Kugelstoßerin Sara Gambetta beendet ihre Karriere. Das gab die Athletin des SV Halle am Dienstag bekannt. „Es ist an der Zeit, und es ist die richtige Zeit“, betont die 30-Jährige. Wie der Mitteldeutsche Rundfunk (MDR) berichtet, habe die Kugelstoßerin bereits Ende September mit ihrem Trainer, dem Leitenden Bundestrainer Wurf/Stoß Sven Lang, über ein mögliches Karriereende gesprochen. 

Hinter ihr lag zu diesem Zeitpunkt die erfolgreichste Saison ihrer Karriere. Bei der Hallen-EM in Istanbul (Türkei) holte sie Silber – ihre einzige Medaille bei den Aktiven. Im Sommer gelang ihr beim Diamond-League-Meeting in Paris (Frankreich) der weiteste Stoß ihres Lebens, bevor sie in Budapest (Ungarn) in ihr erstes WM-Finale einzog, wo sie auf Rang zwölf landete. 

„Nach den Olympischen Spielen 2021 und der WM in Budapest 2023 hat sich bei mir innerlich eine extreme Erleichterung eingestellt“, zitiert der MDR die 30-Jährige. Der Tank für 2024 sei leer gewesen, Feuer und Kampfgeist, essenziell für eine erfolgreiche Olympia-Saison, hätten gefehlt. 

Von der Siebenkämpferin zur Kugelstoßerin

Hinter Sara Gambetta liegt eine Karriere, die eine andere Wendung nahm als ursprünglich geplant. Denn die ersten Erfolge feierte die gebürtige Hessin als Siebenkämpferin. Als U20-Athletin gewann sie Silbermedaillen bei U20-Welt- und Europameisterschaften, schraubte ihre Bestleistung 2011 auf 6.108 Punkte. Neben dem Kugelstoßen hatte sie Stärken im Hochsprung (PB: 1,82 m), Weitsprung (PB: 6,41 m) und Speerwurf (PB: 51,17 m). Verletzungen zwangen sie jedoch dazu, die Siebenkampf-Ambitionen aufzugeben und einen neuen Weg einzuschlagen. Ein erster Erfolg als Kugelstoßerin: U23-EM-Bronze 2015. 

Unter Trainer René Sack, der sie bis 2022 betreute, stieß Sara Gambetta in die europäische Spitze vor. 2016 feierte sie in Rio de Janeiro (Brasilien) ihre olympische Premiere, 2021 schaffte sie es in die Top Acht. 2018 erreichte sie bei der Heim-EM in Berlin – ebenso wie vier Jahre später in München – den fünften Platz, bei der Hallen-EM 2021 in Torun (Polen) wurde sie Sechste. Nach zwei 13. Plätzen bei den Weltmeisterschaften 2017 und 2019 belohnte sie sich in Budapest mit der Finalteilnahme. 

Seit Herbst 2022 trainierte Sara Gambetta in Chemnitz beim Leitenden Bundestrainer Wurf/Stoß Sven Lang, der den Abschied „schade findet, die Entscheidung aber auch verstehen kann“. „Entweder man ist voll zu 100 Prozent dabei, gibt alles, wächst über sich hinaus. Oder man ahnt schon irgendwie, dass man erbrachte Erfolge nicht halten und toppen kann“, erläutert die 30-Jährige. 

Abschied mit schönen Erinnerungen

Der Karriere-Höhepunkt für die sechsmalige Deutsche Meisterin: ihr achter Platz bei den Olympischen Spielen 2021 in Tokio (Japan). „Tatsächlich ist es dieser sagenhafte Stoß im Vorkampf der olympischen Spiele in Tokio, an den ich mich immer erinnern werde“, sagt Sara Gambetta dem Portal „Du bist Halle“. 18,88 Meter – damals Bestleistung und bis heute der viertbeste Stoß in der Karriere der 30-Jährigen. 

Mit vielen schönen Erinnerungen im Gepäck tritt Sara Gambetta nun von der Leichtathletik-Bühne ab. Nach ihrem Rückzug vom Spitzensport möchte sie ihr Lehramtsstudium zu Ende bringen und später am Gymnasium unterrichten. Ihr Dank gilt neben ihrer Familie mit den Eltern und Ehefrau Josephine Terlecki – selbst einstige Kugelstoßerin – ihren früheren Trainern Simon Overkamp, René Sack und Sven Lang sowie Physiotherapeuten, Förderern und nicht zuletzt ihrem Verein SV Halle, in dessen Trikot sie die größten Erfolge feierte. 

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