Die letzten internationalen Meisterschaften des Jahres stehen an: In Lagoa an der Algarve werden am Sonntag die EM-Titel im Crosslauf vergeben. Sieben Rennen stehen auf dem Programm, in allen gehen DLV-Läuferinnen und -Läufer an den Start. Hier verfolgen Sie die Enstscheidungen von Rennen zu Rennen.
Männer, Frauen
Frauen, 7,5 km
Elena Burkard starke Achte, Eva Dieterich nicht im Ziel
Dass Elena Burkard (LG farbtex Nordschwarzwald) bei Crosslauf-Europameisterschaften ganz vorn mitlaufen kann, hat die 33-Jährige schon mehrfach unter Beweis gestellt. Und auch am Sonntag zeigte die Deutsche Meisterin mal wieder ihre Klasse. Von Beginn an hielt sie Anschluss an die Spitzengruppe und verteidigte den Top-10-Platz bis ins Ziel.
Nach 25:45 Minuten über 7,5 Kilometer lief Elena Burkard auf Rang acht. Nur zweimal war sie bei einer Cross-EM besser. 2017 mit Rang fünf und ein Jahr später mit Rang sechs. Die zweite deutsche Starterin Eva Dieterich (LAV Stadtwerke Tübingen) konnte gesundheitlich angeschlagen den Lauf nicht beenden, sie ging nach etwa fünf Kilometern aus dem Rennen.
An der Spitze drückte Top-Favoritin Nadia Battocletti auf den letzten beiden von fünf Runden mächtig aufs Gaspedal. Die Italienerin distanzierte mit der Tempoverschärfung Megan Keith (Großbritannien) und Yasemin Can (Türkei) deutlich und lief nach 24:52 Minuten zu einer erfolgreichen Titelverteidigung. Megan Keith folgte 15 Sekunden später auf Rang zwei, die viermalige Cross-Europameisterin Yasemin Can gewann mit 21 Sekunden Rückstand wie 2024 Bronze.
Die Team-Wertung war eine klare Angelegenheit für die belgischen Läuferinnen. Mit 16 Punkten gewann das Trio den Team-Titel. Dahinter folgten Großbritannien (39 pt.) und Frankreich (42 pt.). Nadia Battocletti verpasste mit der italienischen Mannschaft (43 pt.) als Team-Vierte knapp ihre zweite Medaille.
Männer, 7,5 km
Markus Görger und Nick Jäger in den Top 40
Im Männerrennen über 7,5 Kilometer ging es sofort zu Sache. Schnell zog sich das Feld durch das hohe Tempo auseinander. Das deutsche Duo Markus Görger (LG Region Karlsruhe) und Nick Jäger (LSC Höchstadt/Aisch) sortierte sich im Mittelfeld ein. Der Karlsruher arbeitete sich auf der ersten Streckenhälfte bis auf Platz 22 nach vorn. Doch auf den letzten beiden von fünf Runden büßte der Deutsche Meister noch einige Positionen ein und belegte am Ende mit 23:14 Minuten Rang 34.
Fünf Plätze und zwölf Sekunden dahinter kam Nick Jäger ins Ziel. Der Franke kämpfte auf der letzten Runde um jeden Platz und machte auf der Zielgeraden noch zwei Positionen gut. Lange Zeit war er außerhalb der Top 40 unterwegs gewesen. Damit war der 26-Jährige neun Plätze besser als bei der Cross-EM im Vorjahr.
Die Entscheidung um den Titel fiel erst auf den letzten 100 Metern. 10.000-Meter-Weltmeister Jimmy Gressier (Frankreich) und Thierry Ndikumwenayo (Spanien) gingen Schulter an Schulter in die letzte Kurve. Dort hatte der Spanier die Innenbahn und damit die bessere Ausgangsposition. Als Jimmy Gressier noch einmal antreten wollte, rutschte er weg und musste sich geschlagen geben.
Mit 22:05 Minuten gewann Thierry Ndikumwenayo erstmals Gold bei einer Cross-EM, Favorit Jimmy Gressier (22:08 min) musste sich mit Silber begnügen. Das Rennen um Bronze entschied Dominic Lobalu (Schweiz) mit 22:23 Minuten im Fotofinish vor dem zeitgleichen Briten Scott Beattie für sich. Die Team-Medaillen sicherten sich Spanien (16 pt.), Irland (26 pt.) und Frankreich (37 pt.).
Mixed Relay Frauen/Männer, 4x1,5 km
DLV-Quartett Neunter, Italien gelingt Titelverteidigung
Rasant ging es in der Mixed-Staffel in Lagoa zur Sache. Schließlich zählte auf den vier 1.500-Meter-Abschnitten nur Vollgas. Startläuferin Verena Meisl (TV Wattenscheid 01) hatte als Sechste und fünfte Frau – die Türkei hatten einen Mann das Rennen eröffnen lassen und wechselte als Erste – dem DLV-Team eine gute Ausgangsposition erarbeitet.
Diese Position konnten im Anschluss Jens Mergenthaler (LG farbtex Nordschwarzwald), Vera Coutellier (Cologne Athletics) und Marvin Heinrich (Eintracht Frankfurt) nicht ganz halten. Mit 17:37 Minuten belegte das deutsche Quartett Rang neun. Schlussläufer Marvin Heinrich konnte auf dem letzten Abschnitt noch einen Platz gutmachen.
„Die Strecke war technisch sehr anspruchsvoll, hat aber auch jede Menge Spaß gemacht. Wir haben gezeigt, dass wir mitlaufen können, obwohl wir natürlich gern etwas weiter vorn gelandet wären“, sagte Schlussläufer Marvin Heinrich. Startläuferin Verena Meisl ergänzte: „Die Runde ist wie im Flug vergangen. Als Startläuferin ist man natürlich in viele Positionskämpfe verwickelt. Ich wollte schnell anlaufen und mich positionieren. Das hat gut geklappt“.
Unter dem Beifall der heimischen Fans in Lagoa startete das portugiesische Quartett auf der zweiten Hälfte ein starke Aufholjagd. Salome Alfonso und 1.500-Meter-Weltmeister Isaac Nader machten insgesamt zehn Plätze gut und jubelten im Ziel über Silber (17:16 min). Der Sieg ging mit vier Sekunden Vorsprung an Titelverteidiger Italien, Bronze (17:17 min) an Großbritannien.
U23
U23 weiblich, 6,0 km
Bronze für Pia Schlattmann, Lisa Merkel Vierte, Team-Silber
Crosslauf kann auch Teamwork sein. Das zeigten in bravouröser Manier Pia Schlattmann (LG Brillux Münster) und Lisa Merkel (LAV Stadtwerke Tübingen) im U23-Rennen über 6,0 Kilometer. Beide schüttelten auf der zweiten Streckenhälfte eine Reihe von Konkurrentinnen ab und spurteten auf der Zielgeraden um die Bronzemedaille. Dort hatte Pia Schlattmann mehr Reserven und lief nach Rang vier im Vorjahr mit 20:23 Minuten aufs Podest. Zwei Sekunden später folgte Lisa Merkel auf Rang vier.
Auch die dritte deutsche Läuferin ließ nicht lange auf sich warten. Kira Weis (KSG Gerlingen) belegte mit 21:08 Minuten Rang 14. Insgesamt kam das Trio auf 21 Punkte und damit auf die identische Anzahl wie die französischen Läuferinnen. Da die dritte französische Läuferin Nelie Clement als Neunte allerdings vor Kira Weis ins Ziel kam, ging der Titel an Frankreich. Bronze sicherte sich Spanien mit 25 Punkten. Nele Heymann (LG Brillux Münster) wurde mit 21:11 Minuten 23.
„Ich bin total zufrieden, meine Taktik ist voll aufgegangen. Durch die Enge der Strecke musste man von Beginn an vorn dabei sein. Lisa und ich konnten uns im Rennen auch gut pushen. Wir wollten beide die Medaille, am Ende hatte ich vielleicht noch etwas mehr Kraft als sie“, sagte Pia Schlattmann. Dass das U23-Team den Team-Titel ganz knapp verpasste, ärgerte die Studentin nicht: „Wir haben Silber gewonnen, nicht Gold verloren.“
An der Spitze hatte sich in der Mitte des Rennens ein Duo abgesetzt: Maria Forero (Spanien) und Ilona Mononen (Finnland). Auf den letzten 500 Metern musste die finnische Hindernisspezialistin ihre Konkurrentin ziehen lassen. Mit 19:59 Minuten lief die Spanierin noch einen Vorsprung von fünf Sekunden heraus.
U23 männlich, 6,0 km
Robin Müller Zwölfter, Team läuft auf Rang fünf
Robin Müller (LC Top Team Thüringen) und Kurt Lauer (VfL Sindelfingen) ließen sich vom schnellen Anfangstempo nicht beeindrucken und gingen mutig ins U23-Rennen über 6,0 Kilometer. Der Thüringer kämpfte bis zum Schluss in einer größeren Gruppe um eine Top-10-Platzierung. Am Ende lief Robin Müller mit 18:16 Minuten auf Rang zwölf, nur vier Sekunden fehlten zum achtplatzierten Callum Morgan (Irland). „Ich konnte mich gut beim Start durchsetzen und hatte eine gute Position. Der Kurs war echt hart, ich musste ab der zweiten Runde schon beißen. Mit Platz zwölf bei meiner ersten Cross-EM bin ich super happy“, sagte Robin Müller nach seinem starken Auftritt an der Algarve.
Kurt Lauer konnte auf der letzten von vier Runden noch einige Konkurrentinnen hinter sich lassen und belegten nach 18:26 Minuten Platz 19. Auf der Zielgeraden hielt der Hindernisspezialist ein Quartett in Schach, das eine bzw. zwei Sekunden hinter dem Sindelfinger ins Ziel lief. Das deutsche Team-Trio komplettierte Jakob Dieterich (Frankfurt Athletics) nach 18:47 Minuten auf Rang 40. Silas Zahlten (LG Brillux Münster; 19:11 min) wurde 54.
Damit sammelte das deutsche Team 71 Punkte in der Mannschaftswertung und belegte Rang fünf. Die Medaillen gingen an Irland (19 pt.), Frankreich (33,5 pt.) und Spanien (43 pt.). Einzel-Gold sicherte sich mit einem souveränen Tempolauf Nicholas Griggs. Der Ire konnte im letzten Renndrittel Aurelien Radja (Frankreich) deutlich distanzieren und lief mit 17:47 Minuten zum Sieg. Der Franzose folgte zwölf Sekunden später und hatte vier Sekunden Vorsprung auf seinen Landsmann Pierre Boudy. Titelverteidiger Will Barnicoat (Großbritannien) verpasste nach zwei Titeln in Folge als 14. seinen angepeilten Gold-Hattrick.
U20
U20 weiblich, 4,5 km
Julia Ehrle läuft auf Rang zehn, Innes FitzGerald dominiert
Direkt nach dem Startschuss drückte Julia Ehre (LG farbtex Nordschwarzwald) aufs Tempo und setzte sich bei der ersten Entscheidung der 31. Cross-EM an die Spitze. Zunächst konnte ihr nur die Top-Favoritin Innes FitzGerald folgen. Noch auf dem ersten Kilometer der 4,5 Kilometer langen Strecke überholte die Britin die Deutsche U20-Meisterin und zog einsam auf und davon. Julia Ehrle musste auf der zweiten Streckenhälfte dem hohen Tempo etwas Tribut zollen und konnte am Ende nicht mehr ins Rennen um die Medaillen eingreifen. Die Vorjahresvierte belegte mit 15:29 Minuten Rang zehn.
Emily Junginger (VfL Sindelfingen) hatte sich genügend Kräfte für den finalen Kilometer aufgespart und machte bis zum Ziel noch einige Plätze gut. Mit 15:39 Minuten lief die Sindelfingerin auf Rang 18. Das DLV-Trio für die Mannschaftswertung komplettierte Lera Miller (VfL Löningen) als 32. Die Niedersächsin war nach 15:56 Minuten im Ziel. Wie eng das Feld zusammenlag, zeigt ein Blick in die Ergebnisliste. Die Plätze 2 bis 51 trennten nur eine Minute. „Die Strecke war echt schwierig, das hat man vorher etwas unterschätzt. Wir haben als Team alles gegeben“, sagte Lera Miller nach dem Rennen.
Das DLV-Quintett vervollständigten Franziska Drexler (LG Telis Finanz Regensburg) auf Platz 52 mit 16:08 Minuten und Hannah Lösel (Eintracht Frankfurt) als 76. mit 16:41 Minuten. Mit 60 Platzpunkten verpasste das deutsche Top-Trio die Medaillenplätze als Mannschafts-Fünfte nur knapp. Der Teamsieg ging angeführt vor der dominanten Siegerin Innes FitzGerald mit 33 Zählern an Großbritannien. Knapp dahinter lief Spanien mit 38 Punkten zu Silber, Schweden sicherte sich mit 44 Zählern Bronze.
Mit ihrem Gold-Hattrick bei Cross-Europameisterschaften beendete Innes FitzGerald standesgemäß ihre U20-Zugehörigkeit. Die U20-Europrekordlerin über 5.000 Meter hatte mit 14:35 Minuten mehr als eine halbe Minute Vorsprung auf Lucie Paturel (Frankreich; 15:07 min) und Emma Hickey (Irland; 15:10 min).
U20 männlich, 4,5 km
David Scheller nach Sturz noch Elfter, Team belegt Rang neun
Im Vollsprint gingen die U20-Läufer auf die 4,5-Kilometer-Distanz. Eine gute Ausgangsposition sicherte sich dabei David Scheller (LG Main-Spessart). Der Deutsche U20-Meister ließ den Rückstand trotz eines Sturzes nie zu groß werden und gab auf dem finalen Kilometer alles, um sich einen Top-10-Platz zu sichern. Am Ende musste sich der 19-Jährige im Foto-Finish knapp geschlagen geben und wurde mit 13:32 Minuten Elfter.
Damit führte David Scheller das deutsche Team in Lagoa an. Auf Rang 39 lief Lewe Teuber (SC Neubrandenburg; 13:59 min) als zweitbester Deutscher. Christopher Dahlmeyer (TSV Bayer 04 Leverkusen) folgte sieben Sekunden später auf Platz 46. Damit addierten sich Platzierungen auf 96 Punkte, was am Ende zu Platz neun reichte. Levin Saveur (LG Stadtwerke München) verpasste mit 14:09 Minuten auf Rang 52 eine Top-50-Platzierung nur knapp. Gleiches galt für Lenny Fred Riebe (LG Olympia Dortmund), der eine Sekunde und zwei Plätze später über den Zielstrich lief. Die Team-Medaillen sicherten sich Belgien, Großbritannien und Spanien.
„Die Strecke hat mir mit dem Auf und Ab gut gelegen. Das Rennen war eine super Motivation für die kommenden Jahre. Gern wäre ich natürlich noch etwas weiter vorn gelandet. Ein Top-6-Platz wäre vielleicht möglich gewesen“, erklärte David Scheller. Lewen Teuber beschrieb das Rennen so: „Es gab kaum gerade Stücke, wo man es rollen lassen konnte. Das macht das Rennen natürlich schwierig. Ich konnte auf der letzten Runde noch ein paar Plätze gutmachen, das hat sich gut angefühlt.“
Die Entscheidung um den Sieg fiel erst auf der kurzen Zielgeraden. Oscar Gaitan (Spanien) hatte vor der letzten Kurve den lange Zeit führenden Willem Renders überholt. Doch der Belgier konterte und spurtete nach 13:11 Minuten zum Titel. Hinter Oscar Gaitan (13:12 min) schnappte sich Alois Abraham (Frankreich; 13:19 min) die Bronzemedaille. Mitfavorit Håkon Moe Berg (Norwegen), ein 3:30-Minuten-Läufer über 1.500 Meter, konnte das Rennen nicht beenden.
Foto: Pia Schlattmann (re.) jubelte über Bronze in der U23 hinter Maria Forero (Mi.) und Ilona Mononen.