In Weinheim ist Christian Reif immer mit einer starken Leistung in die Saison gestartet. Am Samstag aber setzte er dort einen Sprung in die Grube, den ihm wohl so schnell keiner nachmachen wird. 8,49 Meter - weiter als bei seinem EM-Gold 2010 in Barcelona (Spanien) und nur fünf Zentimeter weg vom deutschen Rekord. Sein Trainer Uli Knapp sagt: Das hat sich im Training angedeutet.
Das Raunen im Zuschauerraum begann bereits, als Christian Reif noch durch die Luft segelte. Und spätestens nachdem er seine Marke in den Sand gesetzt hatte und mit weit ausgestreckten Armen aus der Grube herausgesprungen war, war allen klar: Dieser Satz war weit.
Dass das Maßband aber eine Weite preisgab, die den Rehlinger zurück katapultierte in Dimensionen seines EM-Siegs, das konnte er selbst kaum fassen. Ungläubig sank er zu Boden und schlug die Hände vors Gesicht. Dass danach kein weiterer Sprung folgte – verständlich. Was hätte er noch beweisen sollen?
„Supergut getroffen“
„Ich habe gespürt, dass der Sprung supergut getroffen war“, sagte Christian Reif. Dann habe er die Zuschauer gehört, die Weite anhand der Marke im Sand abgeschätzt. „Von einer guten 25er, 30er Weite bin ich ausgegangen – das habe ich schon gedacht.“ Aber 8,49 Meter? „Naja, ich habe ja immer gesagt: Wenn alles passt, kann ich das wieder springen. Zugetraut habe ich mir das immer.“
Vier Jahre musste er warten, bis wieder alles passt. In Barcelona war er mit 8,47 Metern Europameister geworden. Im Jahr 2010 waren ihm zwei weitere Sprünge auf 8,27 Meter gelungen, ein dritter folgte 2013. Aber die 8,50 Meter schienen lange außer Reichweite.
Sie sind eine Marke, die ohnehin nur ein Deutscher überbieten konnte: Lutz Dombrowski bei seinem deutschen Rekord von 8,54 Metern in Moskau. 34 Jahre ist das jetzt her. 2009 war Sebastian Bayer (Hamburger SV) in Ulm ebenfalls auf 8,49 Meter gesegelt. Außer diesen Dreien kam kein anderer Deutscher jemals über 8,40 Meter hinaus.
Perfektes Trainingslager
„Christian hatte in den ganzen letzten Jahren immer wieder kleine Wehwehchen“, erklärte sein Trainer Uli Knapp. Nie konnte er das Training von A bis Z nach Plan durchziehen, immer wieder mussten alternative Wege her. Bis jetzt. „Die Saisonvorbereitung verlief komplett störungsfrei“, konnte Uli Knapp verkünden. „Auf Teneriffa hatten wir ein perfektes Trainingslager. Christian hat die besten Werte seiner Karriere erzielt. Da habe ich ihm schon gesagt, dass er weit springen wird.“
Dass ein weiter Sprung in der Luft liegt, muss Christian Reif vor dem Wettkampf in Weinheim auch gespürt haben. „Ich habe mich körperlich extrem gut gefühlt“, sagte er. „Ich war angespannt und ich habe heute ziemlich viel von mir erwartet.“
Daran änderte auch eine Erkältung nichts, die sich in der Woche zuvor eingeschlichen hatte. „Mein Arzt hat zu mir gesagt: Mach zwei Sprünge und hör‘ auf!“ Schonen sollte er sich für die folgenden Wettkämpfe in Rehlingen (9. Juni) und Dessau (11. Juni). Letztendlich nahm Christian Reif dreimal Anlauf – und wird es nicht bereut haben.