| Hallesche Werfertage

Julia Fischer bezwingt die Weltmeisterin

Kampfansage von Julia Fischer: Die Diskuswerferin hat am Samstag bei den Halleschen Werfertagen im sechsten Versuch Weltmeisterin Denia Caballero niedergerungen. Der erste Auftritt nach achteinhalb Monaten Wettkampf-Pause endete für Kugelstoßer David Storl mit 20,25 Metern und Rang zwei.
Silke Morrissey / Jan-Henner Reitze

Ob sie am Freitagabend noch den <link news:47577>Speerwurf-Wettbewerb in Ostrava (Tschechien) verfolgt hatte? Die Deutsche Meisterin Julia Fischer (SCC Berlin) tat es am Samstag jedenfalls Speerwerfer Thomas Röhler (LC Jena) gleich und packte im letzten Durchgang die Fackel aus. 68,49 Meter – eine Wahnsinns-Weite! Die einzigen deutschen Athletinnen, die seit der Jahrtausendwende (jeweils einmal) weiter geworfen haben, sind die mehrmalige Weltmeisterin Franka Dietzsch und die WM-Dritte Nadine Müller.

"Ich wusste, ich habe etwas drauf. Die vergangene Trainingswoche ist sehr gut gelaufen. Ich freue mich, dass ich den Wettkampf im letzten Durchgang rumgerissen habe", erklärte die strahlende Siegerin.

Das Nachsehen hatte dabei in Halle keine Geringere als die Weltmeisterin und 70-Meter-Werferin aus Kuba: Denia Caballero hatte in Runde fünf mit 66,41 Metern die Führung übernommen, nachdem Julia Fischer in Runde drei mit 64,14 Metern vorgelegt hatte. Nach dem sechsten Wurf der Berlinerin lagen wieder zwei Meter zwischen den Beiden.

Die Ränge drei und vier in einem hochklassigen Wettbewerb gingen nach China an Xinyue Su (65,40 m) und Bin Feng (65,14 m). Auf Platz fünf folgte Lokalmatadorin Nadine Müller (SV Halle), für die am Samstag 64,30 Meter gemessen wurden.

David Storl hadert mit der Technik

Weltklasse-Stöße auf Knopfdruck? Wie gerne hätte David Storl (SC DHfK Leipzig) diese am Samstag bei seiner Rückkehr in den Wettkampf-Zirkus in Halle gezeigt. Doch nach sechs Versuchen und einer Tages-Bestweite von 20,25 Metern musste der zweimalige Weltmeister konstatieren: „Nach einer so langen Zeit gehst du in den Wettkampf, willst alles und verkrampfst. Es fehlt die Lockerheit, damit die Dynamik aus den Beinen übertragen wird. Es fühlt sich noch nicht ganz fertig an.“

Seit September 2015 hat der amtierende Vize-Weltmeister keine Wettkämpfe bestritten. Um das lädierte und bereits operierte Knie zu schonen, hatte er auf die Hallensaison verzichtet. So fehlte zum Saison-Auftakt die technische Feinabstimmung, es wurde nichts mit der Olympia-Norm (20,50 m), und auch den Tagessieg musste er abgeben. An den Mann, der in den Jugendklassen schon in seine Fußstapfen getreten ist: U20-Weltmeister Konrad Bukowiecki (Polen; 20,62 m).

Der Achte der Hallen-WM Tobias Dahm (VfL Sindelfingen) kam dahinter auf 19,77 Meter, Dennis Lewke (SC Magdeburg) konnte als Vierter mit 19,42 Metern eine neue Bestleistung verbuchen.

Christina Obergföll dreht den Spieß um

Im Speerwurf stellte die Weltmeisterin von 2013 Christina Obergföll (LG Offenburg) die bekannte Rangordnung wieder her. Während sie sich in Rehlingen noch U23-Europameisterin Christin Hussong (LAZ Zweibrücken) geschlagen geben musste, hatte sie in Halle mit einer Steigerung auf 64,96 Meter den besten Wurf auf ihrer Seite. Auf Rang zwei jubelte die Französin Mathilde Andraud (63,54 m) über einen neuen Landesrekord, Christin Hussong wurde diesmal mit 62,32 Metern Dritte.

"Das ist ein großer Befreiungsschlag", erklärte Christina Obergföll. "Ich hoffe, es kann noch ein bisschen weiter gehen, denn mein erstes Empfinden vom Wurf war gar nicht so gut."

Für WM-Finalistin Linda Stahl (TSV Bayer 04 Leverkusen) stand bei den Werfertagen die erste Standortbestimmung des Jahres auf dem Programm. Sie startete mit Rang vier und 60,60 Metern in die Saison. Die EM-Norm für Amsterdam (Niederlande; 6. bis 10. Juli) ist damit abgehakt, nun soll der Speer in den kommenden Wochen über den Richtwert für Rio (62,00 m) fliegen.

Christoph Harting reicht Olympia-Norm nach

In Wiesbaden musste sich Diskuswerfer Christoph Harting (SCC Berlin) noch mit drei Ungültigen aus dem Wettbewerb verabschieden. Dass er in guter Form ist, konnte er nun in Halle unter Beweis stellen: Mit 65,61 Metern reichte er die Olympia-Norm nach und ließ alle nationalen Konkurrenten im Kampf um die Olympia-Tickets hinter sich – bis auf seinen Bruder Robert Harting, der laut aktuellem Stand am 2. Juni in Rom (Italien) in die Saison einsteigen wird.

Knapp ging es zu auf den weiteren Plätzen: Daniel Jasinski (TV Wattenscheid; 65,38 m) fehlten nur wenige Zentimeter zum Tagessieg. Der Sieger von Wiesbaden Martin Wierig (SC Magdeburg; 63,88 m) musste sich diesmal mit Rang drei zufrieden geben, dahinter Vierter wurde der Potsdamer Markus Münch (62,28 m).

Julian Weber und die verflixte 83

Im Speerwurf absolviert Julian Weber (USC Mainz) eine Saison auf stabil hohem Niveau – nur die verflixten 83,00 Meter, gefordert für eine Olympia-Teilnahme, wollen nicht fallen. Immerhin war er in Halle der beste deutsche Speerwerfer und näherte sich mit 82,69 Metern weiter der Norm. Es war schon sein dritter 82-Meter-Wettkampf in diesem Jahr. Rehlingen-Sieger Johannes Vetter (LG Offenburg; 81,53 m) reihte sich diesmal dahinter ein.

"Ich habe schon Aufnahmen von meinen Würfen gesehen. Die Technik ist noch ausbaubar. Die Weite ist super und ich freue mich, dass ich gegen so eine starke Konkurrenz gewinnen konnte", erklärte Julian Weber.

Lijiao Gong lässt die Muskeln spielen

Besonders aufmerksam wird Bundestrainer Sven Lang das Kugelstoßen der Frauen verfolgt haben – denn dort trat die wohl größte Konkurrentin der derzeit verletzten Weltmeisterin Christina Schwanitz (LV 90 Erzgebirge) in den Ring. Nur zwei Versuche genehmigte sich Lijiao Gong (China), dann erklärte sie den Wettkampf für beendet: In Runde zwei flog die Vier-Kilo-Kugel auf herausragende 20,43 Meter. Eine Fingerzeig im Kampf um Olympia-Gold und der haushohe Sieg vor ihrer Landsfrau Yang Gao (18,72 m).

Die beste deutsche Stoßerin trat in der B-Konkurrenz in den Ring: Sara Gambetta (SC DHfK Leipzig), einst Siebenkämpferin, jetzt nur noch mit der Kugel in der Hand unterwegs, steigerte ihre Bestleistung um einen satten halben Meter auf 17,72 Meter und erfüllte damit die EM-Norm.

Polens Hammerwurf-Weltmeister dominieren

Eine Serie auf allerhöchstem Niveau präsentierte im Hammerwurf der Frauen Weltmeisterin und Weltrekordlerin Anita Wlodarczyk. Die Polin erzielte mit 79,48 Metern die viertbeste Weite ihrer Karriere und legte mehr als sieben Meter zwischen sich und die zweitplatzierte Chinesin Zhen Wang (72,46 m). Beste Deutsche: die Frankfurterin Kathrin Klaas auf Platz fünf (70,30 m).

Wenig überraschend, dass auch im Hammerwurf der Männer ein Pole die Nase vorn hatte: Weltmeister Pawel Fajdek sorgte mit 80,39 Metern für den einzigen 80-Meter-Wurf des Tages und hielt damit Vize-Weltmeister Dilshod Nazarov (Tadschikistan; 78,34 m) auf Distanz.

Die kompletten Resultate finden Sie in unserer <link>Ergebnisrubrik…

Mehr:

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