| Rückblick

Der große Disziplin-Check 2014 – Langhürden Frauen

Das Leichtathletik-Jahr 2014 ist fast Geschichte. Hinter den Topathleten liegen die EM in Zürich (Schweiz), die Team-EM in Braunschweig und die Hallen-WM in Sopot (Polen). Der Nachwuchs hat bei der U20-WM in Eugene (USA) und den Olympischen Jugendspielen in Nanjing (China) internationale Erfahrungen gesammelt. Zeit zurückzublicken – und die deutschen Leistungen in den einzelnen Disziplingruppen genauer unter die Lupe zu nehmen. Heute: die 400 Meter Hürden der Frauen.
Silke Morrissey

2014 im Rückblick

Christiane Klopsch (LG ovag Friedberg-Fauerbach) hielt im EM-Jahr die deutsche Fahne hoch – und konnte dabei einige persönliche Erfolge feiern. Acht der zehn schnellsten Rennen ihrer Karriere stammen aus 2014, ihre Bestzeit von 56,83 Sekunden aus dem Vorjahr steigerte sie um mehr als acht Zehntel auf 56,02 Sekunden. Bei der Team-EM errang sie einen beachtlichen fünften Rang, auch bei der EM durfte die Deutsche Meisterin trotz knapp verpasster Norm ran und verfehlte dort nur um einen Platz den Finaleinzug.

Auf internationalem Parkett blieben die Auftritte der Hessin ein Solo – zu groß war die Lücke, die zwischen ihr und dem Rest der deutschen Hürdenläuferinnen klaffte. Als Deutsche Vize-Meisterin war Titelverteidigerin Claudia Wehrsen (LT DSHS Köln; 57,20 sec) in Ulm erneut auf den Punkt topfit. Dahinter steigerte auch die junge Christine Salterberg (TuS Köln rrh.) ihre Bestleistung auf 57,55 Sekunden. Der talentierten 20-Jährigen ist in Zukunft wohl am ehesten zuzutrauen, die Lücke zu Christiane Klopsch zu schließen. Schon als 18-Jährige war sie 57,65 Sekunden gerannt, 2014 konnte sie an diese Leistung wieder anknüpfen.

Ihr Potenzial über die Langhürden deutete einmal mehr Fabienne Kohlmann (LG Karlstadt/Gambach/Lohr) an, obwohl sie sich in der abgelaufenen Saison auf die 800 Meter konzentrierte. Mit ihrem einzigen Start setzte sich die U20-Europameisterin von 2007 auf Position zwei der deutschen Bestenliste fest. Nach einem Ermüdungsbruch war die Saison jedoch jäh beendet.

Erfreuliche Ergebnisse gab es 2014 aus den Jugend-Altersklassen zu vermelden. Gleich zwei Hürdenläuferinnen schafften den Sprung ins Team für die U20-WM in Eugene (USA). Jackie Baumann (LAV Stadtwerke Tübingen) legte dafür im Vergleich zum Vorjahr einen Leistungssprung um mehr als anderthalb auf 58,42 Sekunden hin, Laura Gläsner (TV Germania Helmstedt; 59,51 sec) blieb erstmals unter 60 Sekunden. Beide schafften es bis ins Halbfinale.

Die erst 17 Jahre alte Eileen Demes (TV 1861 Neu-Isenburg) stand nach Rang vier bei der U18-WM 2013 erneut in einem internationalen Finale: Bei den Olympischen Jugendspielen in Nanjing (China) war sie mit ihrer neuen Bestzeit von 58,68 Sekunden eine der Medaillen-Kandidatinnen. Den Traum vom Podium machte ein Sturz eingangs der Zielgeraden zunichte.

Unsere Top Drei

<link https: www.leichtathletik.de nationalmannschaft athletenportraet athlet detail christiane-klopsch zum athletenporträt von christiane>Christiane Klopsch
LG ovag Friedberg-Fauerbach, 24 Jahre
SB: 56,02 sec | PB: 56,02 sec (2014)
DM: 1. Platz
EM: Halbfinale (9. Platz in 56,28 sec)
DLV-Jahresbestenliste: 1.
Europäische Bestenliste: 15.
Welt-Jahresbestenliste: 41.

Claudia Wehrsen
LT DSHS  Köln, 30 Jahre
SB: 57,20 sec | PB: 57,20 sec (2014)
DM: 2. Platz
EM: -
DLV-Jahresbestenliste: 3.
Europäische Bestenliste: 37.
Welt-Jahresbestenliste: 91.

<link https: www.leichtathletik.de nationalmannschaft athletenportraet athlet detail christine-salterberg zum athletenporträt von christine>Christine Salterberg
TuS Köln rhh., 20 Jahre
SB: 57,55 sec | PB: 57,55 (2014)
DM: 3. Platz
EM: -
DLV-Jahresbestenliste: 4.
Europäische Bestenliste: 46.
Welt-Jahresbestenliste: 111. 

Unsere Hoffnungsträgerin

<link https: www.leichtathletik.de nationalmannschaft athletenportraet athlet detail eileen-demes zum athletenporträt von eileen>Eileen Demes
TV 1861 Neu-Isenburg, 17 Jahre
SB: 58,68 sec | PB: 58,68 sec (2014)

Erst 17 Jahre alt und schon die Nummer acht in Deutschland – Eileen Demes gehört die Zukunft! Mit den Plätzen vier und acht in internationalen Finals hat sie zwei Jahre in Folge Top-Niveau bewiesen.

Unser Pechvogel

<link https: www.leichtathletik.de nationalmannschaft athletenportraet athlet detail eileen-demes zum athletenporträt von eileen>Eileen Demes
TV 1861 Neu-Isenburg, 17 Jahre
SB: 58,68 sec | PB: 58,68 sec (2014)

Ja, auch Hoffnungsträgerinnen können Pechvögel sein: Eileen Demes hätte im Finale der Olympischen Jugendspiele eine starke Saison mit einer internationalen Medaille krönen können. Doch sie stürzte, an Position drei liegend, rund 100 Meter vor dem Ziel und musste sich mit Rang acht zufrieden geben.

2015 im Ausblick

Die deutschen Hoffnungen für die WM in Peking (China) ruhen auf Christiane Klopsch. Die Weltmeisterschaften 2013 hatte sie noch vor dem Fernseher verfolgen müssen. Im kommenden Jahr winkt nach der jüngsten Leistungssteigerung ein Einzelstart. Für diesen wird die 24-Jährige allerdings noch einmal eine Schippe drauflegen müssen. Für die Teilnahme in Moskau (Russland) waren 55,40 Sekunden gefordert – eine hohe Hürde. Daher lockt auch ein Start mit der 4x400 Meter Staffel.

Christine Salterberg ist Deutschlands Kandidatin Nummer eins für die U23-EM in Tallinn (Estland). 2014 zählte sie in dieser Altersklasse zu Europas Top Acht, eine Finalteilnahme ist also allemal drin. Auch die U20-EM-Finalistin von 2013 Karolina Pahlitzsch (SV Preußen Berlin) und Jackie Baumann können mit einem Start in Tallinn liebäugeln.

Gleich eine Handvoll Kandidatinnen gibt es für die U20-EM in Eskilstuna (Schweden). In dieser Altersklasse ist der DLV mit Laura Gläsner, Eileen Demes und  der U18-WM-Dritten von 2013 Lisa-Marie Jacoby (Erfurter LAC) gut aufgestellt.

Das sagt der Bundestrainer

Herr Eisenkolb, wie fällt Ihre Bilanz für das EM-Jahr 2014 aus?

Edgar Eisenkolb:

Mit den guten Entwicklungen einer Reihe von Athletinnen in diesem Jahr natürlich erst einmal positiv. Christiane Klopsch konnte in ihrer Spezialdisziplin bei der EM an den Start gehen und leistete wie in vorangegangenen Jahren einen Beitrag zum Ergebnis der 4x400 Meter Staffel. 

Die Ergebnisse der U20-Athletinnen Laura Gläsner und Jackie Baumann mit dem Erreichen des Halbfinals bei der U20-WM und die Bronzemedaille von Laura Gläsner in der 4x400 Meter Staffel belegen die Richtigkeit unseres eingeschlagenen Weges.

Was oder wer war für Sie das ganz persönliche Highlight der vergangenen Monate?

Edgar Eisenkolb:

Es ist nicht ganz so einfach hier eine Leistung hervor zu heben. Die überwiegende Anzahl der Athletinnen des Kaders entwickelt sich positiv und es gelingt Ausgewählten, den internationalen Standards wieder gerecht zu werden. Insofern hat Eileen Demes mit zwei Finalteilnahmen in zwei aufeinanderfolgenden Jahren bei den internationalen Meisterschaften im Weltmaßstab ihrer Altersklasse schon etwas Besonderes erreicht. In diesem Zusammenhang möchte ich sehr gern ihren Heimtrainer Robert Schieferer nennen und mich auch für die gute Zusammenarbeit insbesondere mit dem verantwortlichen Nachwuchs-Disziplintrainer Heiner Preute bedanken.

Mit welchen Aufgaben und Zielen gehen Sie in die kommende Saison?

Edgar Eisenkolb:

Wir arbeiten zielorientiert darauf hin, eine Qualifikation für die WM 2015 und die Olympischen Spiele 2016 zu erreiche. Die erfolgreiche Schwerpunkt-Arbeit im Nachwuchs soll folgerichtig mit der maximalen Anzahl an Starterinnen und einem Finalplatz bei der U23-EM weitergeführt werden. Unser Anspruch für die U20-EM ist ähnlich gelagert.

Wir wollen unseren methodischen Weg eines schnelligkeits- und geschwindigkeitsorientierten Trainingsaufbaus weiter gehen. Mit guten Flachlaufleistungen wird die Basis für die 400 Meter Hürden Strecke gelegt, und parallel dazu werden damit wiederum einige Athletinnen ihre Ambitionen für die 4x400 Meter Nationalstaffeln in den verschiedenen Altersbereichen anmelden.

Zahlen und Fakten

Die Jahresbesten

56,02 sec - Christiane Klopsch (LG ovag Friedberg-Fauerbach)
56,87 sec - Fabienne Kohlmann (LG Karlstadt/Gambach/Lohr)
57,20 sec - Claudia Wehrsen (TSV Bayer 04 Leverkusen)
57,55 sec - Christine Salterberg (TuS Köln rrh.)
57,69 sec - Anna Raukuc (LG Hannover)
58,42 sec - Jackie Baumann (LAV Stadtwerke Tübingen)
58,49 sec - Karolina Pahlitzsch (SV Preußen Berlin)
58,68 sec - Eileen Demes (TV 1861 Neu-Isenburg)
58,76 sec - Carina Schmidt (LT DSHS Köln)
58,85 sec - Tamara Seer (VfL Sindelfingen)

Internationale Endlauf-Platzierungen 2014

EM: keine
U20-WM: keine
Olympische Jugendspiele: Eileen Demes (8. Platz, 1:10,12 min)

Entwicklung des Spitzenniveaus

JahrAthletinnen < 55,00 sec Schnitt Top Ten
2005 Claudia Marx (55,59), Ulrike Urbansky (55,94) 57,71
2006 Claudia Marx (54,80) 57,59
2007 Ulrike Urbansky (55,21), Tina Kron (55,58), Jonna Tilgner (55,96) 57,51
2008 Jonna Tilgner (55,73) 57,69
2009 Jonna Tilgner (55,71), Tina Kron (55,99) 57,15
2010 Fabienne Kohlmann (55,49) 57,37
2011 keine 57,37
2012 keine 57,84
2013 keine 58,33
2014 keine 57,85

Entwicklung Jahresbestleistungen

JahrDeutschlandEuropaDiffWeltDiff
2005 55,59 (C. Marx) 52,90 (Pechonkina/RUS) 2,69 52,90 (Pechonkina/RUS) 2,69
2006 54,80 (C. Marx) 53,14 (Nosova/RUS) 1,66 53,02 (Demus/USA) 1,78
2007 55,21 (U. Urbansky) 53,50 (Pechonkina/RUS) 1,71 53,28 (Williams/USA) 1,93
2008 55,73 (J. Tilgner) 53,84 (Danvers/GBR) 1,89 52,64 (Walker/JAM) 3,09
2009 55,71 (J. Tilgner) 53,95 (Morosanu/ROU) 1,76 52,42 (Walker/JAM) 3,29
2010 55,49 (F. Kohlmann) 52,92 (Antyukh/RUS) 2,57 52,82 (Demus/USA) 2,67
2011 56,97 (C. Klopsch) 53,29 (Hejnova/CZE) 3,68 52,47 (Demus/USA) 4,50
2012 56,27 (T. Kron) 52,70 (Antyukh/RUS) 3,57 52,70 (Antyukh/RUS) 3,57
2013 56,83 (C. Klopsch) 52,83 (Hejnova/CZE) 4,00 52,83 (Hejnova(CZE) 4,00
2014 56,02 (C. Klopsch) 54,39 (Child/GBR) 1,63 53,41 (Spencer/USA) 2,61

Was auffällt

  • Mit Zuzana Hejnova (Tschechische Republik) fehlte 2014 verletzungsbedingt die Überfliegerin des Vorjahres. Das macht sich auch in den internationalen Topzeiten bemerkbar.
  • Der Abstand zur Weltspitze (2,61 sec) ist so gering wie seit 2007 nicht, der Abstand zur europäischen Spitze (1,63 sec) war in den vergangenen zehn Jahren nie kleiner.
  • Auf eine Zeit unter 56 Sekunden warten die deutschen Hürdenläuferinnen weiterhin vergeblich: Seit 2010 ist eine 55er Zeit unerreicht.
  • Der Top-Ten-Schnitt hat sich im Vergleich zu 2013 deutlich verbessert, liegt allerdings noch immer über dem Niveau der zehn Jahre zuvor.
  • Hoffnung macht die Altersstruktur in den deutschen Top 20 mit gleich 17 Athletinnen der Jahrgänge 1990 und jünger, neun von ihnen U20-Athletinnen.

    Video-Clips

    <link video:9785>Christiane Klopsch erneut mit Bestleistung
    <link video:10042>Christine Salterberg mit bestem Stehvermögen
    <link video:10694>Laura Gläsner gewinnt die Langhürden
    <link video:10799>Eileen Demes unterstreicht ihr Talent

    Die weiteren Disziplin-Checks 2014 im Überblick

    <link news:37530>Langhürden Männer
    <link news:37456>Hürdensprint Frauen
    <link news:37450>Hürdensprint - Männer
    <link news:37361>Langstrecke - Frauen
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    <link news:37224>Mittelstrecke - Männer
    <link news:37211>400 Meter - Frauen
    <link news:37205>400 Meter - Männer
    <link news:37049>Sprint - Frauen
    <link news:37046>Sprint - Männer

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