Das Leichtathletik-Jahr 2017 neigt sich dem Ende entgegen. Es ist viel passiert in den vergangenen Monaten – mit Hallen-EM, Team-EM und den Weltmeisterschaften in London sowie drei internationalen Nachwuchsmeisterschaften. Wir blicken in unseren jährlichen Disziplinanalysen zurück auf die Highlights und ziehen Bilanz. Heute: der Hindernislauf der Frauen.
Fazit des Bundestrainers
Enrico Aßmus, wie fällt Ihre Bilanz für das WM-Jahr 2017 aus?
Enrico Aßmus:
Der Sturz von Gesa Felicitas Krause bei der WM war sehr emotional und für alle ein Schock; trotzdem sind sowohl der unter diesen Umständen respektable neunte Platz als auch ihre Weiterentwicklung in 2017 als bemerkenswert hervorzuheben. Gesa hat ihren deutschen Rekord gleich zweimal verbessert, über die Hindernisse einen 5er-Schnitt von 9:16 Minuten erzielt und ihre Unterdistanz-Leistungen gesteigert.
Ansonsten haben die krankheitsbedingten Ausfälle der Olympia-Starterinnen Maya Rehberg und Sanaa Koubaa natürlich geschmerzt. Die neue persönliche Bestzeit von Jana Sussmann beim ISTAF kam etwas spät, macht aber Hoffnung für das nächste Jahr.
Bei der U23-EM ist der fünfte Platz von Lea Meyer hervorzuheben, sie konnte im Finale erstmals die 10-Minuten-Marke unterbieten. Bei der U20-EM sorgte Lisa Oed mit ihrem überraschenden Sieg für einen Paukenschlag. Insgesamt bin ich zufrieden mit der Saison der Damen.
Was war für Sie das ganz persönliche Highlight?
Enrico Aßmus:
Hier möchte ich zwei hervorheben: Gesas deutscher Rekord beim ISTAF war nach der WM eine tolle Willensleistung und zeigt ihre unglaublich starke Wettkampf-Mentalität. Gepaart mit ihrer tollen Persönlichkeit macht diese sie zu einem Vorbild unserer Sportart.
Für das Highlight im Jugendbereich sorgte Lisa Oed. Sie wurde für ihren Mut, eine neue Disziplin auszuprobieren, belohnt. Ihr Titel bei der U20-EM kam überraschend und zeigt ihre Perspektive auf, denn sie ist noch im ersten Jahr der U20. In der kommenden Saison wird sie bei der U20-WM den Vergleich mit der weltweiten Konkurrenz suchen.
Wo sehen Sie die Aufgaben und Ziele für die kommende Saison mit der Heim-EM 2018 in Berlin?
Enrico Aßmus:
Einerseits wollen wir die arrivierten Athletinnen und ihre Heimtrainer unterstützen, damit sie unter den bestmöglichen Rahmenbedingungen trainieren können. Andererseits gilt es, den vielversprechenden Nachwuchs komplex zu entwickeln, hier wollen wir uns sowohl fachlich-inhaltlich einbringen als auch mit dem Angebot eines damit verknüpften Lehrgangssystems.
Bei der Heim-EM 2018 wollen wir mit drei Athletinnen im Finale vertreten sein und dort dann die bestmöglichen Platzierungen erkämpfen. Nach den EM-Titeln 2014 von Antje Möldner-Schmidt, die gerade an ihrem Comeback feilt, und 2016 von Gesa Krause wäre das "Triple" vor heimischem Publikum sicher ein wunderbares Highlight!
In unserer langfristigen Planung in Richtung Olympische Spiele 2020 sind zudem die U23-Europameisterschaften 2019 ein wichtiger Baustein. Mit perspektivischen Athletinnen wie Liane Weidner, Lea Mayer, Thurid Gers und Lisa Oed möchten wir eine junge Generation weiterentwickeln und auf erfolgreiche Auftritte im internationalen Wettbewerb vorbereiten.
Internationale Erfolge 2017
Medaillen | (Weitere) Final-Platzierungen | |
---|---|---|
WM | – | 9. Platz Gesa Krause |
U23-EM | – | 6. Platz Lea Meyer 12. Platz Liane Weidner |
U20-EM | Gold: Lisa Oed | 7. Platz Lisa Vogelgesang |
U18-WM | – | 8. Platz Josina Papenfuß |
EYOF | – | – |
Die deutschen Top Ten 2017
Zeit | Name | Jahrgang | Verein |
---|---|---|---|
9:11,85 min | Gesa Felicitas Krause | 1992 | Silvesterlauf Trier |
9:39,46 min | Jana Sussmann | 1990 | LT Haspa Marathon Hamburg |
9:58,16 min | Lea Meyer | 1997 | VfL Löningen |
9:58,77 min | Cornelia Griesche | 1993 | LG Telis Finanz Regensburg |
10:00,53 min | Liane Weidner | 1997 | SCC Berlin |
10:00,79 min | Lisa Oed | 1999 | SSC Hanau-Rodenbach |
10:09,43 min | Leah Hanle | 1997 | TSV Holzelfingen |
10:13,72 min | Maya Rehberg | 1994 | SG TSV Kronshagen/Kieler TB |
10:19,58 min | Lisa Vogelgesang | 1999 | Eintracht Hildesheim |
10:21,35 min | Linda Wrede | 1993 | LT DSHS Köln |
Statistik – Das sagen die Zahlen
Das deutsche Top-Niveau
Jahr | < 9:39,00 WM-Norm | Schnitt Top 3 | Schnitt Top 5 | Schnitt Top 10 |
---|---|---|---|---|
2005 | – | 10:10,58 | 10:17,74 | 10:27,41 |
2006 | – | 10:02,66 | 10:09,19 | 10:22,44 |
2007 | – | 9:58,82 | 10:03,92 | 10:19,89 |
2008 | 1 | 9:45,91 | 9:54,55 | 10:06,54 |
2009 | 1 | 9:43,49 | 9:53,04 | 10:09,64 |
2010 | – | 9:52,17 | 10:00,34 | 10:10,72 |
2011 | 1 | 9:45,97 | 9:55,04 | 10:08,86 |
2012 | 2 | 9:26,13 | 9:43,16 | 10:00,37 |
2013 | 2 | 9:42,14 | 9:53,76 | 10:12,16 |
2014 | 2 | 9:36,14 | 9:42,58 | 9:57,32 |
2015 | 1 | 9:38,65 | 9:46,10 | 10:08,27 |
2016 | 2 | 9:29,91 | 9:37,09 | 9:56,49 |
2017 | 1 | 9:36,49 | 9:45,75 | 9:55,76 |
Entwicklung Jahresbestleistungen
Jahr | Deutschland | Europa | Diff. | Welt | Diff. |
---|---|---|---|---|---|
2005 | 9:56,70 (Dreier) | 9:20,49 (Volkova/RUS) | 36,21 | 9:15,04 (Inzikuru/UGA) | 41,66 |
2006 | 9:48,50 (Dreier) | 9:17,15 (Frankiewicz/POL) | 31,35 | 9:17,15 (Frankiewicz/POL) | 31,35 |
2007 | 9:53,25 (Dreier) | 9:06,57 (Volkova/RUS) | 46,68 | 9:06:57 (Volkova/RUS) | 46,68 |
2008 | 9:29,86 (Möldner) | 8:58,81 (Galkina/RUS) | 31,05 | 8:58,81 (Galkina/RUS) | 31,05 |
2009 | 9:18,54 (Möldner) | 9:07,32 (Dominguez/ESP) | 11,22 | 9:07,32 (Dominguez/ESP) | 11,22 |
2010 | 9:47,78 (Krause) | 9:17,07 (Dominguez/ESP) | 30,71 | 9:11,71 (Chemos/ETH) | 36,07 |
2011 | 9:32,72 (Krause) | 9:07,03 (Zaripova/RUS) | 25,71 | 9:07,03 (Zaripova/RUS) | 25,71 |
2012 | 9:21,78 (Möldner-Schmidt) | 9:05,02 (Zaripova/RUS) | 16,79 | 9:05,02 (Zaripova/RUS) | 16,79 |
2013 | 9:29,27 (Möldner-Schmidt) | 9:28,00 (Zaripova/RUS) | 1,27 | 9:11,65 (Chemos/KEN) | 17,62 |
2014 | 9:29,43 (Möldner-Schmidt) | 9:23,86 (Fougberg/SWE) | 5,57 | 9:10,64 (Ayalew/ETH) | 18,79 |
2015 | 9:19,25 (Krause) | 9:19,25 (Krause) | 0,00 | 9:05,36 (Ghribi/TUN) | 13,89 |
2016 | 9:18,41 (Krause) | 9:18,41 (Krause) | 0,00 | 8:52,78 (Jebet/BRN) | 25,63 |
2017 | 9:11,85 (Krause) | 9:11,85 (Krause) | 0,00 | 8:55,29 (Jebet/BRN) | 16,56 |
Das fällt auf
- Gesa Felicitas Krause steht zum dritten Mal in Folge an der Spitze der deutschen und europäischen Bestenliste
- Nach dem gesundheitlich bedingten Ausfall der Olympia-Starterinnen Sanaa Koubaa und Maya Rehberg klafft hinter Gesa Krause eine deutliche Lücke, die 2017 nur Jana Sussmann in ihrem letzten Rennen der Saison annähernd schließen konnte
- Trotz dieses Ausfalls waren sechs Athletinnen in diesem Jahr in Zeiten von 10 Minuten und schneller unterwegs, der Top Ten-Schnitt ist der bisher beste in dieser Disziplin überhaupt
- Das Durschnittsalter der zehn besten deutschen Hindernisläuferinnen ist mit 21,9 Jahren extrem jung
- Das Niveau im Hindernislauf steigt kontinuierlich: Gesa Felicitas Krause hat im zweiten Jahr in Folge den deutschen Rekord verbessert, weltweit blieben neben Weltrekordlerin Ruth Jebet (Bahrain) erstmals noch zwei weitere Athletinnen unter der Neun-Minuten-Marke
leichtathletik.TV-Clips
<link https: www.leichtathletik.de tv disziplinen video-uebersicht disziplin hindernis btn zu den hindernis-videos von>Hindernislauf
Die Disziplin-Analysen 2017 im Überblick:
<link http: www.leichtathletik.de news detail der-grosse-disziplin-check-2017-sprint-maenner>Sprint – Männer
<link http: www.leichtathletik.de news detail der-grosse-disziplin-check-2017-sprint-frauen>Sprint – Frauen
<link http: www.leichtathletik.de news detail der-grosse-disziplin-check-2017-400-meter-maenner>Langsprint – Männer
<link http: www.leichtathletik.de news detail der-grosse-disziplin-check-2017-400-meter-frauen>Langsprint – Frauen
<link http: www.leichtathletik.de news detail der-grosse-disziplin-check-2017-mittelstrecke-maenner>Mittelstrecke – Männer
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