| U23-EM

Fabian Heinle fliegt mit 8,14 Metern zu Gold

Erstes Gold für die deutschen Leichtathleten bei der U23-EM in Tallinn (Estland): Weitspringer Fabian Heinle (LAV Stadtwerke Tübingen) sprang im fünften Versuch auf 8,14 Meter. Damit war er am Freitagabend nicht zu schlagen und wurde erster deutscher U23-Europameister im Weitsprung.
Martin Neumann

Die Faust geballt, hüpfte Fabian Heinle am Freitagabend nach dem fünften Versuch aus der Weitsprunggrube. Der 21-Jährige wusste, dass der Sprung im Finale der U23-Europameisterschaften ein ganz weiter gewesen war. Als dann 8,14 Meter auf der Anzeigetafel aufleuchteten, kannte der Jubel keine Grenzen mehr. Der Youngster von der LAV Stadtwerke Tübingen war sich sicher: Das war endlich der eine richtig gute Sprung, der für Gold nötig war. Er sollte recht behalten. Die starke Konkurrenz kam nicht mehr seine Weite heran. So wurde Heinle zum ersten deutschen U23-Europameister im Weitsprung überhaupt. Silber ging mit glatten 8,00 Metern an den bis zum fünften Versuch führenden Tschechen Radek Juska, Bronze gewann mit 7,97 Metern Bachana Khorava (Georgien).

„Ich freue mich riesig über den Titel. Schließlich wusste ich vor anderthalb Jahren noch gar nicht, ob ich überhaupt noch einmal bei Meisterschaften starten würde“, sagte Heinle. Am 18. Januar 2014 hatte sich der damals 19-Jährige beide Kreuzbänder im linken Knie gerissen. Bei den baden-württembergischen Hallenmeisterschaften wollte er einen Sprung abbrechen, einfach durchlaufen. Doch mit seinem linken Bein blieb er im Sand stecken und schlug um. Die Sportinvalidität war deutlich wahrscheinlicher als Leistungssport. Doch der Tübinger ließ sich nicht unterkriegen. Er kämpfe sich zurück und erreichte ein ganz neues sportliches Niveau.

Ärger über verschenkte Zentimeter

Das zeigte sich am Freitagabend auch an einer kleinen Szene: Nach 7,97 Metern im zweiten Versuch – einer passablen Weite – machte Heinle eine wegwerfende Handbewegung Richtung Coach Tamas Kiss. Offensichtlich war er nicht zufrieden. „Ich hatte gewusst, dass noch mehr möglich ist als die 7,97 Meter. Bei dem Versuch habe ich bestimmt 20 Zentimeter bei der Landung liegen gelassen“, klärte Heinle auf. Ein hoher Anspruch an sich selbst, den er auch in den kommenden Wochen treu bleiben will. Die WM-Norm für Peking hat er mit seinem 8,25-Meter-Sprung von Anfang Juni längst in der Tasche. Bei der entscheidenden WM-Qualifikation – den Deutschen Meisterschaften in zwei Wochen in Nürnberg – soll der vierte Acht-Meter-Sprung der Karriere her.

Der Weitsprung-Aufsteiger des Jahres bringt eine extrem schnelle Anlaufgeschwindigkeit mit, zuletzt wurden 10,6 Meter pro Sekunde für ihn gemessen. „Dazu habe ich einen guten Absprung. Der ist wohl angeboren“, sagte Heinle. In dieser Kombination sind Acht-Meter-Sprünge möglich – sofern die Landung gelingt. Die ist noch der kleine Schwachpunkt beim Tübinger. „Manchmal werde ich nicht ganz mit dem Laufsprung fertig“, verriet er. Im fünften Anlauf in Tallinn gelang es – und Fabian Heinle durfte die Siegerfaust nach 8,14 Metern ballen.

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