Die zweifache Hindernis-Europameisterin Gesa Felicitas Krause (Silvesterlauf Trier) blieb beim 73. Internationalen Paderborner Osterlauf in einem starken Frauenfeld als Zehnte in 33:32 Minuten nur fünf Sekunden über ihrer 10 Kilometer-Bestzeit. Vier Tage zuvor war sie aus einem vierwöchigen Höhentrainingslager in Flagstaff zurückgekehrt. Im Interview spricht die 26-Jährige über das Rennen in Paderborn, ihren geplanten Bahn-Auftakt und die WM in Doha.
Gesa Felicitas Krause, der Start in Paderborn war für Sie die erste Standortbestimmung im WM-Jahr. Welches Fazit ziehen Sie?
Gesa Felicitas Krause:
Das war sicherlich noch nicht meine Grenze. Mein Ziel war es, mich vor der großen Zuschauerkulisse in dem erlesenen Feld gut zu präsentieren, und ich denke, dass ich das geschafft habe. Wenn ich aus einem Trainingslager komme, habe ich erst einmal Probleme mit dem Wettkampftempo. Umgekehrt komme ich danach aber nicht so schnell außer Puste. Meine längsten Tempoläufe in Flagstaff gingen über 1.000 Meter. Daher war das in Paderborn schon eine große Umstellung für mich.
Welche Taktik hatten Sie sich für den Osterlauf zurecht gelegt?
Gesa Felicitas Krause:
Ich hatte mir vorgenommen, die zweite Streckenhälfte etwas schneller zu laufen. Dies ist mir mit 16:40 Minuten auch gelungen. Nach Kilometer sechs habe ich dann richtig auf das Tempo gedrückt. Dabei kam mir entgegen, dass ich vor mir zwei Mädels hatte und hinter mir eine Männer-Gruppe lag. Ich möchte natürlich immer etwas schneller laufen, aber mit meiner erzielten Zeit bin ich zufrieden. Ich habe nämlich in Flagstaff hart trainiert und hatte die Zeitverschiebung noch nicht ganz verkraftet. 2015 und 2016 war ich beim Paderborner Osterlauf ähnlich schnell, und das waren ganz gute Jahre für mich. Warum soll das in diesem Jahr anders sein?
Wie haben Sie das Rennen erlebt?
Gesa Felicitas Krause:
Ich hatte während des gesamten Rennens keine Beschwerden und konnte daher die tolle Stimmung entlang der Strecke und im Zielbereich aufsaugen. Das war ein tolles Gefühl. Ich blicke den kommenden Monaten optimistisch entgegen, denn ich befinde mich auf einem guten Weg. Hinzu kommt die Gewissheit, dass meine Grundlagen für die recht lange Saison stimmen.
Wie waren die Bedingungen in Flagstaff?
Gesa Felicitas Krause:
Wir hatten erfreulicherweise keinen Schnee, aber der Wind war oft stark und kühl. Das Wetter war in Ordnung, denn wir hatten keinen Regentag, und wenn die Sonne schien, war es angenehm warm.
Die Hallensaison verlief für Sie nicht so zufriedenstellend. Gab es dafür Gründe?
Gesa Felicitas Krause:
Ich war nach der EM in Berlin krank und hatte eine kleine Verletzung am Fuß. Daher war es für mich schwierig, wieder in Form zu kommen. Bei meinem ersten Hallenrennen in Dortmund bin ich gerade aus dem Höhentrainingslager in Südafrika gekommen. Meine Zeit von 4:14,60 Minuten war ja noch in Ordnung, aber bei meinem zweiten Hallenrennen spürte ich aufgrund des Trainingslagers meine Müdigkeit. Immerhin habe ich während der Hallensaison noch 9:03,19 Minuten über 3.000 Meter erreicht. Diese Zeit ist nicht gerade grandios, aber sie war für mich auch keine Katastrophe. Leider hat es für die Hallen-EM in Glasgow, für die ich mich gerne qualifiziert hätte, nicht ganz gereicht.
Sie waren in den letzten Monaten bereits im südafrikanischen Potchefstroom und in den USA in Flagstaff. Ist jetzt erst einmal Schluss mit Trainingslagern?
Gesa Felicitas Krause:
Nein. Ich mache nur eine achttätige Zwischenstation in Deutschland. Dann geht es für mich weiter nach Südafrika, wo ich mir in Potchefstroom den Feinschliff für die Saison holen möchte. Daher bin ich froh, dass ich in Paderborn diesen Formtest unter Wettkampfbedingungen absolvieren konnte. Der Osterlauf wird für mich vorerst der einzige Straßenlauf in der Vorbereitungsphase bleiben. Weil mir solche Läufe Spaß machen, werde ich gelegentlich gefragt, ob ich nicht auf längere Strecken bis hin zum Marathon wechseln möchte. Meine Liebe gilt aber dem Hindernislauf und da habe ich noch einige Ziele, die ich verwirklichen möchte.
Wann geht es für Sie in diesem Jahr erstmalig über die Hindernisse?
Gesa Felicitas Krause:
Das hat noch ein wenig Zeit. Voraussichtlich Ende Juni oder Anfang Juli. Mein erstes Bahnrennen wird wahrscheinlich am 8. Juni sein. Wo ich dann laufen werde, steht noch nicht fest. An dem Pfingstwochenende habe ich sicherlich mehrere Startmöglichkeiten. Es wird auf jeden Fall eine Flachstrecke sein: 800, 1.500, 3.000 oder 5.000 Meter. Ich habe mehrere Distanzen zur Auswahl, wobei ich die 5.000 Meter eher ausschließen werde.
Die Belastungen beim Hindernislauf sind für die Gelenke recht hoch. Wie versuchen Sie sich vor Verletzungen zu schützen?
Gesa Felicitas Krause:
Ich absolviere sehr viel Stabilitätstraining. Natürlich laufe ich im Training über Hindernisse, aber nie über den Wassergraben, weil dort die Verletzungsgefahr relativ hoch ist. Ich brauche nichts zusätzlich zu provozieren.
Welche Ziele haben Sie sich für die WM-Saison gesetzt?
Gesa Felicitas Krause:
Ich möchte auf jeden Fall meine persönliche Hindernis-Bestzeit [Anm. d. Red.: seit 2017 bei 9:11,85 Minuten] verbessern. Dies würde gleichzeitig einen neuen deutschen Rekord bedeuten. Weltweit hat sich im Hindernislauf sehr viel verändert. Wenn ich dort vorne mitmischen möchte, muss ich Bestzeit laufen. Ein absoluter Traum ist natürlich für mich eine Zeit unter neun Minuten. Dafür muss aber alles zusammenpassen. Mein nächstes Ziel sind erst einmal die 9:10 Minuten. Ich habe Spaß an Herausforderungen und möchte meine Grenzen kennen lernen. In diesem Jahr habe ich dazu sicherlich Gelegenheit.
Haben Sie Probleme mit dem späten WM-Termin? Die internationalen Titelkämpfe starten erst Ende September...
Gesa Felicitas Krause:
Dieser Termin stellt für jede Athletin und jeden Athleten eine Herausforderung dar. Man muss das Jahr richtig gestalten, und ich hoffe, dass mir das gelingt.
Eine Olympiamedaille fehlt Ihnen noch in Ihrer Trophäensammlung. Sind die Olympischen Spiele in Tokio für Sie jetzt schon ein Thema?
Gesa Felicitas Krause:
Meine Vorbereitung auf Tokio hat praktisch mit der Vorbereitung auf die aktuelle Saison begonnen, die ja recht spät endet. Nach der WM in Doha kann ich mir nur eine kleine Auszeit gönnen, denn mein Training geht kurze Zeit darauf weiter. Das Ziel Olympische Spiele schwingt in meinem Hinterkopf immer mit – aber ich sehe es nur verschwommen, weil ich mich erst einmal auf die Weltmeisterschaften konzentriere. Erst danach werde ich mich mit dem Thema Tokio umfassend beschäftigen.
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