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Homiyu Tesfaye plant mit EM-Doppelstart über 5.000 und 10.000 Meter

Homiyu Tesfaye orientiert sich immer stärker in Richtung Langstrecken. Nach seinen beiden überzeugenden Halbmarathonrennen in Den Haag und Berlin will sich der 24-Jährige für die Europameisterschaften in der deutschen Hauptstadt im Sommer über 5.000 und 10.000 Meter qualifizieren.
Jörg Wenig

„Wenn ich die Qualifikationszeiten schaffe, möchte ich bei der EM über beide Langstrecken an den Start gehen“, verkündete Homiyu Tesfaye (LG Eintracht Frankfurt) am Sonntag nach dem Berliner Halbmarathon, bei dem er als Achter in 62:13 der beste nicht-kenianische Läufer war.

Der bisherige 1.500-Meter-Spezialist hatte sein Können über die Langstrecken in den vergangenen Jahren bereits aufblitzen lassen: In Paderborn gewann Homiyu Tesfaye vor drei Jahren die 10 Kilometer sensationell in 27:54 Minuten. Damit wurde er auf Anhieb zum drittschnellsten deutschen Läufer aller Zeiten über diese Strecke und verpasste den deutschen Rekord von Carsten Eich um lediglich sieben Sekunden. Im vergangenen Jahr überraschte er beim Berliner Halbmarathon mit einem eindrucksvollen und mutigen Rennen. Als Siebter steigerte er seine Bestzeit deutlich auf 62:58 Minuten.

Doch: „62:58 waren eigentlich gar nicht so gut. In diesem Jahr war ich viel besser in Form“, sagte der aus Äthiopien stammende Läufer, der sich auf die beiden Frühjahrs-Halbmarathonrennen mehrere Monate in Äthiopien vorbereitet hatte. „Ich habe nicht in einer Gruppe trainiert. Aber ich hatte meine eigenen Tempomacher beim Training – das funktioniert sehr gut.“ In der Vorbereitung auf die EM will Homiyu Tesfaye wieder die Zusammenarbeit mit Trainer Wolfgang Heinig suchen.

Infekt verhindert Angriff auf deutschen Rekord

Im März hatte er sich in Den Haag (Niederlande) über die 21,0975-Kilometer-Distanz auf starke 61:20 Minuten verbessert – so schnell war seit mehr als 20 Jahren kein Deutscher mehr. Nach diesem starken Rennen wollte er in Berlin eigentlich den 25 Jahre alten Rekord von Carsten Eich angreifen, der 1993 den Berliner Halbmarathon in 60:34 Minuten gewonnen hatte. Aber in der unmittelbaren Vorbereitung auf Berlin kam ein Infekt dazwischen, so dass das Training beeinträchtigt wurde.

„Ich hatte sehr gut trainiert, aber eine Woche nach dem Rennen in Den Haag war ich erkältet“, erzählte Homiyu Tesfaye, der ursprünglich sogar die Stunden-Barriere ins Visier nehmen wollte. „Ich hatte entsprechend trainiert.“

Nächster Start DM in Pliezhausen

In Frankfurt, wo er mit seiner Frau Maryam Jamal – einer früheren Weltklasse-Läuferin und 1.500-m-Olympiasiegerin von 2012 – und der im vergangenen Sommer geborenen Tochter lebt, bereitet sich Homiyu Tesfaye nun auf die Bahnsaison vor. Sein nächstes Rennen werden die Deutschen 10.000-Meter-Meisterschaften in Pliezhausen am 12. Mai sein.

Die EM-Norm steht bei 28:55 Minuten. Beim Den Haag-Halbmarathon war er die ersten 10 Kilometer bereits in 28:20 Minuten gelaufen, in Berlin hatte er diese Marke am Sonntag nach 29:03 Minuten erreicht. Die Qualifikationszeit sollte also kein Hindernis für Homiyu Tesfaye sein, der sich dann auch über 5.000 Meter qualifizieren will. Dafür sind zumindest 13:40 Minuten gefragt. Mit seiner enormen Grundschnelligkeit hätte erbei der EM interessante Chancen.

„Wenn ich die Qualifikation über 10.000 Meter nicht schaffen sollte, hätte ich noch die Option über 1.500 Meter“, sagt Homiyu Tesfaye, der auf jeden Fall weiter Halbmarathon-Rennen und dann zu gegebener Zeit auch Marathon laufen will. „Ich will auf möglichst vielen Strecken Rekorde brechen. Als 1.500-Meter-Läufer im Halbmarathon 61 Minuten zu laufen, das ist schon außergewöhnlich.“ In der Tat hat das auf seinem Niveau noch kein anderer deutscher Läufer geschafft. Homiyu Tesfaye ist immer für eine Überraschung gut.

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