In Nürnberg haben elf DLV-Athleten zum ersten Mal bei Deutschen Meisterschaften der "Großen" ganz oben auf dem Treppchen gestanden. Einige von ihnen haben schon große internationale Erfolge gefeiert - andere wollen den Sprung auf die große Bühne von Olympia, WM und Co. noch schaffen. leichtathletik.de stellt die „Neuen Meister“ vor. Heute: Diskuswerferin Julia Fischer (SCC Berlin).
<link https: www.leichtathletik.de nationalmannschaft athletenportraet athlet detail julia-fischer>Julia Fischer
SCC Berlin
*1. April 1990
Größe: 1,92 Meter
Diskuswurf
Bestleistung: 66,46 m (2014)
WM-Fünfte 2015
EM-Fünfte 2012, 2014
U23-Europameisterin 2011
Zweite U20-EM 2009
Zweite U20-WM 2008
U18-Weltmeisterin 2007
Deutsche Meisterin 2015
Die Entwicklung der Bestleistung im Laufe der Karriere von Julia Fischer könnte als Idealbild in jedes Trainings-Lehrbuch geschrieben werden. In jedem Jahr steigerte die Berlinerin ihren Hausrekord, von 44,69 Metern im Jahr 2005 bis auf 66,46 Meter im Jahr 2014. Bei allen internationalen Nachwuchsmeisterschaften errang sie mindestens die Silbermedaille, bei U18-WM und U23-EM sogar jeweils Gold. Aus dem zurückliegenden Sommer stammt erstmals keine neue Bestleistung.
Dass die abgelaufene Saison dennoch die bisher beste der Julia Fischer war und wieder einen Meilenstein auf dem Weg hin zu der Athletin markiert, die sie einmal sein möchte, zeigt: Mit einer bloßen Zahlenreihe lässt sich eine Sportlerin nicht beschreiben. Es steckt mehr dahinter.
Schlüssel zu konstanten Leistungen
Das Umfeld möglichst optimal gestalten, das richtige Fine-Tuning in Sachen Trainingsaufbau und Technik finden, mit den eigenen Emotionen umgehen. Was diese Faktoren angeht, verlief die Karriere der Diskuswerferin weniger geradlinig als die Entwicklung ihrer Bestleistung vermuten lässt. Das schlug sich in fehlender Konstanz der Leistungen nieder. 2015 hat sich das geändert. Der Wechsel zu Trainer Torsten Schmidt trägt erste Früchte.
"Für mich war dieses Jahr deshalb viel wertvoller und erfolgreicher", erklärt die Athletin des SCC Berlin. "Drei Faktoren waren dafür entscheidend: Der Trainingsplan wurde mehr auf die Bedürfnisse einer Frau angepasst, was teilweise mehr Training bedeutete. Dann bin ich technisch sicherer geworden und mental viel stärker."
Hausmarken dieser Fortschritte sind der erste deutsche Meistertitel gegen starke nationale Konkurrenz in Nürnberg mit Saisonbestleistung (65,98 m) und die bisher stärkste Weite bei einem Saisonhöhepunkt (63,88 m) als WM-Fünfte, wobei im Finale von Peking (China) der Rücken leichte Probleme machte und möglicherweise eine noch größere Weite verhinderte.
Talent für den Diskuswurf früh erkannt
Mit der Leichtathletik begonnen hat Julia Fischer bei der LG Märkisch-Oderland vor den Toren Berlins. "Trainingsmethodisch war der Verein sehr fortschrittlich. Es bestand auch eine Kooperation mit der Humboldt-Uni, wodurch ich häufiger in Berlin war", erinnert sich die Polizeimeisterin an die Anfänge ihrer Karriere. Im Alter von 13 Jahren entschloss sie sich dann, das Coubertin-Gymnasium in Berlin zu besuchen. Die Sportschule mit ihrem professionellen Umfeld und ein großes Talent hatten sich gegenseitig gefunden. Damit waren die Weichen Richtung Leistungssport früh gestellt.
Das kommende Jahr bietet Julia Fischer die Chance, ihr größtes sportliches Ziel anzugehen: Eine olympische Medaille. Das Grundlagentraining ist aufgenommen. Ende November steht mit dem DLV-TopTeam das erste Wärme-Trainingslager in Südafrika an. Das Trainingskonzept steht und in allen Teilbereichen soll noch ein Schippchen obendrauf gelegt werden. "Insbesondere technisch, weil viele Würfe auf hohem Niveau auch eine größere maximale Leistung bringen", lautet der Plan Richtung Rio de Janeiro (Brasilien).
So wohl sich Julia Fischer mittlerweile in ihrer eigenen sportlichen Welt fühlt, so unangenehm empfindet sie die momentanen Vorgänge und Schlagzeilen um Doping und Korruption in der Leichtathletik insgesamt. "Da blutet einem das Herz", sagt die Berlinerin, die wenig Hoffnung hat, dass sich mit dem neuen Präsidenten des Weltverbandes Sebastian Coe etwas ändert, "weil ich nicht glaube, dass man in einem Verband jemanden groß werden lässt, der nicht auf Linie ist."
Video:
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Das sagt Bundestrainer Werner Goldmann: |
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Julia hat sich im Vergleich zu den Vorjahren auf einem viel konstanteren Leistungsniveau präsentiert. Sie ist stabiler geworden, was sie auch bei den Weltmeisterschaften gezeigt hat. Ihre Leistung beim Höhepunkt ist sehr viel stärker geworden. Die dazu gewonnene Stabilität konnte sie auch bei den Deutschen Meisterschaften unter Beweis stellen, wo sie verdient gewonnen hat. Julia hat sich in den vergangenen Jahren kontinuierlich entwickelt und gehört zu unseren Spitzenwerferinnen, wo wir im Moment sehr gut besetzt sind. Ein paar Reserven gibt es noch. Alle Athletinnen werden versuchen, spezielle Kraft und Technik noch etwas zu verbessern, um im laufenden Olympiazyklus ihr höchstes Niveau zu erreichen. In Richtung Rio wird es schon auf nationaler Ebene ein spannendes Jahr.