20 Jahre nach ihrem legendären Sieg beim 100. Boston-Marathon (USA) ist Uta Pippig am Montag überraschend den Klassiker ein weiteres Mal gelaufen. Ohne besondere Vorbereitung entschloss sie sich kurzfristig, erst zwei Tage zuvor, an den Start zu gehen, um damit verschiedene Charity-Organisationen zu unterstützen.
Für den Berlin-Marathon-Veranstalter SC Charlottenburg startend, hatte Uta Pippig den Boston-Marathon zwischen 1994 und 1996 dreimal in Folge gewonnen. 1996 hatte sie noch fünf Kilometer vor dem Ziel scheinbar aussichtslos rund 200 Meter hinter Tegla Loroupe zurückgelegen. Doch die Kenianerin brach dramatisch ein, so dass Uta Pippig trotz erheblicher Magen-Darm-Probleme das Rennen doch noch gewann. Einen ähnlich großen Rückstand holte am Montag, 20 Jahre später, die äthiopische Siegerin Atsede Baysa auf, die nach 35 Kilometern noch 37 Sekunden zurücklag.
Eine Präsentation mit den großen Läuferinnen, die die Geschichte des Boston-Marathons prägten – darunter die Amerikanerin Bobbi Gibb, die 1966 als erste Frau den Boston-Marathon inoffiziell und ohne Startnummer gelaufen war – und eine Charity-Veranstaltung des Krebsforschungs-Institutes Dana Farber sowie der Hoyt Foundation, die Uta Pippig seit Jahren als Trainerin unterstützt, hatten sie an den Tagen vor dem Rennen dazu bewogen, kurzfristig in Boston an den Start zu gehen.
„Ich sagte bei der Veranstaltung von Dana Farber zu den Charity-Läufern: Ich bin mit euch dort auf der Strecke, und vielleicht können wir gemeinsam laufen. Dann gab es kein Zurück mehr“, erzählt Uta Pippig, die im Trikot von Team Hoyt, das mit Vater Dick und seinem im Rollstuhl sitzenden Sohn Rick Hoyt zu einem Symbol für den Boston-Marathon wurde, an den Start ging.
Keine gezielte Vorbereitung
„Ich hatte nicht für diese lange Strecke trainiert, war aber durch meine Vorbereitung auf ein kürzeres Rennen, das zwei Tage vor dem Marathon stattfand, recht gut drauf. Ich bin auch vor einigen Wochen zehn Meilen, also 16 Kilometer, gelaufen. So war ich sehr vorsichtig und habe die erste Hälfte lediglich als Trainingslauf gesehen", sagt Uta Pippig. "Dann dachte ich nach 21 Kilometern, vielleicht geht es noch bis 25 Kilometer. Nach zwei Stopps, um Fotos zu machen und die Muskulatur zu dehnen, war ich dann schon bei 20 Meilen am Erfrischungspunkt von Team Hoyt."
Da konnte sie nicht mehr aus dem Rennen gehen. "Ich rate aber Marathon-Einsteigern auf alle Fälle davon ab, es mir nachzumachen“, erklärte die Finisherin, die schließlich nach 3:38:40 Stunden auf Platz 10.367 im Ziel war. In ihrer Altersklasse belegte die 50-Jährige damit Rang 95. „Es war wie eine Zeitreise von heute in die Vergangenheit und wieder zurück. Ich habe das Lachen und die Zurufe gehört. Die Begeisterung war unglaublich, und es war zugleich eine sehr friedliche Atmosphäre. Die Organisation war grandios – die Sicherheit, die Erfrischungspunkte, alles war top organisiert.“