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Vanessa Pfeifer nach 60-Meter-Wurf hungrig auf mehr

Vanessa Pfeifer nach 60-Meter-Wurf hungrig auf mehr
Erstmals wirft eine Thüringerin den Hammer über 60 Meter: Vanessa Pfeifer (ASV Erfurt) steigerte sich am letzten Aprilwochenende in Braunschweig auf 61,06 Meter. Ein perfekter Einstand in die Saison, der die 19-jährige U20-EM-Teilnehmerin hungrig auf mehr macht.
Sandra Arm

Bislang fehlten ihr immer nur wenige Zentimeter, um die 60-Meter-Marke zu knacken. Die U23-Werferin probierte sich bis zum 12. April vergeblich daran. Dann die Erlösung: Beim 22. Erfurter Werfertag landete der Hammer bei 60,40 Meter. Am letzten Wochenende im April setzte die 19-Jährige in Braunschweig noch einen drauf, sie steigerte ihre persönliche Bestleistung nochmals: 61,06 Meter.

Noch nie ist es einer Thüringerin mit dem Hammer gelungen, über 60 Meter zu werfen. Jetzt innerhalb von zwei Wochen gleich mehrfach. Und Vanessa Pfeiffer stellte zugleich auch einen neuen Landesrekord auf. Dabei deutete die gebürtige Geraerin schon in den vergangenen zwei Jahren an, dass sie die Weite eigentlich drauf hat. „Ich habe die vergangenen beiden Jahre auf den Moment gewartet. 2013 war ich dann ganz nah dran“, blickt sie für einen Moment zurück. Der Knoten platzte nun vor wenigen Wochen beim Heimwettkampf: „Es ist umso schöner, wenn es überrascht kommt und zu diesem frühen Zeitpunkt war die Weite nicht zu erwarten gewesen. Es war ein schöner Moment, die Marke zu übertreffen.“

61 Meter sollen erst der Anfang sein

Die bisherigen Freiluft-Ergebnisse stimmen Vanessa Pfeifer mehr als positiv für die weiteren Wettkämpfe. Zumal sie die 61,06 Meter bei der zweiten Auflage des Nationalen Jugend-Hammerwurfmeetings in Braunschweig aus dem vollen Training herauswarf. „Das war ein super Ergebnis. Ich habe gehofft, dass es in die Richtung geht, erwartet habe ich es aber nicht“, freut sie sich über die starke Leistung. In Braunschweig wuchtete sie ihr vier Kilogramm schweres Arbeitsgerät gleich dreimal über die magische 60-Meter-Marke.

Bis Ende April weilte sie mit ihrem Trainer Ron Hütcher für zwei Wochen im Trainingslager in Kienbaum. „Wir haben an der Wurfspitze gearbeitet, um uns auf die Wettkampfsaison vorzubereiten“, erklärt ihr Trainer, der sich über die 61 Meter etwas überrascht zeigte. „Die 61 Meter haben sich im Training angedeutet, aber wir hätten nicht gedacht, dass Vanessa sie so früh wirft. Die Weite ist ein schöner Einstieg in die Wettkampfsaison.“ Und es soll noch weiter gehen. Die 61,06 Meter waren nämlich erst der Anfang, wenn man beide so reden hört. Die Zielstellung für den Sommer lautet: 62,50 Meter.

Neue Wege im täglichen Training 

In den vergangenen sechs Monaten wurde dafür der Grundstein gelegt, die Strapazen in den täglichen Einheiten zahlten sich jetzt schon aus. Zusätzliche Anreize schaffte ihr Trainer: „Wir haben mit den vorhandenen Trainingsmitteln neue Impulse gesetzt und sind mit dem Hammer neue Wege gegangen. Mal haben wir mit den Gewichten, mal mit der Länge variiert. Noch dazu haben wir im Krafttraining versucht, ihre Defizite auszugleichen“, sagt der 29-Jährige, der vor neun Monaten die A-Lizenz für Stoß und Wurf erwarb.

Seit 2008 betreut der gebürtige Nordhäuser seinen Schützling. Zu Beginn nur einmal die Woche im Techniktraining. Ihr Haupttrainer war der damalige Landestrainer Burkhard Looks. Die Betreuung wurde schnell ausgeweitet - ausschließlich im technischen Bereich. Mit dem Weggang von Burkhard Looks übernahm Ron Hütcher die Schülerin des Jenaer Sportgymnasiums vor neun Monaten komplett. „Dank der langfristigen Ausbildung als Co-Trainer von Burkhard Looks sowie der bis dato stattfinden Kommunikation konnte ein flüssiger und nahtlos Übergang gewährleistet werden“, erklärt Ron Hütcher, der seine Erfahrung als ehemaliger Hammerwerfer nun an die jüngere Generation weitergibt.

Erst spät zur Leichtathletik

Die Zusammenarbeit läuft gut. „Das hätte ich am Anfang nicht gedacht, weil er auch noch ein sehr junger Trainer ist. Er steht ja noch am Anfang seiner Trainerkarriere“, sagt die U23-Athletin, die sich nach anfänglichen Schwierigkeiten nun immer besser zurechtfindet. „Es funktioniert alles super, die Zusammenarbeit hat sich über die vergangenen Monate noch verstärkt.“ Im technischen Bereich zeigt sich Vanessa Pfeifer schon sehr stabil, Reserven hat sie vor allem im athletischen Bereich. „Mir fehlt die Grundausbildung, weil ich relativ spät erst mit dem Sport begonnen habe“, sagt die nur 1,68 Meter große Athletin, die vom Tanzen über Handball erst mit 13,14 Jahren zur Leichtathletik und zum Hammerwerfen kam. Das Zusammenspiel zwischen Technik, Kraft und Geschwindigkeit, und das daraus einer runder Wurf wird, sei es, was sie besonders an ihrer Disziplin fasziniert.

Bisher lief es für Vanessa Pfeifer in ihrem „Übergangsjahr ohne internationalen Höhepunkt“ schon ganz gut. In den kommenden Monaten könnte es sogar noch besser laufen, wenn sie erst einmal das Abitur in der Tasche hat. Mitte Mai beginnen die schriftlichen Abiturprüfungen. Danach wartet eine besondere Saison – ihre erste bei den Frauen. Noch mehr Konkurrenz. Und vielleicht noch größere Weiten? „Es ist schön, sich mit erfahrenen Werferinnen messen zu können.“ Der Blick ist aber vorerst auf die U23-Konkurrenz gerichtet. Und dort besonders auf Charlene Woitha (SCC Berlin), die bisher 65,31 Meter in den Ergebnislisten stehen hat. 

Medaille bei der U23-DM

Einsteigen in die Wettkampfsaison wird Vanessa Pfeifer bei den Halleschen Werfertagen (17./18. Mai; Halle). Weiterhin fest eingeplant und ein Pflichttermin: das Internationale Hammerwurfmeeting mit EM-Qualifikation in Fränkisch Crumbach (7. bis 9. Juni). Die Highlights sind die nationale U23-Meisterschaft in Wesel (14./15. Juni) und die deutschen Meisterschaften in Ulm (26./27. Juli). Hoffnungen auf eine Medaille macht sich Vanessa Pfeifer insbesondere bei der U23-DM. „Die Farbe ist erst einmal egal. Je höher, umso schöner“, sagt sie.

Nach Bronze im vergangenen Jahr kommt jetzt vielleicht Silber? Die Konkurrenz ist stark: Bei der Vergabe der Medaillen werden auch Charlene Woitha, Susen Küster (60,11 m; Hallesche Leichtathletik-Freunde) und Svenja Kern (60,87 m; LG Eintracht Frankfurt) ein Wörtchen mitreden wollen. Vanessa Pfeifer ist gerüstet. Auch dank ihrer 61,06 Meter.

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