| Porträt

Nach Millimeter-Krimi: Kurt Lauer nimmt Kolumbien ins Visier

Es war eine Millimeter-Entscheidung! Kurz vor dem Ziel kämpften sie verbissen um den 5.000-Meter-Titel bei den Deutschen Meisterschaften in Pliezhausen. Kurt Lauer und Constantin Carls, die beiden Protagonisten der Altersklasse U20, lieferten sich einen beinharten Zweikampf, den Lauer mit knappem Vorsprung gewann. Als Nächstes möchte der 18-Jährige nun die Norm für die U20-WM ins Visier nehmen.
Uli Hörnemann

Jetzt kommt Kurt, der Coole, mit dem besten Spurt! Nach einem hammerharten Finish holte er seinen Rivalen, den Kölner Constantin Carls, der auf der Zielgeraden schon wie ein Sieger aussah, wieder ein und schob sich auf den letzten Metern noch an ihm vorbei. „Jaaaaaa“, stieß Kurt Lauer (LAZ Ludwigsburg) einen Urschrei aus, dann ballte er die Fäuste, reckte sie in den Himmel und sprudelte los wie ein Wasserfall, obwohl ihm noch die Puste fehlte nach seinem Erfolgserlebnis in Pliezhausen. „Ich habe Blut geleckt, als ich merkte, dass er nicht wegkam.“

Weil Constantin Carls, der mutig vorgestoßen war, nicht mehr kontern konnte, triumphierte Lauer in 14:58,53 Minuten in einem taktisch geprägten Lauf. Sein Wegbegleiter war ein wenig enttäuscht und nur ganze 35 Hundertstel langsamer, ein Wimpernschlag, der über Gold und Silber entschied.

Der neue Deutsche Meister ist 18, ein Alter, in dem andere gern über die Stränge schlagen. Doch Kurt Lauer hat keine Flausen im Kopf und frönt seinem Hobby, das da heißt: laufen, laufen, laufen! „Ein geiles Rennen“, frohlockte er mit einem breiten Grinsen auf den Backen, „es war ein langsamer Beginn mit einer deutlichen Temposteigerung und einem packenden Finale.“

Pliezhausen als Heimspiel

Das Feld bummelte zunächst über die Tartanbahn. Dann nahm Kurt Lauer gemeinsam mit Constantin Carls das Heft des Handelns in die Hand. Nach einer mauen Durchgangszeit von 12:16,25 Minuten bei 4.000 Meter explodierte urplötzlich das Tempo. Lauer und Carls stürmten ihren Wegbegleitern auf und davon. „Und zum Schluss war ich der Stärkere“, freute sich der strahlende Sieger, der gern aus dem nahen Ludwigsburg ins Pliezhausener Schönbuchstadion kommt. „Mein Saisoneinstieg war schon letztes Jahr in Pliezhausen.“

2021 lief er hier 5:52,55 Minuten über 2.000 Meter Hindernis. 2022 folgte ein weiterer Meistertitel, nachdem Lauer bereits im vergangenen Sommer in Rostock Gold gewonnen hatte über 2.000 Meter Hindernis.

Man kann ihn mit Fug und Recht als Hindernis-Spezialisten bezeichnen. 2011 bei der U20-EM in Tallinn (Estland) mischte er putzmunter mit im Reigen der besten Nachwuchsläufer aus Europa. Mit 8:59,51 Minuten über 3.000 Meter Hindernis gab es zwar keine Medaille, dafür Platz fünf bei starker Konkurrenz.

Kolumbien als großes Ziel

2022 möchte sich Kurt Lauer für die U20-WM in Cali (Kolumbien) qualifizieren. Bei 9:05 Minuten liegt die Norm. „Die habe ich in Tallinn bereits unterboten“, schaute er zurück auf seine internationale Feuertaufe, „ich denke, dass ich diese Zeit auch diesmal draufhabe.“ Wenn alles normal läuft, wenn er von Verletzungen verschont bleibt, dürfte das kein großes Problem sein.

Apropos Blessuren! Vor ein paar Wochen plagte ihn ein Reizerguss im Fuß. „Nichts Wildes“, gab er sogleich Entwarnung, „ich konnte gut durchtrainieren.“ Sein gewachsenes Ausdauervermögen stellte Lauer Mitte März beim „Berlin Invitational“ über 10 Kilometer nachhaltig unter Beweis. Mit 30:28 Minuten, genau sechs Sekunden schneller als fünf Monate zuvor im Heilbronn, gelang ihm eine neue persönliche Bestleistung. Hundertprozentig zufrieden war er aber nicht: „Denn ich hatte mir eigentlich mehr vorgenommen.“

Training mit Julian Großkopf

Sportlich ist alles im Lot. Schulisch will er 2023 sein Abitur machen. Was anschließend kommt, weiß er noch nicht. „Schauen wir mal“, antwortete Kurt Lauer. „Ich gehe aufs Otto-Hahn-Gymnasium in Ludwigsburg.“ Er wohnt im nahen Möglingen, eine knapp 12.000 Einwohner zählende Gemeinde in der Metropolregion Stuttgart. „Ich trainiere viel mit Julian Großkopf“, erzählte Lauer, „das passt schon, auch wenn er im Wettkampf eher die langen Läufe bevorzugt.“ Sein Klubkamerad vom LAZ Ludwigsburg eroberte in der U23 über 10.000 Meter Bronze in 30:33,91 Minuten.

Die beiden Ausdauerleister haben sich viel vorgenommen in den nächsten Wochen. Pliezhausen macht Lust auf mehr. Höchst selbstbewusst, wie es seinem Naturell entspricht, hat Kurt Lauer nach seinem Gold-Coup über 5.000 Meter sogleich weitere Taten angekündigt: „Bei der Karlsruher Laufnacht bin ich dabei!“ Am 21. Mai will er wieder zulangen. 2021 rannte Lauer 9:04,58 Minuten. Diesmal darf es ruhig ein bisschen schneller sein. Am liebsten wäre ihm ein Sub-9-Resultat, womit er das Cali-Ticket sicher hätte.

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