| München 2022

EM Tag 4 | Klosterhalfen verbreitet goldene Magie, Mihambo und Potye gewinnen Silber

Mit ihrem überraschenden Lauf zu 5.000-Meter-Gold hat Konstanze Klosterhalfen einen weiteren stimmungsvollen Leichtathletik-Abend im Münchner Olympiastadion gekrönt. Bei der EM dort gewannen am Donnerstag außerdem Weitspringerin Malaika Mihambo und Hochspringer Tobias Potye jeweils Silber.
Jan-Henner Reitze

Was ist möglich, wenn eine eigentlich an ihrer aktuellen Leistungsfähigkeit zweifelnde Konstanze Klosterhalfen einfach ohne große Erwartungen losrennt und auf eine begeisterte Heimkulisse im Münchner Olympiastadion trifft? Die Antwort: Ein magisches Rennen zu Gold über 5.000 Meter. Nach dem Vorlauf-Aus bei der WM und Platz vier über 10.000 Meter am Montag hatte die Leverkusenerin schon überlegt, ihre zweite Startmöglichkeit bei der EM gar nicht wahrzunehmen. Um noch einmal die Stimmung genießen zu können, trat die 25-Jährige am Donnerstagabend aber doch an.

Und es wurde ein ganz besonderes Rennen. Als 10.000-Meter-Siegerin Yasemin Can (Türkei) das Feld in der Schlussphase mit einer Tempoverschärfung sprengte, konnte die DLV-Athletin mit etwas Abstand folgen, dann wieder aufschließen, 600 Meter vor dem Ziel sogar die Führung übernehmen und davonziehen. Nach 14:50,47 Minuten durften eine überraschte Konstanze Klosterhalfen und das Stadion über Gold jubeln. Es ist ihr erster großer Titel und nach schwierigen Monaten ein Befreiungsschlag. Sie kann es noch.

Yasemin Can sicherte sich diesmal Silber (14:56,91 min) vor Eilish McColgan (Großbritannien; 14:59,34 min), die über 10.000 Meter schon Zweite geworden war. Sara Benfarès (LC Rehlingen) stellte als Elfte in 15:20,94 Minuten eine persönliche Bestleistung auf. Alina Reh (SCC Berlin), die sich schon über 10.000 Meter mit Magenkrämpfen ins Ziel gequält hatte, beendete das Rennen nicht.

Malaika Mihambo diesmal Zweite

Voller Dramatik war auch der Weitsprung-Wettkampf der Frauen, in dem Ivana Vuleta gleich im ersten Versuch 7,06 Meter vorlegte. Malaika Mihambo (LG Kurpfalz) machte sich auf die Jagd nach der Bestweite der Serbin, an der sie im zweiten Durchgang mit 7,03 Metern auch kratzte.

Trotz weiterer starker Sprünge gelang es der Olympiasiegerin und Titelverteidigerin diesmal nicht, die Spitze zu erobern. Nach der Hallen-EM 2021 gehört jetzt eine zweite Silbermedaille zur Sammlung der Weltmeisterin, die nach ihrer erfolgreichen Titelverteidigung in Eugene (USA) eine Corona-Infektion durchgemacht hatte.

Die Britin Jazmin Sawyers flog mit einer Steigerung auf 6,80 Meter im sechsten Versuch noch zu Bronze. Merle Homeier (LG Göttingen; 6,42 m) auf Rang neun fehlten in ihrem ersten großen Finale nur zwei Zentimeter zum Endkampf.

Tobias Potye springt zu Silber

Eine Sprungserie ohne Fehlversuche bis einschließlich 2,27 Meter brachte Tobias Potye (LG Stadtwerke München) seine erste internationale Medaille, ihre Farbe: Silber. 2,30 Meter hatte der 27-Jährige Hochspringer an diesem Abend auch drauf, die Latte fiel aber dreimal. Nur Gianmarco Tamberi (Italien) meisterte diese Höhe und gewann Gold. Bronze ging an Andriy Protsenko (Ukraine; 2,27 m).

Titelverteidiger Mateusz Przbybylko (TSV Bayer 04 Leverkusen) konnte im Kampf ums Podium knapp nicht mitmischen. Mit 2,23 Metern im dritten Versuch wurde er Sechster. Jonas Wagner (Dresdner SC 1898) blieb ohne gültigen Versuch bei der Anfangshöhe von 2,18 Metern.

Nafissatou Thiam rettet Gold, Carolin Schäfer Sechste

Trotz eines für sie schwachen zweiten Tages holte Nafissatou Thiam den Titel im Siebenkampf. Die zweimalige Olympiasiegerin landete im Weitsprung nur bei 6,08 Metern, auch der Speer flog nicht wie gewohnt über 50 Meter (48,89 m). Am Ende reichten 6.628 Punkte um vor der Polin Adrianna Sulek (6.532 Punkte) und Annik Kälin zu bleiben, die mit 6.515 Punkten einen Landesrekord für die Schweiz aufstellte.

Auch bei Carolin Schäfer (Eintracht Frankfurt) lief der Weitsprung (5,82 m) nicht nach Wunsch. Dafür gelangen 50,18 Meter im Speerwurf und unterm Strich mit 6.223 Punkten eine Saisonbestleistung. Die 30-Jährige wurde damit Sechste. Sophie Weißenberg (TSV Bayer 04 Leverkusen) trat wegen einer Erkältung nicht mehr zu den 800 Metern an.

Jakob Ingebrigtsen diesmal von vorn

Bei seinem Sieg über 5.000 Meter am Dienstag hatte sich Titelverteidiger Jakob Ingebrigtsen zu Beginn des Rennens noch zurückgehalten. Im 1.500-Meter-Finale ergriff der Norweger von Anfang an die Initiative und zog in der Schlussrunde endgültig davon. Mit Meisterschaftsrekord von 3:32,76 Minuten ist Doppel-Gold wie schon vor vier Jahren in Berlin perfekt. Der Brite Jake Heyward (3:34,44 min) und der Spanier Mario Garcia (3:34,88 min) folgten auf dem Silber- und Bronzerang.

Hammerwurf-Olympiasieger Wojciech Nowicki (Polen) verteidigte seinen EM-Titel ebenfalls erfolgreich mit einer Weite von 82,00 Metern. Als Zweiter knackte auch Bence Halasz (Ungarn; 80,92 m) die 80-Meter-Marke. Bronze gewann Eivind Henriksen (Norwegen; 79,45 m) vor dem fünfmaligen Weltmeister Paweł Fajdek (Polen; 79,15 m)

Eine Reihe von DLV-Top-Leistungen führen in Finals

In den Vorentscheidungen lieferten eine Reihe von DLV-Athletinnen und -Athleten starke Rennen ab. Alexandra Burghardt (LG Gendorf Wacker Burghausen; 23,05 sec) und Joshua Hartmann (ASV Köln), er sogar mit Bestleistung (20,33 sec), zogen in die 200-Meter-Finals am Freitag (19. August) ein. Nach ihrer Bestzeit im Vorlauf gelang das auch Carolina Krafzik (VfL Sindelfingen) als Zweite ihres Halbfinals (55,29 sec) über 400 Meter Hürden, bei den Männern erreichte Joshua Abuaku (Eintracht Frankfurt; 49,05 sec) den Endlauf.

Ihren Vorlauf über 3.000 Meter Hindernis gewann Lea Meyer (ASV Köln; 9:39,55 min), ins Finale zog auch Elena Burkard (LG farbtex Nordschwarzwald; 9:43,97 min) ein.

Das DLV-Trio im Stabhochsprung der Männer Bo Kanda Lita Baehre (TSV Bayer 04 Leverkusen), Oleg Zernikel (ASV Landau) und Torben Blech (TSV Bayer 04 Leverkusen) hakte geschlossen 5,65 Meter und die Qualifikation erfolgreich ab. Das Speerwurf-Finale der Frauen erreichte Annika Marie Fuchs (SC Potsdam; 59,90 sec).

EM 2022 München

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